Demnächst im Test:

Billboard
AVM

Klang B.M.C. Audio PureVox (Teil 2)

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Klang B.M.C. Audio PureVox (Teil 2)

„Kommod“ ist sowieso das falsche Stichwort, denn neben dem exzellenten Auflösungsvermögen geht das hohe „Grundtempo“ – diese Ansatzlosigkeit und erstklassige Mikrodynamik – als weiteres Talent des BMC-Lautsprechers durch.

BMC PureVox

Charakteristisch dafür beispielsweise die Art, mit der ein Instrumentalsong wie „Diablo Rojo“ von Rodriga Y Gabriela rüberkommt – das gleichnamige Album lege ich zugegebenermaßen primär nur für Testzwecke auf, die beiden zupfen nicht nur sehr behände ihre Akustikgitarren, sondern klopfen auf ihnen auch beeindruckend herum, jedenfalls staunt man nicht schlecht, was Rodriga Y Gabrielaauch tieftontechnisch bei dieser sparsamen „Instrumentierung“ drin ist. Ja, in dieser Preisklasse habe ich das auch schon mal voluminöser gehört. Jedoch ebenso auch mal mit einem nicht ganz so kohärenten Timing: der Saitenanriss schnell, die holzige Resonanz beim Klopfen aber minimal hinterherhinkend. Alles nicht dramatisch und vielleicht sogar angenehm satt, aber letztlich will die Illusion „fast wie live“ mit solchen Lautsprechern dann doch nicht rüberkommen, es wirkt zu wenig tight, nicht ganz so im positiven Sinne straff. Ebenjenes suggeriert die PureVox aber. Die kennt nur ein Tempo über den Frequenzbereich hinweg, und das ist hoch.

Konzeptionell scheint die Rechnung bei der B.M.C. aufzugehen. Die Entscheidung für besonders leichtes Membranmaterial – Folie beim Hochtöner, Kevlar/Glasfaser-Compound beim Tief/Mitteltontreiber – und starke Antriebe bei den Chassis sorgt für gute Impulswiedergabe und hohes Auflösungsvermögen. Mancher Lautsprecherentwickler sieht die Kombination eines BMC AudioFlächenstrahlers für die oberen Oktaven mit einem klassischen elektrodynamischen Wandler für die unteren kritisch, einfach weil es schwer ist, das flotte Tempo des Hochtöners in den tieferen Lagen mitzugehen. Dies dürfte auch mit ein Grund sein, warum Candeias nicht nur auf ein gutes Masse/Antriebsverhältnis seines Tiefmitteltöners geachtet, sondern sich auch für ein geschlossenes Gehäuse entschieden hat. Solche weisen ein besseres Impulsverhalten als Bassreflex-Designs auf, opfern dafür etwas Wirkungsgrad untenherum und marschieren nicht so tief hinunter (wobei der Pegel aber flacher abfällt als bei Bassreflex-Designs). Die Summe der Maßnahmen hört man der PureVox an. Und wo wir dabei sind: Dass größere Anstrengungen unternommen wurden, ein möglichst „totes“ Gehäuse zu kreieren, merkt man auch. Eine solche Reinheit des Tons geht jedenfalls zumeist mit besonders resonanzminimalem Gehäusedesign einher – das konnte ich jüngst auch wieder bei unserem Test der Audiograde Ardora erleben.

Habe ich konzeptionell nicht etwas zu erwähnen vergessen? Richtig, da war doch noch was – die PureVox besitzt eine Bipol-Abstrahlcharakteristik. Wie wirkt sich die aus?

Neben dem eingangs Erwähnten wohl vornehmlich in der besonders geglückten Art der Raumdarstellung, der – neben der hohen Auflösung und flotten Gangart – dritten Stärke dieses Howe GelbLautsprechers, wenn man mich fragt. Wiederum ein simples „Wow!“ kam mir über die Lippen, als ich den Song „But I Did Not“ von Howe Gelb ansteuerte. Der ist auf dem Album ‚SNo Angle zu finden, einem Projekt des Herrn Gelb, bei dem er seinen eigenwilligen Indie-Americana-Sound mit einem kanadischen Gospel-Chor fusioniert. Und während Howe Gelb nun in der Mitte der Bühne singt und nuschelt – was teils bewusst verzerrt wird –, meldet sich linkerhand besagter Chor mit dem titelgebenden Sätzchen beständig zu Wort. Und das ist nun wirklich famos.

BMC Audio PureVoxNa klar besteht ein Chor immer aus mehreren Sängern/Sängerinnen, triviale Erkenntnis, aber dass sich das auch so klar differenziert anhört, ist lang nicht immer der Fall. Vielfach homogenisieren Lautsprecher das mehr als geboten wäre. Dass man die Einzelstimmen mit der BMC-Box nun derart klar verfolgbar heraushören kann, ohne dass es zerfasert oder artifiziell, sondern im Gegenteil, sehr natürlich wirkend tönt – nicht zuletzt auch deshalb, weil man den Aufnahmeraum um den Chor herum ebenfalls vermittelt bekommt –, das ist wirklich großes (Klang-)Kino. Darüber hinaus ist auch die Solidität der Abbildung der Stimmen am Rand der Bühne wesentlich höher als man gemeinhin in dieser Klasse erfährt. Kommt es einem nicht häufig so vor, als würde in der Bühnenmitte mit deckkräftigen Ölfarben gemalt, während es zu den Rändern hin ins Aquarellige driftet? Dass also nicht nur die Formen mit weicherem Strich gezeichnet werden, wenn das mal als Bild für die Entwicklung der Lokalisationsschärfe Richtung Bühnenrand herhalten darf, sondern auch der Farbauftrag durchscheinender, wässriger erfolgt. Nicht so mit der PureVox! Und drittens schließlich: Da kann ein Sänger auch direkt hinter der Box stehen, also nicht an der Schallwand kleben bleiben, ja sogar mehrere Sänger und deren Abstände zueinander bekommt man ebenfalls noch dargelegt. Im Zentrum des Klangraums ist man das vielleicht gewohnt, zum Rand hin in dieser Güte aber nicht, da hat man bei B.M.C. Audio nicht zu viel versprochen.

Als ich Andrea Schröders – die, die dieses deutsche Cover von Bowies „Heros“ singt, unbedingt mal anspielen – neues Album „Where The Wild Oceans End“ höre, stelle ich zudem nochmal fest, dass die Freiheit der Abbildung, also dass man nicht die Boxen, sondern die Musik im Raum hört, mit zum Besten zählt, was mir bisher untergekommen ist. Und eine weitere Besonderheit scheint mir erwähnenswert: Die PureVox ist nicht nur in der Lage, Andrea Schröderdie virtuelle Bühne sehr tief abzubilden, sondern gleichzeitig auch involvierend nach vorne zu spielen. Kennen Sie diesen Trade-off nicht auch? Entweder die Musik kommt nach vorn, aber die Tiefendimension wird etwas vernachlässigt – oder man bekommt einen sauber abgemessenen Bühneneindruck geliefert, auch nach hinten, aber das Ganze spielt vielleicht doch etwas zu laid-back, wenn nicht gar distanziert. Dieses Entweder/Oder kann ich mit der BMC PureVox nicht feststellen. Bei „The Ghosts Of Berlin“ etwa ist das Drumset weit hinten platziert – aber eben nicht die ganze Musik, diese wunderbare Alt-Stimme traut sich auch vor die Boxengrundlinie, ohne dass es jetzt gleich „frontal“ würde. Zusammen mit Bass, Akkordeon, Violine und E-Gitarre fächert sich der Song zu einem großen, weiten, sauber strukturierten Klangraum auf. Zum drin Versinken schön ist das.

Billboard
Lindemann Move

Test: B.M.C. Audio PureVox | Standlautsprecher

  1. 3 Klang B.M.C. Audio PureVox (Teil 2)