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Ich schildere der Einfachheit halber zunächst meine Höreindrücke mit der schlichtesten Variante: Im Anfangs-Setup dient mein C.E.C. CD5 CD-Laufwerk als digitale Quelle, es ist per koaxialer Schnittstelle mit dem Manunta EVO DAC TWO Plus verbunden. Von dort geht’s direkt – wir erinnern uns, der DAC hat eine Lautstärkeregelung – in meine Monoblock-Endstufen. Auf diese Weise kommen wir dem „Eigensound“ des EVO DAC TWO Plus ganz gut auf die Spuren. Ach ja, der C.E.C. ist insgesamt ein harter Gegner, denn seine Wandlersektion spielt in allen Disziplinen so überzeugend gut, dass ich den CD5 (er hat Digitaleingänge) bei mir auch gleichzeitig als Referenz-DAC einsetze.
Mit Freude stelle ich fest, dass bereits diese Grundkonfiguration richtig Spaß macht. Gut, ich hatte das erwartet, denn der in den EVO-Wandlermodulen verbaute Sabre-Chipsatz ist bekannt für seine zupackende, dynamische Art – und auch in meinem C.E.C.-Dreher sind Sabre-Chips am Werk. Beim dramatischen „Eisenmann“ der deutschen Band Turbostaat etwa (vom aktuellen Album Abalonia, auf Amazon anhören) erschrickt der Zuhörer fast, als zum ersten Mal die Stimme einsetzt. Sänger Jan Windmeier hört sich ja generell schon so an, als würde er seine Freizeit hauptsächlich dazu nutzen, mit Glasscherben zu gurgeln. Aber als sich seine Stimme nun in meinem Hörraum manifestiert, zucke ich zusammen. Erstens weil sie unglaublich druckvoll rüberkommt, zweitens weil die stereofone Mitte außerordentlich körperlich-stabil ist. Wenn man die Augen schließt, könnte man tatsächlich meinen, Windmeier stünde im Hörraum. Okay, das liegt natürlich auch an den Qualitäten der anderen Geräte der Anlage, aber der EVO DAC TWO steht hier halt in keiner Weise nach.
Die Anschlüsse des Manunta EVO DAC TWO Plus
Eine weitere Qualität des DAC TWO ist die sehr klare und tiefe Raumabbildung. Das Grundgerüst des Songs wird hauptsächlich durch ein schleppendes Schlagzeug und zwei stark verhallte, an die Seiten des Panoramas gemischte Gitarren gebildet. Die einzelnen Gitarrentöne stehen festgenagelt im Raum – in einem großzügigen Bühnenaufbau. Klasse, gefällt mir. Ebenfalls komplett mittig im Panorama positioniert sind Bassdrum und Standtom. Trotzdem nimmt man sie nicht nur als Impuls- oder Taktgeber wahr, sondern meint, die Felle der Trommeln schwingen zu hören. Das ist insbesondere bei dem tief gestimmten Standtom ein echtes Erlebnis, weil es halt nicht nur „wummst“, sondern eben auch einen klaren, tiefen Ton zeitigt, dessen Ausschwingvorgang man bis zum Ende folgen kann, obwohl der geradezu explosive Gesang dies fast zu überdecken droht.
Für diese präzise und gut aufgelöste Wiedergabe – auch unter „Druck“ – ließen sich noch zahlreiche Beispiele finden, man nehme nur Nada Surfs „80 Windows“ (Album: The Proximity Effect, auf Amazon anhören). Diese schwermütige Midtempo-Nummer wird immer wieder durch Pausen aufgebrochen, in denen man nur eine punktierte Gitarrenfigur hört, deren Phrasierung vom Ridebecken begleitet wird. Dann kommt ein Schlagzeugfill und wir sind wieder zurück im Song. Beim Übergang vom Verklingen der Gitarren und des Ridebeckens in das wuchtige Schlagzeugfill bleiben deren Ausschwingvorgänge deutlich vernehmbar, was einen wunderbaren musikalischen Fluss ergibt.
Ich kann festhalten: Der EVO Dac ist „qualitativ“ damit meinem C.E.C.-CD-Spieler, der ja immerhin in der 3.000-Euro-Klasse spielt, keinesfalls unterlegen. Im Direktvergleich zwischen der Darbietung über den Manuta EVO-DAC TWO Plus und dem analogen Ausgang meines CD-Spielers bemerke ich in fast allen Disziplinen keinen verwertbaren Unterschied, wenn man von einer leichten tonalen Verschiebung absieht: Der Manunta-DAC scheint mir etwas mehr auf der sonoren Seite zu agieren – mit einem Hauch mehr Nachhaltigkeit im Tieftonbereich und dafür etwas milderen, nicht ganz so klar-funkelnden Höhen. Hinsichtlich der Fein- und Grobdynamik sowie der Bühnenabbildung scheinen mir beide Lösungen klanglich gleichauf. Dies gilt übrigens nicht nur für die Zuspielung per S/PDIF, sondern vollumfänglich auch für die USB-Variante. Und wenn wir auch noch einen Seitenblick zum B.M.C. PureDac wagen: Auch hier wirkt der Manunta-DAC einen Zacken forscher im Tieftonbereich, während der PureDac in den Höhen mehr Präsenz und Feinauflösung zeigt.
Schaltet man den EVO SUPPLY TWO hinzu (statt des Steckernetzteils) ergibt sich eine nicht wegdiskutierbare Verbesserung – nämlich noch mehr Schubkraft und Kontrolle im Grundtonbereich. Das hört man schon ganz gut bei den zuvor beschriebenen Songs – sie kommen nun gerade bei energiereichen Instrumenten (Schlagzeug und Bass beispielsweise) noch straffer und sonorer rüber. Doch richtig zeigt sich das erst bei Musik, die im Tieftonbereich echte Reserven einklagt: Die Pet Shop Boys zeigen mit ihrem aktuellen Album Super (auf Amazon anhören) nämlich mal wieder hart am Klischee entlang, wie Elektropop und -disco klingen muss: puckernde Basslines, flirrende Synthesizer, weite Hallflächen – und darüber die sehnsuchtsvolle, anscheinend alterslose Stimme von Neil Tennant. Macht man bei dem Song „Inner Sanctum“ den direkten A/B-Vergleich zwischen dem integrierten Steckernetzteil und dem externen SUPPLY TWO, wird der Mehrwert dieses mit immerhin 485 Euro gepreisten Kistchens durchaus nachvollziehbar: Mehr Punch in den unteren Lagen, aber interessanterweise auch noch ein bisschen mehr Präzision bei der Tiefenausleuchtung der Bühne, wenn es in den mittleren und oberen Lagen richtig zur Sache geht (Sequenzer, synthetische Beckensounds).
Nun auf zur nächsten Entwicklungsstufe, experimentierten wir mal mit der externen Manunta EVO CLOCK TWO statt mit der externen Stromversorgung: Immer wieder gerne zum Testen nehme ich den Song „Love over Gold“ vom gleichnamigen Album der Dire Straits (auf Amazon anhören). Mag das Album aus heutiger Sicht auch ein wenig überproduziert sein, es dient immer noch als hervorragender Gradmesser, wenn es darum geht, Musik als Ganzes zu erfahren, denn wir haben hier eine große Bandbreite an Instrumenten und einen erfreulich klaren, druckvollen Mix, der in allen Lagen höchste „Alarmbereitschaft“ der Anlage einfordert. Tja, und als ich dieses Lied auflege, bin ich tatsächlich begeistert. Bereits ohne die externe Clock zieht mich die Wiedergabe des EVO-DAC-TWO-Plus-Kästchens ähnlich in den Bann, wie ich es über meinen C.E.C. gewohnt bin. Kennen Sie das Gefühl, wenn Sie ein Lied konkret auf bestimmte audiophile Meriten durchhören möchten („Wie sauber und echt klingt die akustische Gitarre?“ / „Wie viel Wums hat das Standtom auf der Eins in Takt 15?“) und dann nach wenigen Tönen selig die Fernbedienungen in die Ecke feuern, um gebannt zuzuhören? All das geschah bei mir bereits nach den ersten Takten.
Unter der Haube: Manunta EVO Clock TWO
Nicht weniger als ein warmes Vollbad in Musik (aber ohne sichtverdeckenden oder die Sinne vernebelnden Schaum): Brillante Gitarren, druckvolle, akzentuierte Bässe, wuchtiges Schlagzeug – aber auch feinziselierte Beckenarbeit in den ruhigen Passagen, funkelnde Streicherpizzicati und sanfte milde Synthesizerflächen. Doch tatsächlich – die Freude war steigerbar. Das Umschalten auf die externe Clock brachte wiederum einen blindtestfähigen Klanggewinn: noch mehr Ruhe in der Darbietung der zurückgenommenen, leisen Stellen, die Musik rückte einen gefühlten halben Meter an mich heran – und auch Mark Knopflers Stimme wirkte etwas feiner aufgelöst, jeder kleine Anflug von Heiserkeit war klar und deutlich hörbar. Der eigentliche Effekt jenseits solcher Erbsenzählerei war aber das gesteigerte Involvement. Man befand sich jetzt noch tiefer „mittendrin“, die Band schien im Raum zu stehen. Nicht zuletzt: Die weiter oben festgestellte, ganz leichte Verrundung in den höchsten Höhen wurde hier noch einmal „nachgebessert“. Noch nicht wirklich ins Gleißende lappend, aber vielleicht Silber- statt Goldstaub bei den Crashbecken, wenn Sie wissen, was ich meine.
Manunta EVO Supply TWO von innen
Interessant ist es, einmal auf die unterschiedlichen Klangverbesserungspotenziale von Manunta EVO SUPPLY TWO und Manunta EVO CLOCK TWO schauen: Während der SUPPLY TWO hauptsächlich mehr Druck und Stabilität bei energetisch fordernder Musik liefert, kann die CLOCK vor allem bei Musik punkten, die ein besonderes Maß an Feinzeichnung abruft. Wenn ich zum Beispiel beim oben erwähnten Song der Pet Shop Boys nicht wirklich blindtestsicher unterscheiden konnte, ob nun die interne oder externe Clock aktiv war, hörte ich den Impact der SUPPLY TWO deutlich. Geht es hingegen um sparsam instrumentierte Musik wie klassische Kammermusik, dann hört man den „reinigenden“ Effekt der Clock wesentlich deutlicher. Sind beide „Extras“ aktiv, ist natürlich der Gesamteffekt am signifikantesten.
Und nun noch ein paar Takte zum Manunta EVO TWO, also dem reinen D/D-Konverter. Hier war zunächst – ich verfüge über ein Windows-Notebook – eine Treiberinstallation von Nöten (hier erhältlich). Danach gab’s hochauflösende Kost per Kernel Streaming; das Ausgangssignal des EVO TWO habe ich per XLR (AES/EBU) in meinen B.M.C. PureDac eingespeist. Als Quervergleich habe ich direkt den USB-Eingang des B.M.C. gehört. Und tatsächlich: man hört Unterschiede! Gegeben wurde Aleksander Skriabins zweite Symphonie im FLAC96-Format, ein echter Parforceritt durch verschiedenste Stile: Von einem zartschmelzenden, sehnsuchtsvollen ersten Satz bis hin zu einem majestätischen Finale mit schallernden C-Dur-Tutti, in dem das London Symphony Orchestra inklusive des Dirigenten Valery Gergiev alle Hände voll zu tun hat (auf Amazon anhören). Über den EVO TWO D/D-Wandler zwischenvermittelt, gab es gerade bei den Tutti-Passagen noch ein Stück mehr Druck in den unteren Lagen. Generell schien mir auch die Grobdynamik etwas besser: Paukenschläge, ein rasch einsetzendes volles Orchester, all das gab es noch unvermittelter, anspringender – und damit auch mit einer wirklich intensiven Live-Atmosphäre. Doch die direkte USB-Verbindung vom Rechner zum PureDac hatte auch ihre Reize: Hier gab es tatsächlich noch ein Stück mehr Auflösung in den höchsten Höhen, was insbesondere bei Flöten oder Violinen in hohen Lagen angenehm auffiel, auch glaubte ich, dem einen oder anderen Ausschwingen beziehungsweise dem Raumhall nach einem plötzlich versiegenden Tutti-Akkord besser nachspüren zu können. Insgesamt handelte es sich hierbei um Nuancen, wenn auch klar diesseits der Wahrnehmungsschwelle.
Vier Geräte, viele Spielmöglichkeiten – wo ist denn nun der Wald vor lauter Bäumen? Tonal bewegt sich die ganze EVO-Linie irgendwo zwischen neutral und sonor. Dynamisch ist sie ungemein zupackend und involvierend – als klanglicher Gegenentwurf dürften sich viele Burr-Brown-Designs oder auch das vermeintlich „japanische“, eher milde agierende Klangideal zeigen. In jedem Fall stupend sind Weitläufigkeit und Tiefe der Bühne sowie die Präzision, mit der – auch in der virtuellen Mitte – die Musiker platziert werden. Eben typisch ESS-Sabre. Wer auf dieses Klangmuster steht, der erhält für 719 Euro bereits mit dem EVO DAC TWO Plus ein toll klingendes Gerät, das erfreulicherweise mit einer Lautstärkeregelung daherkommt und daher dazu einlädt, im Verbund mit einer passenden Endstufe (oder wenn man es weiter treibt, mit Aktivlautsprechern) eine elegante, minimalistische Kette aufzubauen. Sodann kann man differenzieren: Wer es gerne rockiger und stürmischer mag, der kann mit dem EVO SUPPPLY TWO noch einmal mehr „Pfund“ in die Waagschale werfen. Wer hingegen hauptsächlich in Richtung akustischer Musik wie Jazz, Klassik oder auch Vokalmusik unterwegs ist, der wird noch einmal merklich von der EVO CLOCK TWO profitieren – der SUPPLY TWO dient ihm bei solcher Musik womöglich nicht unbedingt. Wer wiederum genügend Geld hat und die sichere Bank bevorzugt, der kauft einfach beide Erweiterungsmodule. Und wer schon einen DAC der Extraklasse ohne USB-B-Input zuhause stehen hat und nun einen kongenialen Zuspieler für Musik per USB benötigt, der findet mit dem EVO TWO D/D-Wandler den richtigen Dolmetscher.
Ich denke, das ist dann – neben aller klanglichen Meriten – auch eine Stärke dieser Serie: Man kann sich seinen Sound und seine Features gewissermaßen selbst zusammenstellen – und zahlt halt jeweils nur das, was man auch wirklich benötigt. Ein weiterer Nebenaspekt bestätigte sich für mich nach diesem Test zudem wieder einmal: Ob ein Gerät gut oder schlecht klingt, hängt von allen möglichen Faktoren ab, nicht jedoch von der Baugröße.
Test: Manunta EVO TWO | D/A-Wandler