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Theorien und musikalische Praxis …

Inhaltsverzeichnis

  1. 4 Theorien und musikalische Praxis ...

Thorens TD 309

Während das Totally Wired-Album, da Acid Jazz, durchaus was mit Tanzmusik zu tun hat und also vor allem auch von Schwung, Rhythmus und Drive lebt, lässt sich dergleichen über die Musik von Songwriterinnenwie Ricky Lee Jones, Cat Power oder Françoiz Breut weniger sagen. Hier wird sparsamer instrumentiert, bisweilen minimalistisch, Einzelinstrumente „bedeuten“ mehr, einfach schon deshalb, da der Aufmerksamkeitsfokus des Hörers nicht durch üppiges Orchester zerstreut wird; und beim bisweilen zum Niederknien brüchig-melancholischen Gesang Cat Powers wünscht man sich natürlich, dass noch das allerletzte Fitzelchen aus der Rille geholt wird … kurzum: Es geht hier eher um Stimmung denn um Schwung.

Cat Power / The GreatestAlso, so meine Theorie, hängt die Vermittlung solcher Musik an Kriterien wie Auflösungsvermögen, der Fähigkeit, fein- und feinstdynamische Schattierungen nachzuzeichnen – und wenn auf der Bühne schon kaum etwas passiert, dann will ich erst recht wissen, wo genau das kleine Glöckchen hinten links klingelt. Alles das wird mit dem Audio Technica-Pickup im Arm ganz nett dargestellt, wirklich nicht schlecht und ja, angesichts des Preises geradezu frappierend – aber es hebt mich nicht aus den Angeln, so richtig kommt die besondere Stimmung bei mir nicht an. Das wäre auch geradezu unverfroren für 30 Euro …

Worauf ich aber eigentlich hinaus will und was mir der Musikkontrast vor Ohren geführt hat: Der Thorens TD 309 besitzt mit dem AT 95-Pickup ausgestattet echte rhythmische und mittel-bis-grobdynamische Stärken. Mit seinem zupackenden Naturell gelingt es ihm, einen bei Rock, Pop, (Acid-)Jazz oder allgemein: Musik der vorwärtstreibenden Art sofort mitzunehmen – und die blöde Erbsenzählerei à la Auflösung, Feindynamik, Raumausleuchtung sein zu lassen, denn sie ist hier nicht so entscheidend. Wichtig ist, dass lebendig gespielt wird und dass es swingt – was der Thorens sehr überzeugend kann. Und nimmt der Swing in der Musik dann ab, wachsen die Erbsen bedeutungsmäßig wieder an, c’est la vie …

Zwischenfazit: So ausgestattet, wie der Thorens aus dem Karton kommt, hat er mich sehr positiv überrascht. Aber ein wenig mehr geht immer – Zeit für einen Systemwechsel.

Thorens TD 309 – mit Shelter und Denon

Thorens TD 309 mit Shelter 201-Pickup

Mit dem Shelter 201 unterm Arm – ebenfalls ein MM-System, circa 200 Euro teurer als das Audio Technica – wird der Vortrag des Thorens noch schwungvoller und packender, und das liegt nach meinem Dafürhalten an der nonchalanten Art, mit der das japanische Pickup auf die Basstube drückt. Das ist nichts für Kostverächter, hier wird mehr ausgeteilt, als eigentlich nötig wäre – aber das auch durchaus gekonnt: Der Thorens TD 309 spielt nun gefühlt eine Oktave tiefer runter, mit mehr Druck im Untergeschoss und gleichzeitig mit mehr Kontur. Hinzu kommt: Es scheint, als würden die Mittenlagen mit einem kleinen Extraschuss Grundtonwärme versehen, während die oberen Oktaven letztlich genauso „laut“ bleiben wie zuvor mit dem Audio Technica, allerdings besser aufgelöst werden. Wunderbar, wie sonor Saxophonspiel mich mitten aus dem Raum anbläst, herrlich, diese dreckig singende E-Gitarre beim Weens-Song „A Tear For Eddy“, auch wenn der Bass mir dabei nun doch etwas zu dicke wird.

Wurden Beckenausklänge zuvor etwas abgekürzt und verwischt, so schwingen sie nun länger nach. Das ist zwar auch nicht der Weisheit allerletzter Schluss, aber doch informativer als zuvor. Auch die Bühnendarstellung gerät überzeugender, soll heißen: transparenter, mit klarer fokussierten Klängen auf einer deutlich tiefer gestaffelten Bühne. Dies in Kombination mit den Auflösungsgewinnen (nicht nur im Hochton) sorgt nun auch für eine „intimere Ansprache“ der oben erwähnten Damen, das ist mehr als respektabel, wenngleich auch nicht die Kernkompetenz dieser Plattenspieler/System-Kombination.

Thorens - Detail Plattenteller

Was zu vermuten war, bestätigt sich hier: Die anfänglich erwähnten Limitierungen sind dem Standardpickup, mit dem der Thorens TD 309 ausgeliefert wird, zuzuschreiben und nicht dem Plattenspieler selbst. Die Kombination mit dem Shelter 201 lässt sich Hörern empfehlen, die ein Faible für eine saftige und tiefreichende Basswiedergabe besitzen, es generell eher wärmer mögen, ihre Musik sehr schwungvoll hören möchten und hinsichtlich Auflösung & Bühnendarstellung ein, naja: „standesgemäßes Level“ fordern, diese Punkte auf der persönlichen Klangwunschliste aber auch nicht ganz oben stehen haben. Hier bekommt man fürs Geld (in Summe circa 1.800 Euro) richtig was geboten. Es sollte nur darauf geachtet werden, dass die vorhandene Anlage nicht schon von Haus aus allzu basslastig spielt, sonst könnten sich Tendenzen einseitig addieren.

Das Umgekehrte lässt sich von der Kombination Thorens TD 309 plus MC-System Denon DL-103 sagen. Hier sollte die Kette nicht gerade auf der schlanken Seite von neutral spielen, das könnte in Summe zu dünn klingen.

Thorens mit Dnon DL-103 bestückt

Das 103er gilt ganz allgemein nicht als Letztinstanz in Sachen Tiefbass; die Ansicht, dass das wohl bekannteste Tonabnehmersystem der Welt an den Frequenzbandenden limitiert, teile ich – es wird quasi ein Ausschnitt geboten, wenn auch ein sehr breiter. Der Punkt ist nur: Am TD 309 verschiebt sich dieser Ausschnitt nach oben. Mit der Folge, dass der Bass weniger kräftig tönt. Dafür lässt sich mit dem TD 309 die etwas bummelige Gangart des Denons im Frequenzkeller nicht mehr ausmachen, es geht verdammt drahtig und schnell zu. Und man kann auch nicht mehr von einer Hochtonabrundung sprechen, obenrum ist für meine Ohren das rechte Level erreicht.

Überhaupt frage ich mich während der Hörrunden, wann ich das Denon schon mal derart lebendig und feindynamisch agierend, mit so viel Kontur in den unteren, mit so viel Glanz in den oberen Lagen, zudem noch mit einer ausnehmend offen wirkenden Bühne die glatt als „luftig“ durchgeht, erlebt habe – oder ob das nun alles Unsinn ist, was ich zu hören meine. Die Frage führt zu mehreren Umbauprozeduren zwischen Thorens TD 309 und dem Acoustic Solid MPX (mit Jelco 9-Zolltonarm), jeweils mit dem Denon unterm Arm.

Thorens TD 309

Zugegeben: Das Schwäbische Masselaufwerk tönt insgesamt wohl tonal ausgeglichener, zwar im Hochton bedeckter, dafür untenrum mit mehr Druck versehen. Und mit Mitten, die keinen Hang zum Crispen haben wie es mit dem Schweizer Subchassis-Dreher durchaus der Fall ist. Auch geraten dem MPX die Lokalisationsschärfe präziser und das Bühnenbild insgesamt stabiler, ruhiger. Wahrscheinlich ist das so richtiger. Und gleichzeitig für mich doch auch langweiliger als das, was der Thorens mit dem Denon DL-103 vermittelt …

Der ist einfach quirliger unterwegs, spielt dynamisch deutlich befreiter auf, „klebt“ richtiggehend an den Lippen der Sängerin, und durch das Fehlen einer leicht reservierten Haltung, wie der MPX sie (vergleichsweise) an den Tag legt, entsteht so etwas wie Direktkontakt mit der Musik – man wird unmittelbar hineingezogen. Die Frage danach, welches Klangbild nun „korrekter“ ist, wird einem ganz schnell ganz egal – eher fragt man sich, welche Platte als nächstes drankommen soll.

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Vincent

Test: Thorens TD 309 | Plattenspieler

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