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Vorstellung Thorens TD 309

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Vorstellung Thorens TD 309

Der Thorens TD 309 schaut nicht nur recht originell aus, einige technische Detaillösungen sind es im Wortsinn, also „in ihrer Art neu, schöpferisch“, wie’s im Duden heißt. Als erstes wäre da zu nennen, dass der klassische Aufbau eines Subchassis-Laufwerks – äußere Zarge, durch Federn mit einer inneren „Trageplattform“ verbunden – beim TD 309 nicht vorliegt. Bei ihm steckt das Subchassis in den drei Füßen. Diese ergeben zusammen mit dem sie verbindenden Kunststoffteil – Aluminium sei resonanztechnisch suboptimal, so Thorens – die entkoppelnde untere Ebene des TD 309, auf der das Oberteil ruht, auf welchem Plattenteller, Motor und Tonarm montiert sind.

Thorens TD 309 von unten
Thorens TD 309 von unten: in den Ecken die entkoppelnden Füße, verbunden durch ein dreieckiges Kunststoffchassis

In jedem Fuß steckt eine Spiralfeder, deren Elastizität im Verbund mit dem Gewicht des TD 309 ein entkoppelndes Masse/Feder-System mit einer Resonanzfrequenz von circa 4 Hz ergibt – weit weg auch noch von den allertiefsten Bässen. Originell ist die Verwendung einer solchen Feder nun nicht sonderlich, mag man einwenden – allerdings steckt im Fuß auch eine Zentrierspinne, wie man sie von dynamischen Lautsprecherchassis (siehe Konus-/Kalottenlautsprecher) her kennt, und das ist schon weniger gewöhnlich, oder? Aber weshalb wurde das gemacht?

Detail: Fuß des Thorens TD 309
Gut zu sehen: die rote Zentriermembran im Fuß des Thorens

Letztlich hat die Zentriermembran beim Thorens TD 309 die gleiche Aufgabe wie bei einem Lautsprecher: Sie minimiert seitliche Taumelbewegungen – ein Chassis soll sich möglichst rein kolbenförmig vor- und zurückbewegen und so, analog, auch der Thorens: Er schwingt geradezu erstaunlich kolbenförmig auf und ab, tippt man ihn testweise am Plattentellerdorn an. Die Spiralfedern werden von den Zentriermembranen horizontal geführt – und dämpfen zudem deren vertikale Auslenkung. Die liebenswerte Subchassis-Bezeichnung „Wackelpudding“ passt nicht so recht zum TD 309.

In der Praxis muss man im Zusammenhang mit den Füßen zwei Dinge beachten. Erstens: Selbstverständlich ist die Transportsicherung an der Unterseite zu lösen – banale Erkenntnis.

Zweitens: In jeder Ecke gibt es ein Loch – hier passt ein 5er-Inbus durch, mit dem die Höhe der Füße eingestellt werden kann. Prima, denkt man sich, lässt die Bedienungsanleitung Bedienungsanleitung sein, wirft die kleine Wasserwaage auf den Teller und bringt das Laufwerk mal schnell perfekt plan „ins Wasser“. Klappt hervorragend, aber das machen Sie bitte trotzdem NICHT. Denn wird die Fußhöhe verändert, so ändert sich damit auch die Spannung der Zentriermembran, und das natürlich ungleichmäßig für jeden Fuß, denn man versucht ja gerade, die Ungleichmäßigkeiten der Stellfläche auszugleichen. Sie ahnen das Problem? Richtig – jeder Fuß bekommt so eine leicht andere Elastizität, mit der Folge, dass „kolbenförmiges“ wegfedern nur dann noch ein sinnvoller Ausdruck ist, wenn Ihnen ein Wankelmotor vorschwebt …

Aus dem Gesagten folgen wiederum zwei Dinge: Wenn Sie das Laufwerk aufstellen und es nicht ganz gerade ist – richten Sie die Stellfläche plan aus oder meinetwegen: Legen Sie Bierdeckel oder ähnliches unter den Fuß, der zu weit unten ist. Hände weg vom Inbus. Warum aber dann überhaupt diese Verstellmöglichkeit? Nun, wird das Plattenspielergewicht erhöht – beispielsweise weil man eine andere Tellermatte, einen anderen Arm, ein Plattentellergewicht verwendet -, so lässt sich leicht nachjustieren, um die laut Thorens optimale Federwirkung des TD 309 (wieder) zu erreichen. Der Zielwert lautet: Die Füße sollten unten circa 2 mm herausschauen.

Fuß des TD 309
Hier schaut der Fuß zu weit hinaus …

Fuß des TD 309
… so ist’s besser

Machen Sie diese Übung einmal mit einem anderen Subchassis-Laufwerk – das kann mühsam werden. Was aber auch stimmt: So viele Analoghörer werden an einem Plattenspieler für Einssechs vielleicht auch nicht herumtunen wollen, und eine „integrierte Lösung“ um das Laufwerk gerade auszurichten, gibt’s hier nicht.

Kommen wir schließlich zur oberen Plattform. Sie wird aus einer 22 mm starken MDF-Platte CNC-gefräst, schwarz oder rot beschichtet … und das war’s auch schon an mehr oder minder Erwähnenswertem. Interessant ist schon eher, was sich auf der Zarge befindet, angefangen …

Gegengewicht zum Tonarm auf dem Thorens

… bei der linken, unteren Ecke: Hier ist der Platz für das „Gegengewicht“ zum Tonarm. „Zum“ wie gesagt, nicht „des“. Die runde Metallscheibe wiegt 620 Gramm, sie gleicht das Gewicht des Tonarms in der gegenüberliegenden Ecke aus, sodass auf allen drei Füßen die gleiche Kraft wirkt. Und Letzteres ist wichtig, damit – siehe oben – es nicht zu horizontalem Gewackel kommt. Logisch. Dieses Gewicht wurde übrigens nicht fest montiert, sondern liegt lose – und damit verschiebbar – auf. Für den (wenn auch recht theoretischen) Fall, dass sich die Armbestückung ändert und damit das Gewicht in der rechten Ecke, kann in der linken gegengesteuert werden. Wenden wir uns der Plattenspielermitte zu und damit dem Lager, dem Motor und dem Teller:

Das Plattentellerlager wurde auf einer eigenen MDF-Platte platziert, die durch eine Körperschall-isolierende Dreipunktbefestigung die Übertragung von Lagergeräuschen aufs Chassis minimieren helfen soll, so Thorens. Das Lager selbst besteht aus einer Bronzebuchse, in der eine Stahlachse auf einem Kunststoff-Lagerspiegel läuft – es trägt einen Subteller aus Aluminium mit circa 16 cm Durchmesser.

Plattenteller des Thorens

Auf diesem Subteller liegt der Plattenteller nun nicht vollflächig auf, sondern es gibt einen sogenannten „Kontaktring“, der mit einem Radius von genau 60,5 mm um die Achse läuft und exakt an dieser Stelle im Zusammenspiel mit dem Quarzglas-Teller das resonanztechnische Optimum herausholen soll. Dies hätten Hörtests wie auch ein Simulationsverfahren namens „Finite-Elemente-Methode“ gezeigt (siehe Wiki-Artikel), so die Schweizer.

Mancher wird sich wundern, dass der Gleichstrommotor, der den Subteller über einen Präzisionsflachriemen antreibt, auf der Zarge montiert wurde, schließlich möchte man Vibrationen nicht dort haben, wo auch der Tonarm sitzt. Nun, deshalb wurde der Motor ja auch entkoppelt gelagert – man findet hier zum zweiten Mal eine „zweckentfremdete“ Zentriermembran vor. Wofür die Dinger alles gut sein können:

Motor des TD 309

Eine einfache und hoffentlich effektive Lösung. Als solche lässt sich auch die exzentrische Anordnung des Motors auffassen. Er steckt in einer kurzen Kunststoffröhre, aber eben nicht mittig, sondern mehr zum Rand hin angeordnet – löst man die Befestigungsschraube, kann die Röhre mitsamt Motor verdreht und so die Spannung des Riemens variiert werden. Als Geschwindigkeiten stehen die üblichen 33 1/3 und 45 U/min zur Wahl – eine Feinjustage kann über winzige Triggerschräubchen links und rechts des Geschwindigkeit-Wahlhebels vorgenommen werden.

Geschwindigkeitswahl ...
Mit den kleinen Schräubchen neben dem Geschwindigkeitswahlhebel kann Tempo-Feinabstimmung vorgenommen werden

Schließlich der Tonarm: Das bekommt man nicht alle Tage in dieser Preisklasse – einen eigens für das Laufwerk neu konstruierten Arm. Meist wird hier doch auf Rega- oder Jelco-Derivate zurückgegriffen, wogegen prinzipiell ja auch nichts spricht. Was Thorens wohl anders sieht:

Der TP 92 genannte Tonarm ist ein kardanisch gelagerter Neunzöller, der einem alle Justageparameter an die Hand gibt, sprich: Überhang, Azimut, VTA-Winkel und Anti-Skating können eingestellt werden. Das sieht man gerne, wenngleich die Justage bisweilen ein wenig Fummel-Geduld erfordert.

Die Resonanzenminimierungs-Bemühungen beim gerade ausgeführten Aluminium-Armrohr nennt Thorens „Random-Mass Reducing Technology“. Wow, cool! Und was steckt dahinter? In der Hauptsache zwei Dinge: Zum einen ist auf dem Rohr ein „komischer Ring“ zu sehen, der laut Hersteller exakt an dieser Stelle, exakt mit dieser Masse und exakt mit diesem Schaumstoffmaterial angekoppelt eine optimale Bedämpfung des TP 92 gewährleisten soll. Also bitte nicht verschieben. Zum anderen wurde ins Innere des Armrohres ein Kunststoffschlauch eingebracht, der bewusst nicht fest am Rohr anliegt und eine Oberflächenbedämpfung bewirkt.

Was fällt am TP 92 noch auf? Das Gegengewicht wurde tiefergelegt mit der Folge, dass die Schwerpunkte des Tonabnehmers, des horizontalen Lagers und eben des Gegengewichts selbst auf einer Linie liegen – dies soll eine gute statische wie dynamische Balance sicherstellen.

Thorens TP 92 - Tonarm

Und: Am abnehmbaren Headshell befindet sich ein fünftes Käbelchen neben den vieren für den Tonabnehmer – nämlich eine Extraverkabelung zur Masse: So will die Schweizer Analogfirma sicherstellen, dass keine ungewollten Ströme über das Lager fließen.

Wie gesagt, alle Justagemöglichkeiten stehen einem bereit, allerdings, wohl auch dem günstigen Preis für dieses Komplettpaket geschuldet, nicht gerade in der Superluxus-Bequem-Ausführung. Beispiel VTA: Hierfür muss man unten mit einem größeren Maulschlüssel die Befestigung des Arms lockern (1.) und dann mit dem Ring an der Oberseite (2.) den gewünschten Wert einstellen.

VTA-Einstellung beim Thorens TD 309

Einfach und effektiv – aber eleganter geht’s schon. Beispiel Überhang: Der lässt sich am Headshell um +/- 5 mm verändern, und sollte dies nicht reichen, kann beim Lager ein kleines Inbusschräubchen gelöst und dann der gesamten Arm noch einmal um +/- 3 mm nach vorn oder hinten verschoben werden. Fein. Allerdings ist hier auch die Stelle, an der der Azimutwinkel angepasst werden kann, denn das Armrohr lässt sich bei gelöster Schraube verdrehen. An sich auch fein, aber noch lieber hab‘ ich’s, wenn ich immer nur einen Parameter einstellen kann, denn auf Anhieb treffe ich mit meinen nervösen Fingern entweder den Azimut und verstelle dabei den Überhang oder eben umgekehrt, und dann heißt es tief durchatmen und nochmal von vorne. Okay, wohl ‘ne Tester-Überempfindlichkeit, wer sonst gibt sich drei Pickup-Justagen täglich? Kommen wir zur Musik …

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Test: Thorens TD 309 | Plattenspieler

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