Inhaltsverzeichnis
Die straff aufgehängten, parallel laufenden 25cm Basstreiber bestehen aus einem speziellen Karbon-Gewebe, das sich durch besondere Steifheit auszeichnen soll. Als Magnetmaterial hat man sich bei Wharfedale für das kostengünstige Ferrit entschieden:
Gegen die mächtigen Basstreiber und die imposante Mitteltonkalotte wirkt der Hochtöner fast ein wenig auf verlorenem Posten – aber es kommt, wie sonst im Leben auch, ja sowieso eher auf die inneren Werte an. Und hier gibt`s immerhin einen teureren Neodym-Magneten zu vermelden, mit dem sich – bei geringem Gewicht – hohe Feldstärken erzeugen lassen. Ein resultierender Wirkungsgrad von 93dB/1Watt/1Meter ist jedenfalls nicht gerade als „duckmäuserig“ zu bezeichnen – ebenso wie die 45kHz-Marke, bis zu welcher die 25mm-Kalotte hochreichen soll. Hierin unterscheidet sich u.a. die Serie II von der Vorgängerreihe – Letztere kam mit einem Hochtöner daher, der einen schwächeren Magneten, einen geringeren Wirkungsgrad und eine Kupferschwingspule (statt einer aus Aluminium) besaß und zudem noch nicht in ganz so „abgehobene“ Frequenzen vordringen konnte.
Wharfedale verspricht übrigens die Treiberpärchen dieses 3-Wege-Systems nur „gematcht“ in die Lautsprecher einzusetzen: Es werden nur „eineiige“ Zwillinge von Hochton-, Mittelton- und Basstreibern verwendet, d.h. innerhalb ihres Arbeitsbereiches weichen diese maximal 1 dB voneinander ab.
Die Ansteuerung der Treiber erfolgt innerhalb der 6 Ohm-Box über eine zweiteilige Frequenzweiche, die bassseitig mit 18db pro Oktave (der Tonabstand einer Oktave beinhaltet die Verdoppelung der Frequenz) und hochtonseitig mit 12 dB trennt. Neben einem Elektrolytkondensator kommen – innerhalb des Signalwegs zur Hochtonkalotte – hochwertige Polypropylen-Kondensatoren zum Einsatz. Die Frequenzweiche beherbergt ausnahmslos Luftspulen – die im Vergleich zu solchen mit Ferrit- oder Eisenkernen geringere Verzerrungen (diese entstehen aufgrund von Ummagnetisierungs-verlusten innerhalb der Kerne) aufweisen.
Outfit …
Eingebaut werden die vier Chassis jeweils in eine – schon ein wenig ehrfurchtseinflößende – Schallwand von kapp über 30 cm Breite und ca. 120 cm Höhe. Dagegen sieht beispielsweise meine Thiel C.S 2.4 (selbst die wurde von meiner Freundin schon mal despektierlich als „Sarg“ bezeichnet) recht schmalbrüstig aus:
Eindruck schindet auch die Verarbeitung: Die „Cherry“-Ausführung unseres Probanden – in Echtholzfurnier und mit Klavierlackoberfläche – macht jedenfalls schon was her. Das MDF-Gehäuse – wie die Treiber aus eigener Produktion – setzt sich aus einem australischen Kiefern- und Eukalyptusholz-Gemisch (bitte kommen Sie mir jetzt nicht mit den armen Koalabären …) zusammen, das unter Verwendung von Kunstharzen verbunden wird. Wharfedale gibt an, aufgrund des aufwendigen Lackierverfahrens für die Herstellung des Gehäuses immerhin ganze zwei Wochen ins Land streichen zu lassen.
Nach hinten verjüngt sich das Gehäuse auf ca. 10 cm. Neben den technischen Vorteilen – nämlich der Vermeidung stehender Wellen aufgrund nicht parallel stehender Gehäusewände – verleiht diese Formgebung der Opus II-3 auch optisch „`nen schlankeren Fuß“ und sorgt dafür, dass ich nach längerem Hinsehen die Wharfedale Opus II-3 gar nicht mehr als ein so „dickes Ding“ empfinde. O.k. – zugegeben: Mit meiner Meinung schwanke ich ehrlich gesagt noch …
Goldig …
ist zuerst mal das Tri-Wiring-Terminal – es ist nämlich echtgoldbeschichtet. Die Buchsen sind stabil und fest verankert sowie ordentlich zu erreichen, egal ob nun gerade Kabelschuhe oder Bananas zur Verfügung stehen (dass dies nicht bei allen Geräten selbstverständlich ist, zeigte sich z.B. mal wieder beim fast zeitgleich laufenden Test der audiolab Monoblöcke 8000M …). Falls Single-Wiring gewünscht wird, legt Wharfedale standardmäßig Blechbrücken bei. Empfehlenswert sind aber höherwertige Kabelbrücken – die Opus II-3 dankt es (auch wenn manche das für Esoterik halten) mit einer saubereren und aufgelösteren Wiedergabe.
Praktisch sind die von oben verstellbaren, ebenfalls goldenen Spikes. Zwar sind tatsächlich nur die hinteren beiden so justierbar, dennoch gestaltet sich das standfeste Ausrichten der Lautsprecher recht komfortabel. Ausreichend spitz sind die Spikes ebenfalls: Die Bekanntschaft meines linken Fußes mit ihnen gestaltete sich jedenfalls recht eindrucksvoll. Ich frag` mich manchmal, was meine Nachbarn denken, wenn sie die aus meiner Wohnung dringenden Schmerzensschreie und Flüche hören – wie rosa Rauschen klingt`s jedenfalls nicht …
Test: Wharfedale Opus II-3 | Standlautsprecher