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Auralic Merak
Wenden wir uns als nächstes den Monos Auralic Merak zu, und inspizieren mithilfe der schwedischen Kollegen von Alarma Man (Album: Love Forever) ebenfalls zuerst das Untergeschoss:
Der den Titel „Cabin in The Sky“ unterlegende, für tief-sattes Fundament sorgende Basslauf geht gerade im Refrain – wenn man diesen so nennen kann, so richtig schert sich die schwedische Post-Rock-Combo nicht um gängige Soundstrukturen – schnell unter oder mutiert zu Brei. Nach wiederholtem Wechsel von meinen nicht zuletzt im Bass vorbildlich schnell und akkurat zur Sache gehenden, je 200 Watt/8 Ohm leistenden Audionet Amps zu den Merak bleibt festzuhalten:
Weder in Sachen Tiefgang (oder reichen die Auralic gar noch ein Stück tiefer?) noch in puncto Differenziertheit/Konturiertheit nehmen sich die beiden Block-Duos nennenswertes. Die unteren Lagen werden jeweils so substanziell-massig und gleichzeitig durchhörbar-präzise wiedergegeben, wie es sich für rechtschaffene Endstufen gehört. Auch wenn man richtig aufreißt, und sich Songs wie „Intro“ oder vor allen Dingen das fluffige „Something Good“ der englischen Mercury-Music-Prize-2012-Gewinner alt-J (Album: An Awesome Wave) quasi direkt aufs Hirn drückt: Die trocken-zackigen Hiebe der Bassdrum schmettern unsere Class-D-Blöcke vorbildlich punchy Richtung Hörer.
Die Frage nach der grundsätzlichen Kontrolle und Puste unserer Probenden – nicht nur den Bass betreffend – lässt sich aber auch wunderbar mit Explosions in the Sky „Tremblings Hands“ beantworten (Album: Take Care, Take Care, Take Care; für Freunde atmosphärisch-abwechslungsreicher, an Filmmusik erinnernder Instrumentalstücke eine echte Empfehlung):
Die Melange aus einem fortwährend vor sich hinloopenden Stimmlaut, dichtem Gitarren-Sound, treibenden Snarewirbeln und einem das Ganze auf sichere Füße stellenden Bass muss insbesondere bei höheren Lautstärken eine massiv-stabile, involvierende – da haben wir’s schon wieder – Wall of Sound ergeben, bei der die einzelnen „Ziegelsteine“ dennoch klar erkennbar bleiben und nicht im großen Ganzen untergehen. Die Auralic Merak erledigen dies mit einer Kompetenz, die eigentlich, bleiben wir im Bild, auch den strengsten Polier zufriedenstellen sollte.
Okay, letztgenannte Punkte könnte man auch als Pflichtübungen für unsere Probanden sehen, schließlich kauft man sich keine Monos für mehrere Kilo-Euro, um ausschließlich laue Lüftchen im Hörraum wehen zu lassen. Allerdings ertappe ich mich, wie ich beim Testen vergesse, dass wir es hier „nur“ mit Geräten der 5.000-Euro-Klasse zu tun haben und ich bei aller selbstvergessenen Musikhörerei ganz unterschwellig in eine Erwartungshaltung gerutscht bin, die man – Monos hin oder her – normalerweise an deutlich teurere Geräten richtet. Sind mit den Merak doch nicht zuletzt erstzunehmende Herausforderer für meine immerhin 8.000 Steine schweren Audionets am Start …
Ein Eindruck, der freilich nicht allein dadurch herrührt, wie die Auralic Merak die genannten Pflichtübungen absolvieren. Aber kommen wir noch einmal zurück zum wunderbaren, an Ideenreichtum überbordenden Album An Awesome Wave von alt-J – eine sehr empfehlenswerte Mischung aus Indie, Folk, Electro und einer Prise Post-Rock:
Der Song „Interlude 1“ besteht im Grunde aus nichts weiterem als aus zwei übereinandergelegten Gesangsspuren und ein wenig Hall. Nicht zuletzt bei diesem Titel fällt auf, dass die Merak zum Teil mit ganz ähnlichen Genen wie der Taurus Pre ausgestattet sind:
Erstens betrifft dies die besondere Reinheit/Schwärze des Hintergrundes und damit einhergehend den Kontrast, mit dem sich der Gesang vom Hintergrund abhebt und sich räumlich-plastisch definiert – sicher mitverantwortlich für die angenehme Illusion livehaftiger Präsenz, die die Auralic Merak in den Hörraum zaubern.
Zum zweiten ist die tonale Balanciertheit der Mittellagen zu nennen: Der Gesang wirkt gleichermaßen fundiert/angenehm warm sowie tadellos offen und luftig. Letzteres ist gerade bei der leicht nölig-brüchigen Stimme Joe Newmans von Bedeutung, machen hier insbesondere die Obertöne den besonderen Charakter der Stimme aus. Drittens ist die vorbildlich austarierte Darstellung der Sibilanten (S-Laute) und – wenn auch etwas weniger zu hören in diesem Stück – F-Laute erwähnenswert: Unangenehmes Zischeln stellt auch in Kombination mit dem Funk MTX (der ja in den oberen Lagen noch einen Tick offensiver spielt als der Auralic Pre) und meinen hochauflösenden Thiel CS 3.7 kein Thema dar. Übergangen oder vernuschelt wird aber ebenso wenig – es klingt einfach, wie es sein soll: durchweg natürlich.
Mit Blick auf den Hochton gefallen mir die Monos, wenngleich ebenfalls eher mit einem minimal sanften denn betont prägnantem oder feindynamisch flirrend-elektrisierenden Charakter ausgestattet, noch einen Tick besser, weil etwas offener tönend als der Taurus Pre. Auch gegenüber meinen Audionets oder dem Fonel Emotion sammeln die Merak Sympathiepunkte. Zumindest, wenn es über meine straighten Thiel CS 3.7 geht, lassen es meine Arbeitsgeräte oben rum bisweilen einen Hauch artifizieller, härter, silbriger angehen.
So finde ich das gefühlte Plus an Störungsfreiheit, an entspannter Reinheit bei den gleich zu Beginn von Myrna Loys „Reelrose“ ertönenden, klar leuchtenden Pianotupfern schon sehr angenehm – die einzelnen Töne wirken etwas weniger spröde, farbiger. Als ob die Auralic-Blöcke sie freier, lockerer oder weicher ausschwingen ließen. Ja, die gänzliche Abwesenheit – Klischee hin oder her – von Transistorverstärkern häufig nachgesagter Sterilität zählt eindeutig zu den Stärken der Merak.
Obwohl: Bei John Coltranes mit vielfältiger Perkussion wie Becken, Xylophon, Rasseln etc. gespicktem und deswegen sehr „lufthaltigem“ und transientenreichem „Kulu Sé Mama“ (Album: Kulu Sé Mama) bin ich plötzlich wieder auf der Seite der Audionets: Ich erhalte prägnantere Informationen. Die die oberen Lagen feiner rasternde, analytischere, „elektrifizierendere“, wenngleich auch etwas strengere Interpretation der Audionets bindet mich stärker in das Stück ein, während die Merak diesen Titel etwas weniger profiliert und fordernd gestalten.
Wenngleich das im Verlauf von „Kulu Sé Mama“ einsetzende Saxophon wiederum über die Auralic Merak realistischer in Szene gesetzt wird: Es tönt satter, sonorer als über die Audionets, die die Mitten quasi eher mit Wasser- denn Ölfarben zu malen scheinen. Ja, die glaubhafte Darstellung von Klangfarben natürlicher Instrumente, die Abwesenheit jeglicher Sprödheit, jeglichen Grauschleiers und nicht zuletzt tonaler Ungereimtheiten gehört eindeutig zu den Steckenpferden unserer Probanden.
Insgesamt würde ich behaupten, dass die Auralics Merak wohl gerade im Zusammenspiel mit hinreichend frisch, zackig-feindynamisch und gut auflösend zu Werke gehenden Lautsprechern echte Perlen sein dürften, bei sehr sanft oder dunkel abgestimmten Schallwandlern aber womöglich nicht als Antidot erster Wahl durchgehen. Wenngleich Class-D ja häufig das Vorurteil anhaftet, zu digitaler Härte, Schärfe oder Ähnlichem zu neigen (obwohl Class-D genaugenommen keineswegs auf Digitaltechnik beruht), gehen meine Erfahrungen aber sowieso eher in eine andere Richtung:
So erinnere ich mich zum Beispiel noch gut an die Class-D-Vertreter von Bel Canto oder NAD. Ähnlich wie die Merak warteten diese mit einer sehr angenehmen, unterschwelligen Aufgeräumtheit, Ruhe oder „Schwärze“ im Klangbild auf, zeichneten zudem ausnehmend plastisch und kamen mit einem eher geschmeidigen, dezenteren denn betont crisp-frischen Hochton daher. Selbst für die sich in unserer Asservatenkammer befindlichen kleinen King-Rex Geräte gilt dies in Grundzügen.
Die Auralic Merak spielen, wenn mich meine Erinnerungen an die vergangenen Probanden nicht gänzlich trügen, hochtonseitig noch einen Tick näher an der highfidelen Normal-Null-Linie, sollten zudem auch im Bass etwas knackiger, konturierter zu Sache gehen und nicht zuletzt deshalb ein vergleichsweise „aufregenderes“, anmachenderes, rockigeres Klangbild abliefern.
Und wie klingen unsere Probanden im Teamplay?
Beim Wechsel vom Funk MTX auf den Taurus Pre verändert sich der Klang so, wie man sich’s nach dem bisher Gelesenen eigentlich denken kann: Es geht – ja, das ist schon recht amtlich – bassseitig tiefer hinunter. Ohrenfällig sind darüber hinaus die angenehm sonore, farbige Mittenwiedergabe sowie die Plastizität dargestellter Instrumente. Gleichzeitig erhält man aber auch ein etwas ruhigeres, weniger anspringendes Klangbild: Die Bühne wirkt etwas weniger vereinnahmend/frontal, der Hochton eher beruhigt-geschmeidig als flirrend.
Ich glaube, dass es eine Menge Hörer gibt, denen dieses auf unaufgeregte Langzeittauglichkeit ausgerichtete, „organische“ Klangbild gefällt, gerade wenn man sehr schnelle, (zu) analytische Lautsprecher sein Eigen nennt. Als echten Knaller empfinde ich persönlich aber tatsächlich die Kombi aus Funk MTX und Merak, die wie erwähnt zwar etwas weniger Tiefgang liefert sowie einen Tick weniger sonor/klangfarbenkräftig im Mittenbereich tönt, dafür aber mehr Drive ins Gebotene bringt und sich mit ihrem „Allroundcharakter“ summa summarum auch gegenüber doppelt so teuren Kombis keinesfalls verstecken muss. Auch meine von mir hochgeschätzten, gleichwohl deutlich stärker ins Kontor schlagenden Audionet Amps werden – siehe oben – bestens vertreten.
Test: Auralic Taurus Pre und Auralic Merak | Vor-End-Kombi