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Fast überflüssig zu erwähnen, dass unser Proband generell ein Händchen für organisch wirkende Klangfarben hat, sprich natürlich keinen Unterschied zwischen Instrumenten und Gesang macht. Und dabei angenehm plastisch zu Werke geht, was selbst bei elektronischen Stücken wie dem opulenten „Skeng“ (Album: London Zoo) des englischen Dubstep-Projekts The Bug ins Ohr fällt, bei dem gleich zu Beginn ein Percussion-Geräusch stückweise auf den Hörer zukommt und dabei allmählich tiefer gestimmt wird.
Die Illusion, dass man diesen Sound aller Virtualität zum Trotz doch irgendwie physisch greifen könnte, vermittelt die AVM SA.8.2 schon recht meisterlich – und gibt sich noch überzeigender als meine in dieser Hinsicht ebenfalls alles andere als unter der Grasnarbe laufenden Audionets, die einen räumlich weniger in die Musik hineinzuziehen vermögen. Wo man doch Monos aufgrund ihrer naturgegeben perfekten Kanaltrennung hierbei per se im Vorteil wähnen sollte …
Hm, mit Blick auf die AVM-Endstufe fühle ich mich ein bisserl an die Gamut D200 (Bild oben) erinnert, deren Test zwar schon eine ganze Weile zurückliegt, deren „Fingerabdruck“ aber noch ganz gut auf meinem Trommelfell klebt. Im Testfazit hieß es:
„Die Gamuts zeichnen sich aus durch deckkräftige, sehr reine beziehungsweise grauschleierfreie Klangfarben und weisen deswegen und aufgrund erwähnter Geschmeidigkeit ein sehr ‚organisch‘ wirkendes Klangbild auf, von dem nicht zuletzt auch die Wiedergabe von Stimmen oder akustischen Instrumenten sehr stark profitiert.“ Und weiter: „… das Sahnehäubchen stellt die plastisch-körperliche Ausgestaltung von Klangereignissen dar.“ Last but not least gehörten Geschmeidigkeit und Langzeittauglichkeit ebenfalls zu den Meriten des dänischen Verstärkers.
Tja, ein schlichtes „dito“ ließe sich hier mit Blick auf den aktuellen Kandidaten sagen. Allerdings tendierte der dänische Amp bei alledem dynamisch einen Tick ins Weiche/Runde und dimmte die Höhen tonal ein wenig ab. Charakterzüge, mit denen die AVM wie beschrieben nun nichts am Hut hat. Ja, nimmt man Endstufen wie die genießerisch-schwelgerische D200 auf der einen Seite und meine pfeilschnellen-sehnigen Audionet Amps auf der anderen Seite zur Hand, so könnte man sagen, dass die SA8.2 fast so etwas wie eine Best-of-both-Worlds-Lösung darstellt. Nun, wenngleich es auch Hörer geben wird, die eine gewisse Schlagseite in eine bestimmte Klangrichtung bevorzugen, ist die AVM Ovation SA8.2 in Sachen Ausgewogenheit und Balanciertheit über alle Kriterien hinweg schon als ziemlich „ultimativ“ zu bezeichnen.
Wer denn tatsächlich nach einer kleinen Schlagseite Ausschau hält, mag mit der Vorstufe PA5.2 aus der kleineren Evolution-Reihe womöglich genau den richtigen Spielpartner finden. Nun, meiner Erfahrung nach ergibt es durchaus Sinn, etwas üppiger in den leistungsverstärkenden Teil einer Verstärker-Kombi zu investieren – allein schon, weil damit häufig mehr Freiheitsgrade bei der Wahl (elektrisch) passender Lautsprecher einhergehen – und dafür das Investment in den Pre relativ schlanker zu halten. Allerdings hört man die Meinung, dass gerade der Vorverstärker der maßgebliche Part einer Verstärkerkombi sei, ebenfalls nicht gerade selten. Aber wie dem auch sei – die Evolution PA5.2 jedenfalls stellt nicht nur den preisgünstigeren, sondern den aus klanglicher Sicht zudem „romantischeren“ Part unseres Duos dar.
Im Grunde kann ich mich kurz fassen: In Sachen Langzeittauglichkeit und Farbigkeit steht die geschmeidig und sonor-deckkräftig zeichnende PA5.2 ihrem Spielpartner in nichts nach. In puncto Bassdruck, Dynamik und Auflösung ist sie im Gegensatz zur SA8.2 allerdings auf der defensiven Seite zuhause und zeichnet ein eher ins Weiche und Warme tendierendes Klangbild. So tönt Joe Newmans Stimme im Titel „Matilda“ des englischen Alternative-Pop-Quartetts Alt-J (Album: An Awesome Wave) angenehm sonor, gehaltvoll und fließend, die bisweilen etwas piksenden Sibilanten piesacken das Trommelfell des Hörers zudem weniger als dies selbst über meinen eigentlich gänzlich härtefreien Funk MTX der Fall ist. Im Song „Red Socks Pugie“ der Mathrocker The Foals (Album: Antidotes) gerät zudem die prägnant schepprige Drumarbeit von Jack Bevan weniger rau und markant, was das Stück milder und fließender wirken lässt. Allerdings auch nicht so anmachend – werden doch weniger knalliger Drive und packende Rhythmik transportiert als ich das gewohnt bin.
Last but not least: Wer es etwas zackiger mag, kann zum Beispiel mit der optionalen DAC-Karte experimentieren, die – ich habe den USB-Eingang ausprobiert – den Bass recht leichtfüßig in Szene setzt und durchaus zusätzliche Agilität und Markanz ins Spiel bringt. Für diejenigen Hörer, die noch über keinen hochwertigen, externen D/A-Wandler verfügen, vermag die mit 499 Euro gepreiste, optionale Digitalkarte auf jeden Fall als recht effizientes Investment durchzugehen.
Test: AVM Evolution PA5.2 und AVM Ovation SA8.2 | Vor-End-Kombi