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Ich gebe es zu, Kabel zu einem Preis, für den „Otto N.“-Verbraucher auch eine komplette HiFi-Anlage erstehen kann und dies normalerweise auch tut, sind für nicht wenige HiFi-Fans ein Reizthema. Insbesondere, wenn es um Netzkabel geht. Diese transportieren ja schließlich noch nicht mal das zarte Musiksignal, sondern „nur“ den Saft, aus dem selbiges später generiert wird. Wobei, wenn man den Gedanken bis zum logischen Schluss zu Ende denkt …
Und damit wären wir ja auch schon beim Knackpunkt: Das Musiksignal ist nichts anderes als die entsprechend modulierte und verstärkte Netzspannung. Und wenn ein Output relativ zum Input fortlaufend originalgetreu reproduziert werden soll, dann muss das zugrundeliegende Netzsignal möglichst homogen-störungsfrei sein. Und auch wenn der ein oder andere Leser jetzt verächtlich mit den Mundwinkeln zucken mag: Es ist nicht unlogisch, dass auf den „letzten Metern“ (Übergangs-)Widerstände zum Beispiel für Spannungsdifferenzen zwischen verschiedenen Geräten verantwortlich sein können. Die unterschiedlichen Stromflüsse, die zum Beispiel mit Leistungsverstärkern und Phonoverstärkern verbunden sind, um zwei Extreme zu nennen, können selbst bei gleichartigen Widerständen etwa an einer Steckerleiste zu unterschiedlichen Spannungsabfällen (U= I x R nach dem ohmschen Gesetz) und somit eben Differenzspannungen führen, deren hochfrequente Anteile sich dann nicht zuletzt über die Wicklungskapazitäten der Gerätetrafos bis hin zu den Schirmungen von NF-Kabeln auszugleichen versuchen.
Je hochwertiger die Komponenten einer Kette sind, desto wichtiger wird dieser Faktor – Stichwort Lupe – aber auch in durchschnittlich teuren Anlagen mit womöglich weniger Schutz- und Filtermaßnahmen sollte man das Thema nicht außen vor lassen. Der Markt bietet hier eine ganze Reihe von hinreichend gut funktionierenden Lösungen, die auch Einsteigern aufzeigen können, dass Beipackstrippen und –stecker, aber auch die „Baumarktnetzleiste“ nicht der Weisheit letzter Schluss sind.
Wer aber eine Kette im fünfstelligen Preisbereich sein Eigen nennt und auf der Suche nach Möglichkeiten ist, ihr Potenzial voll auszuloten (und nicht zuletzt schon in eine ordentliche Raumakustik investiert hat, noch wichtiger als Kabel jeglicher Art), der wird auch vor einem vierstelligen Preisschild fürs Netzkabel nicht zurückscheuen. Wobei die „Kabel an sich“ im Falle unserer Probanden (www.padis-furutech.de) nicht unbedingt den Löwenanteil der Gesamtkosten ausmachen. Mit knapp 70 Euro für den laufenden Meter im Falle des Furutech FP-S022N und 165 Euro für einen Meter des „großen“ Furutech FP-TC31N erschrickt man heutzutage noch nicht mal Do-It-Yourself-Bastler aus der Forenecke. Was den Preis für ein Zwei-Meter-Netzkabel in die Nähe der vierstelligen Schallmauer bringt (beim FP-S022N) und sogar knapp darüber hievt (beim FP-TC31N), sind die zum Einsatz kommenden Stecker, die jeweils mit strammen 350 Euro zu Buche schlagen.
Der Schukostecker hört auf den klangvollen Namen FI-E50 NCF, der passende Kaltgerätestecker heißt FI-50 NCF. Der interessante Teil der Namensgebung dabei ist das abschließende „NCF“: Selbiges steht für „Nano Crystal Formular“ – es geht dabei im Wesentlichen um eine „auf die Spitze getriebene Dämpfung“, wozu man sich im Hause Furutech eine Mischung aus nanokristalliner Piezokeramik und Karbonpulver ausgedacht hat. Dieses NCF-Pulver hat laut Hersteller zwei „aktive“ Eigenschaften: Erstens erzeuge es negative Ionen, welche statische Aufladung eliminieren sollen, und zweitens verwandle es Bewegungsenergie (Resonanz) in tiefinfrarotes Licht. Furutech bezeichnet NFC sogar als das „ultimative elektrische und mechanische Dämpfungsmaterial“.
Das für die stromführenden Kontakte verwendete Material ist Rhodium, eines der leitfähigsten Materialien überhaupt (Rhodium besitzt die höchste Wärme- und elektrische Leitfähigkeit aller Platinmetalle) und bei Temperaturen unter 600° Celsius absolut oxidationsfrei. Ohne eine schädliche Nickelsperrschicht wird es direkt auf hochreines Kupfer galvanisiert. Die Stecker selbst sind aus nichtmagnetischem Edelstahl und gewährleisten daher laut Hersteller und Vertrieb eine hervorragende Abschirmung gegenüber potenziell entstehenden elektromagnetischen Einflüssen. Um den „dämpfenden Charakter“ zu verstärken, werden die Stecker zusätzlich aufwendig mit versilbertem Karbon laminiert, was auch einen gewissen optischen Mehrwert bietet.
Die Kabel selbst sind äußerst solide gemacht, verzichten auf Chi-Chi à la Textilummantelung (sind aber natürlich elektromagnetisch geschirmt) und lassen sich trotz des beeindruckenden Durchmessers und des schon am Gewicht auszumachenden üppigen Kupfereinsatzes im Inneren sehr gut verlegen. Das FP-S022N führt im Inneren des insgesamt gut 12 mm durchmessenden Schlauchs drei miteinander verdrillte Litzenleiter mit je 2 mm² Querschnitt, die in der Furutech-eigenen Alpha-Nano-Technologie ausgeführt sind. Das Alpha dabei bedeutet, dass die Leiter einem Kryogenisierungs- und Entmagnetisierungsprozess unterzogen wurden, und das Nano deutet auf eine spezielle Technik zur Verbesserung des Signalflusses hin. Dabei werden die Leiter mit einer mit Gold- und Silberpartikeln angereicherten Flüssigkeit behandelt. Die mit etwa 8 Nanometern extrem kleinen Edelmetallpartikel sollen minimale Unebenheiten in der Oberfläche der Litzen „auffüllen“ und somit den Widerstand und die Signalleitfähigkeit positiv beeinflussen.
Im Top-Modell FP-TC31N mit seinen 16 Millimetern Durchmesser befinden sich logischerweise auch drei Litzen, hier aber mit jeweils 2,5 mm² Querschnitt und in der nochmals aufwendigeren Alpha-PC-Triple-Ausführung des OFC-Kupfers. Das Alpha im Namen hätten wir ja schon mal geklärt, der Rest des Kryptogramms aber bedarf weiterer Aufklärung. In „normalem“ Kupfer ist die Körnung der Kupferkristalle chaotisch – mit negativem Effekt auf den Widerstand für den Signalfluss. Furutech macht nun das, was schon die Schmiedemeister der berühmten Katanas – der Samurai-Schwerter – taten, um ihren Schwertern die berühmte Festigkeit und Schärfe zu verleihen: Falten. Kein Origami, sondern hundertfaches, ja tausendfaches Falten des Metalls soll dazu beitragen, dass die Übergänge zwischen den Kupferkristallen einheitlich längs der Signalflussrichtung liegen, was sich laut Hersteller in einem niedrigeren Grundrauschen, höherer Detailauflösung, einem besser kontrollierten Bassbereich, einer weiteren Ausdehnung des Hochtonbereichs sowie einer besser definierten und dreidimensionaleren Abbildung niederschlagen soll.
Inwieweit diese Analogie zum mystischen japanischen Kriegerhintergrund eventuell nur einen dankbaren Aufhänger fürs Marketing darstellt oder aber tatsächlichen Einfluss auf den Klang hat, lässt sich nur auf eine Art herausfinden: Hören!
Test: Furutech FP S022N / FP TC31N | Netzkabel