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Klangliches zum Primare I32 (Teil 2)

Inhaltsverzeichnis

  1. 4 Klangliches zum Primare I32 (Teil 2)

Gut, nachdem ich mir heftige Klassik gegeben habe, darf es ein wenig lässiger werden. Mit „Drop“ von den Fat Freddys versuche ich, die Talente, die der Primare im Bereich der tiefen Töne an den Tag legt, auszuloten. Bei den tiefen Synthie-Tupfern verhält sich der Amp eher schüchtern. Er geht tief hinunter, spielt dabei Fat Freddysallerdings etwas schlanker als gewohnt. Das satte Wummern, das hier normalerweise meinen Hörraum flutet, nimmt sich nachbarschaftsfreundlich zurück. Schnell und kontrolliert sind die tiefen Töne, ich vermisse lediglich ein bisschen Fleisch. Ähnlich verhält es sich bei den synthetischen Bassorgien auf verschiedenen Madonna-Alben. Besonders auf „American Life“ – etwa bei den kurzen, abgebrochenen Bassimpulsen von „Die Another Day“- kommt die gute Basskontrolle des Amps bestens zur Geltung, wenngleich die Impulse nicht mit letzter Vehemenz anklingen. Ähnlich geht es mir bei akustischen Bässen. Bei Musikmaterial, bei dem der Bass nicht so im Vordergrund steht, fällt das aber weniger ins Gewicht – und die unteren Lagen schließen prima an die schnelle, schlackenlose Performance des I32 an.

Primare I32

In den Höhen geht es im Vergleich zu meiner Jadis-Röhre eher frisch und – ich glaube, die Kollegen würden „crisp“ sagen – zu. Damit meine ich, dass die oberen Oktaven balanciert-neutral, im Zweifelsfall auf der helleren Seite von „neutral“ liegen. Das Ganze verleiht dem Amp eine glaubwürdige Frische, die ich gut finde, die aber die Fehler mancher Aufnahme eher aufdeckt als verbirgt. Beispiele? Gern: Die Hi-Hats oder die mit dem Besen gestrichenen Becken auf Chihirio Yamanaksas Abyss strahlen und bilden ein wunderschönes Flirren über dem energiegeladenen Klavierspiel der Japanerin. Sehr angenehm. Bei zischelnden Stimmen ist der I32 freilich etwas ungnädiger – was nicht sein Fehler ist. Vielmehr gibt er eine zischelnde Stimme eben als zischelnde Stimme wieder und überlässt es mir zu entscheiden, ob ich die Schuld bei der Interpretin oder beim Toningenieur suche. Als Benchmark hierfür dient mir das Album Modern Cool von Patricia Barber, das sich über den Primare am Rande der Genießbarkeit bewegt. Aber wie gesagt: Das ist keine Kritik am Primare.

Ich bewege mich noch ein wenig in jazzigen Gefilden. Dass ein Amp dieser Preisklasse tonal danebenliegt, gibt es mittlerweile nur noch höchst selten. Und so kann ich auch dem Primare hier nur gute Noten ausstellen. Er ist weder hell noch dunkel abgestimmt, sondern trifft den Ton exakt.

Primare I32

Wenn es an dem Schweden etwas zu bekritteln gibt, dann sind es eher Nuancen, die sich schwer fassen lassen. So vermisse ich mit dem Primare I32 ein wenig die intimen Momente, wie sie mir etwa e.s.t. - Live in Hamburge.s.t. mit ihrem furiosen Konzert Live in Hamburg über meinen Jadis zu bescheren weiß. Die Eindringlichkeit des Klavierspiels des verstorbenen Esbjörn Svensson kommt über den Primare nicht so rüber, wie bei meinem Röhrenvollverstärker. Bei allen Talenten des Primare erscheint mir der teurere Jadis in den Mitten dann doch etwas ausdrucksstärker. Der I32 ist dabei nicht tonal zurückhaltender – nein, einen Badewannenfrequenzgang weist der Schwede bestimmt nicht auf. Worum geht’s also? Weitere intensive Vergleiche mit dem Jadis bringen mich auf die richtige Spur.

Anlage mit Primare I32Was dieser bietet, ist sind ein Quäntchen mehr Auflösung und Feindynamik in den sensiblen mittleren Lagen. Besonders fällt mir das bei Stimmen auf, und das vor allem, wenn sie von Schallplatte kommen. Bei Bettye LaVette (Album: Interpretations: The British Rock Songbook), erfahre ich über den Jadis mehr von der Stimme, etwa, dass bei der Artikulation Atmung, Stimmbänder, aber auch Lippen, Zunge und Gaumensegel beteiligt sind. Der Primare zeichnet hier etwas simpler, weiß die Stimme nicht so weit in ihre einzelnen Komponenten aufzulösen. Ähnlich verhält es sich auch bei digitalen Quellen. Lucinda Williams rauchiges Organ (Album: World Without Tears) überzeugt mich über die Röhre einen Tick mehr. Aber ok, ich gebe zu: Ich bin auch froh, dass ich beim Primare etwas zu bekritteln finde.

Primare I32 - Elektronik-Detail

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Test: Primare I32 | Vollverstärker

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