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Denn auf den ersten Blick und das erste Anheben vermitteln die Auralics fast sowas wie Understatement pur – lediglich 33 Zentimeter Breite und einstellige Gewichtszahlen kennzeichnen die biometrische Datenlage. Auf den zweiten Blick fällt dann die akkurat-wertige Verarbeitung ins Auge: Zu nennen sind da etwa anstandslos bündig Übergänge beziehungsweise geringe Spaltmaße seitens der Gehäusekonstruktion, passgenau versenkte Schrauben (auch beim Öffnen der Geräte verzieht sich da nichts), das saubere Oberflächenfinish der gebürsteten Aluminiumteile oder die mechanische Solidität, die sämtliche Tastschalter sowie der satt-wackelfrei laufende Volumeregler oder die einzelnen, bombenfest sitzenden Anschlüsse ausstrahlen.
Bombenfest ist ein Stichwort, welches im übrigens auch gut zu den Cardas-Lautsprecherterminals der Auralic-Merak-Monos passt, lässt sich doch mittels einer griffigen Rändelschraube ohne jegliche Fummelei und mit wenig Kraftaufwand ein hoher Anpressdruck erzielen. Eine aus audiophiler Sicht kompromisslos kontaktsichere und bestens beleumundete Lösung, bei der man allerdings mit Spades beziehungsweise Kabelschuhen konfektionierte Lautsprecherkabel sein eigen nennen sollte – Bananas bleibt der Zugang verwehrt. Auch im Hinblick auf die NF-Verbindung mit Vorstufen sind die kleinen Silberlinge wählerisch und nehmen ausschließlich via XLR Kontakt auf. Auralic sieht die symmetrische Signalverarbeitung aus klanglicher Sicht grundsätzlich im Vorteil, die Merak sind entsprechend vollsymmetrisch aufgebaut.
Mit 200 Watt an 8 Ohm ist jeder Block deklariert, mittels einer weiteren XLR-Schnittstelle lassen sich die Merak brücken, sofern man denn meint, dass eine Leistungsvervierfachung die doppelte Investitionssumme wert ist
In Sachen Handhabung gibt es mit Blick auf die Merak-Blöcke – Endstufen sind ja nun naturgemäß keine bedientechnischen Hexenwerke – ansonsten nicht viel zu berichten, wenngleich ich zwei Dinge noch für erwähnenswert halte:
Zum einen: Steht der hintere „harte“ Netzschalter auf „On“, befinden sich die Auralic Merak nicht unmittelbar im Betrieb/Leerlauf, sondern zunächst in einem lediglich sechs Watt beanspruchenden „Warmhaltemodus“, bei dem die Ausgangsstufe deaktiviert bleibt, die restlichen Schaltungselemente aber auf klangoptimale Betriebstemperatur gebracht beziehungsweise auf dieser gehalten werden.
Um die Merak gänzlich scharf zu schalten, bedarf es entweder eines anliegenden Musiksignals oder man drückt ganz konventionell auf den kleinen frontseitigen Taster. Der Vollbetrieb visualisiert sich dann durch ein rotes Lämpchen. Der Automatikmodus erscheint mir aber nur dann komfortabel, wenn man – freilich auch abhängig vom Wirkungsgrad der anhängigen Lautsprecher – deutlich über Zimmerlautstärke hört. Ansonsten sagen die kleinen Blöcke in leiseren Musikpassagen nämlich auch gerne mal „Tschüss“ beziehungsweise wechseln ungefragt in den stummen Warmhaltemodus.
Als echten Nachteil sehe ich das allerdings nicht: Nimmt man die Merak nämlich nur ein einziges Mal manuell in den Vollbetrieb, macht der Autopilot bis auf weiteres Feierabend (kann aber freilich mit wenigen Tastendrücken jederzeit wieder aktiviert werden) und der Hörer kann ganz klassisch per Knopf entscheiden, ob Musik gehört oder das Gerät lediglich warmgehalten werden soll. Und sollte man nach dem Musikhören das Knöpfchendrücken tatsächlich einmal vergessen, ist das auch alles andere als ein Drama: Gerade 12 Watt Leerlaufleistungsaufnahme pro Block habe ich gemessen, da verbrauchen die meisten Vorstufen, wenn nicht CD-Player mehr …
In Sachen „Praxis-Check“ ist zum anderen die Abwesenheit jeglichen Trafo-Brummens lobend hervorzuheben. Insbesondere weil das Wörtchen „sauber“ mit dem, was da an Strom aus unseren Berliner Steckdosen kommt, herzlich wenig zu tun hat, Gleichstromschmutz in der Versorgungsspannung aber zur frühzeitigen Sättigung von Trafos und – in meinem Hörraum leider keine Seltenheit – eben Brummgeräuschen führt.
Wer jetzt denkt: „Klar, in den Class-D-Kisten werkeln ja schließlich auch nur Schaltnetzteile, was soll da groß brummen?“, irrt sich allerdings. Allein der Blick auf die große Schraube am Unterboden der Merak verrät, dass hier klassisch spannungsgewandelt wird: Die Auralic-Entwickler sprechen in diesem Zusammenhang von einer „Hybrid Analog Amplify Technology“. Die eigentliche Leistungsverstärkung besorgt ein mit über 400 kHz Schaltfrequenz arbeitendes Hypex UcD-Class-D-Modul, das – so wird verlautbart – noch eigens modifiziert wurde und beispielsweise den bekannten, aber auch schon ein wenig in die Jahre gekommen ICEpower-Modulen deutlich überlegen sei. Dies betreffe nicht zuletzt den mitunter hochtonkritischen Einfluss der Lautsprecherimpedanz auf das die Schaltfrequenz aussiebende Ausgangsfilter.
Der Rest des Schaltungskonzepts ist dagegen vergleichsweise „old school“ gehalten, wenngleich, Schule hin oder her, eine von einem 500-VA-Ringkerntrafo des kanadischen Traditionsherstellers Plitron samt 56.000 µF Siebkapazität verantwortete Energieversorgung zweifelsohne ein gern gesehenes Feature ist. Bei Auralic verspricht man sich gegenüber einem Schaltnetzteil nicht zuletzt eine höhere sowie stabilere Stromlieferfähigkeit und geringere Störemissionen.
Das Wörtchen „Class-A“ mag bei manch altgedientem, neumodischem Zeugs eher skeptisch gegenüberstehendem Highender dann zusätzliches Wohlgefallen auslösen: Die unmittelbare Ansteuerung der Ausgangstufe, sprich der Hypex-Module erfolgt nämlich mittels, wie Auralic betont, eigens entwickelter und patentierter, auf den Namen Orfeo getaufter Class-A-Verstärkungsmodule, die auf höchste Linearität beziehungsweise äußerste Verzerrungsarmut getrimmt seien.
Gleiche Tugenden soll auch die Vorstufe Auralic Taurus Pre aufweisen, in welcher ebenfalls Orfeo-Module und ein nicht zu übersehender Ringkerntrafo ihren Dienst verrichten. Bei Letzterem sei auf die Minimierung von „EMI” (Electromagnetic interference), sprich der elektromagnetischen Beeinflussung umliegender Schaltungselemente besonderer Wert gelegt worden, was durch eine Dreifach-Schirmung des Trafos erreicht werde: Eine innere, zwischen Primär- und Sekundärwicklung befindliche sowie zwei äußere, von denen eine aus besonders wirksam abschirmenden Mu-Metall besteht (eine Nickel-Eisen-Legierung mit hoher magnetischer Permeabilität).
Hinter der mit einem Alps RK27 durchaus hochwertig realisierten, aber eben nur zweikanalig ausgelegten Lautstärkeregelung – symmetrisch eingehende Signale werden demzufolge zunächst desymmetriert – arbeitet der Taurus Pre intern ebenfalls symmetrisch.
Mit Blick auf die – per Fernbedienung zudem etwas „grobfühlige“ – Lautstärkejustage empfinde ich es als ungewöhnlich, dass sich die Musik nicht beliebig leise beziehungsweise ganz ausblenden lässt. Es verbleibt selbst bei Linksanschlag des Reglers stets ein gewisser Restpegel, der zwar je nach Wirkungsgrad der Lautsprecher schon noch mehr oder weniger unter Zimmerlautstärke liegen wird, aber in vielen Fällen wohl kein feines Hintergrundsäuseln der Musik ermöglicht. Will man es noch leiser beziehungsweise ganz still haben, bleibt nur der Druck auf den Mute-Taster der Fernbedienung oder die Stopp-Taste der Quelle.
Ansonsten ist der Taurus Pre durchaus komfortabel ausgestattet: Eingangsseitig stehen drei RCA/Cinch-Buchsen sowie – hierüber habe ich vorwiegend gehört – eine XLR-Schnittstelle zur Verfügung. Hinaus geht es mit gleich zwei 6,35-Millimeter-Klinken für den Kopfhörer-Anschluss sowie Richtung Endverstärkung dann ebenfalls mit RCA oder XLR, wenngleich, wie oben erwähnt, die zugehörigen Merak eh nur symmetrisch „können“.
Womit wir dann auch gleich beim richtigen Stichwort für den Umzug in den Hörraum sind – schauen wir endlich mal, wie es um das klangliche Können der Auralic-Kombi bestellt ist …
Test: Auralic Taurus Pre und Auralic Merak | Vor-End-Kombi