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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Der Gordische Knoten

6moonsDieser Testbericht erschien im Mai 2017 im englischsprachigen Audio Review Magazin 6moons.com und kann dort in der Originalversion gelesen werden: Lab 12 Gordian. Er wurde durch uns übersetzt und wird hier den deutschsprachigen Lesern präsentiert. 6moons und fairaudio haben die Übereinkunft, gegenseitig ausgewählte Artikel zu übersetzen und für die englische beziehungsweise deutsche Leserschaft zu publizieren. Der Autor des Artikels ist am Anfang des Textes genannt. Der Bericht und alle Bilder unterliegen dem Copyright von 6moons.

Ihr fairaudio-Team


von Srajan Ebaen

Die meisten kennen diesen widerspenstigen Knoten, den irgend so ein legendärer Held aus der Antike einmal entzweischlug. Die Geschichte wird Alexander dem Großen zugeschrieben: Während der Feldherr in der phrygischen Stadt Gordion überwinterte, versuchte er einen Ochsenkarren zu bewegen, der mit einem komplizierten Knoten an einen Pfahl geleint war.

Der besagte Karren stammte noch aus einer Zeit, als die Phrygier keinen König hatten: Ein Orakelspruch besagte, dass der erste Mann, der auf einem Ochsenkarren in die Stadt fahren würde, gekrönt werden sollte – und so geschah es: Der Bauer Gordias fuhr in die Stadt und wurde König. Aus Dankbarkeit hierüber widmete sein Sohn Midas den Ochsenwagen einem phrygischen Gott und befestigte ihn mit diesem komplizierten Knoten – von da an war das Fuhrwerk so etwas wie eine Touristenattraktion. Als auch Alexander sich bei seinem „Besuch“ außerstande sah, den Knoten auf herkömmliche Art zu lösen, soll er ihn der Sage nach mit einem Schwerthieb durchtrennt haben.

Seit dieser Zeit steht das „Durchtrennen des Gordischen Knotens“ symbolisch für unorthodoxes Denken, dafür, dass man ein Problem mit ungewöhnlichen Mitteln löst – auch wenn heutzutage in den meisten Krimiserien Kettenschlösser durch Schusswaffengebrauch und nicht mittels Schwerthieb geöffnet werden.

Wie dem auch sei, Stratos Vichos von Lab 12 aus Athen (Vertrieb: www.lab12.audio) nennt seinen kompakten Netzfilter jedenfalls „Gordian“ und will damit wohl suggerieren, dass in ihm Ungewöhnliches geschieht. Womit er auch nicht ganz falsch liegt: Sein Netzfilter verfügt nämlich über automatische, adaptive Filter, die sich selbst nach verschiedenen Parametern – zum Beispiel EMI (Elektromagnetische Interferenz), RFI (Radio Frequency Interference) und dem Leistungsfaktor (dem Verhältnis von Wirkleistung zu Scheinleistung) – optimieren. Das Display, welches sich dimmen oder ganz ausschalten lässt, hält viele Informationen bereit: FFT Strom- und Spannungsmessung, Gleichstromaufkommen, Verzerrungen, Stromverbrauch, Netzfrequenz, Polarität, korrekte Erdung und Ausgangswechselspannung. Der Gordian besitzt sechs Ausgänge und ist in drei Ausführungen erhältlich: passend für EU-, UK- oder US-Stecker. Die IEC-Eingangsbuchse ist vom 20-A-Typ. Dafür braucht man ein spezielles Kabel – ein solches hat natürlich auch Lab 12 im Angebot.

Lab 12 Gordian

Es ist auch möglich, die Filtereinstellungen des Lab 12 Gordian von Hand durchzugehen und nach Gehör die beste auszuwählen. Im „Auto“-Modus kalibriert sich der Gordian anhand von Echtzeitmessungen jedoch selbst. Sein Analyseprogramm überwacht dabei permanent acht verschiedene Parameter mit 256 Samples je Wechselstromzyklus. Pro Intervall werden also 2048 Messungen an den Hauptprozessor gesendet. Zur Blindleistungskompensation wird eine Kondensatorbank zugeschaltet. Einen Überspannungsschutz gibt es natürlich auch.

lab12-gordian

Im Hinblick auf die schiere Anzahl möglicher Probleme mit der Wechselspannung sagt einem der gesunde Menschenverstand, dass es die eine bezahlbare Universallösung für die Filterung wohl nicht gibt. Und dann sind da noch so Kleinigkeiten wie Wohnortswechsel und/oder neues Equipment zu beachten, die ja die ganze Anlagenkonstellation tangieren. Vor diesem Hintergrund dürfte das Konzept anpassbarer Wechselstromfilter mehr als willkommen sein – zumindest haben wir mit dem Lab 12 Gordian die Gelegenheit, die Wirkung der verschiedenen Filtermöglichkeiten zu hören, und schon deshalb freue ich mich auf die Beschäftigung mit ihm, auch wenn ich an und für sich vollkommen zufrieden mit meiner Vibex-Lösung (doppelter Gleichstromfilter, kombiniert mit einem Wechselstromfilter; angeschafft, nachdem ich Geräte von BPT, Walker, GigaWatt und Furutech hatte) bin. Allerdings hatte ich bisher auch noch nie die Gelegenheit, mich durch die verschiedenen Optionen bei ein und demselben Gerät zu arbeiten. Kurzum: Als Stratos mich um eine Rezension bat, konnte ich natürlich nicht nein sagen.

lab12-gordian

Natürlich könnte man sich andererseits auch fragen: Machen diese Diagnoseoptionen und das Display für den Hausgebrauch – also außerhalb eines Labors – nicht gleich doppelt so viel Ärger, weil sie visuell ablenken und potenziell zu faulen Kompromissen beim Klang führen? Das wäre wohl beides der Fall, wenn man denn keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Einstellungen hören könnte. Denn was schert sich der geneigte Hörer darum, ob das EMI-Störsignal sagen wir einmal: 18,7 mV beträgt? Das Display ist also eigentlich vernachlässigbar.

Stratos hätte den Lab 12 Gordian auch so einstellen können, dass er im automatischen Modus ohne Anzeigewerte auskommt, doch damit die Automatik funktioniert, ist eine ständige Analyse der Stromzufuhr vonnöten. Daher scheint es zumindest nicht ganz abwegig, neugierigen Nutzern einige Informationen zur Verfügung zu stellen. Für einen Entwickler kann dies umso nützlicher sein – sagen wir mal, um Abschirmungen zu testen oder herauszufinden, wie viel EMI in eine gemeinsame Stromleitung strahlt, welche Werte unter die Hörbarkeitsschwelle fallen usw. Gut möglich, dass der Lab 12 Gordian zunächst das Licht der Welt erblickte, um seinem Designer beim Entwurf von ganz anderen Schaltungen zu helfen und sich erst später in ein außergewöhnlich informatives Produkt für Endverbraucher verwandelte …

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Test: Lab 12 Gordian | Netzfilter

  1. 1 Der Gordische Knoten

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