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Shirley Bassey / The Performance

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  1. 2 Shirley Bassey / The Performance

Shirley Bassey / The Performance

Vermutlich hat ein jeder seinen eigenen Shirley Bassey-Lieblingssong. Die Auswahl ist ja auch groß genug, gilt die 1999 von Königin Elisabeth II in den Rang einer Dame Commander of the British Empire erhobene Sängerin mit bis heute über 135 Millionen verkaufter Tonträger doch als die erfolgreichste britische Solokünstlerin aller Zeiten! Ich persönlich bin recht spät zur Bassey gekommen, genauer gesagt 1997, als sie vom Big Beat-Duo Propellerheads für den Track History Repeating ins Studio gebeten wurde. Der Song schlug damals ein wie eine Bombe und begründete ein komplettes Genre. Elektronische, Drum&Bass-betonte Musik, kombiniert mit der Stimme einer großen Soul-Diva der 60er-Jahre, verfeinert mit leichtem James-Bond-Touch – et voilà! Man könnte fast meinen, das ganze Verve Mixed/Unmixed-Ding ging auf diesen Song zurück. Mit einem Mal nämlich hatte man eine konkrete Vorstellung, wie die Stimmen von Soul- oder Jazzikonen, eingebettet in einen völlig neuen Kontext, klingen konnten. Das war Jazz, und auch wieder nicht. Electro, aber dennoch anders.

Shirley Bassey / The Performance

Und wer sich einmal in einen ihrer Songs verliebt hat, ist auf immer und ewig basseyfiziert: Der älteren Generation mag die Bassey vor allem als Interpretin verschiedener James-Bond-Titelmelodien im Ohr geblieben sein: Ob 1964 mit Goldfinger, 1971 mit Diamonds Are Forever oder 1979 mit Moonraker – nie zuvor (und auch nachher nicht) hatte ein anderer Interpret mehr als einen James-Bond-Titel singen dürfen. Ihr Debüt feierte sie 1956 mit der Single Burn My Candle, es folgten Hits wie zum Beispiel der Banana Boat Song, As I Love You, Hands Across The Sea (alle 1958), As Long As He Needs Me (1960), What Kind of Fool Am I (1963), Big Spender (1967), Something (1970), To All the Men I’ve Loved Before (1986) – um nur einige wenige zu nennen. Ihrer schier unglaublich umfangreichen Diskografie zum Trotz bezeichnet Dame Shirley ihr neues Album – übrigens das erste nach über 20 Jahren – als das bislang wichtigste und größte ihrer Karriere.

Shirley Bassey

Dazu kann man stehen, wie man möchte, Fakt ist, dass auf The Performance eine Reihe hochkarätiger Produzenten, Songwriter und Musiker ihre goldenen Händchen im Spiel hatten: Neben Grammy-Gewinner David Arnold, der u.a. für fünf James Bond Soundtracks verantwortlich zeichnet, sind Gary Barlow (Take That), The Manic Street Preachers, Pet Shop Boys, Nick Hodgson (Kaiser Chiefs), KT Tunstall und Rufus Wainwright dabei.

Manchmal geht so etwas ja grandios schief: Die Erwartungen ob solch einer potenziell fruchtbaren Kollaboration sind zu hoch, zu viele Köche verderben den sprichwörtlichen Brei oder aber der Alt-Star hat merklich abgebaut … Glücklicherweise trifft auf The Performance nichts von all dem zu. Die Bassey hat den Sprung ins neue Jahrzehnt (ja, man kann sagen: ins neue Jahrtausend) gewagt und geschafft, mit der ihr ganz eigenen Eleganz. Umhüllt Shirley Basseyvon einem Meer aus Streichern eröffnet sie das Album mit dem sich zunächst leise anschleichenden, dann aber zum furiosen Finale steigernden Almost There, das in gewisser Weise sein Thema mit Sinatras lebensrückblickendem My Way teilt, und stellt damit gleich klar, dass ihre Stimme nichts von ihrer Kraft und Faszination eingebüßt hat.

Ohnehin haben die elf Songs schon jetzt das Zeug zu Shirley-Bassey-Klassikern, so vertraut, so einfach richtig fühlen sie sich an. Vielleicht auch, weil ihre alten Mitstreiter, die Songwriter Don Black und John Barry, zum ersten Mal seit Diamonds Are Forever einen Song für die „most down-to-earth diva in the world“ geschrieben haben: Die lebensbejahende Ballade Our Time Is Now, vom jazzie.net alsabsolut adäquates Songmaterial“ für Bassey bezeichnet. Für mich persönlich überraschenderweise ist jedoch auch Gary Barlows This Time dermaßen perfekt für Shirley Basseys Stimme, dass man fast schon denken könnte, die beiden seien seit Ewigkeiten ein künstlerisches Team. Doch lernten sie sich erst in Arnold’s Studio bei der Arbeit zu The Performance kennen, und im Nachhinein können sie sich nicht einigen, wer von beiden im Vorfeld aufgeregter gewesen sei, der Ex-Boygroup-Star, millionenfacher Schwarm vieler Teenis, oder die Grande Dame des Soul, die mit ihren 72 Jahren auf ein halbes Jahrhundert im Showbusiness zurückblicken kann.

Shirley Bassey / Th Performance

Müsste man sich allerdings entscheiden, könnte man nur schwerlich sagen, welcher der Songs dieser großartigen Platte nun am schönsten, am besten, am typischsten ist. Das mit reichlich Agentenfilm-Soundtrack-Flair spielende No Good About Goodbye vielleicht? Das gitarrenlastige Girl from Tiger Bay aus der Feder der Waliser Manic Street Preachers? Das Sommerhit-verdächtige Apartment? Oder doch eher The Performance Of My Life, das ihr die Pet Shop Boys auf den ritterlichen Leib geschrieben haben? Alle Songs eint der von Produzent Arnold gewebte butterweiche Soundteppich, auf dem sich die bewegenden Melodien erst so richtig entfalten können – und der die Bassey sanft landen lässt, wenn sie auch das letzte Quäntchen Gefühl aus den Texten presst.

Vor zwei Jahren war die Dame Shirley Bassey die erste Siebzigjährige, die es jemals in die Charts geschafft hat. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn es ihr nicht gelänge, ihren eigenen Rekord zu brechen. Schließlich trifft einer ihrer größten Hits ganz eindeutig auf sie selbst zu: Nicht nur die Diamonds, auch Shirley ist forever!

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Plattenkritik: Norah Jones | Shirley Bassey

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