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Kontrastprogramm. Smashing Pumpkins, das Album Machina/The Machines Of God. Der Opener „The Everlasting Gaze“ ist ein beim ersten Hören zutiefst unschöner, sperriger Song. Brutal verzerrtes Gitarrenriff, Haudrauf-Drums, die klingen als würde ein böser Mensch ungeduldig an klemmenden Besteckschubladen rütteln, ein alles andere als pazifistischer Gesang. Es klingt offen gestanden hässlich. Aber nur, bis es auf den Refrain zugeht, der in all seiner Brutalität plötzlich ein Türchen in einen weit klingenden Raum hinein öffnet. Aus dem martialischen Geknüppel heraus beginnt es plötzlich zu leuchten. Kann man schlecht beschreiben, muss man hören.
Hier finde ich, dass die beiden Komponenten der HiFiAkademie ein bisschen mehr Punch drauflegen könnten – sie gehen mir etwas zu distanziert ans Werk. Zwar kann auch hier wieder eine durch fast alle Lagen neutral scheinende Tonalität attestiert werden, vordergründig „fehlt“ also erst mal nichts – doch bräuchte Musik dieser Art für meinen Geschmack etwas mehr „Schubs“. Das chaotische Klanggeschehen sucht quasi eine ordnende Instanz, das kann wie bei der Myryad MXA2150-Endstufe der substanziellere Bassdruck sein, aber auch ein durchsetzungsfähiges Crashbecken als Taktgeber, so wie es mir beispielsweise der Vollverstärker Yamaha A-S2000 serviert. Zur Ursachenforschung wechsle ich zu Jamiroquais „Driftin‘ Along“, einer lupenreinen Reggae-Nummer mit wahrhaft pumpendem, tiefem Bass.
Der kommt über die HiFiAkademie-Kombi eher mit ein wenig Gemütlichkeit. Neben dem Timing geht es aber auch um die absolute Tiefe. Bei einem Dub-Reggae-Bass erwarte ich – logisch! – Tiefgang, einen schnellen Antritt, verbunden mit „Puste“/Durchhaltevermögen bei stehenden Tönen. Der HiFiAkademie-Kombination an dieser Stelle Verzagtheit vorzuwerfen, wäre ein zu hartes Urteil, aber es dürfte für meinen Geschmack schon etwas substanzieller – und auch flinker – in ebendiesen Basskeller hinuntergehen. Wo wir gerade dabei sind: Die zu Vergleichen herangezogene Kombination aus Funk-Pre plus Myryad-Endstufe leistet neben dem geforderten Druck, Antritt und Stehvermögen im Bass auch eine insgesamt vielschichtigere, tiefere und von den Lautsprechern besser losgelöste Bühne. Und kostet das Doppelte.
Und nun die Überraschung: Eigentlich wollte ich an einem Test-Tag nach ausführlichen und durchaus vergnüglichen Hörausflügen in die Bereiche Pop, Rock, Krach und Jazz nur kurz ins klassische Fach wechseln. Mahlers Sinfonie Nr. 2, auch als Auferstehungs-Sinfonie bekannt, liegt im SACD-Spieler und ich war vor allem neugierig darauf, wie die HiFiAkademie-Kombi mit den teils krassen Lautstärkesprüngen des ersten Satzes zurechtkommt. Hier schöpfte Mahler aus dem Vollen: Aus dem Nichts kommende, geradezu ins Perkussive lappende Blechbläserattacken werden gefolgt von schmelzenden Violinen und Bratschen – und auf die folgt wiederum großes Schlagwerk.
Die Komponenten der HiFiAkademie zeigen sich bei dieser Musik von ihrer besten Seite. Sie schaffen eine hoch authentische Konzertsaalatmosphäre und präsentieren das Orchester glaubhaft. Glaubhaft meint hier: Eine ungemein realistische und saubere Bühnenabbildung, die zwar weder extrem breit noch tief wirkt, dafür aber umso nachvollziehbarer ist und bleibt, selbst wenn man den Sweet-Spot verlässt. Andere Verstärker, die ich zum Vergleich hörte, „schenkten“ einem insgesamt etwas mehr Raum, worunter zugleich aber auch schon mal die Ortungsgenauigkeit litt. Vermisste ich weiter oben im Text noch etwas substanzielleren Druck im Tiefbass, so fehlt hier beim großen Orchesterwerk – eigentümlicherweise – gar nichts. Selbst die großen Kesselpauken werden durchsetzungsstark und durchaus bedrohlich, wie es wohl auch die Intention des Komponisten war, wiedergegeben.
Was soll ich sagen? Statt kurz in den ersten Satz reinzuhören, gab ich mir gleich nochmal die komplette, auf zwei SACDs gesplittete Sinfonie; aus einem Zehnminutencheck wurde eine mehr als anderthalbstündige Hörsession, die auch familienintern meinen Ruf als nur bedingt sozialkompetenter Freak zementierte. Und weil es so schön war, legte ich gleich am nächsten Tag noch Schostakowitschs neunte Sinfonie drauf. Vor allem der vierte Satz, das Largo mit martialischen Fanfarenklängen und als Kontrapunkt einem geradezu lieblichen Solo-Fagott waren über die HiFiAkademie Pre/Power-Kombination ein absoluter Genuss, weil sie einen schon nach kurzer Zeit einfach in die Musik hinein gleiten ließ.
Diskutieren wir ein wenig die Erfahrungen: Die Komponenten der HiFiAkademie erinnern mich in ihrer Konzeption ein wenig an den schwäbischen Boxenbauer Nubert. Mal davon abgesehen, dass die beiden Hersteller nur 122 km Luftlinie voneinander entfernt und Ab-Werk-Verkäufer sind, würde ich sie beide als „ingenieurgetrieben“ bezeichnen – und die Online-Darstellung ihrer Produkte weist ganz bewusst in die Richtung „wissenschaftlich-nachvollziehbar“, „pragmatisch“ und „nicht-beschönigend“. Der hier getestete Vor-/Endstufenkombination könnte man diese Attribute auch akustisch attestieren. Man bekommt solide, durchdachte Geräte, die ihr Geld wert sind und einen zu keiner Zeit an akustische „Trickserei“ denken lassen – Hörern mit kleinerem Geldbeutel wird so der Einstieg in die Welt der audiophilen Musikwiedergabe möglich. Das modulare Konzept erlaubt überdies viele unterschiedliche Einsatzszenarien.
Test: HiFiAkademie Preamp & Poweramp | Vor-End-Kombi