Irgendwie beschäftige ich mich in letzter Zeit verstärkt mit dem Saft, der HiFi-Geräte überhaupt erst zum Leben erweckt. Gerade erst waren zum Beispiel die Furutech-Netzkabel und -stecker bei mir zu Gast und konnten dabei recht eindrucksvoll belegen, welches Potenzial zum Feintuning der Klangabstimmung in diesem Bereich schlummert. Noch etwas tiefergehend sollen Netzfilter in den Stromfluss eingreifen und ihn optimieren. Der Tsakiridis Super Athena (deutscher Vertrieb: www.audioplan.de) ist ein eben solcher Stromfilter, nebenbei aber auch noch ein flexibler Stromverteiler und sogar ein (einfaches) Messgerät. Wir schauen ihm im fairaudio-Kurztest auf die Wicklungen.
Leider ist die Gattung der Stromfilter bei nicht wenigen HiFi-Freunden etwas in Verruf geraten, weil unterdimensionierte Filter und insbesondere Trenntrafos der Dynamik eher geschadet als dem Klang anderweitig auf die Sprünge geholfen haben. Wenn eine fette Endstufe massiv Strom benötigt, und zwar impulsartig schnell, dann hat ein Trenntrafo nun mal nichts, aber auch gar nichts im Weg des Energieflusses zu suchen, da er prinzipbedingt nicht oder nur mit massivem Materialaufwand (und damit einhergehenden hohen Kosten) die nötigen Leistungen bereitstellen kann. Der Tsakiridis Super Athena ist dagegen in erster Linie ein Line-Filter für hochfrequente Störungen (HF) und ein Stromverteiler mit zehn konfigurierbaren Schuko-Steckplätzen (dazu gleich mehr) auf der Geräterückseite sowie optional ein Trenntrafo. Er hat übrigens mit einem Mantelstromfilter (der Brummen durch Erdschleifen unterdrücken soll) nichts zu tun, falls ein Sparfuchs sich denken sollte, er könne mit viel geringerem Aufwand ähnliche Ergebnisse erzielen.
Der Line-Filter der Tsakiridis Super Athena wirkt wie ein Tiefpass: Die 50 Hz der Netzfrequenz werden ungedämpft durchgelassen, Netzstörungen anderer Frequenz dagegen abgedämpft. Klanglich ist dabei entscheidend, wie der Filter hinsichtlich Eckfrequenz, Bandbreite, Filtertopologie und Dimensionierung der maximal durchlässigen Stromstärke ausgelegt ist. Und gerade bei letzterem Punkt lässt sich die Super Athena nicht lumpen: Mit einer Belastbarkeit von bis zu 2.500 Watt sollten auch leistungshungrigere Geräte genügend Kapazitäten im Rücken haben. Aber wer diesbezüglich dennoch skeptisch ist, findet in der Normalkonfiguration hinten auch vier direkte Ausgänge, die nicht vom Filter beeinflusst werden. Große Endstufen sowie extrem potente Class-AB-Konzepte sind also auch willkommen.
Gewaltenteilung
Einen Trenntrafo bietet der Tsakiridis Super Athena wie gesagt ebenfalls, denn der ist besonders wirkungsvoll für Kleinverbraucher wie zum Beispiel Digitalgeräte. Sind die Eins/Null-getakteten Biester hier angeschlossen, schützt der Super Athena nicht nur die Digitalos selbst vor Unbill aus dem Netz, sondern auch die anderen in der Kette befindlichen Geräte, da der Trenntrafo auch eine Rückwärtsdämpfung aufbietet (also die allseits ungeschätzten digitalen „Nebenprodukte“ nicht mehr über den Stromkreislauf an andere Geräte fließen lässt). Analoge Phonostufen, die wegen ihrer zarten Schaltkreise besonders empfindlich auf Störungen reagieren, sollten ebenfalls hier angeschlossen werden. Der Trenntrafo als solcher ist übrigens deshalb nicht für große Leistungsverbraucher geeignet, weil er „indirekt“ arbeitet: Er wandelt Strom per Primärspule in ein magnetisches Feld, das über den Kern in der Sekundärspule wieder eine Spannung induziert. Es lässt sich so eine sehr gute Filterwirkung erreichen, die wie gesagt in beide Richtungen funktioniert. Die Nachteile des Trenntrafo-Prinzips sind die Kosten und das Gewicht: Je höher die Leistung sein soll, umso mehr Kupfer und Eisen braucht man. Der Super Athena vermag mit 800 Watt Trenntrafo-Belastbarkeit sehr praxisfreundliche Leistungsniveaus bereitzustellen. Selbst wenn man die nicht ausschöpft, hat man Reserven für kurzzeitige Spitzenströme, was der Dynamik im Klangbild zugute kommt.
Ab Werk werden übrigens vier direkte Ausgänge, vier Line-Filter und zwei Trenntrafo-Ausgänge eingebaut. Wer will, kann hier auch andere Konfigurationen ordern (die Kosten dafür werden nach Zeitaufwand berechnet).
Modular und flexibel
Eine separat zu bestellende Option für den Tsakiridis Super Athena ist die Choke-Filterspule (600 Euro). Sie wirkt als Energiepuffer und speichert Energie via Magnetfeld, die sie bei kurzzeitigen Peaks im Strombedarf mit einer Leistung von bis zu 2.000 Watt an alle Ausgänge abgeben kann. Der für die Zuschaltung des Power Choke zuständige Schalter ist immer verbaut, hat aber in der Grundausführung keinerlei Funktion.
Eine Besonderheit, die ich so noch nirgends gesehen habe, ist die Anzeige des sogenannten Power Factor im grün leuchtenden Display des Geräts, das auch noch die Netzspannung in Volt, den Stromfluss zur Anlage in Ampere sowie die abgerufene Leistung in Watt anzeigt. Der Power Factor bezieht sich auf den seltener gesehenen Phasenwinkel ?? (Delta Phi) zwischen Netzspannung und dem Verbrauchsstrom: Nur rein ohmsche Verbraucher wie zum Beispiel Glühlampen, Toaster und so weiter haben einen cos ? von circa 1, verursachen also keine Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung. Übliche Verbraucher wie HiFi-Geräte haben dagegen sowohl einen Wirk- als auch Blindleistungsanteil, der aus der Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung resultiert – dieser ist laut Tsakiridis (bedingt) kompensierbar. In der Super Athena kann zu diesem Zwecke für 220 Euro eine Kondensatorbank nachgerüstet werden, welche den Phasenwinkel und damit den Blindleistungsanteil verringern helfen soll. Man nennt dieses Verfahren auch Blindleistungs-Kompensation. An der Tsakiridis Super Athena lassen sich die Kondensatorbänke über einen Schalter auf der Frontplatte hinzuschalten, so sie bestellt wurden.
Der „Bluetooth Data Sender“ zu guter Letzt ist eine nette Spielerei, die allerdings nur zusammen mit der Choke-Filterspule kommt. Er schickt die in der Super Athena gemessenen Leistungswerte an eine Tsakiridis-eigene App, so dass sie direkt auf Tablet oder Smartphone ausgelesen werden können – im Prinzip sind das dieselben Infos, die auch auf dem Display zu sehen sind.
Tsakirids Super Athena: Klangveränderungen
Es gibt sie immer wieder, diese Momente, die einen überraschen oder gar geradezu überrumpeln. Einen solchen erlebe ich, als ich zum ersten Mal den Tsakiridis Super Athena an meiner „kleinen“ Kette mit den hORNS Mummy höre – beziehungsweise wieder aus der Kette nehme. Die Umstände waren nämlich folgende: Gleichzeitig mit dem Super Athena zog auch der neueste Tsakiridis-DAC-Vollverstärker Theseus (2.200 Euro) zum Probehören in meine Kette ein. Mein Linn Majik DSM dient dabei rein als Streamer/DAC, verkabelt ist das Ganze mit AudioQuest Carbon-Interconnects, dem AQ NRG-2 Netzkabeln und dem Fastaudio Black Science-Lautsprecherkabel. Mein erster Impuls ist es, dem Theseus preisklassenbezogen magische Fähigkeiten zuzuschreiben, so groß und klar, so pulsierend und dynamisch atmend fließt, strömt die Musik plötzlich aus den Mummys. Das klang zuvor mit dem Majik DSM als Vollverstärker flacher, weniger farbenprächtig und ja, auch etwas unsauberer! Die Basskontrolle des 20-Watt-Verstärkers mit seinen KT120-Röhren fällt dabei zwar nicht ganz so straff aus wie mit dem schottischen Transistor-Amp, doch macht der Grieche das mit etwas mehr Fülle wett, die nicht ins Übergewichtige abdriftet. Okay, denke ich, das ist beeindruckend – und vielleicht hat meine Suche nach einem zu den hORNS Mummy perfekt passenden Verstärker endlich ein Ende?
Dann nimmt Audioplan-Mitarbeiter Björn Kraayvanger unverschämterweise den Tsakiridis Super Athena aus dem Signalweg, und ich muss feststellen, dass der Tsakiridis Theseus zwar ein verdammt guter Röhrenvollverstärker ist, der sogar dem teureren Linn Paroli bieten kann, aber eben nicht ganz die eierlegende Wollmilchsau, die er im Verbund mit der Super Athena zu sein schien. Der Raum macht einen Schritt nach hinten, sackt in allen Dimensionen etwas in sich zusammen und die sanfte, hochauflösende Sauberkeit, die das Ganze zuvor offenbarte, wirkt nun kantiger, weniger seidig und feinkörnig, ja sogar ein bisschen schärfer. Wow – der Einfluss der Super Athena in diesem Setting ist mehr als bemerkenswert.
Um herauszufinden, ob der Tsakiridis Super Athena auch mit anderen Geräten (nicht Röhren) so krass gut performt, nehme ich ihn mit nach Berlin und stöpsele jegliche dort befindliche Gerätschaft ein: Auralic Aries und die Neukomm Phono-Vorstufe in die Trenntrafo-Ausgänge, die Norma-Audio-Vorstufe und der VPI-Plattenspieler machen es sich in den Line-gefilterten Buchsen gemütlich, und die Norma-Audio-Monoendstufen sowie die Lansche 3.1 sitzen ohne Filterung in den direkt angekoppelten Ausgängen. Die italienischen Monos besitzen aktiv geregelte und intern gefilterte Netzteile, so dass eine weitere Filterung hier nicht notwendig ist, so die übereinstimmende Auskunft von Tsakiridis-Vertrieb und Norma Audio. Dieser Umstand dürfte wohl maßgeblich dafür verantwortlich sein, dass die klangliche Verbesserung in dieser Kombi nicht ganz so umwerfend ausfällt wie mit der filtermäßig von Null aus aufgepeppten Minimal-Kombi Majik DSM/Theseus/Mummy.
Aber: Auch in der Auralic/Norma/Lansche-Kette mit insgesamt sechs elektrischen Verbrauchern unterschiedlichster Art zeigt sich, dass der Tsakiridis Super Athena insbesondere für die räumliche Darstellung und die Reinheit des Klangs förderlich ist; die virtuelle Bühne wirkt ein Stückchen größer und klarer gegliedert, Instrumente stehen besser voneinander getrennt darauf und der Hochton perlt noch einen Tick seidiger und gleichzeitig auch einen Hauch strahlender als ohne Filterung. Der Zugewinn an Klangfarben ist hier auch merkbar, jedoch weniger deutlich als mit dem Vollverstärker Theseus. Besonderes Ohrenmerk lege ich in dieser Konstellation auf die Maximaldynamik, schließlich sollte ein Filter heutzutage nicht mehr limitierend wirken. Und das tut der Super Athena auch nicht, im Gegenteil scheint es mir so, dass der etwas ruhigere Hintergrund der Dynamik gefühlt noch mal Vorschub leistet, gerade bei Nuancen der Feindynamik.
Test-Fazit: Tsakiridis Super Athena
Universeller und flexibler Stromfilter mit reichlich Leistungsreserven – die konfigurierbaren Filtersettings erlauben eine optimale Anpassung an fast alle Systemzusammenstellungen, und die optionalen Ausstattungsmerkmale (die in dem Test der Super Athena nicht verbaut waren) dürften den griechischen Powerriegel noch effektiver machen. Doch auch schon in der Standardausführung überzeugt die Supergöttin mit einem saubereren Klangbild, verbesserter räumlicher Darstellung und größerer Farbenpracht – ohne dynamische Einschränkungen.
Fakten:
- Modell: Tsakiridis Devices Super Athena
- Konzept: Netzfilter, Trenntrafo und Stromverteiler mit zehn konfigurierbaren Schuko-Steckplätzen
- Preise: Line-Netzfilter, ab 1.350 Euro | Power Choke Filterspule (2.000 Watt) mit Bluetooth Data Sender: +600 Euro | Power-Factor-Korrektur: +220 Euro
- Steckplätze (Standard, gegen Aufpreis konfigurierbar): 4 x Line-Filter, 4 x Direkt, 2 x Trenntrafo
- Filterleistung: 2.500 Watt
- Trenntrafo-Leistung: 800 VA
- Sonstiges: Überspannungsschutz | Display: Watt / Volt / Ampere / Power Factor
- Garantie: 3 Jahre
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