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Klangliches zum Esoteric-Vollverstärker (Teil 1)

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Klangliches zum Esoteric-Vollverstärker (Teil 1)

Der Esoteric I-03 gehört zu den Komponenten, die mir, nun ja, „Konzentrationsschwierigkeiten“ bereiten: Die einzelnen Klangcharakteristika des Verstärkers analytisch heraushörend zu erarbeiten, fällt mir nämlich schwer. „Es fehlt nichts, weder ragt etwas aufmerksamkeitsheischend heraus, noch stört gar etwas …“, so meine spontane Einschätzung, „… was soll man da schon sagen?“ Zwar ist es eigentlich löblich, wenn ein Gerät einen zum unreflektierten Musikhören verleitet, statt an die latent im Hinterkopf befindlich Klangcheckliste zu gemahnen. Aber für einen Testredakteur auf der Suche nach einem prägnanten Einstieg in die Klangbeschreibung ist es eben auch lästig.

Esoteric I-03

Okay, der Esoteric ist ein Allrounder und kein Exzentriker, das kann auf jeden Fall schon mal gesagt werden. Er ist ausgewogen, reif, verzichtet auf Mätzchen und Blendwerk. Auch, was das tonale Spektrum angeht, ohne dass ich damit sagen will, dass er als hochneutraler Weiterreicher durchgeht, hier und da gibt’s schon ein kleines Tendenzchen. Aber der Reihe nach, ich fang’ mal mit dem Untergeschoss an:

Class-D-Platine des Esoteric I-03
Class-D-Platine des Esoteric I-03

Das ist, für ein Amp dieser Gattung und Preisklasse, erwartungsgemäß gut ausgebaut und mit Power versehen. Die Basslagen sind substantiell, reichen tief hinunter, sind weder staubtrocken noch butterweich – „halbtrocken“ passt zur Beschreibung schon besser -, der Bass zieht als solcher aber nicht die Aufmerksamkeit auf sich, wie das bei manchem Amp durchaus der Fall sein kann, beispielsweise beim Gryphon Atilla. Warum war das bei ihm so? Nun, der Däne hatte im Oberbass eine Schippe mehr zu bieten, man kann den Esoteric in diesem Bereich also durchaus neutraler nennen. Den anmachenden Punch-Faktor des Atillas besitzt der I-03 in dem Maße freilich auch nicht so. Der Tiefton des Esoteric gibt sich dezenter, und was da besser gefällt, liegt im Ohr des Hörers.

In die tiefsten Lagen dringt der Esoteric vor, klar ist aber auch, dass da „noch mehr geht“, wenn ich die bösen Platten aus dem Giftschrank nehme und den Japaner mit meiner Standardabhöre, bestehend aus Octave-Pre und Electrocompaniet-Monos, vergleiche. „Mehr“ weniger im schlicht mengenmäßigen Sinne – das aber auch -, sondern in Sachen Stabilität und Durchzeichnung des Gebotenen.

Colin Stetson - New History Warfare Vol. 2 - Judges

Das tieffrequente Geblubber unter den Waldhörnern beim Colin-Stetson-Song „All the Days I‘ve Missed You“ (sehr, sehr eigenwilliges Blasmusik-Album: New History Warfare Vol. 2 – Judges, schauen Sie sich Extrem-Saxophonist Stetson einmal auf Youtube an, dann bekommen Sie einen Eindruck) besitzt eine festere Konsistenz, wenn‘s über die Vor/End-Kombi geht, die innere Struktur des Geräuschs wird klarer nachgezeichnet. Ob man das braucht, steht freilich auf einem anderen Blatt, aber nun. Die Kombi kostet (circa 30%) mehr und kann in dieser Hinsicht eben auch mehr. Wundert das einen?

Lautsprecherklemmen des Esoteric

Der Gryphon-Integrierte über den ich oben sprach, war – wenngleich in den mittleren und oberen Basslagen kräftiger zulangend -im absoluten Subbereich eher ‘nen Tick dezenter als der Esoteric I-03. Ich rede hier also von graduellen Abstufungen, nicht von Weltbewegendem. Ich würde den Japaner in Sachen Tiefsttonperformance zwischen den Dänen und meinem deutsch-norwegischen Gespann ranken, wenn ich müsste. Gleichwohl, und um das Thema Bass – mich wiederholend – abzuschließen: Der Esoteric besitzt keinen „Beeindruck-Bass“ und schiebt erst recht keine Bugwelle vor sich her. Die unteren Lagen erscheinen mir vielmehr als die natürliche, bruchlose Verlängerung der mittleren. Und von den Mitten aus bestellt der I-03 sein Klangbild.

Doppelmono-Vorstufenplatinen des Esoteric-Vollverstärkers
Doppelmono-Vorstufenplatinen des Esoteric-Vollverstärkers

Doch bevor wir zu diesen kommen, kurz zum Hochton, denn hier gilt das gleiche, was ich eben zum Bass sagte: Er wirkt wie eine natürliche, bruchlose Verlängerung der Mitten und besitzt keine aufmerksamkeitsheischende Solistenqualität. Kein Extrafunkeln wird hier in Szene gesetzt, keine Härten oder Unsauberkeiten sind mir zu Ohren gekommen. Es gibt Verstärker, die mehr vibrierendes Air um Instrumente (insbesondere Blasinstrumente) kreieren beziehungsweise durchlassen, je nachdem, wie Sie das sehen wollen. Aber andererseits funktioniert das mit der „Luftigkeit“ ja durchaus, nur eben in vergleichsweise etwas geringerem Maße als bei anderen. Der Gryphon Atilla war hier von ähnlichem Schlag: Man achtet weder bei ihm noch beim Esoteric I-03 groß auf die oberen Lagen. Die sind einfach da und geben sich im Zweifel milder.

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Test: Esoteric I-03 | Vollverstärker

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