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Klang: JMR Abscisse

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Klang: JMR Abscisse

Jean-Marie Reynaud Abscisse

Einfach so frisch aus der Verpackung gepellt und in den Raum gestellt, gaben sich die französischen Lautsprecher zunächst verschnupft. Also durften sich die Abscisse erst mal ein wenig akklimatisieren. Das brachte schon mal eine deutliche Verbesserung. Allerdings hatte ich immer noch den Eindruck, dass die Abscisse im Hochton etwas harsch klingen. Nach Rücksprache mit Herrn Rischmüller schickte mir dieser einen Satz der von ihm für die Abscisse bevorzugten Kabel und passende Jumper zum Brücken der Bi-Wiring-Anschlüsse. Und richtig, das empfohlene Tellurim Q Green kitzelte gegenüber meinen Fast Audio Compact 6M noch ein paar mehr Informationen in den Höhen aus, klang dabei aber gleichzeitig etwas kultivierter – mehr zum Hochton gibt’s weiter unten.

zazUm auch musikalisch in Frankreich zu bleiben darf Zaz mit ihrem gleichnamigen Debutalbum den Anfang beim Hörtest machen. Wie zu erwarten, passt das Ganze sofort. Die sympathische Vertreterin des Nouvelle Chanson stellen die JMR Abscisse eindringlich und mit viel Energie in den Raum. Ich hatte leider bisher nicht das Vergnügen, die Dame live zu erleben. Sieht man Fotos von ihren Auftritten, hat man den Eindruck, dass sie sehr konzentriert, aber auch mit viel Freude ins Mikrofon singt. Und wenn ich Zaz über die JMR Abscisse höre, finde ich diesen Eindruck aufs Allerbeste bestätigt.

Die Auflösung und die Feindynamik, mit der die Abscisse die Stimme wiedergeben, sind beeindruckend. Dabei punkten die französischen Boxen mit einer extrem hohen Sprachverständlichkeit. Selbst bei meinen eher mageren Französisch-Kenntnissen – ganz abgesehen von kaum vorhandener Sprech- und Hörerfahrung – kann ich die Texte von Zaz vergleichsweise gut verstehen. Hier spielt sicher das exzellente Auflösungsvermögen der Abscisse eine erhebliche Rolle.

Natürlich musste ich auch Edith Piaf über die JMR hören. Und obwohl es kaum gute oder gut remasterte Aufnahmen der Grand Dame des französischen Chanson gibt, funktioniert das Ganze superb. Denn die Abscisse besitzen zwar ein phänomenales Auflösungsvermögen, sezieren aber nicht gnadenlos. Sie lassen musikalische Zusammenhänge bestehen und halten diese auf eine Art zusammen, die mir noch bestens von meinem Jadis Orchestra Blacksilver Vollverstärker bekannt ist. Irgendwie hat die Musikalität immer Vorrang vor allen anderen Tugenden. Das erinnert mich irgendwie an die französische Sprache, bei der exakte Grammatik- oder Ausspracheregeln zugunsten einer schöneren Sprachmelodie zurückstehen müssen. Alten Aufnahmen kommt dieser Charakter auf jeden Fall sehr entgegen. Die klingen authentisch und behalten ihren Charme. Damit offenbaren sich die Abscisse selber als charmante Zeitgenossinnen.

leonard cohenLeider habe ich keinen französischen Chansonier auf der Festplatte. Ersatzweise muss Leonard Cohen mit seinem Album I’m Your Man einspringen. Der kanadische Sänger stammt immerhin aus dem vorwiegend französischsprachigen Montreal und seine Musik darf man durchaus in die Nähe von Chansons stellen – auch wenn die Texte natürlich „nur“ englisch sind. Wie kaum anders zu erwarten, sorgt das Ganze über die Abscisse für Gänsehaut. Der eigentümlich knorrige Sprechgesang Cohens entwickelt eine beeindruckende Intensität, die auf besagtem Album allerdings oft durch den Einsatz schmalziger Streicher konterkariert wird. Gut, über die Arrangements kann man streiten, über die Talente der Abscisse, dies alles – leider auch die Streicher – unglaublich detailliert und authentisch darzustellen, nicht.

Natürlich beweisen die Abscisse ihre Talente auch bei Instrumenten. Klavieranschläge transportieren sie beispielsweise ebenso facettenreich wie Gitarren. Gerade Instrumente, deren Klang besonders durch Transienten bestimmt ist, können einem über die Abscisse Schauer über den Rücken jagen. Was nicht zuletzt bedeutet: Die Französinnen gehen gerne temperamentvoll nach vorne. Ja, auch das Ausschwingen von Tönen geben sie sauber wieder, mithin kümmern sie sich um die richtigen Klangfarben. Aber ich möchte schon behaupten, dass die JMR insbesondere den Beginn eines Tones akzentuieren.

Jean-Marie Reynaud Abscisse

Der Vergleich zu meinen vertrauten Geithain ME150 gerät schwierig. Denn die Sächsinnen agieren deutlich anders. Wobei ich in keiner Weise das Eine oder Andere für richtiger halte. Die Geithain halten mehr Abstand, rücken Sänger und Soloinstrumente nicht ganz so in den Vordergrund und geben dem Ausschwingen der Töne ungefähr die gleiche Aufmerksamkeit wie den Transienten. Da sie Details nicht so in den Vordergrund stellen, muss man sie sich mehr erhören. Generell haben die Sächsinnen mehr das Gesamtbild im Fokus.

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Test: Jean-Marie Reynaud Abscisse | Standlautsprecher

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