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Lab 12 Gordian: Soundcheck und Fazit

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Lab 12 Gordian: Soundcheck und Fazit

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Neues Set-up – ich wechsele nun zwischen zwei Szenarien: Zunächst höre ich die Linnenberg Allegro Monos mit dem Lab 12 Gordian – und dann auch mit dem Vibex Three 11-R, der 2013 bei 1.990 Euro lag, also 25 % mehr kostet als der Gordian. Der Spanier lässt die deutschen Monos tiefer, höher und breiter abbilden, das Klangbild wirkt dreidimensionaler, plastischer und differenzierter, der Ton voller. Im direkten Vergleich ist an der Vorstellung des günstigeren Griechen nichts auszusetzen. Dennoch wird er in puncto Räumlichkeit und Transparenz bei niedrigen Lautstärken vom Vibex in die Schranken gewiesen. Aus genau diesem Grund gehe ich normalerweise auch keine Tests von Wechselstromfiltern an: Ein Vibex Granada/Alhambra für die Quellgeräte, der Vibex Three 11-R an den Verstärkern und ein Vibex Two-1R Gleichstromfilter am Zu Submission Subwoofer haben schon zahlreiche Herausforderer in die Flucht geschlagen. Wenn andere Hersteller dessen ungeachtet darauf bestehen, uns ein Testgerät zuzusenden, sind sie entweder sehr selbstbewusst oder haben es versäumt, die Liste ihrer Gegenspieler sorgfältig zu studieren. In Anbetracht dieser Erfahrungen konnte ich dem Lab 12 Gordian eigentlich schon im Vorfeld ein ähnliches Schicksal prophezeien – logisch: Das Vibex-Trio für 3.600 Euro sollte den Lab 12 für 1.400 Euro ja auch klanglich übertreffen.

Eine Rezension geschieht immer in einem bestimmten Kontext. Nach mehr als einem Jahrzehnt im Business sind die Investitionen in das eigene HiFi-Equipment natürlich, sagen wir mal, recht substanziell. Dies gehört einfach zu den Berufsrisiken, und folglich verändert sich der Qualitätsmaßstab. Wenn in diesem Stadium nun aber ein Leihgerät aus einem niedrigeren Preissegment auftaucht, sollte es selbstverständlich in einen dazu passenden Hardware-Kontext eingebettet werden. Aber wie viele Netzfilter hat man denn für genau diesen Fall parat? Der Furutech e-TP8, welcher normalerweise in meinem Schlafzimmer einem Kopfhörerverstärker besseren Klang verleiht, dürfte der adäquatere Kontrahent für den Lab 12 sein als die Vibex-Teile. Gleiches gilt für die nCore Mono-Verstärker für etwas über 2.000 Euro. Selbige sind in der Praxis näher dran am Lab 12 als der Pass Labs XA-30.8 für etwa 5.500 US-Dollar oder die Linnenberg Allegro Mono-Verstärker für 5.000 Euro.

Und diese Herangehensweise erweist sich dann auch als richtig: Der Furutech lässt die Class-D-Verstärker heller, schlanker, knackiger und geradliniger erklingen. Mit dem Lab 12 Gordian präsentiert sich der Bass dagegen kraftvoller und schwärzer, was sich auf die ganze Klangfarbenpalette auswirkt – diese kommen insgesamt saturierter rüber. Die Wiedergabe entwickelte sich in etwa so, als ob man einen leistungsstärkeren Amp einwechselt. Zudem ist das Klangbild weniger scharf und somit entspannter. Die räumliche Abbildung wird größer, erweckt aber gleichzeitig den Eindruck von greifbarer Dichte. Alles in allem kann ich nur Verbesserungen attestieren, keine Nachteile.

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Nun, da die Wirksamkeit der Filterung außer Frage steht, ist es an der Zeit, den Autopilot auszuschalten und einige der manuell einstellbaren Optionen des Gordian auszuprobieren. Ein wenig erinnert mich das Ganze an unterschiedliche Digitalfilter-Optionen von D/A-Wandlern. Die meisten Änderungen in diesem Bereich sind, wenn wahrnehmbar, sehr subtil. Wenn man schließlich zu dem einen oder anderen Filter tendiert, kann die Erklärung des „Warum“ schwierig sein. Häufig zieht man sich dann auf ein eher vages „das klingt halt am richtigsten“ zurück. Das ist natürlich alles, was man für den privaten Hörgenuss braucht – für den Zweck einer Test-Besprechung ist es allerdings eine unzureichende Begründung. Aber ich muss gestehen – letzten Endes packt mich hier der innere Schweinehund und ich stelle wieder den Automatik-Modus ein … Diejenigen, die aus härterem Holz geschnitzt sind, können sich ja länger mit den manuellen Einstellungen beschäftigen. Die mit den Einstellungen einhergehenden Veränderungen treten übrigens unmittelbar während des Betriebs ein. Man nimmt einen leisen Relais-Klick wahr, und schon ist das neue Setting aktiv. Ich für meinen Teil genieße aber lieber die Musik, während die intelligente Software des Lab 12 in Echtzeit die notwendigen Korrekturen vornimmt. Und dabei bleibt mir zum Beispiel nicht verborgen, wie gut den transparenten und flinken Audio-Physic-Lautsprechern die vollkommene Abwesenheit von Attributen wie schal, bleich, steif oder übermäßig gedämpft tut …

An dieser Stelle müssen wir uns noch mal ins Gedächtnis rufen, dass meine (tollen) Ergebnisse aufgrund der Stecker-Adapter immer noch unter dem möglichen Optimum liegen könnten. Ebenfalls muss ich anmerken, dass die kritische Bemerkung über das leichtgewichtige Gehäuse eines früher getesteten Lab-12-Röhrenverstärkers hier nicht greift: Die Blechabdeckung des Gordian ist beinahe doppelt so dick.

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Testfazit: Lab 12 Gordian

So wie Audiophile und HiFi-Tester müssen sich auch Entwickler zumeist mit harten Bandagen die Nahrungskette hinauf kämpfen – nur die Wenigsten beginnen gleich ganz oben. Man braucht viel Zeit, um Wissen und Erfahrung zu sammeln. Was Stromversorgung angeht, ist Lab 12 kürzer im Geschäft als die meisten Konkurrenten. Dies zeigt sich nicht zuletzt bei der Preiskalkulation, die eben nicht nur auf die „oberen Zehntausend“ abzielt. Man muss den Lab 12 Gordian im Kontext mit preislich passenden Wettbewerbern beurteilen. Meine Vibex liegen da ein ganzes Stück drüber – aber den passiven Furutech beispielsweise lässt Stratos Vichos‘ aktiver Gordian schon deutlich hinter sich. Während der Japaner das schickere Äußere bietet, überzeugt der Grieche einfach mit dem besseren Klang.

Es ist auch gut möglich, dass der Lab 12 Gordian sein volles Potenzial nicht unbedingt in einem abgelegenen Neubau irgendwo auf dem platten Land mit nichts als vierbeinigen Nachbarn rundherum (wie in meinem Fall) entfaltet. Stellen wir uns stattdessen einen städtischen Gebäudeblock vor, dessen Stromzuleitung Anwohner, Geschäfte und eine Kfz-Werkstatt zu versorgen hat. Und nun nehmen wir mal irgendeine Wohnung in diesem Gebäude. Wenn es ein Altbau ist, denken wir uns noch ein paar altersschwache Stromleitungen dazu. In einem solchen Horrorszenario muss man seine Karten geschickt spielen. Und das ist dann der Moment, in dem der Lab 12 Gordian richtig auftrumpfen kann.

Fakten:

  • Modell: Lab 12 Gordian
  • Konzept: Aktiver Netzfilter
  • Preis: 1.670 Euro
  • Maße und Gewicht: 43 x 11 x 29 cm (B x H x T), 8 kg
  • Ausführungen: Schwarz, Silber
  • Steckplätze: 6
  • Sonstiges: automatische und manueller Filter-Einstellmöglichkeit
  • Garantie: 2 Jahre

Vertrieb:

CM-Audio – Flöter Technology Service
Adlerstraße 46 | 41066 Mönchengladbach
Telefon: +49(0)2161 – 6782451
E-Mail: info@cm-audio.net
Web: www.lab12.audio

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Dan D'Agostino

Test: Lab 12 Gordian | Netzfilter

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