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Tatsächlich finde ich deshalb auch andere Dinge am Essensio plus spannender als das rein Tonale: Zum Beispiel die hohe Auflösung, die er fürs Geld bietet, oder die sehr gute Raumausleuchtung, diese Bühnentiefe. Oder auch einfach die „Härte“ in den unteren (bis untersten) Lagen: Beim Cake Song Shadow Stabbing gerät ihm der Basslauf nämlich nicht nur etwas tiefgründiger, sondern auch kantiger, besser gefasst, mit sauberen Konturen versehen – relativ zum Benchmark gehört. Der North Star trennt die einzelnen Noten sauberer voneinander, dass E-Bass-Spiel klingt deshalb in sich differenzierter.
Eher am anderen Ende des Frequenzschriebs angeordnet ist das Tambourin, das sich zur Mitte des Songs ganz dezent in den Song einschleicht. Das Tonale ist wiederum Geschmackssache: Beim North Star klingt es ein wenig luftiger nach oben hinaus aus, der Benchmark tönt ein bisserl „attackiger“, wenn die Schellen zusammenschellen … Interessant aber, dass der North Star den Schellenkranz räumlich ein merkliches Stückchen weiter nach hinten setzt, während es mit dem Ami doch sehr nahe bei der Grundlinie der Boxen klingelt, wo sich auch der Rest der Musik primär abspielt. Der Italiener schafft einfach mehr Platz auf der Bühne, indem er sie tiefer ausleuchtet – und dies wiederum sorgt natürlich auch für mehr Platz um die einzelnen Instrumente herum; es klingt also nicht nur weitläufiger, sondern auch strukturierter, weil die Klänge weniger dicht-an-dicht gepackt liegen (übertrieben formuliert, um den Unterschied klar zu machen).
Räumlich strukturierter und weitläufiger also – gerade das macht sich auch mit mancher Live-Einspielung positiv bemerkbar: Es läuft Nik Bärtsch’s Ronin / Modul 8_9, live aufgenommen in Zürich, und mit dem Wechsel zum North Star hin verschwindet so eine Art unterschwellige Rest-Fuzziness beziehungsweise Nervosität im Klangbild, es rastet nun räumlich regelrecht ein, und die einzelnen Klänge wirken irgendwie herausgeputzter, differenzieren sich deutlicher von ihrer akustischen Umgebung. Dies ist gerade auch ein Gewinn bei scheinbaren Nebensächlichkeiten wie einem leisen Hüsterchen aus dem Publikum, welches nun schön klar vom akustischen Hintergrund „getrennt“ wird und deshalb einfach realistischer wirkt; oder bei den harten, hellen Pianoanschlägen, oder besser gesagt: deren Nachhall, der nun nämlich – so mein Eindruck – weiter nach hinten „ausrollen“ kann, bis er schließlich in den Tiefen der Bühne verklingt. Es mag komisch klingen, aber genau das ist mein Gefühl bei den Hörvergleichen: Als hätte da vorher – sozusagen im mitteltiefen Bühnenbereich – eine Wand aus Watte gestanden, die den zarten Nachklang daran hinderte, weiter nach hinten in den Raum einzudringen und „richtig“ auszuklingen.
Wahrscheinlich merken sie es schon – es geht hier nicht nur um den Raumeindruck allein. Die HiFi-Termini „schwarzer Hintergrund“ und „hohes Auflösungsvermögen“ sind ebenfalls angebracht, denn wenn mich Hüsterchen knapp über der Hörschwelle und leises Ausklingen der Noten begeistern, geht‘s genau darum: Wie leise darf ein Signal werden, ohne mit dem Hintergrundgrau zu verschmelzen? Der Essensio plus leistet hier – insbesondere preisklassenbezogen – einen mehr als anständigen, ach was: einen klasse Job.
Interessant war für mich die Beobachtung, dass wenn ich den North-Star-DAC statt über Laptop und USB mittels meiner Squeezebox via S/PDIF mit Daten fütterte, es genau in diesem Bereich dann zu ganz leichten Eintrübungen kam: Der Raum war jetzt nicht mehr ganz so toll ausgeleuchtet, die Abbildungspräzision nicht mehr ganz so gestochen scharf und Instrumente wirkten minimal weniger plastisch gestaltet als über USB. Dies mag nun auch an der Squeezebox liegen und mit anderen Streamingdevices besser sein – in meinem Setup jedenfalls würde ich der Laptop-plus-USB-Lösung den Vorrang geben.
Test: North Star Design Essensio plus | D/A-Wandler