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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Vintage Galore
  2. 2 Leak Stereo 130 & Leak CDT: Klangeindruck
  3. 3 Testfazit: Leak Stereo 130 und Leak CDT

Der HiFi-Vertrieb IAD mit Sitz im niederrheinischen Korschenbroich hat im Portfolio so ziemlich alles, was Freunden der gepflegten Musikwiedergabe wohlige Schauer über den Rücken jagt. Immerhin vereint der chinesische Mutterkonzern „International Audio Group (IAG)“ mit unter anderem Audiolab, Wharfedale und Quad einige der bekanntesten Repräsentanten des „Good Old British HiFi“ unter seinem Dach. Und mit Leak (Web: www.leak-deutschland.de) ist das ganz genauso: Wann immer man den Markennamen in einschlägige Suchmaschinen eingibt, poppt eine Antwort auf: Legende!

Leak - Logo

Weshalb mir persönlich diese „Legende“ bisher verborgen blieb? Zu meiner Entlastung kann ich anführen, dass ich – Baujahr 1975 – schlicht zu jung bin, um die Blütezeit des britischen Herstellers erlebt zu haben. Nun denn, zu spät ist es bekanntlich nie für nichts, und so erfahre ich nach eingehender Recherche, dass sich das im Jahre 1934 von Harold Joseph Leak in London gegründete Unternehmen seinen guten Ruf schon früh mit ausnehmend musikalisch klingenden und für die damalige Zeit messtechnisch hervorragenden Röhrenverstärkern erwarb. Die waren zwar zunächst nur für gewerbliche Beschallungsanlagen gedacht, spielten sich in den folgenden Jahrzehnten aber zunehmend in die Herzen privater Musikliebhaber. Mit dem ersten Transistorverstärker des Hauses, dem Stereo 30, setzte sich die Erfolgsgeschichte ab 1963 fort. Er gehört bis heute zu den meistverkauften Produkten des Unternehmens, dessen Niedergang sich nach dem Tod seines Gründers im Jahr 1989 nicht mehr aufhalten ließ. Mit dem Abriss der ehemaligen Produktionsstätte 1996 war Leak erst einmal Geschichte.

Leak CDT (oben und Leak Stereo 130 (unten)

Bis – genau! – heute. Und so ist es denn auch kein Zufall, dass die beiden ersten neuen Komponenten seit über 30 Jahren, die den Familiennamen auf ihren Frontplatten tragen, ihrem berühmten Urahn Stereo 30 wie aus dem Gesicht geschnitten sind. Insbesondere auf den Vollverstärker Stereo 130 (Preis: 899 Euro) trifft dies zu – die Ziffernfolge bezeichnet übrigens wie in den Sechzigern die Ausgangsleistung, hier 2 x 65 Watt an 4 Ohm. Anzahl und Anordnung der Bedienelemente sind fast wie früher, die schwarzen Plastikkappen der Drehregler eine Reminiszenz an eine Zeit, in der Kunststoff nicht einfach ein günstiger Werkstoff, sondern Ausdruck von Fortschritt war. Identitätsstiftend zeigt sich auch das makellos verarbeitete Walnussholzgehäuse, auf das der Kunde gegen Minderpreis von exakt 100 Euro auch verzichten kann. „Nackt“ wirken die Leaks dann fast bauhausmäßig-technoid.

Der Eingangswahlschalter des Leak Stereo 130

Der Eingangswahlschalter des Leak Stereo 130

Dass die Moderne Einzug gehalten hat, bestätigt ein Blick auf den Eingangswahlschalter, der zusätzlich zu zwei analogen Hochpegel- und einem Phonoeingang (Moving Magnet) die Positionen „Bluetooth“, „USB“, „Coax“ und „Optical“ kennt – 1963 wusste man noch nicht, was das wohl bedeuten würde. Heute kennzeichnet es einen modernen Verstärker, der neben einem klassisch zu nennenden Class-AB-Layout einen D/A-Wandler-Chipsatz des renommierten Lieferanten ESS Sabre (Typ 9018) mitbringt. Dieses schon etwas ältere, jedoch nicht minder leistungsfähige „Käferchen“ nimmt digital-optisch und koaxial Signale mit bis zu 192 Kilohertz und via USB-B mit bis zu 384 Kilohertz entgegen. Last but not least ist er DSD-fähig (DSD256) und beackert selbstredend auch Bluetooth-Datenströme im aptX-Codec. Vom an der HiFi-Frühzeit orientierten Outfit des nur knapp 33 Zentimeter breiten Amps sollte man sich nicht täuschen lassen, technisch ist der Stereo 130 auf der Höhe der Zeit.

Leak Stereo 130: Die Vorderseite...

Leak Stereo 130: Die Vorderseite…

...und die Rückseite des Vollverstärkers

…und die Rückseite des Vollverstärkers

Getreu dem Motto „auf einem Bein kann man nicht stehen“, stellt Leak seinem attraktiven Amp-Multitalent mit dem CDT (Preis: 699 Euro) ein Quellgerät zur Seite, das die Bezeichnung „Perfect Match“ verdient hat. Kauft man den Leak CDT gleich dazu, passen beide Geräte aufgrund ihrer kompakten Maße sehr gut nebeneinander auf ein Sideboard, was umwerfend aussieht. Obschon in der Firmenhistorie ohne direktes Vorbild – Quellen hat Leak nie gebaut – ist der „Compact Disc Transport“ optisch so liebevoll dem Vollverstärker angeglichen, dass man sich die beiden kaum ohne einander vorstellen mag. Der CDT ist als reines CD-Laufwerk – auch hier ist die Modellbezeichnung Programm – ohnehin auf den D/A-Wandler des Stereo 130 angewiesen, denn einen eigenen hat er ja nicht. Logischerweise verfügt er auch nicht über analoge Ausgänge. Kontakt zum externen DAC wird entweder digital-optisch oder koaxial hergestellt. Frontseitig gibt’s noch einen USB-Anschluss für Sticks – das war’s.

Der Leak CDT ist ein reines CD-Laufwerk

Der Leak CDT ist ein reines CD-Laufwerk

Die Rückseite des Leak CDT

Die Rückseite des Leak CDT

Alle Funktionen der beiden Komponenten lassen sich entweder an den Geräten selbst oder mittels beiliegender Fernbedienungen steuern, wobei die Geber nicht ganz mit der hochwertigen Machart von Verstärker und Laufwerk mithalten können. Hier hat der Rotstift Standardware diktiert.

Die Leak-Fernbedienung ist schlicht und funktional

Leak Stereo 130 & Leak CDT: Klangeindruck

Vorab: Ich habe mir erlaubt, die beiden Komponenten im Hörtest als Paar zu betrachten, die folgenden Beschreibungen beziehen sich auf dieses Setup. Den USB-B-Input des Stereo 130 habe ich ebenfalls ausprobiert – er gibt sich klanglich ganz ähnlich.

Alin Coen - NahVoll auf die Zwölf und von da nur nach vorn! Wer diesen Charakter liebt, ist bei den Leaks an der falschen Adresse. Sie entwickeln ihr Klangbild lieber mit viel Gefühl aus der Mitte heraus, stellen die Hamburger Songwriterin Alin Coen in „Du bist so schön“ (Album: Nah; auf Amazon anhören) so nahbar, farbstark und körperhaft, so zart und zerbrechlich in den Hörraum, dass ihre Stimme fürwahr unter die Haut kriecht und ihre emotionalen Balladen unmittelbar fühlen lässt. Die leichte Tendenz zur Wärme um die Mittenlage herum tut ein Übriges, sich beim Zuhören einfach wohl, ja, geradezu umarmt zu fühlen. Von „einlullen“ kann aber keine Rede sein, die Leaks packen Gesangsstimmen nicht in Watte.

Der Leak Stereo 130 aus der Vogelperspektive

Der Leak Stereo 130 aus der Vogelperspektive

Gegenüber der Vollverstärker-/CD-Player-Kombination aus Cyrus 6 DAC und CD 6 SE 2 (zusammen circa 2.200 Euro), die ich vor einigen Jahren in meinem Hörraum begrüßen durfte, kommen auch gezupfte Akustikgitarren tendenziell einen Tick wärmer und damit einhergehend voluminöser zu Gehör. Wobei die Cyrus-Kombi ebenfalls mit ihrer britischen Herkunft kokettierte und mit gnadenloser Analytik und Neutralität ebenso wenig am Hut hatte wie die aktuellen Testprobanden. Gleichwohl erinnere ich mich an eine etwas klarere Intonation der Cyrusse bei weiblichen Gesangsstimmen, etwa bei Bat for Lashes’ „Laura“ (Album: Two Suns; auf Amazon anhören). Männliche Sänger egalisieren diesen Eindruck etwas, so darf man sich Teho Teardo in „Quiet Life“ (Album: Still Smiling) mit den Leak-Komponenten nur marginal runder vorstellen.

Volume- und Balance-Regler des Leak Stereo 130

Beim Thema „rund“ erlaube ich mir, einen klanglichen Gesamteindruck – den ich sonst eher an das Ende meiner Betrachtung stelle – vorzuziehen: Die Darbietung der beiden hölzernen Gesellen ist im besten Sinne als „kantenlos“ zu bezeichnen, wobei dies ausdrücklich nicht angepasst-langweilig meint. Im Gegenteil: Angreifen können die Briten, wie sie beim attackigen „Bulletproof“ von Godsmack (Album: When Legends Rise) unter Beweis stellen. Auch AC/DCs neue Single „Shot in the Dark“ (Album: Power Up; auf Amazon anhören) flutscht regelrecht in die Hirnwindungen und sorgt ob des Leakschen Gespürs für Rhythmus und Groove für Endorphinausstoß. Der typisch stampfende Beat der Australier peitscht über meinen muskelbepackten, dreimal so teuren Magnat RV3 natürlich härter, Brian Johnson’s Sägestimme gräbt sich schneidender ins Ohr – doch die angenehme klangliche Balance des britischen Vintage-Duos sorgt dafür, dass man, egal welches musikalische Genre man bevorzugt, noch länger ermüdungsfrei zuhören kann. Diese Gabe spielen Leak Stereo 130 und CDT besonders bei reduzierten Arrangements – etwa Finks „Warm Shadow“ (Album: Perfect Darkness) – voll aus. Grobdynamische Kraftmeierei bei jedem Pegel sollte man also nicht unbedingt erwarten, dafür spielt das Duo bereits in gemäßigteren Lautstärkeregionen tonal und dynamisch vollständig.

Der Leak CDT mit CD im Slot-in-Laufwerk

Dieser Charakter lässt sich auf alle Frequenzbereiche übertragen. Im Bass tönen die Leaks kraftvoll und reichen auch recht tief hinab, agieren aber eher auf der saftig-satt-vollmundigen denn auf der attackig-knallharten Seite der Tieftonmacht. Die bereits erwähnte, kostspieligere Cyrus-Kombi überließ die letzten Treppenstufen in den Basskeller auch lieber dem Wettbewerb, schälte indes ein deutlicheres Relief heraus und interpretierte das untere Frequenzgangende trockener und sonorer. Was bei Cyrus also eher „fruchtig“ tönt, klingt bei Leak „cremig“. Und schon die alte Danone-Werbung aus den Achtzigern wusste, dass eben alles eine Frage des Geschmacks ist.

In den Höhenlagen ist die etwas abrundende Charakteristik der Leak-Komponenten vor allem ein Gewinn für diejenigen Hörer, die auch weniger audiophil produzierte Musik mögen und es zu schätzen wissen, wenn ihnen deren Unzulänglichkeiten nicht ständig vorgeführt werden. Mal ehrlich: Funkelndes und schillerndes Highend-Gedöns hat seinen Reiz, um die Grenzen der Wiedergabetechnik auszuloten. Aber macht nur das Spaß? Mir nicht. Und ich wette, sehr vielen Lesern da draußen geht das ganz genauso. Und denen wird die vollkommen unaffektierte Art der Leak-Geräte, die auf allzu überstrahlende Highlights in den obersten Lagen verzichten, gefallen. Zumal nie der Eindruck entsteht, es fehle an relevanten Informationen.

Das Display des Leak CDT

Das Display des Leak CDT

Bei alledem gerät den Leaks die Bühnenpräsenz kompakt, aber nicht beengt. Die einzelnen Musiker auf der virtuellen Bühne lassen sich exakt orten, die Darbietung in Breite und Tiefe passt auch – nur ist die Bühne hier ein wenig „clubbiger“. Weniger „Lanxess Arena“, sondern mehr „Palladium“ oder „Live Music Hall“. Wer die einschlägigen Kölner Locations kennt, weiß, was ich sagen will. Wer nicht, nun ja: Die Dimensionen der Raumabbildung sind für sich gesehen absolut stimmig, aber nun auch nicht wahnsinnig weitläufig.

Testfazit: Leak Stereo 130 und Leak CDT

Jawoll! Wenn Vintage, dann bitte ganz genau so. Die Kombi zitiert gekonnt ihre Ahnen, bringt hinter ihrer wertig verarbeiteten Oldtimerfassade aber modernste Technik mit, die aktuelle Medien berücksichtigt und Analogfans nicht vergisst. Der sämig-vollmundige Klangcharakter erinnert aufs Vortrefflichste daran, wofür HiFi von der Insel einst gerühmt wurde. Wer „Good Old British HiFi“ sagt, meint ein tendenziell mittenbetontes, gefälliges und durchaus warmes Klangbild, in dessen Farbspiel sich baden lässt.

Leak CDT & Leak Stereo 130, oben-seitlich

Allzu eifrige Analytik überlässt Leak anderen Herstellern, hier stehen Emotion, Fluss, Groove und Musikalität – also alles, was ins Herz oder die Magengrube zielt und zum stundenlangen Zuhören verführt – im Vordergrund. Und ja, es gibt Wettbewerber, die grobdynamisch brutaler austeilen können, aber das ist eigentlich auch egal. Leak Stereo 130 und CDT sind zum Genießen bestimmt. Nicht mehr. Und ganz sicher nicht weniger.

Steckbrief Leak Stereo 130 und CDT:

  • Die Bässe kommen schön kraftvoll, satt und rund. Anderswo hört man sie bisweilen knackiger und mit etwas mit mehr „Tiefenschärfe“, sprich: Struktur. Der eher „cremige“ Duktus ist hier eindeutig eine Frage des bewusst gewählten Charakters.
  • Mit charmanter Wärme garniert, tönen die Mitten körperhaft-natürlich-stimmig. Solokünstler umgarnen das Auditorium regelrecht, Naturinstrumente verströmen eine seidig-vollmundige Aura. Schlanker und straighter wäre im audiophilen Sinn womöglich „richtiger“, hier aber irgendwie fehl am Platz.
  • In den Höhenlagen spielt die Kombo im Vergleich zum Wettbewerb leicht zurückgenommen. Bissige oder scharfe Glanzlichter sind nicht die Sache der Leaks. Der Eindruck eines Mangels stellt sich aber nicht ein. Hier klingt es einfach etwas gefälliger, was wiederum eine gewisse Toleranz gegenüber nicht ganz so hochwertigen Produktionen mit sich bringt.
  • Die Briten wollen gar nicht bis in die feinsten Verästelungen des musikalischen Geschehens vordringen. Stattdessen setzen sie auf eine entspannte, musikalisch flüssige und souveräne Performance.
  • Die Leaks besitzen ein gutes Gefühl für Rhythmus und Groove, dynamisch wird das geboten, was man in der Klasse erwarten darf.
  • Die Ortbarkeit musikalischer Einzelereignisse ist ohne Tadel, die Größenverhältnisse der virtuellen Bühne wirken in allen Richtungen stimmig und etwas kompakt.

Fakten:

Leak Stereo 130

  • Modell: Leak Stereo 130
  • Konzept: Vollverstärker mit DAC
  • Preis: 899 Euro (Ausführung Testmodell „Walnut“), Modell ohne Holzgehäuse: 799 Euro
  • Eingänge: analog: 2 x Hochpegel (Cinch), 1 x Phono (MM), digital: 2 x Toslink, 1 x S/PDIF koaxial, 1 x USB-B), 1 x Bluetooth
  • Ausgänge: 1 x Pre-Out (Cinch), ein Paar Lautsprecher, 1 x Kopfhörer (6,3-mm-Klinke)
  • Maße & Gewicht: 326 x 148 x 276 mm (BxHxT), 8,3 kg
  • Leistung: 2 x 45 Watt (8 Ohm); 2 x 65 Watt (4 Ohm)
  • Farbe: Walnuss, Silber (mit/ohne Holzgehäuse)
  • Sonstiges: Treble-, Bass- und Balance-Regler, Fernbedienung
  • Garantie: 2 Jahre (3 Jahre bei Registrierung)

Leak CDT

  • Modell: Leak CDT
  • Konzept: CD-Laufwerk
  • Preis: 699 Euro (Ausführung Testmodell „Walnut“), Modell ohne Holzgehäuse: 599 Euro
  • Ausgänge: 1 x Toslink, 1 x S/PDIF koaxial
  • Maße & Gewicht: 326 x 148 x 276 mm (BxHxT), 6,9 kg
  • Farbe: Walnuss, Silber (mit/ohne Holzgehäuse)
  • Sonstiges: Treble-, Bass- und Balance-Regler, Fernbedienung
  • Garantie: 2 Jahre (3 Jahre bei Registrierung)

Vertrieb:

IAD GmbH
Johann-Georg-Halske-Straße 11 | 41352 Korschenbroich
Telefon: +49(0)2161-61783-0
E-Mail: info@iad-gmbh.de
Web: https://www.leak-deutschland.de/

Billboard
Excalibur

Test: Leak Stereo 130 & Leak CDT | CD-Laufwerk, Vollverstärker

  1. 1 Vintage Galore
  2. 2 Leak Stereo 130 & Leak CDT: Klangeindruck
  3. 3 Testfazit: Leak Stereo 130 und Leak CDT

Über die Autorin / den Autor

Equipment

Analoge Quellen: Laufwerk: Technics SL-1210GR Tonabnehmer: Shelter 201 (MM), Pro-Ject Concorde Pick-it S1 (MM) Sonstiges: Tuner Sansui T-80 & Kenwood KT-5500

Digitale Quellen: Streamer: Pioneer N-50, Marantz NA 8005

Vollverstärker: Magnat RV-3

Vorstufen: Phonoverstärker: Lehmann Audio Black Cube Statement

Lautsprecher: Magnat Quantum 905, Teufel Theater 500S

Kabel: Sonstiges: LS- und NF-Kabel durchgängig in-akustik, alternativ Eagle Cable, WireWorld

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