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Anschließend geht es weiter in die dritte Etage, die sich den großen Wiener Komponisten widmet. An dieser Stelle möchte ich ein wenig Kritik anbringen. Mir ist der Sprung von der Wahrnehmung und Entstehung von Klängen zu den Komponisten zu groß. Das „missing link“ wäre ein Exkurs in die Musiktheorie. Kirchentonarten, Kontrapunkt, Harmonie und was sonst noch an Grundlagen unserer abendländischen Musikkultur anzuführen wäre, könnte man wunderbar anhand von Tonbeispielen darstellen. Leider werden solche Aspekte ebenso wenig thematisiert wie beispielsweise Tonsysteme anderer Kulturen oder experimentelle Ansätze moderner Komponisten.
In der dritten Etage ist jedem der „Großen Meister“ – Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Franz Schubert, Johann Strauss, Gustav Mahler sowie den Begründern der Neuen Wiener Schule Arnold Schönberg, Alban Berg und Anton Webern – ein eigener Raum gewidmet. Jeder Raum hat den Charakter einer „Wunderkammer“, in der unterschiedliche Aspekte aus Leben und Werk der einzelnen Komponisten zusammengetragen wurden.
Von Joseph Haydn gibt es Handschriften zu bewundern …
… oder die Mode seiner Zeit
Wer möchte, kann sich auch über die Haushaltsführung von Beethoven informieren.
Im Anschluss an die Runde kann man sich noch selber als Dirigent der Wiener Philharmoniker versuchen. Mit einem elektronischen Taktstock bewaffnet darf man sich vor das virtuelle Orchester trauen. Aber Achtung – schlechten Dirigenten droht eine Überraschung
Wer beim Dirigieren auf den Geschmack gekommen ist, kann seine Kreativität beim Gestalten von Klängen und Bildern in der vierten Etage, der virtuo|stage, ausleben.
Und wer sich nach diesem wirklich interessanten und spannenden Rundgang erholen möchte, kann noch weiter unter das Dachgeschoss aufsteigen, wo sich das Museumsrestaurant befindet.
Fazit
Das Haus der Musik dürfte in seinem Konzept einzigartig sein – ein Besuch lohnt in jedem Fall! Ich würde mir wünschen, dass man sich künftig noch der Musiktheorie annehmen würde. Aber auch so gibt es für Kinder und Erwachsene gleichermaßen eine Unmenge zu lernen und zu erhören. Besonders gefallen haben mir das moderne Ausstellungskonzept und die vielen Möglichkeiten, selber aktiv zu werden, Klänge zu erhören und sich interaktiv mit der Materie auseinanderzusetzen. Auch das bunte Panoptikum zu den großen Wiener Komponisten ist überraschend und anregend, vor allem, da man auch viel über den jeweiligen Komponisten in seiner Zeit erfährt.
Lediglich Aspekte der Musiktheorie und Kompositionslehre habe ich vermisst. Aber wie dem auch sei: Meiner Meinung nach sollte sich niemand, der sich für Musik interessiert, das Haus der Musik entgehen lassen – schon gar nicht, wenn man gerade sowieso mal in Wien ist.
Fakten:
Haus der Musik
- Adresse: Seilerstätte 30 | A-1010 Wien
- Gesamtfläche: 5.000 m², Ausstellungsfläche 3.000 m²
- Besucher: circa 216000 jährlich
- Öffnungszeiten: Mo-So jeweils 10 – 22 Uhr, letzter Einlass 21:30 Uhr
- Eintrittspreise: Erwachsene 12 Euro, ermäßigt 9 Euro, Kinder unter 12 Jahren 5,50 Euro, unter 3 Jahren frei.
- Web: www.hausdermusik.at
- eMail: info@hdm.at
- Telefon: +43-1-513 48 50
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Akustik: Haus der Musik in Wien