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Vielleicht sollte man einfach viel öfter in Konzerte gehen. Sind sie noch dazu so leicht erreichbar wie im Rahmen der Berlin Music Week, wäre es nahezu sträflich, es nicht zu tun. Die Berlin Music Week präsentiert ihre Showcases wie ein gigantisches Klangbuffet, man kann hiervon etwas kosten, davon etwas schlemmen und auch dort kurz nippen. Wenn etwas nicht gefällt, geht man einfach weiter, wenn etwas in den Bann zieht, bleibt man länger. Alles ist fußläufig erreichbar, und wer ermüdet oder den Weg vom Postbahnhof zur Arena und umgekehrt scheut, lässt sich auf die Liste des Shuttle-Services setzen. Auf meiner Entdeckungstour kombiniere ich beides, während ich auf den einen oder anderen Bekannten stoße. So etwa tritt in der Reihe „m4music at Postbahnhof“ – einer Art Best-Of des vom Migros-Genossenschafts-Bund getragenen Schweizer Popmusikfestivals m4music – Anna Aaron auf, bei „The Great Escape – Europe’s Leading Festival For New Music“ spielen Amatorski, und bei „Chimperator presents: Monkey Business“ kann man eine Antwort darauf finden, ob Elenka wirklich so klingt wie Dillon auf Deutsch – immerhin eine der am heißesten diskutierten Fragen unter den Konzertgängern.
Tagsüber lässt sich auf der Dachterrasse des Postbahnhofs das überraschend strahlende Spätsommerwetter bei Kürbiscurry und Quiche genießen. Wem der Sinn nach weiteren schnellkulinarischen Genüssen jenseits von Bratwurst & Co. steht, wird aber auch an anderen Stellen fündig, wobei Wraps aller Art die Hitliste anführen. Vor dem Glashaus gibt‘s den Blick auf die Spree gratis dazu – und auf einige Mutige, die den Pool des Badeschiffs nutzen. Vielleicht die letzte Gelegenheit in diesem Jahr, denn Ende September schließt er für Umbauarbeiten. Ich bleibe ohnehin lieber im Standbereich, sitze aber dennoch nicht auf dem Trockenen, ist doch die Strandbar weit geöffnet und spuckt in gewünschter Zeitfolge einen Gin Tonic nach dem anderen aus.
… womöglich Boman zuhören
Im Liegestuhl sitzen und mit einem Drink in der Hand auf die Spree starren sollte man vielleicht auch öfter machen. Die diesjährige Berlin Music Week bietet dazu jedenfalls viel Gelegenheit, hat sie doch ganz schön nahe am Wasser gebaut: Das gilt nicht nur für das Arena-Gelände mit Glashaus und Badeschiff, sondern auch den kreuzbergseitig gelegenen Fluxbau, von wo aus sogar ein eigens gechartertes Shuttle-Boot die feierwütige Meute ans andere Ufer zur o2-World übersetzt und auf der Fahrt einen Blick auf die liebevoll restaurierten Kontorhäuser bietet, die sich vor ihren ehrwürdigen Hamburger Kollegen nicht verstecken müssen. Clubhopping mal anders.
Ich aber bleibe erst einmal noch ein bisschen im sonnigen Postbahnhof und nehme den B2B Product Market unter die Lupe. Neben der netten Idee eines Real-Life-Filesharing-Regals (jeder, der hier ein Vinyl einstellt, kann ein anderes entnehmen), finden sich hier vor allem Medienhersteller wie MPO, welche Presswerk, Verpackungsgestaltung und anderes mehr aus einer Hand anbieten, aber auch die Repräsentanten anderer Festivals, beispielsweise vom drei Wochen nach der Berlin Music Week stattfindenden Popfest Berlin, deren Künstler – in diesem Falle: Woog Riots – man hier meeten und greeten kann, während der Berliner ID Verlag seine jüngste Buchveröffentlichung Umherschweifende Produzenten präsentiert, die allein ob des grandiosen Titels besonderer Erwähnung wert ist.
Natürlich fehlt auch der Streamingdienst WiMP auf dem B2B Product Market ebenso wenig wie die Berlin Music Commission, Herausgeberin der alljährlichen Listen To Berlin-Compilation. Auf dem 2014er-Querschnitt durch die Berliner Musiklandschaft sind unter anderem Holler My Dear zu hören, die uns schon Anfang des Jahres begeistert haben.
Atmosphärisch: Der kreuzbergseitige Fluxbau
Event: Berlin Music Week 2014