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Wer Multimeter, Oszi (nicht Osbourne), eine ruhige Hand und keine Angst vor dem Lötkolben hat, kann sich gegen eine Art Schutzgebühr von 50 Euro zunächst einen Zugangscode für den internen Bereich der Website www.hifiakademie.de besorgen. Hier finden sich Detailinformationen über die Funktionsweisen der einzelnen Geräte, aber auch die zugehörigen Schalt- und Bestückungspläne sowie die genauen Bauteilelisten. Die 50 Euro sind gut investiert, da man nicht nur ungemein viel lernt (der Name „HiFiAkademie“ stellt insofern keine Übertreibung dar, so detaillierte Unterlagen sieht man wirklich selten), sondern auch beim späteren Kauf von DIY-Modulen Geld spart, wenn man bereits registrierter „Student“ ist.
Da die Schaltkonzepte der HiFiAkademie-Komponenten ganz ohne Voodoo, Heilerde und animiertes Kristallwasser auskommen und aus frei erhältlichen Bauteilen bestehen, kann der geneigte Bastler also entweder selbst losziehen, Material besorgen und die einzelnen Platinen bestücken und löten – oder aber von der HiFiAkademie bereits fertig bestückte Modulplatinen erwerben, um sie in ein Gehäuse seiner Wahl einzubauen. Und wem auch das zu diffizil oder anstrengend ist – also der Mehrheit der Kunden, die bei der HiFiAkademie bestellt -, kann natürlich auch komplett fertig montierte Komponenten erwerben.
Je nach Variante differieren natürlich auch die Preise: So kosten der komplett fertig montierte PreAmp in der Stereo-Ausbaustufe 820 Euro und der PowerAmp 765 Euro. Wer selbst lötet, kann die Platinen für Pre- und PowerAmp bereits für 380 beziehungsweise 105 Euro erwerben, muss dann aber noch die Bauteilekosten hinzurechnen. Kauft man hingegen die bereits bestückten Module und traut sich den Einbau dieser Module in ein Gehäuse selbst zu, dann zahlt man für den PreAmp 560 und den PowerAmp 410 Euro.
Wem jetzt schon aufgrund der aufgezeigten Wahlmöglichkeiten die Haare zu Berge stehen, sollte diesen Absatz gleich überspringen, denn Pre- und PowerAmp lassen sich auch noch ausgesprochen flexibel aufbauen: So lässt sich der PowerAmp nicht nur im Stereobetrieb fahren, sondern für Bi-Amping oder Surround-Anwendungen auch auf 4-Kanal-Betrieb aufrüsten. Zusätzlich kann er mit einem DSP-Modul (Digitaler Signal Prozessor) bestückt werden, das über ein PC-Interface gestattet, den Klang des Verstärkers anzupassen. Insgesamt 16 frei programmierbare Filter (Hochpass, Tiefpass, Allpass, Notchfilter, EQ, Linkwitz-Entzerrer) und ein Delay (max. 21 ms) können pro Kanal zum Einsatz kommen, was die eine oder andere Raummode elektronisch glätten helfen kann, aber auch Laufzeitanpassung bei schwierigen Hörpositionen gestattet oder einfach dem persönlichen Klanggeschmack ein großes Spielzeug an die Hand gibt. Erwähnte ich eigentlich schon, dass die kleine Kiste – Class-D sei Dank – 2 x 250 Watt an 4 Ohm bereitstellt?
Der PreAmp ist ebenfalls modular erweiterbar: Ab Werk kommt er zunächst mit sechs relaisgeschalteten Hochpegeleingängen daher. Für 100 beziehungsweise 110 Euro gibt es ein Phono-MM/MC-Modul beziehungsweise – für den Mehrkanalbetrieb – ein sogenanntes „Extensionmodul“, und die zuvor genannte DSP-Platine kann natürlich – wahlweise – auch in den PreAmp eingebaut werden.
Darf es ein wenig mehr sein? Die optionalen Platinen der HiFiAkademie: vorne das DSP-Modul für den PowerAmp sowie hinten von links nach rechts: Extension-, DSP- und Phono-Modul für den PreAmp
Wer das alles einmal durchdrungen hat, versteht nun auch, warum der PreAmp über ein Touchpanel bedient wird. Diese Lösung impliziert nämlich, dass man beim Selbstbau beziehungsweise beim Einbau in ein eigenes Gehäuse nicht noch alle möglichen Schalter und Regler anbringen muss. Es genügt, im Gehäuse einfach eine rechteckige Aussparung zu schaffen, in die das Touchpanel – übrigens eine Eigenentwicklung – hineinpasst. Dieses wird über Flachbandkabel mit dem Verstärkermodul verbunden – fertig. Im Touchpanel sitzen übrigens auch Empfänger und Sender für die Kommunikation des PreAmps mit einer Fernbedienung. Ab Werk kommuniziert der PreAmp mittels des standardisierten RC5-Codes, sodass er beispielsweise auch ohne weiteres Murren mit der Systemfernbedienung meines Marantz SA 7001 SACD-Spieler zusammenarbeitete. Er versteht sich aber auch darauf, die von ihm benötigten Signale auszusenden, sodass er einer lernfähigen Fernbedienung über das Setup-Menü die Steuerbefehle „beibiegen“ kann.
Regelmäßige Nutzer eines iPhones oder iPads werden über das „akademische“ Touchpanel freilich nur müde lächeln: Es gibt nur zwei Farben und die Icons sind wahrhaft teutonisch designt worden.
Doch es erfüllt seinen Zweck und die Menüstrukturen sind so logisch, dass man sämtliche Funktionalitäten des PreAmp intuitiv lernt und schnell ohne Betriebsanleitung durchdringt. So kann zum Beispiel jeder Eingangskanal auf Wunsch im Pegel verändert werden, sodass sich unterschiedlich laute Quellen nivellieren lassen. Die Bedienung der Hauptfunktionen, also die Anwahl der Quelle und die Lautstärkeregelung, lässt sich auch mit Wurstfingern gut bewerkstelligen – doch im Grunde benutzt man ja eh eine Fernbedienung. Und damit wären wir auch schon am Ende der Rezension! Nein, das war nur ein Scherz, um den Leser wachzurütteln. Jetzt wollen wir natürlich Musik hören.
Test: HiFiAkademie Preamp & Poweramp | Vor-End-Kombi