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Musik-Rezension: CD Relax Compilation

Inhaltsverzeichnis

  1. 5 Musik-Rezension: CD Relax Compilation

Zwiegespalten: Relax krankt an der eigenen Ambition

Regelmäßige Leser meiner Kolumne ahnen es vielleicht schon: Ich bin ein Compilation-Freak.

Relax

Ein Mixtape-Mädchen, das ihre Freunde gern mit ganz persönlichen, dem jeweiligen Beziehungsaggregatzustand entsprechenden Musikzusammenstellungen erfreut (und bei Gelegenheit auch gern mit dem passenden Gegenstück beschenkt wird). Im Auf und Ab der Jahrzehnte kommt da einiges zusammen. Darum weiß ich: nichts geht über die Selbstgemachten!

Umso beglückender ist es da, wenn einem eine ‚Fertige‘ in die Hände fällt, von der man glaubt, sie selbst nicht viel besser hätte machen zu können. Als ich nämlich Relax zum allerersten Mal zwischen die Finger bekam, dachte ich, mir müssten gleich die Augen übergehen! Das Line-up eine einzige Aufstellung meiner persönlichen – ja, auch uns Musikwissenschaftlern müssen Vorlieben und Abneigungen zugestanden werden; objektive Kritik ist ohnehin nur Fiktion einiger naiv-idealistischer Intellektueller! – Lieblingssongs: Massive Attack’s Karmokoma, Nina Simone’s Feeling Good in meinem absolut favorisierten Joe Claussel-Mix, Micky Green’s Oh! … und dann auch noch weiniger bekannte Songs so toller Künstler wie Amy Winehouse, Morcheeba, Air, Tricky, Portishead, Lamb, Everything But The Girl, Goldfrapp, Velvet Underground, Schiller …

Ob es sich bei dieser Zusammenstellung tatsächlich, wie von Major Universal gepriesen, um „die besten Chillout Tracks“ handelt, nun, das sei dahingestellt; manche Songs auf der Doppel-CD sind fast zu schade, um als Chillout abgetan zu werden, und dennoch: Relax ist auf den ersten Blick ein Album, welches ich so oder zumindest sehr ähnlich gern selbst zusammengestellt hätte.

Beim Hören komme ich erst einmal nicht über Terry Calliers Dancing Girl hinaus, das in bester A-B-A-Manier aus alten Funk- und Blaxploitation-Zeiten à la Isaac Hayes und Curtis Mayfield alles auffährt, was damals so dazugehörte, grollend rollende Bässe, vertrackten Chorus-Gesang, die volle Streicherdröhnung und einen Rhythmus, den wir heute nur noch als ‚Rare Groove‘ kennen. Das läuft erst einmal einige Tage auf Heavy Rotation. Bis dahin – wir reden von CD 1, Track 7 – ist Relax toll.

Terry Callier

Beim Weiterhören stellt sich allerdings heraus, dass der Einstieg recht unglücklich gewählt ist; denn eine CD, die mit dem absoluten Über-Song Karmakoma beginnt, weckt eine ins fast schon Unermessliche laufende Erwartungshaltung: Was kann danach wohl noch kommen, ohne dass die Qualität steil abfällt? Und tatsächlich erweist sich der selbstgesetzte Anspruch als zu hoch. Relax enthält leider auch einige Stücke, die so gar nicht zu den vorgenannten Perlen passen. Die so vielversprechende Doppelscheibe verkommt mithin zu einer bloßen Werkschau von Universal. So etwas passiert, wenn man einer möglichst breiten Masse von Hörern gerecht werden will! Möchte ich einen Überblick über die Label-Releases haben, kann ich mir den aber auf andere Weise besorgen.

Trotzdem Kaufen? Ja, wenn Sie Barbesitzer und zu faul sind, eine eigene Compilation zusammenzustellen, denn Relax bietet für jeden etwas: 60er, 80er und aktuelle Chartplazierungen. Im Zeitalter vom iPod-Shuffle-Modus sollte das allerdings unnötig sein.

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