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Der Verstärker Advance Acoustic MAP 101 …

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Der Verstärker Advance Acoustic MAP 101 ...

advance acoustic

Nach der eindrucksvollen Vorstellung des CD-Players bin ich auf den Vollverstärker MAP 101 gespannt. Das Gehäuse hat das gleiche Format wie der CD-Player und wirkt ebenso solide. Nur ist der Verstärker erwartungsgemäß ein wenig schwerer. Auf der aufgeräumten Front finden sich der Netzschalter (kein Standby), die Eingangswahltasten für CD, Tuner, Aux1 und 2 sowie Phono (!), eine 6,3 mm Klinkenbuchse zum Anschluss eines Kopfhörers – und schließlich der Lautstärkeregler samt zugehörigem Display: Der Steller ist ein Impulsgeber, der keinen Anschlag beziehungsweise keine feste Position kennt. Mit seiner Hilfe lässt sich die Lautstärke in 64 Stufen ausreichend fein einstellen.

advance acoustic

Ebenso aufgeräumt geht es auf der Rückseite weiter. Neben den Cinchbuchsenpaaren für die bereits erwähnten Quellgeräte fällt auf, dass der Verstärker zwischen Vor- und Endstufe aufgetrennt werden kann. Eine separate Schraube zum Anklemmen der Erdung für den Phonoeingang fehlt – aber immerhin verfügt der MAP 101 über einen eingebauten Phonovorverstärker für MM-Tonabnehmersysteme. Erfreulich sind auch die solide wirkenden Anschlussklemmen für ein Stereolautsprecherpaar.

Beinahe hätte ich den kleinen, „High Bias“ beschrifteten Schalter auf der Rückseite übersehen. Der erlaubt es, die Betriebsart des MAP 101 zu ändern: Im Normalmodus (off) arbeitet der Verstärker im effizienten Class-AB Modus. Hier leistet er 45 Watt an 8 Ohm. Schaltet man in den High Bias Modus (on), arbeitet der Verstärker im Class-A Betrieb. Damit die Leistungstransistoren dabei nicht den Hitzetod sterben, ist die Leistung auf 10 Watt beschränkt.

map 101

Auch der Blick ins Innere des Gerätes zeigt Erfreuliches. Auf einer kompakten Platine sind die wesentlichen Teile der Verstärkerschaltung untergebracht – hinter der Frontblende scheint die Steuerlogik zu sitzen. Mit Wohlgefallen nehme ich den üppigen Ringkerntrafo zur Kenntnis, und ebenso, dass dem Phonovorverstärker ein zusätzliches Abschirmblech spendiert wurde. Ein wenig ungewöhnlich mutet die Form des Kühlkörpers an. Statt senkrecht aufstrebend, wie bei den meisten Verstärkern, verläuft der Kühlkörper im MAP 101 horizontal. Die liegend montierten Transistoren haben so einen breiten Kontakt mit dem Gehäuseboden. Und ein Gehäuse kann mit seiner nicht unerheblichen Fläche auch ein Gutteil zur Kühlung beitragen, wie beispielsweise mein „Zweitverstärker“, der Exposure 2010 beweist.

advance acoustic map 101

Ein kleiner Nebeneffekt der liegenden Montage der Leistungstransistoren ist, dass man die Teile recht gut durch die die Lüftungschlitze im Gehäusedeckel sehen kann. Ich mag es irgendwie, wenn ich mir einbilde sehen zu können, wo da im Verstärker gearbeitet wird. Ich weiß nicht, ob das eine Sache des Röhrenfans in mir ist oder „irgend so ’ne Männersache“, wie meine Freundin behauptet. Aber irgendwie gucke ich auch einem Auto gern mal unter die Haube, auch wenn ich überhaupt nichts von Motoren verstehe …

Im Hörraum: Advance Acoustic MAP 101

Ok, wo wir gerade bei Männersachen sind, lege ich gleich die entsprechende CD ein. Und kann dem MAP 101 sofort attestieren, dass er swingen kann. Munter präsentiert mir der Amp die Männerwelt des Roger Cicero. cicereoDabei stellt er die Stimme etwas mehr in den Vordergrund als ich es gewohnt bin. Was nicht heißt, dass er vordergründig spielt. Tonal ist hier alles in bester Ordnung. Es ist eher eine Sache der Detailwiedergabe. In der Wahrnehmung des Zuhörers rücken die Begleitinstrumente ein bisschen in den Hintergrund, da weniger Details von ihnen zu hören sind. Die Wiedergabe konzentriert sich eher auf die „Hauptlinien“ im Musikgeschehen. Dies zeigt a), dass der Amp nicht ganz so fein auflöst und b), dass er mit dieser, durchaus preisklassenüblichen Beschränkung, sehr souverän umgeht. Anstelle alles zu wollen und dabei letztendlich in einem undifferenzierten Klangbrei zu versinken, bemüht er sich um Übersicht, konzentriert sich auf die wichtigsten Aspekte. Damit bin ich voll auf seiner Seite.

Der Bass reicht recht tief in den Frequenzkeller hinunter. Vom Charakterholly cole eher sanft, ohne aber konturlos zu sein oder zu verschwimmen. Holly Cole, „Romantically Helpless“: Hier ertönt in einigen Stücken ein tiefer Kontrabass. Der MAP 101 differenziert sehr ordentlich das Schnalzen der Seiten. Hier und da würde ich mir vielleicht etwas mehr Druck und Kontrolle wünschen. Aber halt – ich spreche hier über einen 350 Euro Transistoramp. Angesichts der Preisklasse geht der Bass mehr als in Ordnung.

Die Stimme von Holly Cole reproduziert der MAP 101 aufgeräumt und ausdrucksstark. Auch hier konzentriert sich die Wiedergabe auf die wesentlichen Aspekte. Und wenn die Stimme im Vordergrund steht, schenkt ihr der MAP 101 die notwendige Aufmerksamkeit. Klavier, Schlagzeug und Bass bleiben – im Vergleich dazu, wie ich’s zum Beispiel von meinem deutlich teureren Jadis Röhrenamp kenne – etwas stärker im Hintergrund und bieten der Stimme den notwendigen Raum zur Entfaltung. Das alles wirkt sehr aufgeräumt, aber nie langweilig.

Bei klassischer Musik und großem Orchester macht sich bemerkbar, dass der kleine Verstärker in komplexen musikalischen Strukturen schon mal den Überblick verliert. Jedes Detail löst er nicht auf, worunter auch die grundsätzlich ordentliche Ortungsschärfe ein wenig leidet. Statt zu versuchen, einzelne Instrumente im Raum festzunageln, breitet er eine weite Bühne des Wohlklangs aus. Was im Übrigen auch seinen Charme hat und von manchen Hörern gar als angenehmer empfunden werden mag als eine die reine Lehre verfolgende strenge Bühnenrasterung. Und wenn wir ehrlich sind, kommt das zudem nicht selten dem Höreindruck in einem Konzertsaal näher.

Wenn mich mein klangliches Gedächtnis nicht völlig im Stich lässt, attestiere ich dem MAP 101 summa summarum locker das Niveau der angesehensten Vertreter seiner Klasse, wie dem vielgelobten NAD 315 BEE zum Beispiel. Und das ist wahrlich ein hervorragendes Zeugnis.

advance acoustic

Athmosphärisch: Die Advance Acoustic Kombi im Zusammenspiel mit Geithain ME 150 Lautsprechern.

Auch bei gehobener Lautstärke knickt der MAP 101 nicht ein. Im normalen AB-Betrieb übersteht er sicher auch die eine oder andere Party. Aber der MAP 101 verfügt noch über einen weiteren Modus, den High Bias – sprich: Class-A. Dass der bereits erwähnte kleine Schalter auf der Rückseite nicht nur Show ist beziehungsweise lediglich eine LED auf der Frontplatte zum Leuchten bringt, zeigt sich an verschiedenen Stellen. Man bemerkt schon nach relativ kurzer Zeit, dass der Verstärker eine ganze Nummer wärmer wird. Und auch der Klang verändert sich. Ich bin überrascht, wie deutlich der Class A-Betrieb hörbar wird. Stimmen kommen noch sauberer, wirken nuancierter. Kleine Jazz-Besetzungen bei Zimmerlautstärke gewinnen deutlich; beim Klavierspiel wird unter anderem mehr über die Anschläge des Pianisten offenbart. Die Kehrseite: Der Bass nimmt sich zurück und verliert an Kontrolle. Und bei Klassik geht dem MAP 101 im High-Bias Mode schnell die Puste aus, wenn’s mal ein wenig lauter wird.

tarfo map 101

Nichtsdestotrotz stellt der High Bias Modus eine interessante Alternative dar. In kleineren Räumen beziehungsweise bei niedrigen bis mittleren Lautstärken, kann man mit dem „Class A-MAP 101“ bestimmt sehr glücklich werden. Als interessante Ausbaustufe stelle ich mir übrigens einen aktiven Subwoofer vor – wenn man den Amp so von Bässen entlastet, kann man ihn in Class-A bestimmt auch deutlich lauter laufen lassen. Der Subwooferverstärker macht das, was er kann, nämlich sich um die Bässe kümmern, während sich der MAP 101 entspannt dem Rest des musikalischen Geschehens widmet.

Und wer mit high-endigen Gefilden liebäugelt, kann im High Bias Modus ja auch schon mal ausprobieren, wie sich das highfidele Leben wohl mit Single-Ended Triode und der damit einhergehenden Leistungsbeschränkung anfühlt … Spaß bei Seite: Ob Sie es glauben oder nicht, der kleine MAP 101 kann im Class-A-Betrieb wirklich so etwas wie High-End-Flair verbreiten – und das bei weitem nicht nur in Form wohliger Abwärme.

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Test: Advance Acoustic MCD 200 & MAP 101 | CD-Player

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