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Rauchen? – Nein. Alkohol? – Gelegentlich. Kaffee? – Regelmäßig. In-Ear-Monitore? – Warum ich süchtig nach diesen Geräten bin? Werfen Sie mir nachher bitte nicht vor, ich hätte Sie mit diesem Test der brandneuen 64 Audio U6t (1.399 Euro | www.64audio.de) angefixt. Die Folgen der Beschäftigung mit hochwertigen In-Ear-Monitoren können Geldnot, Vereinsamung sowie das Abrutschen in audiophile Kreise am Rande der Gesellschaft sein.
Was sind In-Ear-Monitore eigentlich genau?
Als In-Ear-Monitore (IEM) bezeichnet man In-Ear-Kopfhörer, die aus dem Bühnen-Bereich kommen. Auf der Bühne und im Orchestergraben sind Musiker oft lange dem Schalldruck der Instrumente, Monitorlautsprecher und PA-Anlagen ausgesetzt. Das ist auf Dauer nicht gut fürs Gehör. Deshalb tragen viele Musiker bei Konzerten einen Gehörschutz – entweder universell passende „Ohrstöpsel“ oder nach Abformungen der Gehörgänge maßgefertigte Otoplastiken. IEMs entstanden aus der Idee heraus, diesen Gehörschutz für das Stage Monitoring zu nutzen, indem man winzige Schallwandler einbaut. Den beiden Arten von Gehörschutz entsprechend, gibt es zwei Bauformen von In-Ear-Monitoren: Universal-Fit-IEMs, kurz Universals, sind so gebaut, dass sie möglichst jedem passen. Ihre Gehäuse schmiegen sich in die Concha, die große Höhle des Außenohrs, in der der Gehörgang beginnt. Den Anschluss an den Gehörgang übernehmen Ohrpassstücke, wie man sie von normalen In-Ear-Kopfhörern kennt. Bei Custom-Fit-IEMs (Customs) wird die Kopfhörer-Technik dagegen in maßgefertigte Otoplastiken eingebaut. Der Vorteil von Customs ist, dass sie perfekt in die Ohren passen. Der Nachteil ist, dass sie nur dem passen, für den sie maßgefertigt wurden. Deshalb lassen sie sich, wenn man mal ein Upgrade auf ein anderes Modell möchte, nicht verkaufen. Aus diesem Grund sind bei Audiophilen im Allgemeinen Universals beliebter.
Auch den 64 Audio U6t gibt es in einer maßgefertigten Variante – er heißt dann 64 Audio A6t. Mir persönlich sind die Gehäuse von 64 Audio – alle U-Modelle setzen übrigens auf die gleichen oder zumindest sehr ähnliche Gehäuse – zu eckig, Eine kompromisslose Passform ist mir aber wichtig, daher würde ich wohl zur maßgefertigten Variante greifen.
Im Vergleich zu normalen In-Ear-Kopfhörern werden die Anschlusskabel von IEMs nach oben, über die Ohren und dann nach hinten-unten geführt. Dadurch sind sie bei bewegungsintensiven Stage Acts weniger im Weg und die IEM-Gehäuse bekommen zusätzlichen Halt. Bluetooth kommt im Stage Monitoring selten zum Einsatz, da die Bluetooth-Technik Latenzen – kurze Zeitverzögerungen – verursacht, die ein Musiker natürlich nicht brauchen kann. Schließlich muss er mit seinen Mitspielern im Takt bleiben. Deshalb werden IEM bei Auftritten meist über einen (analogen und latenzfreien) Funkempfänger mit dem Signal versorgt.
Wie große Lautsprecher … und Uhren!
Was mich fasziniert, ist, dass es sich bei vielen In-Ear-Monitoren um feinmechanische Kunstwerke handelt. Musiker sind hinsichtlich des Klanges naturgemäß höchst anspruchsvoll. Deshalb übertreffen sich die Hersteller von IEMs darin, aufwändige Schallwandler-Technik in die winzigen Gehäuse einzubauen. Hat man zuerst vor allem auf Balanced-Armature-Treiber (BAT) aus der Hörgerätetechnik gesetzt, kommen heute alternativ auch sehr hochwertige dynamische Treiber, teilweise mit Keramik-, Beryllium-, oder Diamant-Membranen zum Einsatz. Neben BATs und dynamischen Wandlern gibt es mittlerweile auch Bändchen, Magnetostaten, Elektrostaten und winzige Air Motion Transformer (AMT), die die Hersteller zu Mehrwegekonstruktionen kombinieren.
So stehen aktuelle IEMs, was die eingesetzte Technik betrifft, großen Lautsprechern kaum nach. Auch bei ihnen gibt es wie bei Lautsprechern verschiedene Gehäusekonzepte – von geschlossen über ventiliert bis hin zu Konstruktionen mit speziellen Schallführungen und Schallkammern. Was die Komplexität betrifft, lassen sich moderne IEM durchaus mit Uhren vergleichen. Besonders, da einige Hersteller sich viel Mühe mit der Gestaltung der Gehäuse geben. Aushängeschild von In-Ear-Monitoren ist immer die Faceplate, die äußere Gehäuseabdeckung. Die ist meist aufwändig gestaltet und trägt stolz das jeweilige Firmenlogo. In-Ears der angesagten Marken sind unter Musikern Statussymbole. Manche Hersteller bieten auch an, die Facepalte individuell nach Kundenwünschen zu gestalten.
64 Audio U6t: Technik & Features
64 Audio kommt (natürlich) aus dem Bereich des Stage Monitoring und bietet ein breites Portfolio unterschiedlicher In-Ear-Kopfhörer an. Der U6t ist aktuell das Einstiegsmodell für Audiophile. Die – bis auf wenige Ausnahmen – relativ einfache Nomenklatur der Amerikaner erleichtert es, den Überblick über das Angebot zu behalten. Modelle, die mit einem A beginnen, sind Customs. Ich nehme an, das A steht für “adapted” oder ähnlich. U sind Universals. Die darauf folgende Zahl verrät, wie viele Treiber in jedem Gehäuse arbeiten. Der dann folgende Kleinbuchstabe gibt Aufschluss über die klangliche Abstimmung. Ein t steht für neutrale Abstimmung. Ich würde vermuten, dass t “true” heißt. Einige Modelle gibt es in einer s-Version, die eine etwas wärmere Klangsignatur besitzt. Das s könnte also für “sound” stehen. Beim 64 Audio U6t handelt es sich also um einen Universal, in dem sechs Treiber pro Kanal arbeiten und der neutral abgestimmt ist.
Zum optimalen Anschluss an den Gehörgang legt 64 Audio dem U6t neun verschiedene Paare Ohrpassstücke bei – je ein Paar in den Größen S, M und L aus je drei verschiedenen Materialien – von weichem Silikon über ein etwas festeres Gummi bis hin zu Schaum-Exemplaren, haptisch eine Art Memory-Foam. Auch die technische Ausstattung des 64 Audio U6t ist üppig. 64 Audio hat in diesen Kopfhörer so gut wie alle Technologien gepackt, die auch beim Spitzenmodell U18s/t zum Einsatz kommen. Und ja, im U18 arbeiten tatsächlich 18 Treiber pro Seite. Im U6t sind es “nur” sechs, und zwar ein Hochtöner, ein Mittelhochtöner, zwei Mitteltöner und zwei Tieftöner pro Kanal. Alle Treiber sind Balanced-Armatures.
Beim Hochtöner kommt 64 Audios spezielle „Tia-Technologie“ zum Einsatz. Tia-Treiber besitzen nicht die bei BA-Treibern sonst üblichen Gehäuse, bei denen der Schall durch eine kleine Öffnung nach außen in Richtung Gehörgang geführt wird. Die im u6t eingebauten Tia-Treiber sind offen gebaut, sodass der Schall ohne eine Einengung und damit verbundenen Kompressionseffekten austreten kann. Die Treiber strahlen den Schall unmittelbar in die große Öffnung, durch die der Schall aus dem Kopfhörer in Richtung Trommelfell austritt, ab. Auch das soll Kompressionseffekte verhindern und eine besonders offene Hochtonwiedergabe zeitigen.
Als weiteres technisches Highlight hat 64 Audio dem U6t seine „Apex-Technologie“ spendiert. Die Kopfhörergehäuse sind nicht vollständig geschlossen, sondern verfügen über eine kontrollierte Undichtigkeit. Bei Lautsprechern kennt man dieses Prinzip zum Beispiel unter dem Namen Variovent. Die Apex-Technologie hat laut 64 Audio mehrere Vorteile: Zum einen soll sie die Ermüdung des Gehörs verhindern, weil der Druck, der sich unter Umständen im Gehörgang aufbauen und als unangenehm empfunden werden kann, durch die Apex-Technologie entweichen kann. Daneben erlaubt die Apex-Technologie es, dass ein geringer Schallanteil von außen ans Gehör kommt. Stark gedämpft, aber genug, um es dem Träger zu ermöglichen, mit seiner Umwelt in Interaktion zu treten. Zu guter Letzt beeinflusst die Apex-Technologie die Basswiedergabe des IEM. Die Wirkung dieser Technologie kann man durch das Einsetzen von Apex-Modulen mit unterschiedlichen Dämpfungswerten beeinflussen. Apex-Module sind kleine Stöpsel, die in eine Öffnung in der Facepalte eingesetzt werden. 64 Audio legt dem U6t gleich drei Paar Apex-Module bei: sogenannte X-Module mit -10 dB Dämpfung sowie Module mit -15 db und -20 dB Dämpfung.
Die letzte Technologie, die ich hier erwähnen will, ist das „Low-Impedance-Design“, kurz LID. Dabei handelt es sich um eine Art Impedanzlinearisierung, wie man sie auch bei Lautsprechern einsetzt, die zum Betrieb an impedanzsensiblen Röhrenverstärkern gedacht sind. 64 Audio geht davon aus, dass man In-Ear-Monitore eben nicht nur an bärenstarken Studio-Kopfhörerverstärkern betreibt, sondern an mobilen Geräten, die von Akkus oder Batterien mit Strom versorgt werden. Und diese Geräte können klanglich durchaus von einer stabilen, niedrigen Impedanz des angeschlossenen Kopfhörers profitieren.
64 Audio U6t : Klangtest & Vergleiche
Kommen wir gleich mal zur Sache: Die Unmittelbarkeit, mit der der Schall von den Treibern an die Trommelfelle gelangt, bietet kein Lautsprecher. Ja selbst bei Over-Ear-Kopfhörern muss der Schall noch eine größere Strecke von den Wandlern zu den Trommelfellen überwinden als bei IEMs, die ja direkt an den Gehörgang andocken. Raumschall (Diffusschall), Kompressionseffekte, ja selbst der Einfluss der Ohrmuscheln entfallen. Der Schallweg von den Treibern zum Trommelfell beträgt nur Millimeter. Da ist kaum Platz für Störungen oder Verluste. Das macht es den Entwicklern von In-Ear-Monitoren einerseits leicht, andererseits stellt genau das die größte Herausforderung bei der klanglichen Abstimmung dar. Stark verkürzt und vereinfacht: Normale Tonaufnahmen sind dafür ausgelegt, dass die Wiedergabe über Lautsprecher in einem Raum erfolgt. Kopfhörer-Entwickler müssen bei der Klangabstimmung versuchen, das Fehlen dieser Raumeinflüsse auszugleichen, damit ein natürlicher Klangeindruck entsteht. Auf Messtechnik kann man sich dabei nur zu einem geringen Teil verlassen.
Untenrum
Fangen wir mit der Basswiedergabe des 64 Audio U6t an. Und erlauben Sie mir eine allerletzte (versprochen!) kurze Vorerklärung: Im Raum nehmen wir Bass nicht nur über die Ohren war, sondern auch über den Körper (Bass, der in den Magen fährt). Dazu kommt, dass Schall, insbesondere tiefe Frequenzen, auch über die Schädelknochen zum Innenohr geleitet werden. Beide Effekte entfallen bei der Musikwiedergabe über In-Ear-Kopfhörer. Aus diesem Grund mögen viele Menschen, mich eingeschlossen, bei der Kopfhörerwiedergabe ein gewisses „Mehr“ an Bass. Einfach, um das fehlende körperliche Bassempfinden auszugleichen. Und das macht der 64 Audio U6t in einem Maß und auf eine Art, die mich süchtig machen.
Zuerst darf der 64 Audio U6t im Lieferzustand, in dem die m15-Apex-Module mit -15 dB eingesetzt sind, zeigen, wie er tiefe Töne zu Gehör bringt. Dazu lasse ich es mal mit populärer Musik krachen. Bass ist aktuell eh angesagt. Nehmen wir das nicht mehr ganz so frische „Heaven & Hell“ von Ava Marx gleichnamigem Debutalbum (auf Amazon anhören). Eine tiefe Basslinie untermalt den etwas höher gelegenen Dancefloor-Beat. Und dieses gewaltige Bass-Konstrukt bringt der U6t mächtig, imposant und dennoch klar und ohne Überlagerungseffekte rüber. Das ist definitiv genial. So substanziell und doch so kontrolliert und knackig – ich behaupte, dass es kaum ein Setting mit großen Lautsprechern gibt, in dem man diese Bassgewalten so erleben kann. Richtig gut ist, dass bei allem Impact kein unangenehmer Druck entsteht. Ich höre das Album durch und habe nie das Bedürfnis, den U6t auch nur mal kurz aus den Ohren zu nehmen, um die Gehörgänge zu “lüften”. Das ist eine Qualität von In-Ear-Bass, die wirklich selten ist.
Mit -20-dB-Dämpfung (m20 Module) wird die Sache fast gewalttätig. Auch wenn es beeindruckend zu hören ist und sogar Spaß macht – auf Dauer ist mir das zu viel. Aber ich finde, auch das hat seine Berechtigung. Wer es sich bassmäßig besorgen will, bitte, der 64 Audio U6t macht die Sache mit. Gerade mit Techno oder Hip Hop darf es ja auch krachen. Und selbst Musik, die wenig zu den sonstigen Qualitäten des U6t passt, funktioniert, wenn man sie mit diesem brachialen Bass-Boost genießt. Ich höre tatsächlich gerne Snap! bzw. gucke mir die Videos an. Die Tonqualität dieser Videos ist fast so schlecht wie die Bildqualität. Doch irgendwie bringt der IEM die Power der Musik einfach mitreißend rüber.
Mit den -10-dB-Modulen (X-Module) würde ich den Bass als neutral bezeichnen. Das macht immer noch Spaß, geht subjektiv fast noch etwas tiefer runter und bietet etwas weniger Impact als etwa die m15-Module, mit denen ich im Folgenden weiter höre. Wobei – bei Klassik oder Jazz gefallen mir die X-Module manchmal besser.
Das liegt allerdings weniger am Bass, als vielmehr daran, dass die Abbildung mit den X-Modulen etwas weiträumiger und entspannter wirkt. Mit -15 dB gibt es das Musikgeschehen schon recht unmittelbar auf die Ohren, mit -10 dB wird es eine Nuance mehr laid back. Insgesamt sind die 64 Audio U6t im Bass schon eine Macht. Ok, es geht noch mehr. Mein Campfire Equinox zum Beispiel setzt im Vergleich zu den m15-Apex-Modulen nochmal einen drauf und bleibt durch seine spezielle Konstruktion ebenfalls „druckfrei“. Allerdings habe ich den Eindruck, dass der 64 Audio noch tiefer geht und eine Nuance kontrollierter klingt. Noch mehr Spaß macht das nächstgrößere Modell von 64 Audio, der Nio. Der setzt im Bass auf einen dynamischen Treiber und liefert noch eine Nuance mehr Druck und Kontrolle.
Klare Ansage
Nein, ich will Sie keineswegs gleich zum nächst-teureren Modell von 64 Audio verführen. (Auch wenn ich finde, dass man durchaus mehrere IEM besitzen kann. Sie nehmen ja nicht viel Platz weg…) Denn die Punkte, die der Nio im Bass sammelt, vergibt er gegenüber dem U6t in den Mitten. Hier macht der 64 Audio U6t eine dermaßen klare Ansage, wie man sich das von einem Monitor-Kopfhörer nur wünschen kann. Ich habe mich zuletzt vor allem mit sehr dynamischen Lautsprechern beschäftigt und bin dabei über das Album Stay Tuned von Dominique Fils-Aimé gestolpert (auf Amazon anhören). Eine extrem transparente, dynamische Produktion, die die Stimme der kanadischen Sängerin mit haitianischem Familienhintergrund unglaublich eindringlich transportiert. Und diese Eindringlichkeit vermittelt der U6t unter allen Aspekten auf beeindruckende Art und Weise. Subtilste Details und feinste dynamische Abstufungen scheint er förmlich zu sezieren. Auch die sparsam und pointiert eingesetzten Instrumente kommen klar, akzentuiert und auf den Punkt rüber. Wobei diese Akzentuierung auch ein Kritikpunkt sein kann. Mein Campfire Equinox nimmt sich in den Mitten tonal etwas zurück, wirkt damit weniger monitorhaft und ist schlechteren Aufnahmen gegenüber etwas gnädiger. Dass hier auch ein „verlustfreier“ Kompromiss möglich ist, zeigt 64 Audio selber – mit den ganz großen Modellen wie dem U12t und U18t und noch mehr dem U18s. Aber ich will Sie ja nicht verführen. (Na eigentlich doch.)
Ganz oben nimmt sich der 64 Audio U6t eine Nuance zurück. Das ist gut, denn so besteht keine Gefahr, dass er mit seiner Informationsfülle anstrengend wirkt. Denn Informationen bietet er auch im Hochton reichlich, wirkt ungemein klar und zeichnet saubere Klangfarben. Dazu bietet er tatsächlich so etwas wie „Air“, was bei Kopfhörern selten ist. Vielleicht ist das wirklich der Tia-Technologie zu verdanken. Der Campfire Equinox klingt nach oben heraus etwas kräftiger, was zunächst einen dynamischeren Eindruck vermittelt, bei genauerem Hinhören ist der Hochton des U6t aber in allen Aspekten überlegen. Er ist klarer, besser aufgelöst, freier. Was nicht heißen soll, dass der Equinox keinen Spaß macht. Gerade bei Musikmaterial, das von der Aufnahme oder dem Medium her mit weniger Qualität produziert wurde, ist der Campfire gnädiger. Der U6t kann seine wirklich tollen Talente vor allem an hochkarätigem Programmmaterial ausspielen.
Stürmisch
Das gilt auch für die Dynamik. Der 64 Audio kann unheimlich mitreißen, drauflos stürmen, knallen – ich behaupte mal, eine solche Dynamik kann man nur mit guten In-Ear-Kopfhörern erleben. Aber er macht keine Dynamik. Eine lahme Aufnahme klingt auch über den U6t lahm, und zwar bis zur Langeweile. Die erste CD-Veröffentlichung des Albums Jazz von Queen von 1986 war leider keine audiophile Sternstunde. Und das macht der U6t sofort klar. Man fragt sich, wie diese Musik langweilig klingen kann. Doch, das geht, und das liegt nicht am Kopfhörer. Oder eben doch, denn er zeigt einfach klar, wie viel Angst die Toningenieure damals hatten, an die Grenzen des digitalen Tonformats zu kommen und sicherheitshalber ordentlich Limiter und Kompressoren eingesetzt haben. Heute haben es die Toningenieure deutlich leichter zu prüfen, ob die Dynamik einer Aufnahme im Zielformat abgebildet werden kann und können gegebenenfalls ganz gezielt eingreifen.
Limitiert, dennoch beachtlich …
Was die Räumlichkeit betrifft, bietet der Audio 64 U6t die von Kopfhörern gewohnte Im-Kopf-Ortung. Wobei er durch seinen luftigen Hochton recht entspannt klingt und eine Art Weite vermittelt, die zumindest für einen In-Ear-Kopfhörer beachtlich ist. Generell bieten In-Ears von allen Kopfhörer-Bauformen am wenigsten den Eindruck einer Bühne. Das vermögen aber auch nur wenige Ober-Ears, die dann meist speziell dafür konstruiert sind. Ein Crosszone CZ-10 (1.000 Euro) wäre hier ein Paradebeispiel.
Test-Fazit: 64 Audio U6t
Die Entscheidung, ob Sie bereit sind, 1.400 Euro für einen In-Ear-Kopfhörer, genauer für einen In-Ear-Monitor auszugeben, kann ich Ihnen nicht abnehmen. Aber ich kann Ihnen versprechen, dass sie nirgends in der HiFi-Welt so viel Klang fürs Geld bekommen. Angesichts dessen, was manche Menschen für ein Kabel oder Tonabnehmer ausgeben, sind nicht mal anderthalbtausend Euro für ein so komplexes High-End-System im Microformat absolut günstig.
Der 64 Audio U6t …
- hat analytische Fähigkeiten, die einem Monitor-Kopfhörer würdig sind.
- bietet einen phänomenalen Bass, den man, was Präzision und Kontrolle betrifft, so vermutlich nur über IEMs hören kann. Die Dosis lässt sich dabei durch das Austauschen der Apex-Module an individuelle Vorlieben anpassen.
- punktet mit einer klaren, hoch aufgelösten Mittenwiedergabe, die sich an der reinen Lehre unverfälschten Klangs orientiert, die jedoch dadurch bei entsprechenden Aufnahmen zur Ungnädigkeit neigen kann. Die phänomenale Auflösung begeistert bei guten Aufnahmen, schlechte Aufnahmen werden jedoch entlarvt.
- glänzt mit – trotz einer ganz leichten tonalen Zurückhaltung in diesem Bereich – regelrecht luftigen Höhen, wie man sie bei In-Ear-Kopfhörern definitiv selten hört.
- macht dynamisch ohne Einschränkungen alles mit, was die Aufnahme hergibt.
- könnte eine etwas angenehmere Passform haben, ist aber auch maßgefertigt als A6t zu haben.
Fakten:
- Produkt: 64 Audio U6t
- Konzept: In-Ear-Monitor, 4 Wege, 6 BAT, ventiliert (Apex-Technologie)
- Preis: 1.399 Euro
- Gesamtgewicht: 40 Gramm
- Ausführung: Schwarz-Anthrazit
- Lieferumfang: Ledercase, TrueFidelity-Schaumstoff-Ohrpassstücke S,M,L, Silikon-Ohrpassstücke S,M,L, SpinFit-Ohrpassstücke S,M,L, Anschlusskabel mit 2-Pin-Stecker, m20-Apex-Modul, m15-Apex-Modul, X-Apex-Modul
- Garantie: 2 Jahre
Vertrieb in Deutschland:
64 Audio Deutschland c/o KS Distribution GmbH
Greifenhagener Straße 9 | 10437 Berlin
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Test: 64 Audio U6t | In-Ear-Kopfhörer