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Es gibt Musikstücke, an denen hat man sich in seiner Jugend so dumm und dämlich gehört, dass sie irgendwann – ohne dass man es eigentlich gemerkt hat – auf die innere Blacklist gewandert sind, und das zu Unrecht. Eines dieser Stücke ist wohl „In The Air Tonight“ von Phil Collins. Und das bloß, weil man beim Einsetzen der Drums sofort wieder schwach beleuchtete Partykeller vor dem geistigen Augen sieht, in denen die Jungs mit verzerrtem Gesicht Luftschlagzeug spielen, während die Mädchen peinlich berührt in ihren Blue Curacao/Orangensaft starren. Ungerecht!
Der Song ist gut, dazu soll man stehen, und er bietet immer noch einige produktionstechnische Leckerlis. Als rhythmisches Gerüst fungiert eine Roland CR-78 Drumbox mit furztrockenem Raumhall. Sparsam eingesetzte Prophet-5-Keyboardflächen untermalen den massiv komprimierten Gesang, der von wenigen, sägenden, lang ausklingenden Gitarrentönen dramatisch konterkariert wird. Und über das in der Mitte des Songs einsetzende Schlagzeug ist bereits alles auf der Welt zu Sagende gesagt worden, wir wollen hier nur nochmal festhalten, dass die Toms fett wie die Hölle klingen und die Snare, als wäre sie aus tausendjähriger Eiche. Und das soll eine gute Stereo-Kette bitte auch so wiedergeben.
Was soll ich groß um den heißen Brei herumreden? Die HiFiAkademie-Kombination tut wie ihr befohlen. Der ruhig und zugleich bedrohlich glimmende Beginn des Stücks fängt den Hörer ein, schmiert ihm aber keinerlei unklare oder gar nicht vorhandene Rauminformation um die Ohren. Die Beatbox puckert vor sich hin, der sägende Gitarrenton klingt wunderbar lang und klar aus, der Solo-Gesang steht festgenagelt in der akustischen Mitte. Das hochdynamische, erst massiv anschwellende und dann urplötzlich im Nichts verebbende „Well I remember“ kitzelt geradezu an der Gehirninnenseite, so spielfreudig und auf den Punkt gibt es die HiFiAkademie-Kombi wieder. Und als dann wenig später die raumfüllenden Toms einsetzen, nickt der Hörer zufrieden: Ja, so soll es sein. Schwer, fett, breit, mit massiver Holznote die Toms, flatternd-hell wenig drauf die Ghostnotes auf der Snare. Mein erster Eindruck: Tonal fällt hier nichts aus dem Rahmen, die Kombi geht dynamisch und zupackend zu Werke, die Ortbarkeit der Klangquellen ist ausgezeichnet und die Bühnendarstellung sauber, wenn auch nicht gerade überbreit.
Spulen wir die Musikgeschichte zwölf Jahre vor: Tabula Rasa von den Einstürzenden Neubauten erschien, ein Album, auf dem sie sich erstmals auch von ihrer sanftmütigen Seite zeigten. „Blume“ heißt das Stück, das musikalisch und auch tontechnisch höchst interessant ist. Die australische Sängerin Anita Lane leiht diesem Song ihre nahezu unerträglich erotische Stimme. Wer bei den von ihr gehauchten Zeilen „For you I am a chrysanthemum supernova, urgent star“ nicht mindestens eine Gänsehaut bekommt, muss sofort zum Arzt. Untermalt wird dieses elfenartige Gesäusel von triolischen Gitarren-Flageoletts, dem kernigem Sprechgesang von Blixa Bargeld, geheimnisvollen Zischlauten, viel verhalltem Bass und dem neubautentypischen unterschwelligen Grollen. Was macht die Pre/Power-Amp-Kombination daraus? Erneut: Das, was sie soll. „Klar“, „deutlich“, „vollständig“, „selbstverständlich“ steht in meinen Notizen.
Der Eindruck bestätigt sich beim neuen Album von Lloyd Cole. Exemplarisch sei hier das Lied „If I Were A Song“ genannt. Die geschlagenen Akustikgitarren, die erfrischend unbearbeitete Stimme von Lloyd Cole, die sich sanft wiegende Lap Steel-Guitar und die angenehm zurückhaltenden Drums kommen über die HiFiAkademie-Kombination gleichermaßen lässig wie präzise ans Ohr. Nichts zu viel, nichts zu wenig.
Test: HiFiAkademie Preamp & Poweramp | Vor-End-Kombi