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Test: Fischer & Fischer SN 470 | Standlautsprecher

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  1. 1 Test: Fischer & Fischer SN 470 | Standlautsprecher

September 2016 / Ralph Werner

Dass Schiefer der Stein der akustisch Weisen ist, wird Thomas Fischer (Web: www.fischer-fischer.de) wohl unterschreiben. Ich habe zwar auch schon die Gegenthese gehört, nämlich dass das Material einer HiFi-Anlage „die Energie entziehe“, gemeint sind dann aber meist Basen oder Regalplatten aus diesem Stoff, die auf quasi heimtückische Art den Komponenten den Lebenssaft abzögen. Naja, von pauschalen HiFi-Weisheiten halte ich generell wenig, insbesondere bei Aufstellungsfragen. Es gibt unendlich viele Variationsmöglichkeiten von Base, Gerätefuß und Komponente/Lautsprecher, als dass man seriöserweise einem „One-size-fits-all“-Ansatz das Wort reden könnte. Ich habe Schieferplatten schon häufiger erfolgreich unter Lautsprechern, Plattenspielern und Verstärkern eingesetzt – manchmal passte es aber auch nicht. That’s HiFi-Life.

Aber was rede ich hier eigentlich? Es geht doch gar nicht um Basen oder HiFi-Komponenten, sondern um einen Lautsprecher des Traditionshauses Fischer & Fischer, genauer: um das mittlere Exemplar der drei Dreiwegemodelle, die SN 470. Wie bei allen Boxen des Unternehmens besteht auch das Gehäuse der 470er aus Schiefer, den die Sauerländer von einem regionalen Anbieter beziehen und mit weiteren Zutaten aus deutschen Landen – so von Mundorf (siehe Firmenbericht) und einem heimischen Chassisproduzenten – zu einer knapp 1,12 m hohen, schlanken Lautsprechersäule verbauen. „Made in Germany“ meint hier in der Tat deutlich mehr als das Logo auf die Front zu stempeln.

Fischer & Fischer SN 470Doch warum nun Schiefer? In der gut 35-jährigen Firmengeschichte ist darüber schon vieles geschrieben worden, zuletzt auch vom Kollegen Martin Mertens im Bericht zur Fischer & Fischer SN 170, deshalb kann ich mich hier kurzfassen. Erstes Pro-Argument, das Thomas Fischer anführt: Das Material ist hart. Dies hat zur Folge, dass die Chassis bei Impulsen weniger Energie verlieren als in klassischen (vergleichsweise weichen) Holzgehäusen, was die Wiedergabe dynamischer und eben impulstreuer mache. Eine ähnliche Argumentation hörte ich zuletzt von David Wilson im Rahmen unseres Tests seines „kleinen“ Standlautsprechers Sabrina, bei dem das sogenannte X-Material – ein stahlharter Compositwerkstoff – für die Schallwand eingesetzt wird. Zweitens aber: Hart sei auch anderes Gestein, aber dessen zumeist homogenerer Aufbau mache es im Vergleich zum blätterteigartigen von Schiefer anfälliger für Resonanzen, so Fischer. Hart und gut dämpfend sei das, worauf es ankomme, und deshalb sei Schiefer ein geradezu idealer Werkstoff für den Lautsprecherbau. Bleibt mir noch zu ergänzen: und ein sauschwerer dazu! Die Fischer & Fischer SN 470 wiegt knapp 90 kg. Das Stück, versteht sich.

In dieser Steinsäule stecken vier Treiber, die auf drei Wege aufgeteilt wurden. Den Bereich bis 120 Hz bestellen zwei 18-cm-Konusse mit Carbon/Papier-Sandwichmembran, die Rücken an Rücken in Push/Push-Manier seitlich verbaut wurden. Man sagt dieser Konfiguration nach, dass sich die Chassis quasi gegenseitig kontrollieren, was der Sauberkeit der Wiedergabe zuträglich sein soll – doch sicherlich spielen auch optische Überlegungen eine Rolle, schließlich macht die seitliche Montage die dem Hörer zugewandte Schallfront aufgeräumter.

Einer der beiden seitlich montierten Tieftöner der Fischer & Fischer SN 470
Einer der beiden seitlich montierten 18-cm-Tieftöner der Fischer & Fischer SN 470

Zwischen 120 und 3500 Hz spielt der ganz oben montierte Tiefmitteltöner gleichen Durchmessers. Auch dieser hat eine Sandwichmembran vorzuweisen – allerdings eine mit Hartschaumkern zwischen zwei Lagen Carbonpapier –, wie auch eine silberne Phaseplug-Nase. Interessant ist, dass er auf der Rückseite in ein Rohr strahlt, welches im Innern zwar speziell bedämpft, hinten aber offen ist. Der rückwärtige Schall des Treibers tritt also aus:

Rückseite der Fischer & Fischer SN 470: Der Tiefmitteltöner kan nach hinten frei durchatmen

Die dipolartige Schallabstrahlung erweise sich für die räumliche Darstellung des Klangbildes als vorteilhaft, führt Fischer aus, und zudem nähme man so nur wenig vom inneren Volumen der Box weg, sodass für die Tieftöner entsprechend mehr übrig bleibe. 55 Liter stehen diesen im Bassreflexgehäuse der SN 470 zur Verfügung. Der größte Nutzen liege aber darin, dass der Tiefmitteltöner eben nicht gegen ein geschlossenes Luftpolster anspielen müsse, was ihn schneller und dynamischer agieren lasse.

Detailansicht vom AMT-Hochtöner
Detailansicht vom AMT-Hochtöner

Apropos Dynamik: Hier hat der fürs tonale Obergeschoss zuständige, von Mundorf in einer Spezialversion angefertigte AMT-Treiber sicherlich ebenfalls seine Meriten. Schließlich bringt so ein Air Motion Transformer deutlich mehr Membranfläche mit ins Spiel als eine handelsübliche Kalotte. Allein der sichtbare Teil misst circa 9 x 3 cm, da aber die Membran eines AMT ziehharmonikaartig gefaltet ist, kommen de facto noch mehr Quadratzentimeter Arbeitsfläche hinzu – und was die bewegte Masse angeht, hat so eine Folie davon naturgemäß nicht viel auf den Rippen. Das alles sollte der Impulsverarbeitung zumindest einmal nicht abträglich sein. Mundorf hat bei diesem AMT für Fischer & Fischer die Schallführung sowie das Befestigungssystem angepasst: Der gekapselte Folientreiber guckt von hinten durch die Aluminiumschallwand der Front und wird auf seiner Rückseite von einer weiteren Aluplatte an die vordere gepresst, also quasi in die Zange genommen – was ihn final beruhigen soll.

Fischer und Fischer
Die Rückseite der Frontblende der SN 470: Unter der silbernen Platte steckt der AMT-Treiber. Rechts das Bassreflexrohr

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Test: Fischer & Fischer SN 470 | Standlautsprecher

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