Demnächst im Test:

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Audio Analogue

Die „JahresausKLANG“ genannte Veranstaltung, die der im niederrheinischen Korschenbroich (ausgesprochen: Korschenbrooch) ansässige Vertrieb IAD zusammen mit CM-Audio auf die Beine gestellt hat, ist ein schönes Beispiel dafür, dass in der HiFi-Szene nicht nur harte Konkurrenz herrscht, sondern dass es auch gut funktionierende Kooperationen gibt.

CM-Audio (www.cm-audio.net) bedient einerseits die HiFi-Kundschaft direkt und bietet ihr die Möglichkeit, sich die Objekte ihrer Begierde kostenlos und unverbindlich als Testpaket nach Hause liefern zu lassen, frei nach dem Motto: „Nur zu Hause klingt wie zu Hause!“ Zum anderen vertreibt CM-Audio Marken wie Antipodes Audio aus Neuseeland, Lab 12 und Ideon Audio aus Griechenland oder Merason aus der Schweiz und versorgt damit deutschlandweit ausgewählte Fachhändler. Die IAD wiederum distribuiert viele bekannte HiFi-Marken über den deutschen Fachhandel, wie zum Beispiel Audiolab, Lumin, Luxman, Mission, Quad, Soulnote oder Wilson Benesch, um die vermutlich bekanntesten zu nennen. Neben dem klassischen Vertriebsweg bietet das Unternehmen auch einen Onlineshop: www.audiolust.de.

Besagter „JahresausKLANG“ fand am Neusser Standort von CM-Audio, im Hörstudio von Torsten Fink – neben Markus Flöter der zweite „Macher“ von CM-Audio – statt. Hier gaben sich Eigentümer und Mitarbeiter befreundeter Hersteller, Vertriebe und Händler sowie Vertreter der Presse ein Stelldichein. Da die Veranstaltung ihrem Namen natürlich gerecht werden sollte, wartete ein spannendes Hörprogramm auf die Anwesenden.

Der erste (kurze) Akt: Wilson Benesch, Luxman und AMG

Der Luxman-Vollverstärker L-595A SE

Der Luxman L-595A SE besorgte im ersten Setup die Verstärkung

Den Auftakt machte Gastgeber IAD: Dafür liefen sich die „Kompaktlautsprecher“ Wilson Benesch Endeavour 3zero (50.890 Euro!) am Luxman-Vollverstärker L-595A SE (12.595 Euro) warm, während ein Lab 12 Gordian den Strom sauber aufbereitete.

Der Lautsprecher Wilson Benesch Endeavour 3zero

Wilson Benesch Endeavour 3zero: Kompakter Lautsprecher mit ziemlich ausladendem Preisschild

Die Endeavour 3zero strotzen nur so vor technischen Innovationen – zum Beispiel mit Gehäusen aus einem speziellen Biokomposit mit viskoelastischen Oberflächen und 13 Millimeter dicken Stahlverankerungen, zu nennen sind auch die Hochtöner mit ihren 25-mm-Hybrid-Seiden-Carbon-Kalotten – und sind allein schon optisch eine Show. Auch der L-595A SE ist sehr interessant, schließlich gehört Luxman zu den traditionsreichen japanischen Audiomarken. Und die kleine Sensation: Zum ersten Mal stehe ich in den Räumen der Digital-Spezialisten CM-Audio vor einer analogen Quelle! Ein AMG Viella Forte (24.725 Euro) sorgt für das musikalische Programm.

Der Plattenspieler AMG Viella Forte

Ein AMG Viella Forte sorgt für das musikalische Programm …

Doch leider, ich gebe es zu, komme ich im allgemeinen „Meet and Greet“-Trubel gar nicht dazu, mir einen hinreichend genauen Eindruck vom Klang dieser Anlage zu verschaffen. Das werde ich aber definitiv bei Gelegenheit nachholen, in Ruhe und mit einer Flasche Wein in angenehmer Gesellschaft von Torsten Fink …

Die Lyravox-Antipodes-Kette

Nachdem wieder etwas Ruhe eingekehrt ist, geht‘s gleich zur nächsten Highend-Anlage. Aus Hamburg ist Jens Wietschorke, Chefentwickler von Lyravox (https://lyravox.com/), angereist, um das bei CM-Audio stehende Lyravox-Spitzenmodell Karl II, hier in der „Diamant“-Ausführung mit den entsprechenden Hochtönern von Accuton (62.800 Euro), vorzuführen und die technischen Besonderheiten zu erklären.

Jens Wietschorke, Chefentwickler von Lyravox, stellte in Neuss „Karl II“ vor, das Flaggschiff der Hamburger Manufaktur

Jens Wietschorke, Chefentwickler von Lyravox, und sein großer Lautsprecher „Karl II“

Aus Überzeugung baut Lyravox ausschließlich Aktivlautsprecher. Moderne Class-D-Endstufen sorgen für üppige Leistungsreserven bei geringem Stromverbrauch und die eingebauten DSP ermöglichen es, die Lautsprecher an den Hörraum anzupassen. Die Lyravox-Macher – Götz von Laffert und Jens Wietschorke – sind ausgeprägte Realisten: Beide gehen zu recht davon aus, dass die meisten Lautsprecher weder in einer akustisch optimalen Umgebung spielen noch so aufgestellt werden können, dass sie ihr maximales Klangpotenzial zur Entfaltung bringen. Um trotzdem das klangliche Mögliche zu realisieren, werden Lyravox-Lautsprecher individuell auf die jeweilige Hörsituation eingemessen und nach Gehör abgestimmt. Dabei können auf Wunsch bis zu drei Klangprofile abgespeichert werden, zum Beispiel für verschiedene Musikrichtungen oder Profile zum leise und normal hören sowie für Party-Pegel.

Zunächst gibt’s was zu hören: Die Karl II beeindrucken mit einer sensationellen Auflösung, höchster Dynamik und gewaltigen Pegelreserven. Nach diesem souveränen Beweis, dass die Lyravox Karl II den großen Vorführraum bei CM-Audio völlig selbstverständlich mit hohen Pegeln versorgen können, geht es „zivilisierter“ zu. Und ja, auch bei normaler Lautstärke zeigen die Karl, was moderne Aktivlautsprecher zu leisten imstande sind. Dieses Niveau an Präzision und Detailwiedergabe schaffen wirklich nur wenige Highend-Systeme. Zum überwältigenden Klangerlebnis trägt sicher auch die Bühnenabbildung bei, die den Lyravox-Spitzenmodellen sehr groß, breit und tief gelingt. Mir ist das teilweise fast schon zu viel.

Lautsprecher Lyravox Karl II und Musikserver Antipodes Oladra

Highendiger Minimalismus: Aktivlautsprecher Lyravox Karl II am Musikserver Antipodes Oladra

Zwischendurch gibt Herr Wietschorke immer wieder Einblicke in die konstruktiven Besonderheiten der Lautsprecher. Die breite Schallwand optimiere das Abstrahlverhalten im Mittelhochton, so der Lyravox-Entwickler, während die drei Chassis, die die unteren Mitten und den oberen Bassbereich verantworten, das gleiche Ziel durch ihre Anordnung unterstützten. Auch mit der Positionierung des 12-Zoll-Basswoofers auf der Rückseite des Lautsprechers hat es natürlich seine Bewandtnis: Der große Konus sitze dort, damit er im Zusammenspiel mit dem Raum und einem nicht allzu so großen Abstand zur Rückwand in einer idealen Phasenlage mit den übrigen Chassis spiele, so Wietschorke. Schließlich verrät der Lyravox-Entwickler noch, dass er an neuen, noch größeren Topmodellen arbeite. Kaum auszumalen, was da auf uns zukommt …

Der Musikserver Antipodes Oladra

Der Antipodes Audio Oladra ist der Top-Musikserver der Neuseeländer Digitalspezialisten

Bei solch einem hochwertigen Lautsprecher kommt als digitaler Zuspieler natürlich nicht „irgendwas“ infrage – sondern der Antipodes Oladra G4 (31.650 Euro), der die Funktionen von Musikserver, Musikplayer und Reclocker in einem Gerät auf höchstem Niveau vereinen soll; der audiophile Switch Silent Angel Bonn NX (3.499 Euro) sorgt für die Verbindung des Ganzen mit dem Netzwerk des Hauses.

Die Quer-durch-Europa-Anlage: Ideon Audio, Merason, Lab 12 und Wilson Benesch

Nach einer angeregten Frage- und Diskussionsrunde und kleinen Pause geht es weiter: Im Zentrum der dritten und letzten Vorführung steht die schweizerische Marke Merason, deren Erstlingswerk, der DAC-1, im fairaudio-Test schon überzeugen konnte.

Daniel Frauchiger, Chef und Entwickler von Merason

Daniel Frauchiger, Inhaber und Entwickler von Merason, stellte in Neuss eine so ungewöhnlich kombinierte wie klangvolle Anlage vor

Daniel Frauchiger, Chef und Entwickler in Personalunion, ist eigens aus Bangerten bei Worb in der Schweiz angereist, um den neuen DAC-1 MKII (7.960 Euro) vorzustellen und zu erläutern, an welchen Punkten der Flaggschiff-Wandler wesentliche Überarbeitungen erfahren habe: Ein neues, optimiertes Platinen-Layout gehört ebenso dazu wie der verstärkte Einsatz von SMD-Bauteilen, ein neues Montageverfahren für die Transistoren, das eine noch höhere thermische Stabilität und damit eine geringere Drift der Arbeitspunkte gewährleisten soll, sowie ein neues Gehäuse, das dem D/A-Wandler ein hochwertiges Aussehen verleiht.

Der D/A-Wandler Merason DAC-1 Mk2

Der Merason DAC-1 Mk2 ist der Flaggschiff-D/A-Wandler der Schweizer

Herr Frauchiger wird nie müde zu betonen, dass die ganze Technik kein Selbstzweck sei, sondern dass es ihm vor allem darauf ankomme, Geräte zu bauen, die die Musik so wiedergeben, dass sie die Menschen berührt. Entsprechend kurz fiel sein technischer Vortrag aus – und es ging ans Hören.

Von links nach rechts: Ideon Audio, Lab 12, Merason

Ungewöhnlich kombiniert: Links Ideon Audio Absolute Stream und Absolute Time Signature, die den Merason DAC-1 MKII (rechts) mit Daten versorgen – der dem Röhrenvollverstärker Lab 12 Integre 4 MK2 (Bildmitte) das gewandelte Signal bereitstellt

Die Zusammenstellung der Wiedergabekette wirkt etwas …, sagen wir: eigensinnig. Die digitalen Musikdaten bekommt der Merason DAC-1 MKII nämlich vom Ideon Absolute Stream (20.400 Euro) und dem Ideon-Absolute-Time-Signature-Signalaufbereiter (22.500 Euro) zugespielt. Will sagen, die Zuspieler sind fünf Mal (!) teurer als der DAC. Auf der analogen Seite der Wiedergabekette steht ein Paar Wilson Benesch P3.0 (27.480 Euro) im Raum, die Verstärkung übernimmt ein Röhrenverstärker von Lab 12, der Integre 4 MK2. Eine mutige Entscheidung, denn dieser (von uns ebenfalls schon getestete) Verstärker ist das mit Abstand preiswerteste Gerät dieser Kette (5.930 Euro) – abgesehen von einem Lab 12 Gordian, der auch hier für den sauberen Strom verantwortlich ist.

Ideon Absolute Stream und dem Ideon-Absolute-Time-Signature-Reclocker

Ideon Absolute Stream und dem Ideon-Absolute-Time-Signature-Reclocker gehören der Toplinie der griechischen Digitalspezialisten an

Die Anlage besitzt einen völlig anderen Klangcharakter als das Lyravox-Setup. Weniger groß und raumfüllend, dafür auf eine ganz eigene Art konkret, ich möchte fast sagen: konziser. Sicher prägt der Röhrenverstärker mit seinen vier KT-170-Leistungsröhren der Wiedergabe eine gewisse Signatur auf. Aber das wirkt in diesem Fall unglaublich stimmig. Während mir die Lyravox-Anlage den Klang quasi entgegenbringt, saugt mich die „Merason-Kette“ förmlich ins Klanggeschehen hinein. Die Ansprache ist weniger frontal-mitreißend, dafür sehr emotional und berührend. Bei ebenfalls beeindruckenden dynamischen Talenten wirkt die Abbildung kleiner, die Größe von Sängern und Instrumenten kommt mir persönlich aber authentisch(er) vor.

Der Röhrenvollverstärker Lab 12 Integre 4 MK2

Der Röhrenvollverstärker Lab 12 Integre 4 MK2 war schon mal zu Gast bei fairaudio

Dem Zauber dieser Anlage konnten sich jedenfalls nur wenige entziehen. Der Raum füllte sich zunehmend mit Zuhörern und die Playlist mit den Wünschen des Publikums. Auf Wunsch des Autors gab es dann noch einen kleinen Klangvergleich zwischen dem Merason DAC-1 MKII und dem neuen „Mittelklasse“-Modell von Merason, dem Reuss.

Der D/A-Wandler Merason Reuss

Der D/A-Wandler Merason Reuss ist das mittlere Modelle der Schweizer Marke

Der Merason Reuss (4.900 Euro) liegt preislich in der Mitte zwischen dem Spitzenmodell DAC-1, das in der MKII-Version teurer geworden ist, und der Einstiegsofferte Frérot (1.350 Euro). Tatsächlich zeigt sich der Reuss dem DAC-1 MKII ziemlich dicht auf den Fersen, im unmittelbaren Vergleich hat das große Modell aber weiter die Nase vorn. Vor allem im Aufzeigen feinster Dynamikabstufungen ist das Spitzenmodell einfach noch etwas genauer.

Lautsprecher Wilson Benesch P3.0, angetrieben von Lab-12-Röhrenverstärker mit digitalem Frontend aus Ideon Audio und Merason

Die Wilson Benesch P3.0 sind die großen Lautsprecher aus der „kleinen“ Precision Serie der Engländer

Ausklang …

Insgesamt war diese Veranstaltung von IAD und CM-Audio ein würdiger und interessanter audiophiler Jahresausklang, bei dem die Gäste neben netten Gesprächen, leckerem Essen und vielen Informationen auch ein paar wirklich spannende klangliche Eindrücke mitgenommen haben. Musikhören ist ein wunderbares Hobby, ich finde es immer wieder spannend, welche unterschiedlichen Zugänge zu Musik einem hochwertige HiFi-Geräte eröffnen können.

Kontakte:

CM-Audio – Studio Neuss (Nähe Düsseldorf)
Kölner Straße 48 | 41464 Neuss
Telefon: +49(0)2161 – 6782451
E-Mail: info@cm-audio.net
Web: https://www.cm-audio.net/

IAD GmbH
Johann-Georg-Halske-Straße 11 | 41352 Korschenbroich
Telefon: +49(0)2161 – 617830
E-Mail: service@iad-gmbh.de
Web: https://www.iad-audio.de/

Lyravox
Jaffestraße 6 | 21109 Hamburg
Telefon: +49(0)40-320 89 79 80
E-Mail: info@lyravox.de
Web: https://lyravox.com/

Billboard
Excalibur

Über die Autorin / den Autor

Equipment

Digitale Quellen: D/A-Wandler: RME ADI-2 DAC FS (mit AKM-Chip) Musikserver: Antipodes S40

Vollverstärker: Audio Analogue ABsolute S

Lautsprecher: Divine Acoustics Bellatrix, JBL 4305P

Kopfhörer: Campfire Equinox, Pioneer SE Monitor5, Austrian Audio Hi-X65

Kopfhörerverstärker: SPL Crimson 3 (Audio-Interface), RME ADI-2 DAC FS (mit AKM-Chip)

Kabel: Lautsprecherkabel: Cardas Clear Light NF-Kabel: Cardas Clear Light Digitalkabel: Audioquest Coffee

Rack: Horns EX

Zubehör: Stromfilter: Audes ST-3000 Sonstiges: Netzteil (für DAC, Musikserver): Keces P8

Sonstiges: Raumakustikelemente von Vicoustic

Größe des Hörraumes: Grundfläche: 17 m² Höhe: 2,6 m