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In den Hörraum gelockt: Totem Element Ember

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Wie es sich gehört, gönne ich den Element Ember erst einmal eine ausgiebige Einspielphase. Die ist auch dringend anzuraten. Selten habe ich erlebt, dass sich Lautsprecher in den ersten Stunden so dramatisch verändern wie die Totem. Klingen sie „out of the box“ zunächst eher flach und zurückhaltend, entwickelt sich zuerst der Bass, sodass die Lautsprecher unausgewogen basslastig vor sich hin grummeln. Als nächstes spielen sich die Höhen frei. Das ergibt dann einen mächtig-spritzigen, aber auch sehr vordergründigen Sound. Zuletzt kommen die Mitten, sodass sich ein halbwegs komplettes Bild ergibt. Am längsten dauert es aber dann, bis alles zueinander findet und sich ein geschlossenes Klangbild ergibt. Das hat es dann aber in sich …

Totem Acoustic Element Ember

Nach dem Umzug in meinen Hörraum gilt es zunächst, die ideale Position für die Ember zu finden. Auf den Lovan-Ständern probiere ich verschiedene Positionen aus. Zum Schluss stehen sie mit einer eher geringen Basisbreite recht frei im Raum und sind nicht auf den Hörplatz eingewinkelt. Ungefähr so eine Aufstellung empfiehlt übrigens auch die Bedienungsanleitung.

Was mir als erstes auffällt ist, wie gut sich die Musik von den Lautsprechern löst. Sie steht im Raum, quasi ohne dass die Ember in irgendeiner Form daran beteiligt zu sein scheinen. Gut, meiner Erfahrung nach ist das ein Kunststück, das Kompaktboxen generell leichter fällt als großen Standboxen. Ich denke, das hat etwas damit zu tun, dass man bei großen Lautsprechern immer auch ein wenig das Gehäuse hört – sei es nun, weil die Gehäusewände doch irgendwie mitschwingen, sich in großen Gehäusen eher klangbeinflussende Resonanzen bilden oder weil sich der Schall um große Gehäuse nun einmal anders „herumbiegt“.

Totem Acoustic Element Ember

Trotzdem ist es bemerkenswert, wie sehr die Ember akustisch hinter der Musik verschwinden. Hinzu kommt, dass sie dabei ein beeindruckendes räumliches Szenario aufbauen. Sie machen eine überraschend große und breite Bühne auf, die auch die dazu passende Tiefendimension besitzt. Dass das Ganze nicht aufgedunsen wirkt, verhindert die ordentliche Abbildungsschärfe. Alle am klanglichen Geschehen Beteiligten haben eine realistische Größe und einen definierten Platz – zumindest, wenn die Aufnahme das hergibt.

Ich greife hier gerne auf Live-Stücke zurück, die im Gegensatz zu vielen Studioproduktionen ja auch in einem echten Raum eingespielt wurden und nicht unter optimierten Studiobedingungen, wo der Raumeffekt gegebenenfalls später künstlich erzeugt wird. DeeDee Bridgewaters Album Live at dee deeYoshis bietet viel Jazzclub-Atmosphäre, die die Ember in meinen Hörraum transportiert. DeeDee bewegt sich gerne auf der Bühne, was man genauso deutlich wahrnimmt wie die Positionen ihrer Musiker oder die Herkunft der Publikumsgeräusche. Ein Abstecher zur modernen Klassik, hier muss Stravinskys Sacre Du Printemps in der Einspielung von Pierre Boulez mit dem Chicago Symphony Orchestra herhalten, zeigt, dass die Element Ember auch in der Lage sind, den räumlichen Eindruck eines großen Orchestersaals zu vermitteln. Wobei sie hier ganz so agieren, wie ich es mag: die Räumlichkeit wirkt natürlich, nicht artifiziell.

DeeDee Bridgewater fördert auch gleich ein weiteres Charakteristikum der Ember zum Vorschein: Sie haben offenbar ein kaum zu zügelndes Temperament. Die auf dem genannten Album effektvoll eingesetzten Percussions hauen sie mir mit so viel Verve um die Ohren, als hätten sie eine besondere Freude daran, mich zusammenzucken zu sehen. Klappt nicht so ganz – aber nur, weil ich das Album zu gut kenne und vorbereitet bin.

Totem Acoustic Element Ember

Auch ansonsten gebärden sich die die Kanadierinnen alles andere als zurückhaltend. So haben sie überhaupt keine Probleme, wenn es mal etwas rockiger wird. Treibende E-Gitarren, hinterlegt mit knackigem Schlagzeug, ich habe hier Faith No More (Album: Angel Dust) gewählt, sind nach ihrem Geschmack, sie setzen faith no moreauch hier unglaublich viel Energie in den Raum. Ganz besonders, wenn der Schlagzeuger gut Bronze gibt. Der Hochtonbereich der Ember ist eine Klasse für sich. Er tönt frisch und präsent, vermeidet dabei aber souverän jede Schärfe. Meine Geithains sind im Hochton dagegen zurückhaltender, was ich als langzeithörtaugliche Tugend betrachte. Die Ember werden aber trotz höherer Hochton-Dosis nicht nervig. Vor allem, da sie hier auch noch eine gute Auflösung bieten. So „schreit“ der Hochton nicht sinnlos, sondern hat etwas zu sagen.

Ähnlich verhalten sich die Ember im Bassbereich. Der geht für eine Box dieser Größe erstaunlich tief runter und erweckt nicht den Eindruck, dass er mit einer kleinen Oberbassbetonung mehr Tiefgang vortäuschen würde als tatsächlich vorhanden. Auch tiefe Synthesizer-Linien wie auf Madonnas Ray of Light können le bang bangdie Ember sauber differenzieren, ebenso akustischen Kontrabass, etwa auf Le Bang Bangs gleichnamigem Album. Im Vergleich zu ausgewachsenen Standboxen vom Schlage meiner Geithain ME 150 geben die Ember die unteren Lagen runder und nicht so druckvoll wieder. Das scheinbar Paradoxe an der Performance der Ember ist dabei, dass sie trotz des weicheren, runderen Basses einen ungeheuer schnellen Eindruck vermitteln. Der Bass wummert nicht – er kommt halt runder, aber trotzdem schnell und mit klaren Konturen rüber. Die zum Vergleich hinzugezogenen Thiel SCS 4, die sich für eine Kompakte ebenfalls recht kompetent in Sachen Bass zeigt, vermitteln die tiefen Lagen mit weniger Autorität und Tiefgang.

Richtig überraschen mich die Torrent-Treiber bei der der Live Aufnahme Dreamer in Concert von Stacy Kent. Hier hat der Tonmeister bei einigen Tracks neben natürlichen Basstönen ein paar sehr tiefe Töne eingefangen, die ich keinem Instrument zuordnen kann. Vielleicht sind ein paar Raummoden mit aufs „Band“ geraten, die vermutlich ausschließlich Subwoofer, die bis 20 Hz mit vollem Pegel arbeiten, hörbar zu machen vermögen. Die Treiber der Totem folgen den Impulsen jedenfalls unhörbar und führen wirklich gewaltige Hübe aus, aus der Bassreflexöffnung weht es mächtig. Und trotzdem nimmt man den Stress, den die Lautsprecher mit diesen Frequenzen haben, in keiner Weise wahr. Die Musik tönt gänzlich unbeeindruckt: schnell, dynamisch und entspannt.

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Test: Totem Acoustic Element Ember | Kompaktlautsprecher

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