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Haus der Musik in Wien

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Haus der Musik in Wien

August 2013 / Martin Mertens

Das Wiener Haus der Musik (www.hausdermusik.at) bezeichnet sich auch als Klangmuseum. „Das ist meine Plattensammlung doch auch“, mag der eine oder andere denken. Allerdings verstehen sich Museen heute bei weitem nicht mehr nur als Sammlungen. Und das Haus der Musik ist ein eindrucksvolles Beispiel für ein modernes Museum. Grund genug für fairaudio, sich hier einmal umzusehen.

Sicher, Sammeln und Archivieren gehören immer noch zu den zentralen Aufgaben eines Museums. Und so kommt es, dass viele Museen jeweils nur einen kleinen Ausschnitt ihrer umfangreichen Bestände zeigen. Zudem gewinnt seit geraumer Zeit der Bereich der Museumspädagogik immer größere Bedeutung. Ein Museum wird heute nicht mehr nur als ein Ort des Bewahrens, sondern auch als Ort des Lernens und Erlebens betrachtet. Dabei stehen vor allem moderne, interaktive Ansätze im Vordergrund. Wer bei dem Gedanken, im Museum etwas zu lernen, an endlose Zeittafeln oder unverständliche Bildunterschriften denkt, hat also nur teilweise recht. Viele Museen sind heute bei weitem nicht so verstaubt, wie manch einer immer noch denken mag. Allerdings – gerade in Deutschland gibt es da zugegebenermaßen bisweilen noch Nachholbedarf …

In Österreich – genauer in Wien – hat man sich daran gewagt, ein Klangmuseum einzurichten. Zu diesem Zweck hat man das ehemalige Palais Erzherzog Karl entsprechend umgebaut. Das Gebäude liegt zentral in der Wiener Innenstadt und hat sieben Tage die Woche von 10 bis 22 Uhr geöffnet.

Haus der Musik in Wien

Wien ist eine Stadt der Musik – und der Wiener Walzer sicher mit das bekannteste Exportprodukt Österreichs. Einem seiner berühmtesten Komponisten, Johann Strauss (Sohn), hat man im Volkspark ein Denkmal mit einem lebensgroßen Standbild des Komponisten errichtet

Von zwei Seiten, von der Seilerstätte sowie von der Annagasse, gelangt man zuerst in den Innenhof des imposanten Palais. Hier befinden sich die „Kassa“, also die Kasse sowie die Garderobe. Und hier beginnt der Aufstieg in die Ausstellungsräume, die sich von der ersten bis in die vierte Etage erstrecken. Wer nicht gut zu Fuß ist, kann anstelle der „Stiege“, sprich Treppe, auch den Aufzug nehmen. Zur Einstimmung steht hier im Hof gleich ein Konzertflügel. Wer sich berufen fühlt, kann kurz an der Kassa fragen und darf dann mit Sicherheit gleich ein paar Takte spielen.

Der erste Stock widmet sich der Geschichte der Wiener Philharmoniker, was dem Ort geschuldet ist. Der Komponist Carl Otto Ehrenfried Nicolai hatte seine Wohnung hier im Palais, als er 1. Kapellmeister der k. k. Hofoper in Wien war. Indem er 1842 zum ersten Mal ein Konzert mit Musikern der Hofoper veranstaltete, legte er den Grundstein der Wiener Philharmoniker.

Die Ausstellung hier ist eher konservativ und zeigt Reliquien aus der Geschichte der Wiener Philharmoniker. Entsprechend überwiegen Vitrinen mit Ausstellungsstücken.

Haus der Musik in Wien

Konservativ: Hinter Glas sind die Taktstöcke der Dirigenten der Wiener Philharmoniker zu bewundern

Daneben gibt es aber auch informative Terminals, an denen man sich in multimedialer Aufbereitung über die Geschichte und andere Aspekte der Wiener Philharmoniker informieren kann. Dabei werden einem auf dem Bildschirm nicht nur Zahlen und Fakten präsentiert. In einigen Bereichen erzählen zum Beispiel auch Mitglieder des Orchesters über bestimmte Aspekte ihrer Arbeit. Es lohnt auf jeden Fall, einige Zeit vor den Touchscreens zu verbringen.

Haus der Musik in Wien

Modern: An interaktiven Terminals erfährt man eine Menge über die Wiener Philharmoniker

Nicht nur für jüngeres Publikum spannend ist eine Installation, bei der man sich einen Walzer zusammenwürfeln kann. Pflicht für jeden HiFi-Interessierten ist darüber hinaus auch der Besuch des „imaginären Konzertsaals“. Hier werden Aufnahmen des aktuellen Neujahrskonzertes sowie des Sommernachtskonzertes der Wiener Philharmoniker geboten. Die Akustik ist wirklich grandios und lässt kaum etwas gegenüber einem wirklichen Konzertbesuch vermissen. Ja, das ganze klingt so authentisch, dass ich maximal verwirrt bin, als von links die Bläser einsetzen, die im Bildausschnitt der Großbildprojektion von rechts ins Bild rücken. Mein Tipp: lieber die Augen schließen und sich aufs Hören konzentrieren. Der Klang ist eh um ein vielfaches besser als die Bildqualität …

Dieser Bereich der Ausstellung ist im Vergleich zu den anderen Abteilungen eher klein. Die übrigen Räume werden für das Archiv der Wiener Philharmoniker verwendet. Der Bereich des Sammelns ist also ebenfalls auf dieser Etage vertreten.

Haus der Musik in Wien

Hier geht‘s nicht weiter

Richtig spannend wird es auf der zweiten Etage in der sogenannten Sonosphere. Hier geht es im Wesentlichen um die physikalischen, physiologischen und psychologischen Aspekte von Klängen. Generell ist die Etage sehr dunkel gehalten, sodass man sich auf das Hören konzentrieren kann. Angenehm ist, dass es, obwohl jeder Raum von Klängen erfüllt ist, keine Türen gibt. Die Gänge, die die einzelnen Räume und Abteilungen verbinden, sind so ausgelegt, das Geräusche nicht von einem Raum in den anderen dringen. Ein Detail, das zeigt, mit wie viel Sachverstand bei der Gestaltung dieses Bereiches vorgegangen wurde. Die Sonosphere ist faszinierend und ich gebe zu, dass ich mich hier die längste Zeit aufgehalten habe.

Haus der Musik in Wien

Gänge trennen die Räume und sorgen dafür, dass kein Ton von einem Raum in den nächsten dringt

Der Rundgang durch die Sonosphere beginnt in einem Raum, in dem in einer Klanginstallation Tonaufnahmen aus dem Mutterleib abgespielt werden. Schon vor seiner Geburt nimmt der Mensch akustische Eindrücke aus seiner Umwelt beziehungsweise der Umwelt der Mutter wahr. Das Hören kann einen Menschen also schon von Anbeginn prägen.

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Die optische Umsetzung der Klanginstallation aus Geräuschen, wie sie ein Ungeborenes wahrnimmt, wirkt eher etwas kitschig

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Akustik: Haus der Musik in Wien

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