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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Geheimnis & Genuss
  2. 2 Alluxity Int One mkII: Klangeindruck

Auch ich kenne nicht alle Musikwiedergabegeräte des Weltmarkts – und habe nicht jedes gehört, das ich namentlich kenne: Vitus Audio beispielsweise ist mir nur als Markenname geläufig, und Alluxity, um deren neuen Vollverstärker Int One mkII (Preis: 8.350 Euro; Vertrieb: www.soreal-audio.de) es hier geht, kannte ich bis dato überhaupt nicht. Und wusste deshalb auch nicht, dass der 28 Jahre alte Sohn von Vitus für diese Marke steht. Somit fällt schon mal ein Problem weg: Ich muss nicht vergessen oder verdrängen, wie gut die väterlichen Konstrukte sind. Solche Vergleiche zwischen Alexander Vitus Mogensen und Hans Ole Vitus werden natürlich gezogen, auch wenn die Geräte des Vaters deutlich teurer sind.

Frühstarter

Alexander Vitus Mogensen wuchs in einer musikalisch geprägten „HiFi-Umgebung“ auf. Seit er denken kann, war er von Lautsprechern und Verstärkern seines Vaters umgeben und kannte „Keith don’t go“ von Nils Lofgren schon in- und auswendig, bevor er den Titel aussprechen oder gar schreiben konnte. Im Grunde blieben ihm da nur zwei Möglichkeiten: etwas ganz anderes zu tun oder dasselbe wie sein Vater. Er entschied sich für Letzteres und schlug diesen Weg schon früh ein, bereits mit 13 Jahren arbeitete er für Daddy. Wie er süffisant bemerkte, gilt das ab diesem Alter in Dänemark nicht mehr als Kinderarbeit.

Alexander wurde in alle Aspekte der Produktion eingeführt und lernte Stück für Stück, wie man eine Highend-Audio-Firma führt. Seine Hauptarbeit bestand vor allem aus Löten, auch von SMD-Bauteilen, was von Hand eine echte Qual ist. Kein Wunder, dass eine seiner ersten Amtshandlungen nach Gründung von Alluxity war, diese Arbeiten an Maschinen zu delegieren. Er investierte in einen entsprechenden Bestückungs- und Löt-Automaten, um auf höchstem Qualitätsniveau produzieren zu können. Zusammen mit jeder Menge SMD-Bauteilen ermöglicht ihm das eine große Fertigungstiefe bei geringer Serienstreuung samt einfacher Lagerhaltung. (Weitergehend an Produktionstechnik Interessierten empfehle ich seinen Beitrag auf monoandstereo.)

Nordisches Design und moderne Konstruktion

Auffällig am Alluxity-Amp ist neben dem Klang, auf den ich noch zu sprechen komme, das zeitlos-schöne, typisch skandinavische Design. Der Wunsch, auch moderne, anspruchsvolle Wohnsituationen auszustatten, führte zu einem sehr flachen, edel gestalteten Gehäuse. Wenn Sie sich die Website von Alluxity anschauen, könnten Sie fast den Eindruck bekommen, es handle sich um einen Möbeldesigner mit schickem HiFi als Deko – nicht um einen Highend-Hersteller.

Das recht flache Gehäuse des Alluxity Int One mkII wird aus dem Vollen gefräst

Das recht flache Gehäuse des Alluxity Int One mkII wird aus dem Vollen gefräst

Die flache Bauform des Vollverstärkers hat Mogensen viel Hirnschmalz gekostet, soll sie doch das Wesentliche der Technik seiner Vor- und Endstufen auf halber Fläche aufnehmen. Das Gehäuse des Int One mkII wird aus einem Vollaluminiumblock hergestellt, dabei wird ein „Labyrinth“ ins Innere gefräst, in das er seine service- und upgradefreundlichen Schaltungsmodule einsetzt. Das symmetrische Layout sieht sehr aufgeräumt und übersichtlich aus und bietet gleichzeitig eine sehr gute Abschirmung. Kanalgetrennte Ringkerntrafos ließen sich allerdings nicht mehr unterbringen.

Diskretion statt Technik

Falls Sie der Ingenieurstyp sind und sich auf technische Details freuen, muss ich Sie enttäuschen. Alexander meinte am Telefon trocken: „I don’t discuss technical details.“ Ich habe auf verschiedene Arten versucht, ihm doch noch etwas zu entlocken, weil ich schon der Meinung bin, dass wir zumindest ein wenig in die Lage versetzt werden sollten, nachvollziehen zu können, was zum klanglichen Ergebnis dieses Verstärkers führt. Aber da war nichts zu machen. Ist das nun Angst davor, kopiert zu werden oder Arroganz frei nach dem Motto: „Sollen sie doch schreiben, was sie wollen.“ Schwer zu sagen.

Im Innern des Alluxity Int One mkII geht's aufgeräumt zu

Im Innern des Alluxity Int One mkII geht es aufgeräumt zu

Wie dem auch sein, gewisse Basisinformationen kann ich trotzdem liefern: Grundsätzlich handelt es sich beim Alluxity Int One mkII um einen in klanglich relevanten Bereichen diskret aufgebauten Transistorverstärker mit vielen SMD-Bauteilen, die Mogensen nicht zuletzt wegen der durch sie möglichen kurzen Signalwege schätzt. Die Endtransistoren stammen von Sanken und die ersten paar Watt spielt der Alluxity Int One mkII in Class-A. Das spürt man auch, denn der Kollege wird ziemlich warm, das gesamte Verstärkergehäuse wird zur Kühlung genutzt.

Grundsätzlich ist der Alluxity Int One mkII aber ein konventioneller Class-A/B-Transistorverstärker, der statt auf Über-Alles-Gegenkopplung auf lokale Feedbackschleifen setzt. Den Ringkerntrafo lässt Mogensen eigens für sich fertigen, er soll einen „weichen Aspekt“ in den Klang bringen – diese Formulierung war mir neu. Dem Netzteil misst er große Bedeutung bei und meint, es lasse den Alluxity Int One mkII wie einen V12-Motor schnurren oder wie einen Nachmittag im SPA klingen – und genau das möchte er: Verstärker bauen, die durch nichts vom genussvollen Musikhören ablenken.

Als Schnittstellenwunder geht der Alluxity Int One mkII nicht gerade durch: Er besitzt fünf Hochpegeleingänge, davon zwei symmetrische. Die Qualität der Buchsen ist hervorragend

Als Schnittstellenwunder geht der Alluxity Int One mkII nicht gerade durch: Er besitzt fünf Hochpegeleingänge, davon zwei symmetrische. Die Qualität der Buchsen ist hervorragend. Die RJ45-Schnittstelle ist ausschließlich für Firmware-Updates vorgesehen

Der ursprüngliche Alluxity Int One war schon ein sehr gut beleumundeter Aufschlag der jungen Firma. Der begrenzte Platz im Gerät ließ keine radikale Neuschöpfung zu, also hat Mogensen für den Int One mkII nur die diskrete Vorstufensektion neu gestaltet. Sie ist jetzt – wie der gesamte Verstärker – vollsymmetrisch aufgebaut, wodurch sich sowohl Gain als auch Bandbreite erhöhen.

Die Bedienung erfolgt lifestylekonform über ein frontseitiges Touchpad - oder per Fernbedienung

Die Bedienung erfolgt lifestylekonform über ein frontseitiges Touchpad – oder per Fernbedienung

Die Lautstärke lässt sich mit über Relais geschaltete Widerstände von -79 dB bis +13 dB regeln. Das ist ein 50 % größerer Regelbereich als beim Vorgänger. Zu Beginn nimmt die Lautstärke übrigens nur dezent zu, erst nach circa 50 % des Regelbereichs wird es deutlich hörbar lauter. Die Bedienung erfolgt lifestylekonform über ein frontseitiges Touchpad oder eine beigelegte Apple-Fernbedienung. Weniger lifestylig ist das Anschlussfeld: Es gibt fünf Hochpegeleingänge, drei Cinch- und zwei XLR-Inputs. Und das war’s auch schon. Kein Streaming, kein Digitalinput, kein Bluetooth. Die Qualität der Buchsen ist allerdings exzellent, die Bedienung narrensicher.

Alluxity Int One mkII: Klangeindruck

Was schon durch die dürren technischen Angaben klar geworden ist: Ich kann das hinter dem Klang stehende Geheimnis des Alluxity Int One mkII nicht wirklich lüften. Man muss ihn wie Kaspar Hauser oder ein edles Fundstück so annehmen, wie er sich uns darbietet. Und diese Darbietung ist nichts weniger als sensationell.

Alluxity Int One mkII - Logo

Einordnung und Vergleiche

Ja, ich weiß, immer diese Lobeshymnen, aber was soll ich machen? Mir ist in den Jahrzehnten meiner Beschäftigung mit Audio und HiFi selten ein Verstärker begegnet, der mich derart begeistert hat. Erinnern Sie sich vielleicht an die Krell-Vollverstärker früherer Tage? Mir ist vor allem deren fast schon monströser Bass in Erinnerung geblieben. Oder bestimmte McIntosh-Verstärker, die im übertragenen Sinn wie Bodybuilder vor lauter Kraft nicht laufen konnten. Am anderen Ende der Skala gab es zum Beispiel einen Musical Fidelity A1, der sehr schön spielen konnte, dem aber schnell die Luft ausging und der dann in Schönheit dynamisch absoff. Der Alluxity Int One mkII scheint mir dagegen Feinsinn mit Kraft so zu verbinden, dass er in jeder Situation Spaß macht. In Verlegenheit konnte ich ihn jedenfalls nicht bringen.

Die Lautsprecherterminals des Alluxity-Vollverstärkers stammen von Furutech

Die Lautsprecherterminals des Alluxity-Vollverstärkers stammen von Furutech

Aus der Transistorwelt habe ich ihn direkt mit meinem Lavardin ISx Reference verglichen, was nicht ganz fair ist, da der nur etwa die Hälfte kostet und nur ein Viertel der Leistung des Alluxity Int One mkII (die bei 200 Watt an 8 Ohm liegt) bietet. Und doch sind sich die beiden klanglich ähnlicher, als man denken mag. Eigen ist ihnen eine geschmeidige Wiedergabe, die an sehr gute Röhrenamps erinnert. Insgesamt bietet der Alluxity Int One mkII aber doch deutlich mehr Kontrolle, das Gesamtbild gerät fokussierter, die Ränder der Bühne sind scharf wie bei einem besonders gut ausgeleuchteten Foto.

Und dann musste er auch gegen meine Air-Tight-Komponenten (ATC-1-Vorstufe und ATM-4-Endstufe) antreten. Deren Neupreise liegen jeweils etwa 50 % über dem des Int One mkII. In den Mitten und Höhen kommen sich diese beiden Welten – also Transistor und Röhre – erstaunlich nahe, im Bass gehen die Signaturen aber auseinander. Beide reichen zwar tief hinunter, spielen schnell und farbig. Doch während die Air Tights den Bass etwas weicher, mit etwas weniger Nachdruck wiedergeben, gibt ihm der Alluxity einen festeren Rahmen, was zu einem etwas strammeren, durchgezeichneteren Eindruck führt.

RCA-Buchsen des Alluxity Int One mkII

Insgesamt löst der „integrierte Verstärker“ Alluxity Int One mkII klanglich tatsächlich das ein, was er verspricht: er integriert. Er gibt sich sehr homogen und minimal wärmer – aber sein Klangcharakter ist weder hell noch dunkel und damit landet er sozusagen auf der freundlichen Seite von „neutral“. Wie eine Großkatze oder der schon angesprochene 12-Zylinder lauert er auf die Aufgaben, die auf ihn zukommen. Kommt ein fetter Bassimpuls, gibt er ihn ohne Verzögerung oder Verrundung weiter. Tritt eine Frauenstimmen auf den Plan, zeigt er ihre Nuancen von seidenweich über rau bis schrill. Höre ich hochtonreiche Musik, bekomme ich Details bis zum Abwinken. Uff, klingt nach ein bisschen viel? Dann will ich mal konkreter werden.

Abgriffe des Ringkerntrafos des Alluxity

Sanfte Töne

Cat Stevens Tea for the TillermannDer „Gentle Giant,“ wie Alexander Vitus Mogensen seinen Verstärker nennt, kommt nie außer Atem und hat einen sanften, unaufdringlichen Grundcharakter. Als ich meiner Liebsten die ersten Takte Musik mit dem Alluxity Int One mkII vorspielte, konnte sie wie ich kaum glauben, was wir da zu hören bekamen. Das klang so anders, so besonders. Extrem sanft und weich, aber nie schlaff tropften die Töne von Cat Stevens „Wild World“ (Album: Tea for the Tillermann) wie aus einer Rainshower-Dusche auf unsere Ohren. Kennen Sie das, wenn Sie mit kalkfreiem Wasser duschen und jeder Tropfen butterweich und doch konkret auf ihren Körper trifft, sodass Sie gar nicht mehr unter der Dusche hervorkommen möchten? Ganz klar, der Alluxity Int One mkII spielt eher auf der wärmeren, freundlichen Seite der Tonalität, bietet dabei aber eine hohe Transparenz, worauf ich noch zu sprechen komme. Harsche Töne werden Sie von ihm nur vernehmen, wenn die Aufnahme sie hergibt.

Alluxity Int One mkII, perspektivisch

Raumgleiter

Ich habe eben vom Rainshower-Gefühl gesprochen. Wie lässt sich das klanglich greifen? Nehmen wir „Miles from Nowhere“ vom selben Cat Stevens-Album. Ganz im Ernst, ich habe noch nie einen Verstärker erlebt, der mir so sehr das Gefühl gegeben hat, ich höre den Musikern im Studio zu. Sogar als ich um die Ecke in ein anderes Zimmer gehe, hört es sich so an, als wäre mein Wohnzimmer das Studio und ich könnte aus allen Perspektiven hineinhören: irre. Und nein, ich rauche keine psychedelischen Substanzen.

Shelly Mannes DaktariShelly Mannes im wahrsten Wortsinn wundervoller Soundtrack zu „Daktari“ (auf Amazon anhören) führt mich in meine Kindheit zurück, in der ich absoluter Fan der Serie war. Was der Geräuschemacher im Studio an Effekten in die Musik zauberte, um den Dschungel aufleben zu lassen, wird bei mir zur authentischen, 3D-haften und schier unendlichen Realität: Lässig wandern Löwen am imaginären Horizont in meinem Wohnzimmer auf und ab, fliegen Vögel auf und preschen Gnu-Herden davon, um ihrem Jäger zu entgehen. Selten hat mir ein Verstärker ein derart plastisches Bühnenbild vermittelt, das gleichzeitig so weitläufig ist. Die Musik löst sich vollkommen von den Lautsprechern ab und so entsteht ein Erlebnis, das nicht mehr wie eine Reproduktion, sondern wie eine neue, glaubhafte Realität wirkt. Dabei sind Instrumente im Raum klar definiert, plastisch ausgeformt und mit viel Luft großzügig angeordnet.

Mittenmagie

Dino Saluzzi Anthony Cox David Friedman RiosDer Alluxity Int One mkII liefert eine reiche Klangfarbenpalette, die einem das Musikhören zur Freude macht. Nehmen wir das Zusammentreffen von Dino Saluzzi, Anthony Cox und David Friedman (Album: Rios; auf Amazon anhören). Wie strahlt diese Musik in herrlichem Glanz, wie durch ein frisch geputztes Fenster gehört. Wenn David Friedmans Vibraphonschlägel auf die Metallplatten treffen, wirkt es als könnte ich hinfassen, so plastisch und organisch kommt das rüber. Dabei klingt es butterweich, aber null verrundet, sondern klar und fest umrissen. Donald Byrd ist einer der großartigsten Trompeter der Jazzgeschichte, das wird mir wieder durch eines der fantastischen Reissues vom französischen Label Sam Records klar (Album: Parisian Thoroughfare). Die Platte kann ich mit dem Alluxity Int One mkII im Hintergrund laufen lassen und bekomme trotzdem sämtliche Informationen lässig serviert. Strahlend schön, immer differenziert, ohne die geringste Erbsenzählerei, wenn Sie verstehen, was ich meine. Gerade sein unaufdringlicher und doch vollkommen ausgeleuchteter Hochtonbereich macht das möglich.

Rüchseite des Alluxity Int One mk2

Obacht: Dynamik!

Sie könnten nun denken, der Alluxity Int One mkII kann nur schön, weich oder sanft. Vergessen Sie’s, er reagiert mühelos und souverän auf fein- wie grobdynamische Attacken und bildet das ab, was die Aufnahme hergibt.

Led Zeppelin Led Zeppelin IIZum Beweis lege ich Led Zeppelin auf (Album: Led Zeppelin II; auf Amazon anhören) und lasse „Whole Lotta Love“ im besten Wortsinn krachen. Das ist keine audiophile Aufnahme und genau so muss das auch klingen: hart, dreckig, erdig, sexy. Den legendären Schlagzeugeinsatz von John Bonham nach dem verspielten Intermezzo erwarte ich mit angehaltenem Atem. Und ich werde nicht enttäuscht. Bonhams gnadenlose Trommelschläge und das großartige Gitarrensolo werden vom Alluxity Int One mkII in den Raum gepfeffert, dass es wirklich eine Freude ist. Null verrundet, rasiermesserscharf und dynamisch auf die Zwölf. Auch seine Fähigkeit, tief in den Basskeller hinabzusteigen, kann man hier nachprüfen. Und weil’s so schön ist, schiebe ich von Led Zeppelin noch „Stairway to Heaven“ (Album: Led Zeppelin IV) nach und versinke in der vielleicht schönsten Ballade der Rockgeschichte. Was für eine grandiose Genussmaschine!

Billboard
Moon / Simaudio

Test: Alluxity Int One mkII | Vollverstärker

  1. 1 Geheimnis & Genuss
  2. 2 Alluxity Int One mkII: Klangeindruck

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