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Klangliches zur Wharfedale, Teil 1

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Klangliches zur Wharfedale, Teil 1

Die – also die Liebe – gehörte bislang uneingeschränkt meinen inzwischen knapp sechs Jahre alten Magnat Quantum 905, die ich bis heute für mit zum Besten halte, was die 2.000-Euro-Liga im letzten Jahrzehnt auf den deutschen Lautsprechermarkt geschwemmt hat. Zumindest funktioniert die Rheinländerin in meinem etwa 18 Quadratmeter großen Hörraum so unglaublich gut wie kaum ein anderer Schallwandler ihrer Klasse. Sie reicht im Bass tief hinab, ohne aufzuschwimmen oder Raummoden anzuregen, das gesamte Mittenspektrum gelingt ihr präsent, geschmeidig und spritzig, die höheren Lagen fein nuanciert, gut aber nicht übertrieben aufgelöst und – für meine musikalische Vorliebe sehr wichtig – nie bissig oder spitz. Man kann mit ihr ebenso entspannen wie richtig „auf die Tube“ drücken. Alles in allem eine Standbox wie ein VW Golf: Nicht besonders schön und nicht besonders schnell, aber ein sehr stimmiges Gesamtpaket ohne hörbare Schwächen. Sie merken: Ich mag meine „Maggie“ und lasse darauf nichts kommen. Bis … nun ja … jetzt …

Ein Tieftöner der Wharfedale Jade 5

Und daran hat die Tieftonwiedergabe der Wharfedale einen ganz entscheidenden Anteil. Nehmen wir etwa „Telling Ghosts“ (Album: Conditions of my Parole) der US-Amerikanischen Elektrorocker Puscifer.

Pusifer / Conditions of my Parol

Ganz leise, aber mit einem irre tief hinabreichenden elektronisch generierten Subbass-Teppich versehen, steigt das Stück ein. Diese eigentlich noch gar nicht richtig hörbaren, eher „spürbaren“ ersten Sekunden des Titels werden von meiner Magnat fast verschluckt. Man hört zwar, da ist irgendetwas, definieren lässt es sich aber nicht. Die Wharfedale Jade 5 zeigt demgegenüber in diesem grummelnden Frequenzbett sogar feine Abstufungen, die ich zuvor schon mal gar nicht wahrgenommen hatte. Nach etwaWharfedale Jade 5 mit Abdeckungen 50 Sekunden setzt die Band um Tool-Kopf Maynard James Keenan gleich mit vollem Einsatz zum ersten Refrain an, zum synthetisch erzeugten kommt ein „echter“ E-Bass, das Drumset kickt eine erste böse Attacke, ansatzlos und wie aus dem Nichts. Mit diesem plötzlichen Dynamiksprung hat die Britin kein Problem, prügelt ihn mir mit voller Breitseite um die Ohren, mein Parkettboden scheint ob dieses akustischen Angriffs zu beben – dröhnt, zittert oder schwingt in Wahrheit aber kein bisschen.

Jetzt will ich sie reizen, die Jade, und wähle den Track „Toma“ – mit seiner brachialen Instrumentierung ein wunderbarer Auslöser, wenn Sie sich mit Ihren Nachbarn anlegen möchten -, hier trifft vor allem das sehr hart gespielte Schlagzeugintro ohne Umweg in den Magen. Und wieder: Die Bassdrum unheimlich tief hinabreichend, gleichzeitig aber definiert, sauber und trocken wahrnehmbar, fast ohne „Nachschwinger“. Wie bei fast jedem Titel auf Conditions of my Parole setzt die Band auch bei „Toma“ auf elektronische Effekte, die sich hier eher im Oberbassbereich bemerkbar machen und so regelmäßig wiederkehren, dass sie dem Stück fast ein zweites Thema verleihen. Mein Eindruck lässt sich reproduzieren, auch im Vergleich mit der Magnat: Die Kelleretage gelingt der Wharfedale unglaublich nachdrücklich und ohne jede Spur von Schwammigkeit oder Unsicherheit. Sie baut mit ihrer Basswiedergabe ein felsenfestes Fundament und verweist in dieser Disziplin meine geliebte Magnat – die redlich dagegenhält, aber die absolute Sauberkeit und Struktur im Bass der Jade 5 letztlich nicht erreicht – in die Schranken.

Weiterer Pluspunkt: Die Wharfedale kann das auch standortunabhängig. Will sagen: Selbst in meinem etwa 30 Quadratmeter großen Wohnzimmer – ohne Teppich, dafür mit viel Holz, aber eher licht und spartanisch eingerichtet – bekommt sie kein Resonanzproblem.

Rückseite der Wharfedale Jade 5Das ist beachtlich, wenn man bedenkt, wie schwierig derartige Räume ohne „bassschluckende“ Möblierung wie Teppiche oder dick gepolsterte Sofas/Sessel vor allem mit tiefen Frequenzen – die sich dann gern zu lästigem Dröhnen aufschaukeln – zu bespielen sind. Natürlich ist mein nach akustischen Gesichtspunkten mit diversen Wandelementen und einigen weiteren Maßnahmen optimiertes Arbeitszimmer die klar bessere Alternative, um Musik zu genießen. Mir ging es hier aber darum, festzustellen, ob Wharfedales ungewöhnliche Basskonstruktion ein Problemlöser für schwierige Räume ist. Nun, das scheint so zu sein. Fast vernachlässigbar zu erwähnen, dass die Magnat mit ihrer fast untertassengroßen Bassreflexöffnung in dieser Umgebung nicht halb so gut zurecht kommt. Es sei denn, man verstopft die Öffnung. Was ich aber bei keinem Lautsprecher wirklich mag. Ich finde – aber das ist natürlich eine Geschmacksfrage -, es klingt dann irgendwie … kastriert. Auf jeden Fall inhomogen. Ein Attribut, welches man der Britin nun nicht vorwerfen kann: So scheint auch die Abstimmung von immerhin vier Chassis in einem Gehäuse zueinander so gelungen, dass der Jade 5 ein punktgenaues Timing gelingt, mit dem sie einen stets „hellwachen“ Eindruck hinterlässt.

Matthew Good / Lights of Endangered Species

So wirkt etwa Matthew Goods mit einem „echten“ Orchester eingespieltes „Zero Orchestra“(Album: Lights of Endangered Species) nur dann wirklich aus einem Guss, wenn der opulente Bläsersatz und das Piano im Einklang mit dem marschierenden Schlagzeug spielen. Bläser, Tasten und Drums und nicht zuletzt der E-Bass sorgen in diesem Stück gewissermaßen gemeinsam für den treibenden Rhythmus. Wenn der nicht knackig rüberkommt, wenn hier etwas verschleppt oder verschliffen wird, macht der ganze Titel keinen Spaß. Die Wharfedale arrangiert das in diesen Passagen geforderte Frequenzspektrum allerdings, nun ja: „gleichzeitig“ – präzise auf den Punkt. Und zudem: Sie stellt das gesamte Ensemble auf der virtuellen Bühne sowohl in Tiefe und Breite sehr großzügig dar …

Wharfedale Jade 5

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Test: Wharfedale Jade 5 | Standlautsprecher

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