Inhaltsverzeichnis
Was auffällt, ist der hohe Verstärkungsfaktor (Gain) des Music Hall ph25.2. Die Lautstärkeregelung erfolgt über das sehr gute und wohlbekannte Alps-„Blue“-RK27-Poti, die von mir genutzte Lautstärke lag jedoch meist ganz im Anfangsbereich des Potentiometers. Ich gebe zu, dass ich persönlich gern leise höre. Speziell mit Kopfhörern die eine hohe Effizienz aufweisen muss man hier beim Einstellen sehr feinfühlig sein, um die optimale Lautstärke zu finden. Da die Verstärkung am Pre-Out jedoch einen gut nutzbaren Pegel besitzt, wäre ein Gainwahlschalter oder die Auslegung einer der beiden Klinkenbuchsen für sensitivere Kopfhörer möglicherweise sinnvoll gewesen.
Für den nächsten Test griff ich auf einen der Klassiker in meinem Regal zurück. It’s Bosstime mit The River von Bruce Springsteen. Der Titel „Sherry Darling“ beginnt mit einer Art kleinen Feier, auf der die Gäste zu hören sind. Der Music Hall produziert hier einen angenehmen kleinen Raum, in dem sich die Stimmen gut verteilen können – die Aufnahme selbst bietet allerdings nur sehr wenig Raumeindruck, weshalb der „kleine Raum“ schon mehr ist als im Titel eigentlich vorhanden. Diese leichte „permanente Räumlichkeit“ sorgt bei vielen Aufnahmen für ein sehr angenehmes Hören. Rock- und Popmusik lässt sich, ähnlich der Wirkung von Crossfeed, auch über längere Zeiten entspannt genießen. Jeder, der seine Musik mehr genießen als sezieren will, wird diese Eigenschaft als großen Vorteil sehen, denn leider ist nicht jedes Album unserer Lieblingskünstler in Referenzqualität aufgenommen.
Mit einer sehr natürlichen Klassikaufnahme (dem ersten SACD-Sampler von Pentatone) getestet, zeigt sich dann freilich die andere Seite der Medaille, nämlich dass der Music Hall ph25.2 die Räumlichkeit einer solchen Produktion nicht in Gänze rüberbringen kann. Zwar greift der Music Hall den Raumeindruck der Aufnahme auf und der Raum wirkt jetzt auch deutlich größer als zuvor bei „Sherry Darling“; auch differenziert der ph25.2 die Position der Instrumente sehr klar – aber eine gänzlich überzeugende Darstellung der großen Halle gelingt ihm nicht. Man hat das Gefühl, die Wände seien näher als sie sein sollten.
Möglicherweise sorgt die Räumlichkeit des Amps in Verbindung mit der der Aufnahme für eine leichte Unschärfe in der Darstellung. Bei mittelgroßen Aufnahmeräumen jedenfalls kann er nicht ganz die holographische Genauigkeit von Referenzverstärkern erreichen, bildet aber eine sehr gut aufgestaffelte Bühne mit glaubwürdiger Größe.
Ein weiteres Detail, das mir schon bei der Springsteen-Aufnahme auffiel, ist der Hochtonbereich. Das Stück enthält eine sehr deutliche und klare Hi-Hat, welche den Song vorantreibt. Der Music Hall ph25.2 zeigt hier nicht die oft mit Röhren in Verbindung gebrachte dunkle Darstellung, sondern im Gegensatz sehr klare Höhen. Der Hochtonbereich ist weder zurückgenommen noch zu stark betont – und glücklicherweise neigt er auch nicht zum Klirren.
Dieser Hochtonbereich ist es auch, der den Music Hall bei den Oboenkonzerten und Sonaten von C.P.E. Bach zu einem interessanten Verstärker macht. Wie bereits geschrieben, ist die Raumdarstellung bei solchen im Ensemble aufgenommenen Klassikaufnahmen nicht die größte Stärke des ph25.2, aber die tonale Darbietung überzeugt hier doch so sehr, dass man das Album insgesamt mit einem äußerst positiven Eindruck wieder ins Regal stellt. Das Klangspektrum der Oboen wird vom wärmeren Mitteltonbereich gestützt, was für das nötige Volumen sorgt und so eventuell aufkommende „Sterilität“ im Ansatz vermeidet. Gleichzeitig sorgen die klaren Höhen dafür, dass die Lebendigkeit der Instrumente nicht verloren geht. Wirklich interessant, mein X-CANv3 – ebenfalls eine Röhrenhybridkonstruktion – ist bei mir nicht mal in der engeren Auswahl, wenn es um Kammermusik geht. Hier bevorzuge ich sonst ganz klar Transistorbauweise.
Test: Music Hall ph25.2 | Kopfhörer-Verstärker