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HiFi-Komponenten mit eingebauten Raumkorrektur- oder Analyse-Tools sprechen in mir sofort das Spielkind an. Sich erst einmal unvoreingenommen vor ein solches Gerät zu setzen und ihm bei der Arbeit zuzuhören – ohne zu messen, abzugleichen, neu zu programmieren, wieder zu messen und sich eine total krumme Raumakustik, die man unbedingt ausgleichen muss, fast herbei zu wünschen – fällt mir angesichts der potenziellen Möglichkeiten unglaublich schwer. Ich rede mir dann immer gerne ein, dass so ein Testgerät in der Werkseinstellung ja emotionslos oder sonstwie für meine Ohren „falsch“ klingen wird und sicher keinen Spaß macht. Aus diesem Grund war ich im Vorfeld des HiFi-Akademie-Tests sehr darauf bedacht, entsprechendes Messequipment bereit zu halten. Aus einem früheren Test war auf meinem Laptop noch die Software „ATB-PC“ installiert, ein entsprechendes Messmikro musste doch noch irgendwo … ja, wo … unten in der überfüllten Kabelkiste … so ein Ärger, kaputt! Und jetzt? Ersatz so schnell nicht zu beschaffen, messen ist also nicht. Dann eben erstmal ohne, man kann ja auch später noch …
Derweil dreht sich das neue Livealbum Volles Programm der Kölschrocker von BAP in meinem CD-Player warm, den ich unter Umgehung seines bordeigenen D/A-Wandlers via Koax-Kabel als Zuspieler für den Digitaleingang des Verstärkers aus Leimen verwendet habe. So kann ich diesen Signalweg auch gleich testen. Im PowerDac kümmert sich ein BurrBrown-1794A-Wandlerbaustein mit 24-Bit Auflösung und einer maximalen Samplingfrequenz von 192 Kilohertz um den ankommenden Datenstrom. Und was den kräftigen „Akademiker“ dann aus seinen Lautsprecherklemmen verlässt, darf man nun wirklich als volles Programm bezeichnen. Auch, um das gleich für mich selbst und alle anderen klar gestellt zu haben, ohne jegliche DSP-Tricksereien. Ein Blick auf mein Schmierzettelchen fasst meinen ersten Eindruck zusammen: „Messerscharf präziser Oberbass, faszinierend plastisches Mittenband, fast dreidimensionale Bühnendarstellung. Dabei sauschnell, hellwach und druckvoll.“ Sie hätten das alles gern ein wenig aufgedröselt? Also bitte:
Anlässlich des 35-jährigen Bandjubiläums von BAP und seines eigenen 60. Geburtstages initiierte Wolfgang Niedecken im Frühsommer 2011 eine Konzertreihe, die unter anderem mit dem „Bapfest“ auf dem Kölner Roncalliplatz – gleich neben dem Dom – ein Highlight vorzuweisen hatte. Eröffnet wurde die zweitägige (!) Veranstaltung von Niedecken mit der Big Band des Westdeutschen Rundfunks. Und sie wurde – selten genug – in grandioser Qualität eingefangen. Es scheint, als würde der PowerDac dieses Konzerterlebnis, bei dem ich selbst unter den jubelnden Fans war, geradezu ungefiltert vor dem heimischen Hörplatz ausbreiten. Ach, was heißt hier „vor“ – „im“ Hörraum ist die eigentlich passende Umschreibung für das, was hier passiert.
Wird die IP-Adresse des PowerDac als Lesezeichen auf dem Bildschirm gespeichert, hat man über Smartphone/Tablet stets schnellen Zugang zur Musiksammlung
Das gesamte Klangspektrum der Big Band entfaltet sich etwa bei dem Klassiker „Ahl Männer, ahlglatt“ groß und tief gestaffelt, völlig gelöst von den Lautsprechern und dabei doch unmittelbar greifbar, es füllt den Raum voll aus. Einzelereignisse – etwa die Tatsache, dass der Schlagzeuger regen Gebrauch von seiner „Cowbell“ macht, die kleine Akzente setzt – sind hervorragend aus dem Gesamtgeschehen herauszuhören, stören aber in keiner Weise den musikalischen Fluss. Toll auch, mit welcher Prägnanz und Attacke die Bläsersektion in die Vorstellung „platzt“, um sich im nächsten Moment wieder hinter den Gesang des rheinischen Barden, der mit zunehmendem Alter tatsächlich auch stimmlich seinem großen Vorbild Bob Dylan immer ähnlicher wird, einzusortieren.
Ein wirklich nettes Feature: Steuert man in seiner Musiksammlung ein bestimmtes Album an, so holt das HiFiAkademie-Gerät bei einem Klick aufs Cover Band-/Künstlerinformationen von last.fm und gibt diese aufs jeweilige Steuergerät – hier Apples iPad – aus
Ich könnte jetzt viele solche Einzelbeispiele herausfiltern und sie bis ins Detail aufschnüren. Darlegen, warum ich der Ansicht bin, dass der PowerDac gerade bei dieser Aufnahme einen tollen Job macht. Allerdings bin ich, in der Hoffnung, dass Sie aus diesen Zeilen herauslesen können, was ich sagen will, fast geneigt, das erlebte in nur einem Attribut zusammen zu fassen: Atmosphäre! Ich kann die Weitläufigkeit des Konzertplatzes im Schatten der altehrwürdigen Kathedrale immer wieder fühlen. Der PowerDac staffelt – wie bereits einige Zeilen weiter oben beschrieben – tief und fächert das Spektrum weit auf. Aber auch nur genauso weit, wie es die Vorlage hergibt. Die Musiker sind dort platziert, wo sie in der Tat gestanden und gesessen haben. Hier hat alles seine Ordnung und nachvollziehbare Struktur. Hinzugedichtet oder weggenommen wird nichts. Eine Eigenschaft, die ich als „positiv neutral“ bezeichnen möchte. Ganz ohne Filter, ohne Effekte, ohne Schnickschnack.
Test: HiFiAkademie PowerDac | Vollverstärker