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Mit Musik macht der Oppo PM-2 dann eine noch bessere Figur. Schon bei den ersten Takten fällt mir auf, wie er mich förmlich in die Musik hineinzieht. Während ein Sennheiser HD 800 die etwas förmlichere und distanzierte Darstellung wählt, wird man beim Oppo PM-2 ab der ersten Minute von der Musik vollkommen umschlossen. Gleichzeitig sorgt diese Darstellung aber auch dafür, dass die Bühne weniger homogen wirkt. Deutlich aufgefallen ist mir dies bei „You and your friend“ vom Dire Straits-Album On Every Street. Der Song begeistert mich immer wieder aufgrund des Gegenspiels aus reduzierter Gitarre und Mark Knopflers sonorer Stimme. Während beim Sennheiser Gitarre und Stimme aus verschiedenen Winkeln von vorn zu kommen scheinen, stellt der Oppo das deutlich weniger distanziert dar – so wird die Bühne in die drei Bereiche rechts vom Kopf, links vom Kopf und mittig geteilt. Was keinesfalls unangenehm wirkt, da die Instrumente nicht direkt vor dem Ohr schweben, aber dennoch etwas unrealistischer als bei manch anderem Kopfhörer. Vielleicht würden ihm leicht angewinkelte Treiber zu etwas akkuraterer Bühnendarstellung verhelfen.
Der Bassbereich wird, typisch Magnetostat, hervorragend wiedergegeben – eine adäquate Verstärkung vorausgesetzt. Er wird zwar auch als mobiler Kopfhörer verkauft, profitiert jedoch eindeutig von potenteren Quellen oder zumindest einem portablen Kopfhörerverstärker. Stimmt die Ansteuerung, ist der Bassbereich sehr trocken, aber druckvoll. Der Oppo PM-2 spielt tief hinunter und bleibt dabei immer exakt. Elektromusik mit viel Bass wie James Blakes Debutalbum wird daher beeindruckend wiedergegeben. Besonders beim ersten Hit des Briten „Limit To Your Love“ spielt der PM-2 seine größte Stärke aus und baut ordentlich Druck auf. Eine Disziplin, bei der offene dynamische Modelle nicht mithalten können. Dennoch dickt er hier nicht auf – auch natürliche Basstöne klingen äußerst realistisch. Speziell bei Kontrabassaufnahmen kann man gut heraushören, wie der Resonanzkörper dem Ton das nötige Volumen gibt, während bei anderen Kopfhörern dem Bassbereich häufig etwas zu viel Volumen mitgegeben wird, sodass diese feine Nuance untergeht.
Der Mitteltonbereich des Oppo ist tendenziell etwas schlanker und direkter abgestimmt – Männerstimmen klingen etwas weniger warm als ich das sonst so gewöhnt bin. Es klingt nicht wirklich verfärbt – eher ist es zu vergleichen mit den Klangcharakteristiken von verschiedenen Aufnahmemikrofonen. Deswegen ist mir dies zwar im unmittelbaren Vergleich mit AKGs K712 und Sennheiser HD650 aufgefallen, hat mich aber beim „Einfach-nur-Musik-hören“ mit dem PM-2 niemals gestört.
Gleichzeitig hat diese Charakteristik den Oppo für Folkmusik und Singer-Songwriter besonders interessant gemacht. Die Gitarren und Stimmen geraten etwas offensiver und in Verbindung mit der direkten Spielweise wirken die Aufnahmen noch roher. Ein sehr extremes Beispiel sind die Solosongs von Glen Hansard aus der Filmmusik Once. Während „Trying To Pull Myself Away“ noch schmerzhafter und dadurch dramatischer wird, kommt bei „Broken Hearted Hoover Fixer Sucker Guy“ der Charakter des Straßenmusikers mit kleinem Verstärker absolut überzeugend ans Ohr. Zugegeben ein sehr spezieller Fall, dennoch ist es immer wieder spannend zu erleben, wie jeder Kopfhörer ein leicht anderes Bild aus der gleichen Musik zeichnet.
Im Hochton spielt der PM-2 direkt und klar. Die Höhen sind nicht zurückgenommen, rücken jedoch auch nie in den Vordergrund. So gelingt es dem Oppo Frauenstimmen wie die von Katie Melua auf deren Erstling Call Off The Search sehr klar darzustellen, ohne die vielen Fehler der Aufnahme störend in den Fokus zu setzen. Das Wort, welches für mich den Hochtonbereich des Oppo PM-2 am besten beschreibt: angenehm. Details herausarbeitend, ohne negativ auf sich aufmerksam zu machen.
Wegen der Abwesenheit störender Klangcharakteristiken und insbesondere auch des hervorragenden Bassbereichs reißt einen der PM-2 einfach mit. Kritisch anzusteuern ist er zwar nicht, so kann man auch direkt am iPhone schon Spaß mit ihm haben, jedoch skaliert er sehr gut mit besserem Equipment. Räumlichkeit und besonders die Kontrolle im Bassbereich nehmen hörbar zu und er profitiert daher von größeren Verstärkern.
Kommen wir zum zweiten Protagonisten dieses Duetts: dem Oppo HA-1. Der nicht nur in Sachen Featurereichtum – siehe oben – überzeugen soll, sondern vor allen Dingen auch klanglich. Und das kann er auch. Der Oppo HA-1 hat mehr als genug Leistung für jeden Kopfhörer, den ich an ihm getestet habe. Gleichzeitig ist die Lautstärkeregelung selbst für Leisehörer wie mich sehr fein einzustellen. Um genau zu sein, ist er der am besten einzustellende Kopfhörerverstärker, den ich je benutzt habe. Der Oppo HA-1 arbeitet mit einem analogen Motorpotentiometer, doch durch die gut gewählten Gainbereiche befindet man sich immer im Mittelbereich des Potentiometers, sodass Gleichlauf kein Problem darstellt.
Per USB konnte ich den Oppo HA-1 mit bis zu 384 kHz/32 Bit ansteuern. Alle hochauflösenden Audiosignale sollte er demnach nativ aus einem Mediaserver erhalten können. Optisch habe ich ihn problemlos mit 96 kHz/24 Bit betrieben.
Zum Testen habe ich diese beiden Optionen parallel an den PC angeschlossen und verglichen. Interessanterweise tönt die optische Variante für mich spürbar besser. Im USB-Modus neigt der HA-1 zum leichten Klirren in den Höhen, während mir das bei den optischen, koaxialen oder analogen Eingängen niemals aufgefallen ist.
Drahtlos kann man ihn ebenfalls ansteuern. Einfach Bluetooth auswählen und er wird als sichtbar angezeigt. Sowohl mit dem SBC- als auch aptX-Codec ist eine problemlose Musikübertragung möglich. Die Antennenleistung stellt sich als erstaunlich gut dar, sodass das Signal auch von den Nachbarräumen stabil übertragen wurde.
Der Oppo HA-1 ist ein sehr ehrlicher Verstärker, der eher der analytischen Klangphilosophie folgt. Die Wiedergabe gerät unauffällig (bis auf meine Erfahrung mit dem Hochton im USB-Betrieb) und sehr neutral. Hintergrundrauschen kennt der HA-1 nicht. Selbst voll aufgedreht hört man auch mit sensitiven Kopfhörern nichts. Den Bassbereich hat der Oppo im Zusammenspiel mit all meinen Kopfhörern gut kontrolliert, im symmetrischen Betrieb wurde er hier sogar noch einmal etwas besser. Die Kombination aus PM-2 und HA-1 im symmetrischen Betrieb hat mich bei tiefen Tönen absolut überzeugt. Selbst kleine Nuancen hat diese Kombi extrem exakt ausgearbeitet. Ich wage es hier, von einem gemeißelten Bassbereich zu sprechen.
Die Bühne des HA-1 mutet im Vergleich sowohl zu meinem HeadAmp GS-1 als auch Musical Fidelity X-CANv3 kleiner an. Das Gefühl von Raumtiefe ist reduziert. Die Ortungsschärfe hingegen wird mit jedem Kopfhörer exakt transportiert. Hier zeigt sich auch kein Unterschied zwischen dem internen DAC des Oppo (per Coax von einem CD-Player zugespielt) und meinem X-DACv3. Die Auflösung gerät ebenfalls überzeugend, ist jedoch noch nicht in der absoluten Spitzenklasse anzusiedeln. Hier bieten dedizierte D/A-Wandler etwas mehr, doch als Dreingabe im Gesamtpaket des HA-1 macht der Wandler einen sehr guten Job.
Insgesamt hat mir persönlich die Kombination aus D/A-Wandlung durch meinen Musical Fidelity X-CANv3 und einhergehender analoger Fütterung des Oppo HA-1 mehr zugesagt als der direkte digitale Anschluss des CD-Players an den Oppo. Im Vergleich zu den Analogausgängen des CD-Players hat wiederum der interne DAC des Oppo klar überzeugt. Höherer Detailreichtum dank besserer Auflösung gepaart mit einer kleinen, aber realistischen Bühne sind als klare Steigerung zu verbuchen. Wer also über einen günstigeren Player verfügt, kann ihn mit dem digital gespeisten Oppo hörbar aufwerten.
Test: Oppo PM-2 und Oppo HA-1 | Kopfhörer, Kopfhörer-Verstärker