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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Puristenpower!
  2. 2 Puritan Audio Laboratories PSM156 im Hörtest
  3. 3 Testfazit: Puritan Audio Laboratories PSM156

Eigentlich wollte ich ja den Test eines Aktivlautsprechers anbahnen, als ich neulich zum Hörer griff und bei Lyravox in Hamburg anrief. Am anderen Ende der Leitung einer der beiden Chefs, Götz von Laffert: „Leider sind wir mit dem neuen Lautsprecherprojekt noch nicht so weit wie gedacht, die Liefersituation da draußen ist echt die Hölle … wir haben aber ein anderes spannendes Produkt, das du wirklich mal ausprobieren solltest. Einen Netzfilter.“

„Wie, bei Lyravox macht man jetzt auch Netzfilter?“, fragen Sie sich. Nein, machen nicht – aber vertreiben. Und zwar die vom zwischen Oxford und London angesiedeltem Hersteller Puritan Audio Laboratories. Dessen Eigner und Chef-Entwickler Mike Lester soll – so will es die Legende – vor der Firmengründung vor einigen Jahren vor allem mit Elektronik in Atom-U-Booten zu tun gehabt haben. Hmm, wenn schon der Entwickler „military grade“ besitzt, sind das ja keine ganz schlechten Voraussetzungen. Also mal her damit!

Der PSM156 ist das Netzfilter-Flaggschiff von Puritan Audio Laboratories

Der PSM156 ist das Netzfilter-Flaggschiff von Puritan Audio Laboratories

Bei Puritan Audio Laboratories dreht sich alles ums Thema Stromversorgung für audiophile Haushalte. Zum Programm zählen neben ausnehmend schlaffen Netzkabeln – die Strippen sind ungefähr so „starr“ wie ein Schnürsenkel, das macht sie extrem verlegefreundlich, der eigentliche Gedanke dahinter ist aber die Reduzierung von Mikrofonieeffekten – ein eigenes Erdungskonzept (namens Ground Master & Route Master) sowie mehrere Netzfilterlösungen. Derer vier sind in Deutschland erhältlich, mit dem Puritan Audio Lab PSM156 haben wir uns das Flaggschiff kommen lassen, das inklusive 2-Meter-Zuleitung für 1.799 Euro auch bei Ihnen vorbeisegelt. Es hat sechs Steckplätze an Bord. Sollte das nicht reichen, kann zum Puritan PSM1512 gegriffen werden – das gleiche Produkt mit der doppelten Anzahl an Steckdosen (3.199 Euro).

Zwei Meter lange Zuleitung des Puritan PSM156

Der Puritan-Netzfilter wird mit einer zwei Meter langen Zuleitung geliefert

Puritan Audio Laboratories PSM156 – Technik & Konzept

Der Puritan-Netzfilter besitzt das Format einer kleinen Komponente, er wiegt circa sechs Kilogramm und sein Metallkleid soll das Innenleben gegen elektrische und magnetische Felder schützen. Standardmäßig kommt der PSM156 in Schwarz, doch wer mehr Farbe in seine Stromversorgung bringen möchte, dem steht optional auch eine silbern, rot oder blau eloxierte Frontplatte zur Verfügung (+80 Euro).

Steckdose des Puritan Audio Laboratories PSM156

Die sechs Steckplätze des Puritan Audio Laboratories PSM156 haben Schutzklappen, die Phase ist markiert

Auf der Rückseite finden sich besagte sechs Schuko-Steckdosen inklusive Klappe, eine Erdungsklemme sowie, rechts daneben, eine Art Reset-Taster – für den Fall, dass der Überspannungsschutz zugeschlagen hat – und natürlich die Kaltgerätebuchse (im C19-Format). Was sich nicht findet: ein Lichtsignal beziehungsweise eine LED, die den Betrieb anzeigt. Solche Lämpchen generieren Rauschen, und das hat in einem Netzfilter nichts zu suchen, so die puritanisch veranlagten Briten.

Rückseite des Puritan Audio Labs PSM156

Rückseite des Puritan Audio Labs PSM156

Innenansichten

Statt nun Luft hübsch zu verpacken, gibt sich der Puritan Audio Labs PSM156 als ein (überwiegend) mit Kondensatoren und Spulen vollgepacktes Kästchen zu erkennen. Ganz schön was los da drin. Was nun genau die Tricks und Schaltungskniffe sind, gibt Mike Lester leider nicht bekannt, aber das Ziel ist recht klar: Eigentlich sollten HiFi-Komponenten nur die 50-Hertz-Netzfrequenz „sehen“ und nicht auch noch den ganzen „Schmutz“, der sich in den Strom einkoppelt, sei’s durch Emissionen anderer Komponenten, durch Verbraucher im eigenen Haushalt oder in der Nachbarschaft, sei’s durch den Wechselrichter der Photovoltaikanlage auf dem Dach oder eben ganz allgemein: durch Elektrosmog (Handy, Telefonmasten, WiFi etc.).

Nun ließe sich zwar recht einfach ein Netzfilter konstruieren, das auf dem Papier eine erstklassige Rauschunterdrückung ausweist – doch fokussiere man nur darauf, könne man sich als Nebenwirkung schnell Limitierung bei der Dynamik einfangen. Deshalb verlasse man sich bei Puritan nicht ausschließlich auf Messtechnik und einige weniger Parameter, sondern gehe mehrstufig vor und stütze die Entscheidung für oder gegen ein(e) bestimmte Schaltung oder Bauteil mit Hörtests ab.

Innenansicht Puritan PSM156

Der Puritan Audio Labs PSM156 ist recht vollgepacktes Kästchen…

Die zwei größeren Drosseln oben rechts im Bild sollen im Wesentlichen Gegentaktstörungen auf der Phase und dem Nullleiter minimieren, die je zwei kleineren Drosseln pro Steckplatz dagegen primär Gleichtaktstörungen. Der PSM156 blockt zudem DC-Anteile aus dem Stromnetz, was insbesondere den Transformatoren der an ihm angeschlossenen Audio-Elektronik gut tue. Dank Einzelplatzfilterung werde auch der Einfluss von Störungen von einer Komponente zur nächsten reduziert. Jeder Steckplatz kann bis zu 15 Ampere Strom liefern – und sie alle sind „gleichberechtigt“, insbesondere wurde auf eine sternförmige Erdung und überall gleiche Widerstandswerte geachtet. Es gibt also keine filterfreien Dosen, wie das bei einigen Produkten des Wettbewerbs üblich ist.

Puritan Audio Laboratories PSM156 im Hörtest

Grau ist alle Theorie und wichtig ist auf dem Platz, um gleich mal zu einem Phrasen-Doppelschlag auszuholen. An dem trotzdem etwas dran ist. Bei einem Produkt wie diesem ist allerdings zu beachten, dass besagter „Platz“, sprich das Hörzimmer der jeweiligen Wohnung, ebenfalls mit ins Ergebnis hineinspielen dürfte. So herrschen in einem frei stehenden Haus doch wohl meist andere „Strom-Voraussetzungen“ als zum Beispiel in einem Berliner Altbau. Wir haben beides ausprobiert, zu Letzterem später noch ein paar Worte.

Puritan Audio Laboratories PSM156 - Drosseln

Die zwei größeren Drosseln sollen im Wesentlichen Gegentaktstörungen auf der Phase und dem Nullleiter minimieren

Kurz zu meinem Test-Setup: Zunächst wurde die gesamte Anlage „ohne“ Puritan gehört – und sodann komplett „mit“. Danach habe ich einzelne Komponenten – konkret: die Endstufe und die Phono-Vorstufe – vom PSM156 genommen und mit meiner Standardnetzleiste verbunden, während der Rest der HiFi-Kette noch am Netzfilter hing. Apropos Standardnetzleiste: Das ist bei mir eine fis Audio Black Magic, die bis auf eine Dose ohne Filter auskommt – und mit circa 3.200 Euro trotzdem deutlich teurer als die Puritan-Lösung ist. Standard meint nicht billig.

Mit und ohne

Zunächst einmal zu dem, was sich nicht ändert, wenn man den Puritan Audio Labs PSM156 in die Anlage einschleift: die Tonalität. Okay, okay, ganz so lapidar lässt sich das Thema nicht abhaken, aber richtig viel tut sich eben nicht. Was gut ist. Ab und an habe ich bei Becken, Violinen und Akustikgitarren den Eindruck, dass da ganz oben herum minimal weniger „Luft“ ist, wenn der PSM156 im Spiel ist – und dafür im Grundton eine Nuance mehr. Aber das ist ein Hauch, und es zeigt sich nicht bei jeder Aufnahme.

Drosseln im Puritan PSM156

Die Einzelplatzfilterung des PSM156 verwendet pro Steckdose unter anderem zwei Drosseln

Regelmäßig ergibt sich dagegen der Eindruck größerer „Sauberkeit“, was sich nicht nur, aber doch vornehmlich bei der räumlichen Darstellung bemerkbar macht. Zum einen gibt‘s da den vielleicht auch Ihnen bekannten Effekt, dass ein leichter Nebel, von dessen Existenz man zuvor nichts wusste, im Klangbild verschwindet – mit dem angenehmen Ergebnis, dass der Blick in die Bühne hinein leichter gelingt. Vor allem die Transparenz und die Durchsicht in die Tiefe gewinnen. Zum anderen legen Lokalisationsschärfe und die Plastizität der Abbildung einzelner Klänge zu, als hätte da jemand eine leichte Fransigkeit an den Rändern mit feinem Sandpapier entgratet. Die Bühne und die einzelnen Musiker, die sich auf ihr tummeln, wirken also konkreter und griffiger. Allerdings startet das Ganze nun einen halben Schritt weiter von mir entfernt, ohne Puritan PSM156 wirkt’s etwas offensiver, die Bühne beginnt weiter vorne.

 LaBrassBanda-HabediehreUnter dem Begriff „Sauberkeit“ darf auch die minimal bessere Auflösung von klanglichen Texturen gefasst werden. Interessanterweise ist’s mir auch beim nicht allzu audiophilen Werk LaBrassBanda/Habediehre (Album auf Amazon anhören) aufgefallen, insbesondere bei der Tuba: Das Schwirren des Metalls wirkt einfach noch echter, da wird etwas mehr Struktur vermittelt, der Ton wirkt im positiven Sinne weniger „glatt“, als habe man ihn von einer hauchdünnen Pelle befreit. Das ist schon ein Gewinn, zumal dieses Talent, Texturen nachzuzeichnen, bei allen akustischen Instrumenten zu erleben ist. Es geht nicht um sooo viel, vielleicht ist’s nur ein Hauch – aber den nimmt man gerne mit.

Gibt es denn keinen Trade-off, fragen Sie? Nun, einen kleinen schon. Während ich sagen würde, dass der Puritan Audio Labs PSM156 mikrodynamisch gleich gut, wenn nicht gar etwas besser rüberkommt als meine Lösung – dezent angespielte Becken, Gitarren-Picking, nuancierter Klaviervortrag wirken bisweilen etwas mehr auf den Punkt –, verhält es sich makrodynamisch andersherum. Mag sein, dass die fis-Audio-Netzleiste minimal nachlässiger auftritt – aber eben auch lässiger: Die Energie von Orchestertutti und anderen heftigen Lautstärkebreitseiten fließt mit ihr doch etwas freier in den Raum, und da sie die Bühne auch weiter vorne starten lässt, wirkt’s unterm Strich etwas mitreißender. Die Puritan-Lösung kommt dagegen „korrekter“ rüber und versucht den Hörer mit besagter Sauberkeit um den Finger zu wickeln. Beides hat was für sich.

Kurzer Wohnungswechsel, kurzer Exkurs

Ab mit dem Puritan unterm Arm zum Hörraum des Kollegen, der wie erwähnt in einem klassischen Berliner Altbau wohnt – und damit „stromversauenden Nachbarn“ direkter ausgesetzt ist. Wird das Folgen haben? Nun, die Art der Änderung „mit/ohne“ ist ähnlich wie bei mir, das Ausmaß aber deutlicher. Zwei Sachen überraschen: Der Bassbereich gerät knackiger/härter – allerdings auch minimal schlanker –, was sich rhythmisch durchaus bezahlt macht. Das konnte ich bei mir in dem Maße nicht feststellen. Knackiger gerät auch der Hochton, doch wie das zu bewerten ist, da gehen die Meinungen auseinander. Dem Kollegen Jörg Dames gefällt die seidigere Diktion seiner HMS-Netzleiste (die HMS Energia MkII) besser, ich empfinde die Puritan-Lösung als klarer, akzentuierter. Sie sehen: Es ist Geschmackssache.

Blick ins Innere des Puritan Audio Labs PSM156

Alles oder nichts?

Natürlich zwingt einen keiner, wirklich alle Geräte der Anlage mit dem Puritan PSN156 zu verbinden. Tatsächlich würde ich zu Experimenten raten, es ist ganz interessant, was sich da tut. So habe ich sowohl die stromhungrigste Komponente meines Setups, die Stereoendstufe Pass X250.8, mit und ohne gehört, wie auch die sehr genügsame Phonovorstufe von B.M.C. Audio. Was macht den größten Unterschied? Richtig … die Phonostufe! Mag sein, dass es daran liegt, dass diese Gerätegattung naturgemäß mit dem höchsten Verstärkungsfaktor aller Komponenten ausgestattet ist – da kann sich Störarmut wohl besonders bezahlt machen. Vielleicht liegt es auch daran, dass die MCCI Signature ULN mit Schaltnetzteilen arbeitet, bei denen sich eine Filterung im Vorfeld besonders bezahlt macht …? Ich weiß es nicht genau, aber wie dem auch sei, jedenfalls lassen sich die erwähnten Effekte (Sauberkeit, Tiefenstaffelung, Abbildungspräzision etc.) hier am deutlichsten wahrnehmen. „Mit“ klingt besser.

So klar würde ich das bei der Pass-Endstufe nicht sehen. Tatsächlich wirkt sie ohne Filterung etwas dynamischer, dafür allerdings auch nicht ganz so schön plastisch wie mit – kurz und gut: Der oben beschriebene Trade-off wird noch kleiner, wenn ich die Endstufe außen vor lasse. Und das kann die goldenen Mitte sein. Je nach Musikprogramm fand ich es mal mit, mal ohne Filter vor der Pass besser.

Testfazit: Puritan Audio Laboratories PSM156

Solide verarbeitet, preislich noch auf dem Teppich und klanglich ein Saubermann: Der Netzfilter Puritan Audio Labs PSM156 kann für viele Musikfreunde, die das Thema Stromversorgung noch nicht angegangen sind und zu Recht vermuten, dass hier Potenzial brachliegt, genau die richtige Lösung sein. Wie groß das Potenzial ist, hängt natürlich auch von der eigenen Wohnsituation ab, also davon, wie viel „Schweinereien“ um einen herum mit dem Strom passieren. Und natürlich von der eigenen Elektronik und deren Anfälligkeit.

Puritan Audio Laboratories PSM156, von vorne links

Meine eigene Situation schätze ich als relativ gut ein, doch auch hier brachte der Puritan-Netzfilter klare Fortschritte: tonal passiert wenig, in Sachen Sauberkeit so einiges. So besitzt der Puritan Audio Labs PSM156 nicht nur das Talent, Klangtexturen feinsinnig herauszuarbeiten, was insbesondere bei akustischen Instrumenten als Gewinn zu verbuchen ist, er lässt auch einen sehr transparenten, tief ausgeleuchteten Bühnenraum zu, in dem die einzelnen Musiker ausnehmen präzise und griffig abgebildet werden. Wem der räumliche Aspekt bei der Musik besonders wichtig ist, der kommt hier auf seine Kosten. Und was das mit der Dynamik angeht: Ja, bei mir fand ich es „mit“ ein wenig ruhiger/dezenter, beim Kollegen dagegen rhythmisch zwingender. Ganz so einfach lässt sich das nicht vorhersagen. Mein Rat: Selbst ausprobieren!

Fakten:

  • Modell: Puritan Audio Labs PSM156
  • Konzept: Netzfilter
  • Preis: 1.799 Euro (inklusive 2-m-Zuleitung „Classic Power Cord Plus“)
  • Schnittstellen: 6 x Schuko-Steckdosen, 1 x Erdungsschraube
  • Maße und Gewicht: 43 x 23 x 11 cm (BxTxH), 6,0 kg
  • Garantie: 5 Jahre

Vertrieb:

Lyravox
Jaffestraße 6 | 21109 Hamburg
Telefon: +49(0)40-320 89 79 80
E-Mail: info@lyravox.de
Web: https://lyravox.com/

Billboard
Abacus Cortex 11w

Test: Puritan Audio Laboratories PSM156 | Netzfilter

  1. 1 Puristenpower!
  2. 2 Puritan Audio Laboratories PSM156 im Hörtest
  3. 3 Testfazit: Puritan Audio Laboratories PSM156

Über die Autorin / den Autor

Equipment

Analoge Quellen: Laufwerk: SME Model 15 Tonarm: SME 309 Tonabnehmer: MC: Denon DL-103R, Dynavector DV-20X2 H, Transrotor Figaro; MM: Shelter 201 Sonstiges: Flux-HiFi (Nadelreiniger), VPI HW-16.5 (Plattenwaschmaschine)

Digitale Quellen: D/A-Wandler: Rockna Wavelight Musikserver: Antipodes K22 G4 Sonstiges: Pink Faun LAN Isolator

Vorstufen: Hochpegel: Pass XP-12 Phonoverstärker: BMC Audio MCCI Signature ULN

Endstufen: Pass X250.8 (Stereo)

Lautsprecher: Acapella High BassoNobile MK2

Kopfhörer: Beyerdynamic DT-990, Sony MDR-1000X, Teufel Supreme In

All-In-One: Ruark Audio R4

Kabel: Lautsprecherkabel: Dyrholm Audio Phoenix, fis Audio Studioline NF-Kabel: Dyrholm Audio Phoenix XLR, Boaacoustic Blueberry Signal.xlr, fis Audio Livetime (Cinch), Vovox und andere Digitalkabel: Audioquest Cinnamon (Toslink), Audioquest Vodka 48 (HDMI/I2S), Boaacoustic Silver Digital Xeno (USB), fis Audio Magic (LAN-Kabel), Wireworld Series 7 Starlight Gold (Koax-S/PDIF) Netzkabel: fis Audio Blackmagic, fis Audio Studioline Netzleiste: fis Audio Blackmagic

Rack: Creaktiv Trend 3

Größe des Hörraumes: Grundfläche: 40 m² Höhe: 2,45 m