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Dezember 2012 / Sebastian Eilzer
Nicht nur das Klangempfinden ist ja meist eine sehr individuelle Sache, auch die Beschaffenheit des Ohres/des Gehörgangs kann recht spezifisch ausfallen – bei Kopfhörern nicht selten ein recht entscheidender Faktor. Warum dann nicht auch bei deren Beschaffenheit – insbesondere bei In-Ear-Hörern – auf Individualisierung setzen?
Die Fabs – fabulous earphones sind In-Ear-Monitors (IEM), die an den persönlichen Gehörgang jedes Kunden angepasst werden. Man hat prinzipiell die Auswahl zwischen zwei Modellen, einer Single-Driver-Variante (290 Euro) – optional mit Upgrade-Möglichkeit (350 Euro Aufpreis zum Nachrüsten auf Dual) – sowie einem Dual-Driver (600 Euro), welcher das Topmodell der Linie darstellt. Um Letzteres soll es in diesem Bericht gehen.
Die Hörer werden von Diplom-Ingenieur Claus Zapletal (www.fabsearphones.de) angefertigt, der nicht zuletzt von seinem umfangreichen Erfahrungsschatz als Hörgeräteakustiker profitiert: Prinzipiell ist ein In-Ear-Kopfhörer ein Hörgerät ohne Mikrofon und Elektronik – die Produktion solcher Hörer liegt also quasi auf der Hand.
Fabs – fabulous earphones: Anprobe und Auswahlmöglichkeiten
Bereits bei der ersten Klangprobe zeigt Herr Zapletal, dass ihn der Anspruch antreibt, hochwertigste Hörer zu liefern: Ich erhalte ein reines „Anprobe-Modell“, das deutlich kleiner ist als das endgültige, da es ja mit aushärtendem Silikon ummantelt an mein Ohr angepasst wird. Wohlgemerkt nur für die (für den Kunden unverbindliche) Klangprobe. So viel Aufwand habe ich bisher bei IEMs nicht erlebt. Den Unterschied machen die Klangaustrittsöffnungen der In-Ears, die mit dieser Methode wesentlich genauer an die Position der Austrittsöffnungen der späteren Hörer gebracht werden können, als dies mit Universalmodellen, welche mit Silikon- oder Foamieaufsätzen getestet werden, erreichbar wäre.
Bei der Probe entsteht auch bereits ein guter Eindruck der später zu erreichenden Isolation, wobei das im Ohr befindliche Testmaterial weicher ausfällt als die Hartschalen der endgültigen Hörer.
Für die folgende Hörprobe ist Claus Zapletal ebenfalls bestens gerüstet – als Player werden ein Colorfly-C4 und Astell & Kern iRiver AK100 inklusive hochwertiger Aufnahmen bereitgehalten, aber natürlich kann auch mittels eigenen Zuspielers/eigener Musik getestet werden.
Warum ich so stark auf das Probehören eingehe? In-Ear-Hörer wie die Fabs – fabulous earphones sind Einzelstücke und werden daher erst nach Bestellung hergestellt – ein vorheriges Hören der Endprodukte ist naturgemäß nicht möglich. Die Entscheidung muss zuvor anhand von Kompromisslösungen getroffen werden. Und hier sorgt Herr Zapletal mit seinem Equipment und seiner Erfahrung für eine bestmögliche Ausgangssituation, um einen fairen Eindruck von den Hörern vermittelt zu bekommen. (Kunden außerhalb Berlins können übrigens bei jedem anderen Hörgeräteakustiker die Abformungen anfertigen lassen und an Fabs senden. Per eMail ist auch eine Anleitung dazu erhältlich).
Hat man sich schlussendlich für ein Modell entschieden, werden mit Blick auf den endgültigen Hörer Abdrücke des Ohrkanals mithilfe einer speziellen Silikonmasse gemacht. Anhand dieser Abdrücke werden später Formen beziehungsweise Gehäuse angefertigt, in welche die Elektronik eingebaut wird. Die resultierenden Hörer passen daher perfekt in das eigene Ohr und sind nach einem kurzen Temperaturangleich fast vergessen
Da die Hörer erst nach dem Kundengespräch angefertigt werden, kann bei der Farbwahl quasi jeder Wunsch erfüllt werden. Von transparentem Weiß über ein knalliges Grün bis hin zu dezenten Hauttönen, klassischem Schwarz oder Schmuckdesign wird alles geboten. Unterschiedliche Farbvarianten für beide Seiten/Kanäle, wie bei meinem Modell realisiert, sind ebenfalls problemlos möglich.
Und sogar das Kabel kann beliebig gewählt werden. Herr Zapletal hat einige Standardmodelle zur Auswahl, es kann aber auch jedes Kabel, welches man selbst beisteuert, verbaut werden. Einer individuellen Lösung mit Mikrofon und Fernsteuerung oder aber speziellen Längen sind demnach keine Grenzen gesetzt. Im wahrsten Sinne des Wortes ein individueller Hörer.
Klanglich hingegen sind die Fabs – fabulous earphones stets gleich. Das große Modell arbeitet mit einem Hochtontreiber und einem Basstreiber – die kleine Variante muss mit einem Treiber für das gesamte Spektrum auskommen. Während Letztere für den Einsteiger eine preislich äußerst interessante Alternative bieten soll, ist das Zwei-Wege-Modell für den kompromisslosen Musikgenuss gedacht. Die Signale der beiden Frequenzbereiche werden wie bei hochwertigen In-Ears üblich über separate Schallkanäle aus dem Hörer in das Ohr geführt. Das garantiert eine interferenzminimale Übertragung des gesamten Frequenzbereiches.
Zum Lieferumfang gehört ein umfangreiches Zubehör bestehend aus einer Tasche zum Transport, diversem Reinigungsmaterial speziell für Ohrhörer sowie Klinke-Adaptern für 6,35 mm und Doppelmonoflugzeuganschluss.
Ebenfalls anbei liegen zwei Sätze an Schutzfiltern für die akustischen Öffnungen, welche mit einem Spezialwerkzeug gewechselt werden können. Diese sind nötig, um die Schallkanäle frei von Cerumen (Ohrenschmalz) zu halten und so einem Verstopfen vorzubeugen. Jedes dieser Verbrauchsteile kann kurzfristig bei Herrn Zapletal nachbestellt werden.
Test: Fabs - fabulous earphones | Kopfhörer