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Sichtliche Unlust an Plätschermusik verspürt wohl auch Herr Ingo Hansen, jedenfalls ging es in dem Raum, in dem die Phonosophie-Anlage über ALR Note 9 Lautsprecher (cirka 8.300 Euro/Paar) spielten, gut zur Sache. Ein Stück von der CD „Jazz at the Sawmill“ diente zur akustischen Unterstreichung des Herrn Hansens „Live-Philosophie“: Ein 10minütiges Live-Trommelsolo, Jazz-Berserker bei der Tat, aufgenommen im Jazzclub Sägewerk – und die Reaktionen des Publikums wurden ebenso auf der Aufnahme festgehalten. Schon mal ein guter Ansatz …
Noch besser freilich, dass ein verschmitzt lächelnder Herr Hansen es sich nicht nehmen ließ, während der Vorführung dazwischenzupfeifen und lautstark „Hey“ zu rufen – so, als wolle er die (virtuelle) Band anfeuern! Nur der Spaß an der Musik steckte wohl nicht dahinter, man vermutet richtig, unterstellt man eine gewisse „pädagogische Absicht“.
Des Phonosophie-Chefs These (in meinen Worten): „Wenn ich dazwischenrufe und -pfeife und dies von den Hörern als zur Musik dazugehörig empfunden wird – dann habe ich etwas erreicht. Dann klingt es einfach mehr LIVE.“ Ich muss zugeben, da ist schon etwas dran, das kam sehr überzeugend. Vielleicht fange ich bei der nächsten Diana Krall Session auch einfach an zu schreien und berufe mich auf Ingo Hansen … Das hätte was.
Zunächst spielte eine von Phonosophie getunte Variante eines Teac CD-Receivers – ein für uns ausgebuffte HighEnder lachhaft kleines Stück Elektronik. Überhaupt: Receiver? Für schlappe 1.125 Euro? Aber was das Ding für einen Krach machte! Na ja, Krach nicht, dem Kistchen gelang vielmehr eine sehr dynamische Musikwiedergabe an den doch durchaus stattlichen ALR-Wandlern. Klar kann man jetzt sagen: „Im Grundton fehlt aber hier und da etwas.“ Blablalba – Die Power und Verve, die hätte wohl kaum einer der anwesenden Besucher erwartet. Hut ab. Vermutlich auch ein Grund fürs verschmitzte Hansen-Lächeln.
Danach wurde aufgerüstet: Der CD-Player „Impuls 2“ (6.400 Euro) und der Vollverstärker Bi-Amp 1-4 (ab 4.600 Euro) übernahmen das Ruder. Dass es für den zehnfachen Preis besser wird – geschenkt. Aber ernsthaft: Es ging richtig ab. Ein Detail fand ich besonders beeindruckend: Kennen Sie das, wenn Sie auf einem Konzert sind und genau neben Ihnen steht jemand, der derartig laut pfeift, dass es wie ein heißer Pfeil ihren Gehörgang durchdringt? So etwas ist auf dieser CD drauf – und wurde entsprechen auch wiedergegeben!
Derart heftig pfiff mir, glaube ich, noch keine Anlage ins Ohr – und es war nicht Herr Hansen, der stand nämlich an der anderen Seite des Raumes … Klasse Vorführung, hier war jemand mit Spaß und leichter „Besessenheit“ am Werk – und dudelte nicht einfach nur was ab.
Und die mystischen Animatoren strahlten um die Wette …
Da sich die Messe schon den Ende zuneigte, konnte ich die Komponenten von Abbingdon Music Research (AMR) zwar leider nicht mehr ausführlich anhören – aber eben doch bestaunen. Vierzig Kilo bringt allein der CD-77 Player auf die Waage, fünfzig sollen es beim Vollverstärker AM-77 sein (UVP der Komponenten: 6.999 Euro). Schweres Geschütz von der neuen, britischen Firma – diese Komponenten wurden hier auf der Messe zum ersten Mal dem deutschen Publikum präsentiert. Den Deutschlandvertrieb besorgt Herr Thomas Fast. Ich muss mich ein wenig für die Fotos entschuldigen, sie bringen den „Haptik-Faktor“ nur unzureichend rüber …
Daher verweise ich an dieser Stelle auf den Testbericht der 6moons-Kollegen – dort gibt es einiges zu sehen.
Und schon war der Tag vorbei. Fazit: Eine sehr gut organisierte Messe mit vielen verschiedenen Ausstellern, denen der richtige Rahmen dafür geboten wurde, ihre Produkte akustisch ins rechte Licht zu rücken. Und wenn ich mir die Besucherströme noch einmal vergegenwärtige – da soll noch einer sagen, kaum einer interessiere sich mehr für High Fidelity. Der Zug ist noch lange nicht abgefahren …
Messebericht: Norddeutsche HiFi-Tage / Hörtest 2008