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Auralic Taurus Pre und Auralic Merak: Das musikalische Können

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Auralic Taurus Pre und Auralic Merak: Das musikalische Können

Auralic Taurus Pre & Auralic Merak

Fühlen wir zunächst einmal dem Auralic Taurus Pre „solo“ auf den Zahn, hören uns anschließend die Merak-Monos intensiv an und lassen abschließend „ganzheitlich“ die Kombi ans Ruder:

Auralic Taurus Pre

Flankiert von meinen Audionet Amps sowie Thiel CS 3.7 darf der Taurus Pre darf erstes zeigen, wie er mit monumental-mächtigen Elektrosoundscapes klarkommt, genauer gesagt mit dem Song „Dirt“ – quasi der passende Soundtrack zu den Hinterlassenschaften des gerade wegtauenden Schnees in Berlin – des schwedischen Ein-Mann-Projekts Sophia (Album: Spite).

sophia spitePeter Pettersson hat dieses rhythmisch recht monoton-schleppend daherkommende Stück bassseitig ungemein substanziell und tiefreichend arrangiert, die elektronischen, aufgrund ihrer Hallfahnen noch massiger wirkenden Paukenschläge lassen da fast schon sowas wie „Galeerenfeeling“ aufkommen. Zumal der Titel aufgrund seiner Subbassanteile gerade bei höheren Pegeln auch physisch spürbar wird. Und wenn mein zum ersten Vergleich herangezogener Funk MTX den Bass natürlich keinesfalls unterschlägt, spart er die letzten Hertz auf dem Weg nach Süden dennoch aus und gestaltet den tonalen Unterbau des Songs weniger physisch fühlbar.

Auralic Taurus Pre & Auralic Merak

Der Auralic Taurus Pre ist – nicht nur im Vergleich zu meinem Funk, der sich in der V3b-Version tonal eigentlich ebenfalls anstandslos erwachsen gibt – ohne Frage ein Pre mit überraschend amtlichem Tiefgang, der, das sei betont, nicht nur ausnehmend tief Grummeln kann, sondern das Treiben in der Kelleretage stets fest im Griff hat, sprich Bassläufe und Bassdrums ebenso anstandslos konturiert-dynamisch und zudem tonal neutral wiedergibt wie der in dieser Hinsicht vorbildlich agierende Berliner.

Ja, auch wenn man beim ersten Anblick des vergleichsweise schmächtig gebauten Taurus Pre womöglich verleitet sein mag, ihn in Sachen Tieftonautorität zu unterschätzen – der Auralic zeigt sich untenrum durch und durch kompetent.

Auralic Taurus Pre & Auralic Merak

Aber stöbern wir nicht länger im dunklen Keller rum, sondern begeben uns als nächstes ins hoffentlich luftig-lichte Obergeschoss des Wiedergabespektrums: Bei dessen Besichtigung fällt mir als erstes ins Ohr, allerdings bin ich in dieser Hinsicht auch ein kleines Sensibelchen, dass der Auralic Pre ganz, ganzbehold the arctopus oben herum, ein bisserl weniger Luft bietet, als ich das sonst so gewöhnt bin. So lässt der Funk MTX im Song „Canada“ der irrwitzigen Free-Jazz-Metaller Behold… The Arctopus das bei ungefähr 00:25 von einem Bassdrumgewitter untermalte Hi-Hat-Hauchen noch etwas feiner, ätherischer, offener tönen und vermittelt hochtonintensive Songs wie das wilde „SearchParty Animal“ der irischen Combo And So I Watch You From Afar (Album: Gangs) etwas frischer, mit mehr Prägnanz in den oberen Lagen.

Allerdings geht es mit der Hochton-Dezenz des Auralic Taurus auch nicht so weit, dass einem nennenswerter Hochtonspaß abhanden käme. Zumal der Taurus – aber auch hier sind die Unterschiede keinesfalls riesig – nicht einfach nur absoftet, sondern die Bronzeabteilungen von Schlagzeugen bisweilen auch einen Tick realistischer, angenehmer, wie vom letzten Bisschen artifizieller Restsilbrigkeit befreit zum Besten gibt.

Na ja, machen wir’s nicht zu kompliziert, wenngleich ich subjektiv einen Deut mehr Sympathie für den Funk MTX hege, nehmen sich and so i watch you from afarder Auralic und der Funk summa summarum so wenig, dass man getrost das Wörtchen „Patt“ verwenden darf. Erstaunlich, weil ich gerade die effektfreie, im positiven Sinne unaufgeregte Gangart meines immerhin um die 700 Euro mehr kostenden Funk MTX in den oberen Lagen sehr schätze und nicht zuletzt deshalb meinen Audionet-Monos keine Vorstufe aus gleichem Hause an die Seite gestellt habe – der MTX macht mit seiner Artefaktefreiheit auch vielen deutlich teureren Pres etwas vor …

Okay, es mag Hörer geben, die es sich obenrum etwas „spratzelnder“, exaltierter wünschen beziehungsweise eine gewisse Portion Extradrive goutieren. Aber von allen Vorverstärkern, die bisher bei mir vorspielten, war es allein der wirklich mit einer sehr angenehmen Offenheit, sehr feinzerstäubten Luftigkeit gesegnete Fonel Renaissance, dessen zusätzliches Hochtonflair im Vergleich zum Funk für mich auch tatsächlich mit mehr Musikgenuss einherging, das heißt nicht an der Langzeittauglichkeit und Eingängigkeit des Gehörten sägte.

Auralic Taurus Pre & Auralic Merak

Der Auflösung und Feindynamik tut die tonal etwas zurückhaltende Hochtonabstimmung des Auralic Taurus eigentlich keinen Abbruch: Auch Dinge wie das feine Schimmern einer skinny puppy last rightsMetall-Percussion, das im Refrain von Skinny Puppys „Love In Vein“ (Album: Last Rights) ätherisch über verzerrtem Gesang und allerhand Industrialsound-Gedöns schwebt, bleibt – inklusive Ausschwingen – einwandfrei wahrnehmbar. Ebenso werden die knarzende Obertöne des einleitenden Basslaufs von Interpols „Evil“ (Album: Antics) tadellos unverschliffen und markant transportiert – von einem etwaigen feindynamischen Aufweichen keine Spur.

Vielleicht hängt es auch mit dem beschriebenen Hochtoncharakter zusammen, dass das Klangbild auch in Gänze tatsächlich noch etwas sauberer – wie vor einem etwas schwärzeren Hintergrund stattfindend – und plastischer tönt als über meinen eigentlich auch in dieser Hinsicht über alle Zweifel erhabenen Funk MTX. Jedenfalls werden beispielsweise im Song „Solar Still“ (Album: X/Y) des schwedischen Jazztrompeters Goran Kajfes die Tablas (indische Handtrommeln) und die Oud einen Tick kontrastreicher, klangfarblich voller tönend und räumlich eindeutiger definiert herausgearbeitet: Man ist spontan verleitet mit dem Finger auf die einzelnen Instrumente zu zeigen; die Illusion, physisch fassbare Akteure beziehungsweise eine echte Bühne im Raum zu haben, gelingt dem Auralic Taurus Pre hervorragend (und mit diesem Wörtchen gehe ich wirklich nicht inflationär um).

Goran Kajfes Album: x und Y

Hätte ich hinsichtlich des Klangdesigns unseres kleinen Stieres Wünsche frei, dann beträfe dies vor allen Dingen die „Bühnenausdehnung“. In sich, wie eben beschrieben, vorbildlich schlüssig und plastisch, gerät die Abbildung als Ganzes nicht gerade übermäßig üppig oder frontal. Ich selbst stehe ja auf tendenziell größere, vereinnahmende Klangbilder, wenngleich auch mein Funk MTX hier eher durchschnittliche – oder neutrale? – Kost abliefert, aber gleichwohl noch etwas mehr „Wall of Sound“ in den Hörraum zu stellen vermag als der Taurus.

Auralic Taurus Pre & Auralic Merak

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Test: Auralic Taurus Pre und Auralic Merak | Vor-End-Kombi

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