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Klangeindrücke mit dem NAD C 510

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Klangeindrücke mit dem NAD C 510

Den Bereich der Tonalität können wir an dieser Stelle schnell abhaken – meiner Meinung nach unterscheiden sich an dieser Stelle DACs im Vergleich zu Lautsprechern oder Verstärkern nicht ganz so erheblich voneinander – und wenn, dann vornehmlich an den Frequenzgangenden. Zu nennen wäre hier der B.M.C. PureDac, der „obenrum“ etwas strahlender und „untenrum“ eher drahtig als martialisch auftritt – oder als Counterpart zum Beispiel der im Obertonbereich marginal verrundende, dafür im Tiefton ein kleines Schäufelchen mehr drauflegende Auralic Taurus. Der NAD C 510 liegt genau dazwischen: Er fällt (und das ist nicht abwertend) im Bereich Tonalität schlicht und einfach gar nicht auf, weil er neutral abgestimmt wurde. Damit erinnert er mich eher an den Arcam FMJ D33, der nicht durch ein wie auch immer geartetes „Sounding“ überzeugte, sondern durch andere Meriten: Genau so ist’s beim NAD C 510 nämlich auch.

NAD C 510

Drei leicht wahrnehmbare Talente sind’s, die den NAD C 510 für mich sehr attraktiv machen: Detailreichtum, Rhythmusgefühl und stereofone Bühne. Beginnen wir mit Ersterem!

Über den C 510 ist mir zum ersten Mal mit Bewusstsein aufgefallen, dass bei dem berühmten Rolling-Stones-Stück „Beast of Burden“ immer mal wieder ein sehr leichtes Delay auf die Gesangsstimme gelegt wurde. Insgesamt ist der Song ja gar nicht so leicht in seinen Einzelteilen wahrzunehmen: Da „stört“ erst Rolling-Stoneseinmal das recht holprige Schlagzeugspiel von Charlie Watts, da sind aber auch die Gitarren, die nicht nur eine reine Rhythmusfunktion haben, sondern auch immer wieder die ihnen zugedachten Akkorde sanft umspielen. Und da ist ja auch noch der singende Bass, der offensichtlich nicht nur die Aufgabe hat, dem Stück ein Tieftonfundament zu geben, sondern auch eigene Melodielinien bringt. Naja, und nachdem die ersten Gesangspassagen von Mick Jagger eher „trocken“ produziert sind, findet sich ab der zweiten Strophe halt auch immer wieder ein sehr leichtes, aber über den C 510 eben hörbares Delay darunter. Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass ich nach dem Umkabeln auf meinen Referenz-DAC, den B.M.C. Audio PureDac, das Delay natürlich auch hörte. Aber es war mir eben über ihn nicht primär ins Bewusstsein gelangt. Ist ja immer so: Wenn man weiß, dass da was ist, dann achtet man drauf.

NAD C510 - Lautstärkesteller

Bleiben wir doch noch ein wenig bei den Stones – oder auch nicht: Die Band The Danse Society gehörte zu den ikonischen Darkwave-Bands der 80-er Jahre: treibende, schwermütige Musik mit spannenden Klangwelten zwischen Gitarre und Synthesizer. Und ebendiese Band hat ausgerechnet einen Stones-Song gecovert, nämlich „2000 Lightyears from home“ (Album: Heaven is waiting). Und da zeigen sich gleich mehrere klanglich recht The Danse Societyprägende Eigenschaften des NAD C 510: auf der einen Seite das tonal sehr ausbalancierte Profil – im Gegensatz zum B.M.C. Audio PureDac, der ja wie bereits erwähnt etwas schlanker und drahtiger im Tieftonbereich agiert, bringt der NAD hier ein kleines bisschen mehr Volumen rein. Das tut der sinistren Atmosphäre des Lieds sehr gut; es handelt sich aber, um das klarzustellen, nicht um eine Überbetonung, sondern eher ein neutrales Auftreten: So kenne ich den Klang nämlich auch noch von der guten alten Schallplatte (als Fan liegen mir Vinyl und CD vor). Doch der Song offenbart noch mehr: Nämlich eine ausgesprochen gut eingerastete, klare Bühnendarstellung mit einer sehr plastischen Ausgestaltung insbesondere der virtuellen Mitte. Gesangsstimmen sind ja üblicherweise in der Mitte positioniert – da aber nun in der Mitte kein Lautsprecher steht, sondern links und rechts, sprechen wir von einer künstlich erzeugten Mitte, die sich – je nach Qualität der Wiedergabekette und des Hörraums – mehr oder weniger realistisch „anfühlt“. Bestenfalls hat man bei geschlossenen Augen das Gefühl, da stünde wirklich ein Sänger zwischen den Lautsprechern. Genau das geschieht beim NAD C 510.

Der B.M.C. PureDac kann das auch, ich kann mich aber an DACs erinnern, denen das nicht ganz so plastisch gelingt wie beispielsweise den Cambridge Audio Azur 851, der mal leihweise „zu Gast“ bei mir war. Auch sonst gefällt, wie der NAD C 510 die einzelnen Akteure im stereofonen Panorama präsentiert, nämlich in einer realistisch wirkenden Breite und ebensolchen Tiefe, die sich erfreulich genau staffelt. Bei großem Orchester entsteht vor dem geistigen Auge des Hörers eine absolut stimmige Staffelung der einzelnen Lagen und Register – während gute Jazzaufnahmen eher durch eine gute seitliche Raumaufteilung, nämlich mit genügend „Luft“ zwischen den Musikern, überzeugen. Das alles wirkt zu jeder Zeit recht dynamisch und „agil“, so wie sich die Musiker ja auf einer Bühne auch üblicherweise ein wenig bewegen. Der B.M.C. PureDac gehört hier beispielsweise zu den Vertreten der Zunft, die eher statische Plätze zuweisen. Was auch attraktiv – weil „ordentlich“ – sein kann, aber eben insgesamt einen etwas analytischeren „Zugriff“ auf die Musik gibt.

NAD C 510 von unten

Zu guter Letzt zeigt der NAD C 510 aber auch – wie oben bereits erwähnt – rhythmisches Talent. Und das bringt der Danse-Society-Track auch sehr gut zu Gehör. Während der Song von der Grundstimmung her eher schleppend und treibend zugleich ist (man stelle sich ein Auto vor, das mit angezogener Handbremse fährt, offenbar hat der Danse-Society-Drummer Charlie Watts gechannelt), sorgt ein Sechzehntelnoten spielendes Schellentamburin auf dem linken Kanal tatsächlich für so etwas wie Groove, denn es rasselt sozusagen nicht glatt durch, sondern wird etwas punktiert eingesetzt, also fast eher wie bei einer Soulnummer. Diese aufgrund ihrer geringen Lautstärke sehr in den Hintergrund gerückte „Zwangsbegrooveung“ schält der NAD C 510 mit erstaunlicher Leichtigkeit heraus. Jetzt mag man sich angesichts solcher audiophiler Detailaufzählerei natürlich fragen: „Was bringt mir das?“ – Na, es bringt das sehr gute und angenehme Gefühl, dass man wirklich mitbekommt, was die Aufnahme hergibt.

Das macht besonders Freude, wenn gut produzierte Musik vorliegt. Das neue Album von Tocotronic, auch „Das rote Album“ genannt, fällt in diese Kategorie. Das Song „Spiralen“ ist – rein vom Songwriting her – eigentlich ein eher simples Stück. Mittleres Tempo, spärliche Instrumentierung, dabei aber spannende Sounds. Das Schlagzeug beispielsweise hat einen ganz Tocotroniceigenen Klang – als Vergleich kann der Schlagzeugsound der frühen Joy Division herangezogen werden: zwar handgespielt, aber per Tiefpassfilter, Hall und Noisegate massiv verfremdet. Dazu gibt es einen recht konservativen E-Bass und eine in den Höhen eher milde Akustikgitarre. Das alles resultiert in einem eher mittigen Sound, der aber nun durch Dirk von Lowtzows Stimme, die über den gesamten Frequenzbereich geradezu gleißend hell strahlt und einen adäquat „hochwertig“ klingenden Hallraum zugewiesen bekommt, komplett konterkariert wird. Nach der ersten Minute gesellen sich recht bizarre Sinus-Sweeps hinzu, die von einem alten Moog-Synthesizer stammen könnten. Ganz schön was los also in diesem Song – und der NAD C 510 macht daraus geradezu eine Werkschau der Tonstudiotechnik. All die feinen tonalen Unterschiede zwischen den Klangquellen, das unterschiedliche Ausklingen der Hallfahnen, von brüsk bis sekundenlang, aber ebenso die erhebliche Raumtiefe – sei sie auch künstlich erzeugt – bringt er vollumfänglich zu Gehör. Das kenne ich in dieser Perfektion und Ausprägung eigentlich nur von teureren Geräten wie dem Bryston BDA-1, der mit knapp 2.000 Euro zu Buche schlägt oder dem North Star Supremo (hier nochmal weitere 1.000 Euro drauflegen): wirklich klasse.

NAD C 510

Und jetzt kommt das I-Tüpfelchen: Was die Lautstärkeregelung angeht, hat man bei NAD nicht zu viel versprochen. Das betrifft zwei Meriten: Selbst bei flüsterleiser Wiedergabe klingen gute Aufnahmen über den NAD C 510 noch ausdrucksstark und tief. Und außerdem ist die Lautstärkeregelung des C 510 so feinstufig, dass man wirklich jede gewünschte Lautstärkenuance sauber einstellen kann. Der B.M.C. PureDac kann beim ersten Punkt noch mithalten – auch er klingt leise noch sehr, sehr gut. Aber die Abstufungen der Lautstärkeregelung selbst sind merklich gröber. Das ist im Alltag nicht störend, trotzdem gefällt mir diese wirklich sehr feinsinnig und eben komplett stufenlos erscheinende Volume-Regelung beim NAD C 510 ausnehmend gut.

Erfreuliches gibt es auch aus der Rubrik „Dynamik“ zu vermelden. Der Song „Knockin‘ on Joe“ von Nick Cave & The Bad Seeds (Album: The First Born is Dead) ist eine veritable Bluesnummer: wie es sich gehört, in schleppendem Dreivierteltakt, mit einer zeitweilig auftretenden Mundharmonika – und natürlich mit Ruhephasen, „Ausbrüchen“, somit deftigen Laut-Leise-Wechseln. Der C 510 zeigt sich in Grob- wie Feindynamik als würdiger Vertreter seiner Zunft. Die leisen, zurückgenommenen Passagen Nick Cave & The Bad Seeds bringt er mit viel Gefühl und Ruhe – und wenn Nick Caves Stimme sich aufschwingt und Drums und Gitarren gewissermaßen mit hochreißt, dann gibt der C 510 richtig Gas. Dann wird’s laut und gefährlich. Was die Feindynamik angeht, würde ich den NAD-Probanden sogar gegenüber dem PureDAC gewisse Vorzüge attestieren: Auch in leisen Passagen bietet er Detailreichtum und Farbenpracht und eine noch etwas klarere tonale und räumlich Unterscheidung der Klangquelle. Wenn’s richtig kachelt, also bei sinfonischen Werken, dann würde ich hingegen dem PureDAC etwas mehr Durchzugsstärke attestieren, oder auch dem North Star Supremo aus Italien, der auf diesem Gebiet nahezu keine Grenzen zu kennen scheint – er schleudert einem absoluten pianissimo geradezu ungerührt ein ebenso absolutes fortissimo hinterher; der NAD C 510 kommt da nicht ganz mit. Aber er ist nah dran.

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Test: NAD C 510 | D/A-Wandler

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