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Sennheiser HD 800 – technischer Fortschritt?
Fangen wir mit den Äußerlichkeiten an. Der HD 800 sieht eher technisch-nüchtern aus. In Zeiten, wo andere Hersteller mit Holzmuscheln oder weißglänzend á la angebissener Apfel auf den Markt kommen, geht Sennheiser einen anderen Weg. Auch die Zeichnungen auf der Box deuten es an – der HD 800 soll als technischer Fortschritt vermarktet werden.
Öffnet man die Box, findet man den Hörer eingebettet in Samt. Zubehör wie Klinkenadapter, Verlängerungskabel oder Ähnliches liegt leider nicht bei.
Hält man ihn dann das erste Mal in den Händen, merkt man, wie groß er eigentlich ist. Die Ohrmuscheln gehören sicher zu den größten, die es momentan gibt. Unterstützt wird dieses Gefühl durch den eher dünnen Auflagerand. Hier drunter finden wirklich alle Ohren Platz. Hinzu kommt, dass die Ohren bei solch großen Muscheln an langen Hörabenden wesentlich weniger warm werden.
Die Auflageflächen an Muscheln und Kopfband sind mit einem neuen Velourstoff überzogen und äußerst angenehm zu tragen. Auch die Polsterung ist ausreichend, so dass der Kopfhörer auch über lange Zeit nicht drückt. Im Vergleich zum HD 650 liegt der HD 800 mehr auf dem Kopf auf und drückt weniger um die Ohren herum. Das dürfte vielen Leuten entgegenkommen, denen die bisherigen Sennheiser immer etwas zu schraubstockartig gedrückt haben. Ich persönlich hatte keine Probleme mit dem alten Design und empfinde das neue auf Augenhöhe mit dem HD 650 im Bereich Komfort.
Anders sieht es beim Kabel aus. Wie beim HD 650 ist das Kabel steck- und damit auswechselbar, ohne den ganzen Kopfhörer einsenden zu müssen, was Raum für Aftermarket-Kabel lässt, welche beim HD 650 teilweise recht beliebt waren. Das Serienkabel wartet jetzt aber mit einer angenehmen Ummantelung sowie vor allem mit einer wesentlich effektiveren Schirmung auf. Deutlich aufgefallen ist mir das mit einem eingeschalteten Handy in Kabelnähe – beim HD 650 sind deutliche Störgeräusche zu vernehmen, beim HD800 hingegen so gut wie nichts. Das ist eine effektive Verbesserung im Detail, die sicher das eine oder andere Mal hilft.
Die ganzen Kleinigkeiten stimmen also durchaus beim neuen Angebot aus dem Hause Sennheiser. Der Kopfhörer wird aber letzten Endes nur aus einem Grund gekauft: Dem Klang.
Auch in diese Richtung hat Sennheiser neu entwickelt. Die Treiber sind keine klassischen Konustreiber mit kreisförmiger Fläche, sondern 53mm große Ringe. Das Problem bei Kopfhörern besteht darin, dass man sowohl tiefe Töne (benötigen eine große Membranfläche) als auch hohe Töne (die Membran schwingt mit hoher Frequenz, sollte also leicht sein) möglichst verzerrungsarm wiedergeben möchte. Dies gelingt dem Premium-Kopfhörer Sennheiser HD800 in einer hervorragenden Weise. Unser Ohr ist recht anpassungsfähig und man kann auf verschiedensten Lautstärkeniveaus hören – häufig merken wir erst wenn wir Verzerrungen hören, dass die Musik zu laut ist. Das ist einer der Gründe, wieso viele Menschen über Kopfhörer viel lauter hören, als sie es normalerweise tun würden – die Verzerrungen eines Kopfhörers sind wesentlich geringer als die eines klassischen Lautsprecherpaares im Wohnraum. Mit dem HD 800 kann man tatsächlich viel lauter als mit anderen Kopfhörern hören, ohne dass man das Gefühl hat, dass die Lautstärke zu hoch eingestellt wäre. Natürlich sollte man immer darauf achten, mit einer angemessenen Lautstärke zu hören, sonst klingeln einem die Ohren unangenehm nach. Ungemein beeindruckend ist diese Präzision bei jeder Lautstärke aber sicherlich.
Test: Sennheiser HD 800 | Kopfhörer