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Tiefbass gibt’s bei den Piccolos nicht die Spur zu vermelden und sogar der mittlere Bassbereich ist in der Regel nur andeutungsweise wahrnehmbar. Die Entwickler haben ihnen aber einen respektablen Oberbass-Boost angedeihen lassen – dieser dient quasi der Erdung des Musikgeschehens, verleiht dem Gebotenen das nötige Gewicht und vermeidet gleichzeitig, dass Männerstimmen oder Celli isoliert oder kraftlos gereicht werden. Ja, eine solche Abstimmung geht gewissermaßen als schönheitschirurgischer Trick durch – und ist aus einer audiophil-fundamentalistischen Sichtweise freilich zu missbilligen.
Aber es verhält sich eben wie mit anderen meisterhaft vorgeführten Tricks und Illusionen auch – und da wette ich mit Ihnen: Sie werden sich gerne verzaubern lassen und die Erbsenzählerei genussvoll einstellen. Okay, Spielverderberei ist alternativ ebenfalls möglich – Sie können sich also auch wehren und versuchen, den Illusionisten zu entlarven.
Aber mal unter uns gesagt, so richtig helle wäre das nicht. Illusionen sind ja dazu da, dass man sich an ihnen erfreut – und nicht, dass man sie bis auf die Knochen freilegt. Deshalb mal an alle vermeintlichen Pfiffikusse: Ihr verpasst etwas … Während die einen sich unbedarft erfreuen können, seid ihr die, die das Nachsehen haben. Ja, die Piccolos sind Illusionisten. Und ja, jeder, der halbwegs gründlich hinhört, wird den Trick entdecken. Aber diese kleinen Böxchen gehen nichtsdestotrotz als recht vollendete Illusionisten durch – es wird einem leicht gemacht, den eigenen Entlarver-Trieb außen vor zu lassen und die Rolle des unbedarften Zuhörers einzunehmen. Und ich schlage vor, genau dies sollten wir an dieser Stelle auch tun.
Zwei schnelle Hinweise noch: Verlegen Sie auf keinen Fall die Fernbedienung, wenn Sie aversiv gegen Fingerabdrücke sind – mit dem Bedienpanel an der rechten Box lassen sich die Eingangswahl, die Lautstärkeregelung und nicht zuletzt das Ein-/Ausschalten zwar einfach handhaben, leider wird es dabei aber recht schnell unansehnlich. Hören Sie desweiteren nicht zu laut – aufgrund resultierender stehender Wellen zwischen den Seitenwänden im Inneren der Box kommt es nämlich ab einem gewissen Pegel zu einem etwas hohlen Klangeindruck, sprich zu Verfärbungen. Okay, „zu laut“ ist ein recht dehnbarer, unscharfer Begriff – ich kann aber ohne Weiteres garantieren, dass der mögliche Pegel weit über das Niveau hinausgeht, das die meisten als maximal notwendig erachten werden, wenn sie vor ihrem PC oder Laptop sitzen …
Soweit dazu.
Das Display hinter der glänzenden Fassade der rechten Box zeigt in der oberen Reihe den gewählten Eingang (USB, Analog, Digital) an. Im mittleren Bereich der unteren Reihe hat’s den Betriebszustand und links und rechts davon die Lautstärke. Die einzelnen Lautstärkeschritte liegen schön eng beieinander und geben vom gesamten Regelumfang her keinerlei Anlass zu Kritik.
In der Tat: Null Grund zur Beschwerde. Mit Blick auf den Einsatzzweck und in Anbetracht des aufgerufenen Preises kommen sie ohne Frage ihren vertraglichen Verpflichtungen nach – ohne sich ausschließlich auf diese reduzieren zu lassen: Dafür spielen sie im Stimmenbereich einfach zu highendig auf, komplett erwachsen und ausgereift gerät hier die Präsentation. Ohne Frage, in dieser Beziehung werden gerade große Lautsprecher – ihre mächtigere, schwerere Gangart hat eben auch immer etwas Plumpes an sich – schlichtweg outperformt. Die Gehäuseform der Piccolo bedingt zudem, dass sich der Schall quasi um die Boxen zu wickeln scheint, ähnlich wie, na ja, Felsen von Wasser umspült werden. Was letztendlich hilft, eine großzügige Bühne entstehen zu lassen, auf der eben keine Lautsprecher mehr wahrzunehmen sind. Ja, dieser Umstand ist zweifelsohne sowas wie die Domäne von kleinen Nahfeld-Wandlern – und die Piccolos sind nun mal kleiner und näher dran am Hörer als die meisten anderen Schallwandler …
Test: iNNosound Piccolo | Aktivlautsprecher, Kompaktlautsprecher