Inhaltsverzeichnis
Sicherlich kennen Sie eine Zither – wissen Sie aber, was ein Kanun ist? Ein Kanun ist ebenfalls eine Zither, aber eine orientalische – und im Nahen Osten, Teilen Asiens und in Nordafrika sehr verbreitet. Der Steg, an dem die Nylon- oder Natur-Saiten befestigt sind, ruht dabei auf einem sehr straff gespannten Fell. Gespielt wird mit einem Plektrum – im Gegensatz zum Gitarrenplektrum wird dieses aber nicht festgehalten, sondern wie ein Ring auf die Finger gesteckt.
Wenn Sie ein Kanun mal hören möchten: http://www.bauchtanzinfo.de/musik/musikinstrumente.htm Besser aufgenommen oder live klingt`s natürlich deutlich voller und involvierender – dennoch eine wirklich interessante und liebevoll gestaltete Website, wie ich finde …
Dieses faszinierend klingende Instrument wird auch von Peter Murphy eingesetzt – einigen vielleicht als Frontmann der legendären Band Bauhaus bekannt. Peter Murphy hat einige ganz interessante Soloalben herausgebracht, die mit den früheren Bauhaus-Werken allerdings sehr wenig gemein haben. Von orientalischen Klängen geprägt ist das Album dust. Und gleich im ersten Lied des Albums spielt ein Kanun.
Zu Anfang des Songs „Things To Remember“ (über Single-Wiring zunächst mit einem Accuphase E-212 angesteuert) ertönt allerdings ein mächtiger, schwelend-raumergreifender Synthesizer-Bass: Spätestens bei solchen Stücken weiß man, wofür eine untere Grenzfrequenz von 30 Hz (-3dB) und fast 1.000 qcm Basstreiberfläche nützlich sein können … Man kann förmlich in dem Stück baden – ja ausgewiesene Tiefbassqualitäten haben wirklich was für sich. Über meine Thiel C.S 2.4 – alles andere als ein Dünnbrettbohrer im Bass – gehört, gerät das ganze schon deutlich weniger bedrohlich-machtvoll. Schon mal sehr beeindruckend …
Aber wichtig sind ja nicht nur die Kelleretagen – schon gar nicht, wenn das Spiel des Kanuns einsetzt: „Frei, weich, relativ voll, natürlich luftig, fließend“, steht auf meinem Hörprotokoll. Ja, die Mitten und Höhen werden auch insgesamt warm und körperhaft wiedergegeben. Asketische Härte kennt die Wharfedale Opus II-3 grundsätzlich nicht. Gerade im Hochtonbereich scheinen die einzelnen Töne eher weich einzuschwingen. Zwar wird die einsetzende Perkussion (Darbukka) deutlich und vergleichsweise volltönend wiedergegeben, aber auch mit weniger Attacke. Dazu passt auch, dass die im Laufe des Stückes einsetzenden Zimbeln zwar angenehm unaggressiv tönen, aber eben auch etwas weniger metallisch funkeln und rhythmisch nicht so zur Sache gehen, wie ich das gewohnt bin.
Die räumliche Sortierung gerät im Verbund mit dem Accuphase (aber auch mit einem Myryad MXI2080) zwar nicht unbedingt messerscharf, aber die Wharfedale Opus II-3 weiß mit einer besonderen Fähigkeit zu gefallen, die häufig mit einer guten Bühnendarstellung verbunden ist. Robert Harley – Chef vom amerikanischen Magazin „The Absolute Sound“ hat diese Eigenschaft mal als „Bloom“ (Blüte) bezeichnet: Um die einzelnen Instrumente oder Akteure herum herrscht Luft – wichtig für ein offenes Klangbild und die Darstellung subtilerer Töne beziehungsweise (wie Herr Harley sich ausdrückt) für die Reproduktion des tonalen „Heiligenscheins“ um einzelne Instrumente.
Als nächstes sollte es ein bisschen jazzig werden: Das Tales In Tones Trio hat auf ihrem Album Sub Surface eine Sorte Jazz konserviert, die ich eigentlich am Liebsten live und mit einem Glas Rotwein in der Hand genieße (Dazu fällt mir gerade ein: Falls Sie mal in Berlin sind – schauen Sie doch mal im A-Trane vorbei. http://www.a-trane.de/ ).
Das Stück „Pipo“ ist eins der leichtfüßigsten Stücke auf der CD – und leichtfüßig gerät es auch über die Wharfedale Opus II-3. Im Vergleich zu einer Thiel CS 2.4 oder Sehring 703 SE abermals weniger aufgelöst (letztere sind allerdings auch teurer) und weniger feindynamisch-agil, klingt es dennoch beschwingt genug, um die Atmosphäre des Stückes involvierend zu transportieren. Gegenüber der Thiel wirkt die Wharfedale Opus II-3 sogar ein wenig natürlicher , körperreicher und erneut farbenfroher – und ähnelt in dieser Hinsicht eher der Sehring. Die Berlinerin wiederum bietet aber vor allen Dingen im Hochtonbereich ein Plus an Authentizität – sie liefert, neben zusätzlicher Auflösung, mehr Feindynamik und Attacke (gerade bei Becken-, Hi-Hat-, Snare-Anschlägen und den Rimshots) und die etwas holographischere Abbildung. Was allerdings den linken Tastenbereich des Pianos und den Bass angeht – die Wharfedale Opus II-3 lässt es realistisch tief wie keine andere vibrieren und verleiht dem Bass die Portion Autorität, die ich ansonsten nur durch Besuche von Lokalitäten wie dem A-Trane kenne …
Ein kurzes Zwischenfazit: O.k, die Wharfedale Opus II-3 ist schon mal kein klinisch tönender Fein-Chirurg, sondern scheint sich vielmehr zu den vollmundig und sehr farbenfroh aufspielenden Genießertypen zu zählen. Statt mit punktgenauer Attacke zu agieren, zeichnet sie einzelne Töne eher weich und malerisch nach – was ein eher entspanntes denn ausnehmend straffes Klangbild nach sich zieht. Gerade der Mittenbereich gerät dabei absolut bruchlos und authentisch – sicherlich auch ein Verdienst der Mitteltonkalotte. Auch in Sachen Feinauflösung überzeugt dieser. Was die unteren Register betrifft: Die Wharfedale Opus II-3 zaubert erwartungsgemäß echten Tiefbass – und das sauber. Ein insgesamt eher dunkles Timbre der Engländerin (die in China gefertigt wird) ließ sich bis dato aber ebenfalls nicht leugnen, dazu aber später mehr …
Gerade im Vergleich zu der betont sachlich daherkommenden Darstellungsweise meiner Thiel CS 2.4 – die für manche scheinbar sogar ins Unterkühlte geht – weiß die Wharfedale Opus II-3 schon zu überzeugen. Gerade Kollege Ralph betonte diesen Umstand bei einer seiner kurzen Stippvisiten …
Viel interessanter sollte es aber noch werden, als Kollege Ralph mit seiner Mono-Endstufen-Armee von audiolab (siehe Hörbericht: audiolab Vorverstärker 8000Q / Monoblöcke 8000M) bei mir anrückte. Mich überkam schon vorher der Verdacht, dass insbesondere der wärmer abgestimmte Accuphase E-212 und die ebenfalls eher weicher und fließend austarierten bel cantos (Pre3 / S300) zwar gute Verstärkerarbeit abliefern – die Wharfedales sich in Kombination mit strengeren, bissigeren und „gnadenloseren“ Amps aber möglicherweise wohler fühlen könnten. Gerade was Attacke (das zackige Verfolgen von Impulsen bzw. Transienten), Lokalisationsschärfe und das mir bisweilen doch zu dunkel geratene Timbre betraf, erhoffte ich mir einiges. Unser C.E.C AMP5300 – den ich zwischenzeitlich ebenfalls ausprobiert hatte – nötigt der Wharfedale Opus II-3 zwar ein helleres Timbre auf und legt darüber hinaus im Mittel-Hochton mehr Details frei – zu mehr Attacke bläst er dort aber auch nicht. Zudem verliert die Wharfedale Opus II-3 mit ihm einiges an Farbigkeit und der oben erwähnten „Bloom“. Da kam mir Ralph gerade recht, als er mit seinen 6 Energiebündeln „im Arm“ bei mir reinschneite.
Zuerst sollte es die Wharfedale Opus II-3 allerdings nur mit zwei dieser Monoblöcke zu tun bekommen – lupenreines Tri-Wiring (eigentlich der Hauptzweck der Übung) in Verbindung mit 6 Monoendstufen sollte erst im Anschluss daran erfolgen.
Ich weiß, es klingt erstens unglaubwürdig und zweitens übertrieben – ich schreib`s trotzdem: Klanglich ließ dieses Gespann bei den ersten Takten tatsächlich so was wie eine Sonne aufgehen. Die Wharfedale Opus II-3 wurden von den audiolabs buchstäblich zurechtgerückt. Und erreichten einen klanglichen Charakter, wie ich ihn mir eigentlich von Anfang an gewünscht hätte. Der Bass geriet trockener – insgesamt tönte es in den unteren Lagen straffer, transparenter und federnder. Aber nicht nur dort: Auch die Mitten und der Hochton gestalteten sich mit den audiolabs zackiger bzw. dynamischer.
Das Stück „Big City Rot“ von Sophia wird von einer warmen, kratzigen und mitten im Raum stehenden Stimme und von einer mit Stahlsaiten bespannten, sehr „groß“ klingenden Akustikgitarre dominiert. Die Gitarre wirkt über manche Lautsprecher oftmals sehr transparent, aber auch ein wenig silbrig-kalt. Über andere Wandler tönt es hingegen warm, aber bisweilen auch ein wenig verwaschen. Die Wharfedale Opus II-3 schafft es, im Verbund mit den audiolabs einen klanglichen Spagat hinzubekommen: Transparent und straff klingt es, dennoch keinesfalls silbrig. So angesteuert, sind die Wharfedale Opus II-3 jedenfalls dynamisch schon als hinreichend „auf Zack“ zu bezeichnen. „Hohe Feindynamik“ hatte ich mir sodann auch bei Track 5 („Twilight at the Hotel Moscow“) ins Notizheftchen geschrieben. „Gitarre klingt transparent, direkt, authentisch“ steht da zudem. Auch in punkto „Räumlichkeit“ gibt es wenig zu bekritteln – nicht ganz so aufgeräumt wie eine Thiel CS 2.4, geht aber die Bühne vergleichsweise einen Schritt weiter nach vorn.
Nicht viel weiter nach vorne geht`s allerdings mit der Hochtonauflösung: Wohldosiert zwar schon, würde ich den Hochton dennoch nicht gerade als die Schokoladenseite der Wharfedale Opus II-3 bezeichnen – ermüden wird er dafür wahrscheinlich aber auch niemals. Während die in diesem Stück ertönende Trompete beispielweise über die Thiel für gewöhnlich ein wenig spitz-schrill klingt, wird sie über die Engländerin – ebenso wie die Violine – ohne jeglichen Nervfaktor abgebildet.
Und was treiben die unteren Register so? Tja – die Bassdrum macht in „Twilight at the Hotel Moscow“ alle paar Takte ebenso mächtig wie tief-trocken einfach nur „Bum“. Mit der Bitte um Entschuldigung meiner umgangssprachlichen Schreibweise: Schon geil …
Nur kurz erwähnt seien noch unsere Erfahrungen zum Thema „Tri-Amping“ – zum Schluss wollten wir ja noch mit gleich 6 Monos der Wharfedale Opus II-3 endgültig Mores lehren. Ich versuche es mal, mit zwei Worten auszudrücken: „Fortschritt zurück“.
Der Bass wirkt zwar noch kontrollierter, verliert aber auch an authentischem Charme. Gitarren kommen noch forscher über die Membranen gefegt, aber auch weniger geschmeidig. Nein, zu hart angefasst werden mag die Wharfedale Opus II-3 scheinbar auch nicht – es klingt dann zu kontrolliert, zu hell, zu streng und damit weniger luftig, weniger farbenfroh und – wie Kollege Ralph richtig anmerkte – irgendwie nervös …
Eine solche Sensibilität in Bezug auf die sie antreibenden Verstärker hätte ich der Wharfedale Opus II-3 anfänglich gar nicht zugetraut. Zumindest, wenn man sich die eigentlich unkritische Impedanz und den guten Wirkungsgrad vor Augen hält. Daher wollten wir ursprünglich die jeweils vom IAG-Vertrieb stammenden Produktlinien auch nur paaren, um die vom Vertrieb angeratene, aber eher nach hinten losgegangene Tri-Wiring-Option der Wharfedale Opus II-3 auszureizen.
Test: Wharfedale Opus II-3 | Standlautsprecher