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Die unterschiedlichen Eingangsquellen ändern daran nichts. So habe ich natürlich alle verwendeten Musikbeispiele auch als FLAC-Dateien übers Netzwerk beziehungsweise auch in anderen Formaten von der internen Festplatte des PowerDac zugespielt. Letztere schien mir in der Wiedergabe sogar noch ein Quäntchen unmittelbarer zu sein. Im Einzelfall ist dieser Eindruck aber wohl eher der individuellen Konfiguration der Netzwerkumgebung geschuldet. In meiner jedenfalls knüppelten die Punkrocker von Rise Against ihr „Help Is On The Way“ (Album: Endgame, Dateiformat FLAC) so herrlich mit gelöster Handbremse und brachialdynamischem Breitwandsound aus den Lautsprechern, dass Stillsitzen so gut wie unmöglich war. Auch hier wieder trotz des unter Kompression leidenden Masterings exemplarisch: Das gute Auflösungsvermögen des PowerDac, welches die musikalische Darbietung aber nicht zerfasert. Ich kann in die Aufnahme hineinhören und stehe mitten im Sturm der verzerrten Gitarren, des böse mit Powerchords malträtierten Basses, werde getrieben und mitgerissen von ultraschnellen Drums, die hart in die Ohren knallen, und vom eher geschrieenen „Gesang“, der sich indes dennoch prägnant von der tonalen Gewitterfront absetzen kann. Hat man sich durch ein solches Feuer durchgehört, sollte man duschen gehen.
Und natürlich kommt mir der PowerDac nicht davon, gegen meinen Symphonic Line RG 9 MK4 in den Ring zu treten. Um hier eine Vergleichbarkeit herzustellen, habe ich den Analogeingang des HiFiAkademie-Gerätes benutzt und Musik vom CD-Player zugespielt. Ein „Über-alles-1:1-Vergleich“ beider Geräte hinkt dennoch etwas, das ist mir bewusst, schließlich ist der PowerDac viel mehr als ein reiner Vollverstärker. Fairerweise muss zudem gesagt werden, dass der Duisburger über 1.000 Euro teurer ist als der Netzwerkspezi aus Leimen. Was ihm klanglich nicht viel nützt: Gerade in Schwung, blieb ich zunächst in der „Abteilung Attacke“ und startete meine neueste Lieblingsscheibe Fire Like This der englischen Kombo Blood Red Shoes, die, könnte man sagen, in der Tradition der minimalistisch besetzten und leider nicht mehr existenten White Stripes („Seven Nation Army“) stehen.
Mit „Don´t Ask“ und „Light it up!“ habe ich mir hier zwei Partybiester ausgesucht. Stücke, die ausschließlich mit Schlagzeug und Gitarre instrumentiert, jede konventionell bestückte Rockformation an die Wand drücken können. Laut, wild und roh. Mein RG 9 MK4 schiebt die beiden Musiker aus Brighton mit Nachdruck aus der Anlage, ansatzlos und grobdynamisch packend, wird allerdings bei ambitioniert ausgelotetem Lautstärkepegel unangenehm scharf in den Höhen. Das kann man ihm nicht unbedingt vorwerfen, gereicht es ihm doch bei feingeistigerem Material durchaus zum Vorteil. Der PowerDac ist da gnädiger, was man aber nicht mit weniger Detailreichtum oder Akkuratesse verwechseln darf. Ich schiebe diesen Eindruck eher auf die Tatsache, dass Hubert Reiths All-in-One-Maschine insgesamt noch kraftvoller, noch breitschultriger zur Sache geht. Die überlegene Leistung hört man einfach, im Direktvergleich scheint auch die Vermittlung des Mittenbandes – auf dessen Wahrnehmung das menschliche Gehör besonders sensibel anspricht – etwas prägnanter zu geraten und dabei gleichzeitig mit einem leichten Trend ins Warme versehen worden zu sein.
Den Klangvergleich schloss ich mit Johnny Cashs faszinierendem „Hurt“ (Album: American IV: Man comes around). Ein Gänsehautsong, der in erster Linie von Cashs bereits reichlich vernuschelter Intonation, die Lebenserfahrung mit Schmerz mischt, lebt. Die Unmittelbarkeit, die Beklemmung dieses Stücks bringen beide Verstärker zu Gehör. Der Duisburger mit einem Quäntchen mehr Distanz – was man audiophiler nennen kann –, der Leimener etwas involvierter. Ein Unterschied, den man nicht qualitativ kategorisieren kann, da es sich um eine Frage des Geschmacks handelt. Gleichwohl macht er mir den PowerDac umso sympathischer.
Test: HiFiAkademie PowerDac | Vollverstärker