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Nubert nuBox 681, PSB Synchrony One, Nubert nuVero 10 – Testbericht fairaudio

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  1. 4 Nubert nuBox 681, PSB Synchrony One, Nubert nuVero 10 - Testbericht fairaudio

Von geölten Frauenstimmen zu einem krächzenden Herren: J Mascis, der unkaputtbare Frontmann von Dinosaur Jr hat im März dieses Jahres ein ganz zauberhaftes Soloalbum vorgelegt, in dem er beweist, dass er ein großer Melancholiker vor dem Herren ist, der nicht nur hart, sondern auch ganz, ganz zart kann. Der Song „Very Nervous And Love“ fängt mich sofort ein: Es beginnt mit einer mit den Fingern geschlagenen Akustikgitarre, dazu das unnachahmlich bröselig-spröde, zusätzlich staubtrocken und ohne ein Gramm Hall oder Rauminformation eingefangene Organ von J Mascis.

Das kommt über die nuVero dermaßen nah, dass es fast schon in den Ohren knistert. Man muss jedoch auch (ich sag‘ gleich wieder das sechssilbige Wort mit „S“ am Anfang) feststellen, dass die Nubert nix beschönigt: Man hört, wie brutal die Stimme komprimiert wurde und dass dem Sänger beim Mikrofonieren ein etwas besserer Poppschutz nicht geschadet hätte. Als das Lied in den ersten Refrain geht und die gedoppelten Chorus-Stimmen aus den Stereo-Ecken hinzukommen, ist all dies schon wieder vergessen, denn es erfreut erneut die saubere Raumaufteilung und die Klarheit der Wiedergabe.

Nähern wir uns mal dem Thema Dynamik! „Chameleon Day“ von Talk Talk ist ein Stück voller Dramatik und mit einer für heutige Popverhältnisse geradezu unverschämt großen Laut-Leise-Spannweite. Zunächst ertönt ein leicht atonal komponiertestall talk colour of spring Intro mit Blasinstrumenten, dann ein Klavier, das sanfte, liegen bleibende Akkorde spielt und die beinahe unhörbare, ersterbende Stimme Mark Hollis‘. Sehr leise, sehr intim. Man hastet zum Verstärker und regelt unwillkürlich die Anlage in ziemlich gefährliche Lautstärkebereiche hoch. Was sich rächt. Bei 01‘46“ folgt dann nämlich völlig unerwartet der totale Ausbruch: Hollis nimmt buchstäblich seine gesamte Sangeskraft zusammen und singt „Breathe on me – eclipse my mind“. Das fönt den Hörer richtig weg! Die nuVero 10 agiert hier wiederum sehr stark. Beinahe achselzuckend schleudert sie die Gesangseruption in den Raum. Die Grobdynamik ist erstaunlich gut. Die Stimme trifft ins Mark, präzise, sauber, verzerrungsfrei.

Doch nicht nur die Grob-, auch die Feindynamik weiß zu gefallen. So ungerührt die Nubert mit plötzlichen Lastwechseln umgeht, so schmeichelnd stellt sie zudem feinste Details dar, nubert nuvero 10 zum Beispiel im ersten, ruhigen Teil des Liedes das zarte Wischgeräusch der Saitendämpfer beim Klavier, die bei Akkordwechseln und der synchronen Pedalarbeit des Pianisten entstehen. Sehr schön zeigt sich bei „Chameleon Day“ aber noch etwas, nämlich wiederum die präzise Räumlichkeit. Man hört an der Stelle des Gesangsausbruches unmittelbar in der Folge den Raumhall. Und hier passiert was Interessantes: Die nuVero 10 arbeitet so sauber, dass man den Raum – zumindest jedoch seine Abmessungen – geradezu vor sich sieht beziehungsweise ahnt. Ich weiß nicht, unter welchen Bedingungen das Talk-Talk-Album aufgenommen worden ist, aber ich möchte darauf wetten, dass der Hall nicht künstlich erzeugt wurde, sondern dass es sich um einen tatsächlichen Raumhall handelt. Und genau diesen Raum vermag die nuVero10 treffend abzubilden.

Nach diesem kleinen musikalischen Rundumschlag ein paar Worte zur Tonalität: Ich möchte die nuVero 10 insgesamt als neutral bezeichnen, wenn auch mit einem – zumindest in meinem nur moderat bedämpften Hörraum – leichten Anflug von Glanz obenrum, was die nuVero dann letztlich doch von einem Studiomonitor unterscheidet. Die Höhen und oberen Mitten sind präsent, aber nicht spitz. Der Bass hingegen ist gleichermaßen tief und federnd, eher schlank als üppig.

Nun bin ich natürlich noch gespannt, welche Unterschiede sich ergeben, wenn ich die nuVero 10 mittels der anderen beiden Lautsprecher kontrastiere, die hier noch als Arbeitsgeräte stehen, der nuBox 681 für unter 1.000 Euro das Paar sowie der kanadischen PSB Synchrony One für 4.000 Euro Paarpreis. Beide, das sei noch vorangestellt, sind sichtlich größer und breiter als die nuVero 10. Jetzt ist ein Musikstück gefordert, mit dem man alle wichtigen Testdisziplinen, also Tonalität, räumliche Darstellung, Grob- und Feindynamik zugleich angehen kann – dire straits und was wäre da besser geeignet als das gut abgehangene „Private Investigations“ von den Dire Straits? Alles da: Gesang (naja, fast), Klavier, Schlagzeug, Percussion, Keyboardflächen, akustische Gitarren, elektrische Gitarren, leise Passagen, brachiale Passagen, Raumspielereien und Geräusche. Zunächst der Vergleich mit der PSB Synchrony one: Die Nubert hat deutlich mehr Präsenz in den oberen Mitten und Höhen und mag dadurch im A/B-Vergleich auf den ersten Höreindruck sogar etwas spritziger und transparenter wirken. Die PSB hingegen macht tonal Interessantes: Sie drückt die Dynamik auch durch variable Tonalität aus. Will heißen, eine sanft gespielte Gitarre klingt eben nicht nur leiser als eine brutal gespielte – sondern eben auch tonal anders. So wie bei einem Wurlitzer E-Piano oder einem Fender Rhodes ein katzenpfötig gespielter Ton anders klingt als ein mit Wucht angeschlagener – der „quäkt“ dann nämlich. Sowas kann die PSB zum Beispiel einen Tick besser. Auch im Bass gibt es Unterschiede: Die PSB spielt auf eine gewisse Art „körperlich“. Sie schiebt die Bässe durchaus mit Nachdruck in den Raum und macht sie damit auch physisch erlebbar. Die nuVero 10 lässt sie eher in den Raum schnellen, durchaus tief, aber eben etwas schlanker. Das jedoch ist Geschmackssache.

nubert nuvero 10 traverse

Beim Vergleich nuVero 10 versus nuBox 681 gibt es ebenfalls Unterschiede – wäre ja auch schlimm, wenn nicht. Die nuBox 681 wirkt einen Tick „pfundiger“ im Bass und stellt auch einen etwas größeren Raum auf, kann der nuVero 10 aber in Sachen Mittel- und vor allem Hochtonauflösung nicht das Wasser reichen. Auch die Tiefenstaffelung beherrscht die nuVero 10 erheblich besser, was vor allem bei der Percussion, nämlich der Hi-Hat, dem Shaker und auch den Stand-Tom-Fills auffällt. Auch steht die Akustikgitarre bei „Private Investigations“ wirklich festgetackert im Raum, die nuBox zeigt sich da etwas verwaschener. Insgesamt klingt die nuVero 10 merklich ausgereifter, präziser und detailreicher als meine geschätzte nuBox 681.

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Vincent

Test: Nubert nuVero 10 | Standlautsprecher

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