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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Dreher mit Drive
  2. 2 Dual CS 518: Klangeindruck & Vergleiche
  3. 3 Testfazit: Dual CS 518

Wer sich bis dato über das Produktportfolio der Traditionsmarke Dual informieren wollte und dazu eine Internetrecherche betrieb, rieb sich zuweilen verwundert die Augen: „Wieso gibt’s die denn dreimal?“ Also: Dual-Plattenspieler werden sowohl von der im badischen Iffezheim beheimateten Sintron Distribution GmbH als auch von der Dual GmbH selbst in den Markt gebracht – letztere hält die Rechte und distribuiert die Einstiegsmodelle (die DT-Serie). Um das Verwirrspiel zu komplettieren, gab es da auch noch die Alfred Fehrenbacher GmbH in St. Georgen im Schwarzwald, die Plattenspieler unter dem Markennamen Dual fertigte. Was jüngst beendet wurde: Mit dem Einstieg des Unternehmens Audio Tuning – vulgo: Pro-Ject – bei Fehrenbacher, bauen die Schwarzwälder unter dem neuen Namen „Rekkord“ weiter, während Sintron weiterhin die Dreher der in Landsberg am Lech gelegenen Dual GmbH (https://hifi.dual.de/) vertreibt.

So auch die neuen, seit April erhältlichen Modelle CS 418 und CS 518, die als sofort spielbereite Plattenspieler inklusive eines amtlich beleumundeten MM-Tonabnehmersystems „Ortofon 2M Red“ im erschwinglichen Preissegment platziert wurden. Was heißt das? Nun, der teurere von beiden – Dual CS 518, der hier Gegenstand des Tests ist – belastet die Haushaltskasse mit rund 650 Euro, sein optisch und technisch fast identischer kleiner Bruder CS 418 mit knapp 500 Euro. Einziges Unterscheidungsmerkmal ist der aufwendiger, nämlich vollkardanisch gelagerte Neunzoll-Tonarm des CS 518, der für sich genommen schon ein echtes Wort ist und zudem Tuningpotenzial bietet. Darauf gehe ich später im Text noch ausführlicher ein.

Der Dual CS 518 ist ein Plug'n'Play-Plattenspieler

Der Dual CS 518 ist ein Plug’n’Play-Plattenspieler: auspacken, aufstellen, anschließen – fertig. Nicht mal ein Phonopre ist unbedingt vonnöten, bringt er doch seinen eigenen mit

Nüchtern betrachtet sind die beiden neuen Duals unkomplizierte Riementriebler, die ganz nach Art des Hauses komplett ausgeliefert werden. Heißt: Das Ortofon-MM ist am Headshell vormontiert, eine Staubschutzhaube aus klarem Plexiglas gehört ebenso zum Paket wie ein zuschaltbarer Phonovorverstärker (nur MM), der ins Chassis integriert ist und den Anschluss des CS 518 auch an Verstärker ermöglicht, die ausschließlich über Hochpegel-Inputs verfügen. Für Ein- oder Wiedereinsteiger ins Vinylhobby ideal. Wie gesagt, der Phono-Pre ist auch abschaltbar, sodass der Fernost-Dual auch via externem Kleinsignalbooster läuft – und genau so habe ich ihn überwiegend gehört. Noch etwas ist geblieben: Es gibt drei wählbare Umdrehungsgeschwindigkeiten, selbst Freunde von Schellackplatten werden also angesprochen, müssen allerdings einen dafür ausgelegten Nadeleinschub montieren, den Ortofon für das „2M Red“ selbstredend anbietet. Na, das passt doch!

Rückseite des Dual CS 518

Rückseite des Dual CS 518: Der integrierte Phono-Vorverstärker ist als Option zu verstehen, er kann auch deaktiviert werden

Ups, haben Sie’s bemerkt?? Ich habe „Fernost“ gesagt. Ja, so ist es: Die „neuen Traditionalisten“ sehen zwar so schlicht-elegant aus wie eh und je, werden aber in Asien montiert. Da schluckt der Hardcore-Fan vielleicht – und muss doch anerkennen, dass der CS 518 ein ziemlich solide gemachtes Stück Analogtechnik ist, dem man auf den ersten Blick nicht am Zeug flicken kann. Und auf den zweiten? Auch nicht. Die sauber verarbeitete und robust anmutende MDF-Zarge sah bei den Vorfahren aus hiesiger Produktion auch nicht wertiger aus. Auf Echtholzfurier wurde beim Dual CS 518 verzichtet, eine Folierung „tut so als ob“, womit man bei diesem Preis gut leben kann.

Das Chassis ruht auf ordentlichen schwingungsdämpfenden Füßen. Sie bestehen aus schwarzem Kunststoff mit – laut Hersteller – „integrierten Resonanzabsorbern“. Die tun ihren Job, Trittschall wird recht effizient vom Musiksignal ferngehalten. Ohnehin besteht für mich der Reiz des neuen Dual darin, dass man sich auf Wesentliches konzentriert, optisches und haptisches „Chichi“ weggelassen und dort investiert hat, wo es klanglich relevant ist. Die kardanische Lagerung des Tonarms in zwei sich schneidenden Drehlagern ist eine alte Dual-Spezialität, bei diesem Aluminium-Neunzöller wurden allerdings hochpräzise Kugellager verwendet, die auch deutlich teurere als das werksseitig verbaute Tonabnehmersystem standesgemäß führen können. Als kleines Manko mag gelten, dass der Arm mit einer Höhenverstellung als noch hochwertiger durchginge – damit wäre die mögliche Auswahl an Abtastern jedenfalls größer. Aber das Feature ist in dieser Klasse nicht unbedingt üblich.

Der Tonarm des Dual CS 518 ist kardanisch gelagert

Der Tonarm des Dual CS 518 ist kardanisch gelagert, aber leider nicht in der Höhe verstellbar

Das Headshell mit dem vormontierten System wird per Überwurfmutter am Tonarm befestigt, was nicht nur für Testredakteure total praktisch ist, die verschiedene Tonabnehmer rasch gegeneinander hören wollen. Der relativ leichte Teller besteht aus Aluminiumdruckguss und wird von einer recht dicken Gummiauflage bedämpft. Bei der Tellerlagerung finden wir eine gehärtete Stahlachse, die in einer Messingbuchse läuft. Keine Extravaganz, aber solides Analoghandwerk. Mithin genau das, was hier zu erwarten ist. Was man auch über den Antrieb sagen kann. Den besorgt ein in Schwingungsdämpfern aufgehängter Gleichstrommotor über einen Flachriemen mit erstaunlich geringer Anlaufverzögerung.

Pfiffig: Der Motor ist vorne links in der Zarge montiert, also weit weg von den Signalausgängen des CS 518, was Störgeräusche minimiert. Den eingebauten Signalvorverstärker hatte ich ja bereits erwähnt. Der Dual scheint ein preisleistungstechnisch ziemlich ansprechend geschnürtes Paket zu sein. Aber wie klingt der Neue denn nun?

Der Motor des Dual CS 518 befindet sich vorne-links

Der Motor des CS 518 befindet sich vorne-links und ist schwingungsgedämpft gelagert

Dual CS 518: Klangeindruck & Vergleiche

Dual CS 518 aus der Vogelperspektive

Extern entzerrt & verstärkt

Ziemlich schwungvoll, schon bei den ersten Umdrehungen. Ortofons „2M Red“ (circa 100 Euro) gilt als Dynamiker unter den bezahlbaren Tonabnehmersystemen und bringt sich am Arm des CS 518 in dieser Hinsicht voll zur Geltung. Das funkige „Hump de Bump“ vom 2006er-Erfolgsalbum Stadium Arcadium der Red Hot Chili Peppers pfeffert denn auch mit ordentlich staubtrocken-knalligem Drumbeat in den Hörraum. Der unvergleichlich von Bassist Flea gezupfte E-Bass kann sich dazu bestens in Szene setzen, bildet mit den Drums eine vorwärtstreibende Einheit, löst sich aber gleichzeitig so gut, dass man dem erdig-knarzigen Melodielauf sehr gut folgen kann. Die Drum-Bass-Kombo der Chilis macht klar: Der Dual hat „Spaß inne Backen“, mag es, wenn musikalisch etwas los ist.

Daft Punk Random Access MemoriesDas kann auch elektronisch sein, wie bei meinem Test-Evergreen „Lose myself to dance“ von Daft Punk (Album: Random Access Memories; auf Amazon anhören), wo sich der Dual CS 518 gleichsam als taktgenauer und druckvoller „Beatmaster“ versteht, der sich ganz schön tief und griffig-strukturiert in den Basskeller ‘runtertraut. Doch, das macht schon Laune! Okay, wo wir gerade so schön „beatmastern“ – es gibt für den Dual auch eine natürliche Grenze. Und die heißt Technics SL-1210GR. Der Urvater aller analogen „Beatmaschinen“ bewegt sich traumwandlerisch sicher auf Drum‘n‘Bass-Pfaden, peitscht eine Snaredrum noch nachdrücklicher ins Ohr und bietet den noch einmal massiveren und auch strukturierteren Tiefton. Auch dann – um Waffengleichheit herzustellen –, wenn der Japaner ebenfalls mit einem Ortofon 2M Red bestückt in den Ring steigt. Das ganz große Aber: Der Technics wird für fast die dreifache Ablösesumme verkauft und ist konstruktiv ein anderes Kaliber. Dafür kann er sich zwar deutlich, aber auch nicht gleich um Welten vom Dual absetzen. Vor allem nicht, wenn es um die tiefen Lagen und um das Timing geht.

Auflösung & Fluss

Iron Maiden SenjutsuDer Dual versprüht sein lebendiges Wesen auch gern bei härterer Kost: Iron Maidens jüngstes Werk Senjutsu (auf Amazon anhören) drehte im Testzeitraum nicht nur einmal seine Runden unter der Ortofon-Nadel, springt doch die kraftstrotzende Dynamik unter anderem des Titeltracks unvermittelt auf den Hörer über. Damit derlei episches Metal-Gelöt auch so rüberkommt, wie es der geneigte Fan erwartet, sind zwei Voraussetzungen unabdingbar: Timing und Fluss. Dass der Dual Ersteres beherrscht, haben wir schon festgestellt. Letzteres zwischen den Zeilen auch, heben es aber jetzt noch einmal besonders hervor: Der CS 518 ist ein „Mitnehmer“, er lädt das Auditorium ein, ihm auf eine kleine Erlebnisreise durch die Musik zu folgen – und diese Einladung nimmt man gerne an. Dabei muss man ihm nachsehen, dass er hier und da auch mal ein Detail am Wegesrand liegen lässt. Ein klanglicher Pedant, dem es darauf ankommt, das Ausschwingen eines Schellenkranzes bis ins letzte Fitzelchen abzubilden, ist er nicht. Hier kann man indes bereits mit einem Upgrade auf das insgesamt feiner tönende Ortofon 2M Blue einiges wettmachen. Dennoch hält sich der Dual CS 518 – etwa im Vergleich zu einem teureren Pro-Ject X1 (um 900 Euro), der Details geradezu aus dem Geschehen herausschält – weniger mit Einzelheiten auf. Wichtiger ist ihm eine möglichst homogene Darstellung aller musikalischen Bestandteile, was ja auch legitim ist.

Der Dual CS 518 kommt mit Staubschutzabdeckung

Der Dual CS 518 kommt mit Staubschutzabdeckung

Auflösungstechnisch gelingt ihm dennoch eine überzeugende Vorstellung. Mein favorisierter Stolperstein für diese Disziplin: „The Leavers“ vom 2016er-Longplayer F.E.A.R. – ein enorm dicht verwobenes, vielschichtiges Stück, in dem instrumental viel gleichzeitig passiert. Möchte man hier nichts verpassen, sollte eine Komponente in der Lage sein, die Gemengelage aufzudröseln. Obwohl der Dual CS 518 kein Detailfetischist sein will, gelingt es ihm doch, die notwendigen Informationen herauszulösen. Beim X1 von Pro-Ject hat man zwar das Gefühl, dass er inmitten des Getümmels die schärfere Brille trägt, aber nochmal: Das will auch teurer bezahlt werden.

Sonore Note

Alin Coen NahGesangsstimmen umschmeichelt der Dual CS 518 geradezu: Fragil, weich, warm und zerbrechlich stellt die Hamburger Sängerin Alin Coen fest, dass ihr Liebster nicht „Entflammbar“ ist (Album: Nah; auf Amazon anhören). Der leichte Schuss Wärme, den der Dual hier zugibt, ist nicht ganz neutrale Lehre, verbreitet aber genau den richtigen Grad an Romantik, den man sich wünscht, wenn man es sich an den kommenden kalten Abenden mit einem geistreichen Getränk vor der Anlage gemütlich macht und sich entspannt zurücklehnen möchte. Gezupfte Gitarrensaiten oder ein angeschlagenes Klavier kommen ein wenig vollmundiger aus der Rille, als es der Tonmeister beabsichtigt haben mag, das ist aber weder übertrieben noch störend. Oder sagen wir es so: fernab jeder „analytischen Kühle“. Mir gefällt das. Zumal die Sprach- respektive Gesangsverständlichkeit jederzeit gewahrt bleibt und keinesfalls „versumpft“. Man kann jetzt vielleicht nicht virtuell um Alin Coen herumgehen – so holografisch im Raum steht ihr Gesang nicht –, sie ist jedoch schön dicht und „griffig“ vor dem Auditorium platziert.

Am Dual können drei Abspielgeschwindigkeiten eingestellt werden

Am Dual können drei Abspielgeschwindigkeiten eingestellt werden

Bühnenbau & Höhenlagen

Apropos Auditorium: Das sieht – oder sitzt – sich einer in Tiefe und Breite realistisch gestaffelten Bühne gegenüber, auf der sich alle Musiker sehr gut ordnen lassen und organisch zusammenspielen. Der Dual bildet eher ein Quäntchen kompakter ab als zu großzügig, was sich exemplarisch an Marillions exzellenter Liveeinspielung aus der Royal Albert Hall (Album: All one Tonight – Live from Royal Albert Hall) festmachen lässt. Die Atmosphäre und den Raumeindruck der berühmten Konzerthalle habe ich – etwa über meinen Technics SL-1210GR – zwar schon etwas luftiger wahrgenommen, aber so viel fehlt beim Dual CS 518 nun auch nicht.

In den Höhenlagen verrundet der CS 518 leicht, ohne Informationen zu unterschlagen. Das prädestiniert ihn – zumindest mit dem ab Werk montierten Tonabnehmer – vielleicht nicht für reinrassige Klassikhörer, denen es auf ein sehr facettenreiches Obertonspektrum ankommt, ist aber andererseits sehr angenehm, weil es nie bissige Zischlaute oder ähnlich nerviges Geräusch zu bemängeln gibt.

Das MM-Picxup Ortofon 2M Red

Das MM-Pickup Ortofon 2M Red macht einen guten Job – Luft nach oben gibt es für den Dual systemseitig natürlich schon noch

Der eingebaute Phono-Pre

Was ich Ihnen auf keinen Fall vorenthalten möchte, ist der klangliche Fingerabdruck eines „Schlüsselfeatures“ des CS 518 – der eingebaute Phono-Vorverstärker dürfte für viele potenzielle Kunden durchaus ein Kaufargument sein. Nun, im Großen und Ganzen verändert der integrierte Pre den flüssig-musikalischen Charakter des Dual nicht. Alle bisher genannten Attribute sind unabhängig von der gewählten Anschlussart hörbar, was für die Qualität des verbauten Phono-Amps spricht. Kleinere Abstriche sind in Sachen Dynamik und „Farbigkeit“ zu verzeichnen. Ich verwendete im Hörtest zunächst einen Black Cube Statement von Lehmann Audio (circa 500 Euro), ein externer Phono-Pre, der die Spielfreude des Dual noch unterstreicht. Mit dem eingebauten Vorverstärker scheint der Dual etwas von seiner leichtfüßigen Spritzigkeit einzubüßen und Klangfarben leicht „pastelliger/blasser“ zu malen. Sie merken: Ich würde die Anschaffung eines externen Phonovorverstärkers durchaus empfehlen. Aber Sie können sich damit auch Zeit lassen.

Testfazit: Dual CS 518

Dual CS 518 - riemengetriebener Plattenspieler

Unkomplizierte, solide gebaute Plattenspieler mit kompletter Ausstattung zu einem attraktiven Preis – das war und ist Dual. Der CS 518 bringt alles mit, was viele Jahre Vinylfreude bereitet: Er klingt schwungvoll-dynamisch und musikalisch-flüssig – und ist dabei weniger audiophiler Feingeist denn „zupackender Kumpel“. Einer, der dank seines sehr guten Tonarms aber beste Voraussetzungen dafür bietet, um mit hochwertigeren Tonabnehmern noch deutlich mehr aus der Rille zu holen. Lassen Sie sich vom Verwirrspiel um den Markennamen nicht durcheinanderbringen. Es kann nur einen Dual geben. Und der sollte ziemlich exakt so spielen wie der CS 518.

Fakten:

  • Modell: Dual CS 518
  • Konzept: riemengetriebener manueller Plattenspieler mit drei Geschwindigkeiten
  • Preis: 650 Euro (inklusive Tonarm und System)
  • Ausführung: Schwarz
  • Maße & Gewicht: 435 x 367 x 145 mm (BxTxH; mit geschlossener Haube); 5,9 kg
  • Besonderheiten: integrierter MM-Phono-Vorverstärker (abschaltbar)
  • Garantie: 2 Jahre

Vertrieb:

Sintron Distribution GmbH
Südring 14 | 76473 Iffezheim
Telefon: +49(0)7229–182950
E-Mail: info@dual-plattenspieler.eu
Web: https://hifi.dual.de/

Billboard
McIntosh

Test: Dual CS 518 | Plattenspieler

  1. 1 Dreher mit Drive
  2. 2 Dual CS 518: Klangeindruck & Vergleiche
  3. 3 Testfazit: Dual CS 518

Über die Autorin / den Autor

Equipment

Analoge Quellen: Laufwerk: Technics SL-1210GR Tonabnehmer: Shelter 201 (MM), Pro-Ject Concorde Pick-it S1 (MM) Sonstiges: Tuner Sansui T-80 & Kenwood KT-5500

Digitale Quellen: Streamer: Pioneer N-50, Marantz NA 8005

Vollverstärker: Magnat RV-3

Vorstufen: Phonoverstärker: Lehmann Audio Black Cube Statement

Lautsprecher: Magnat Quantum 905, Teufel Theater 500S

Kabel: Sonstiges: LS- und NF-Kabel durchgängig in-akustik, alternativ Eagle Cable, WireWorld