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Klang Harbeth Super HL5 Plus (Teil 2)

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  1. 3 Klang Harbeth Super HL5 Plus (Teil 2)

Und um gleich noch ein weiteres breitbandiges Instrument anzuführen – auch Schlagzeug kommt über die neue Harbeth richtig gut. Louis Hayes ist ein berühmter Drummer, der viele exzellente Aufnahmen hinterlassen hat. Aber entweder hatte er nicht seinen besten Tag, als Rudy van Gelder das Debut-Album Dial S for Sonnyvon Sonny Clark für Blue Note aufnahm, Dial S for Sonny, oder er hatte die Anweisung bekommen, einfach nur einen soliden Background für den neuen Star des Labels herzustellen. Die Harbeths machen jedenfalls unzweideutig klar, dass er mit Clark und dem zweiten Hauptprotagonisten dieses Albums, Trompeter Art Farmer, nicht so mitgeht, wie er dies andernorts getan hat, sondern „nur“ – zusammen mit Wilbur Wares‘ Bass – einen soliden Hintergrund für die Einfälle der anderen liefert. Die Klangqualität dieser Monoaufnahme von 1957 gehört nicht zu van Gelders absoluten Sternstunden, ist aber sehr solide. Die Harbeths scheinen wie gemacht für solche Aufnahmen. Einerseits holen sie heraus, was an interpretatorischen Feinheiten, an Beckenfunkeln und Impulsen herauszuholen ist. Andererseits lenken sie das Gehör nicht auf die Grenzen der Aufnahme, sondern lassen diese in den Hintergrund treten. Und die Art und Weise, wie die Solisten am Rhythmus von Bass und Schlagzeug zerren und ziehen, machen die Harbeths so lässig wie eindeutig nachvollziehbar. Das Timing ist schlicht und ergreifend hervorragend.

Wie eingangs bereits erwähnt, nannte ich einst die Vorgängerversion dieses Lautsprechers mein Eigen. Die gehörte in meiner früheren Wohnung zu den „Beinahe, aber doch nicht ganz“-Lautsprechern: Ich mochte sie, sie machte vieles richtig, aber letztlich musste sie doch wieder gehen. Mir war sie im Bass letztlich doch zu weich, zu wenig knackig. Außerdem meinte ich im Übergang zwischen Tiefmittel- und Hochtöner eine Unsauberkeit zu hören, die durch den zurückgenommenen Präsenzbereich zwar kaschiert, aber nicht völlig ausgeglichen werden konnte. Letztlich bin ich deshalb meinen JBLs treu geblieben, die zwar auch sicherlich nicht fehlerfrei sind, aber einfach besser zu meinem früheren Wohnzimmer passten.

Harbeth SuperHL5 Plus

Deshalb war ich aus gleich zwei Gründen bereit, die Testmuster zu meinem Freund Helmut zu bringen. Der besitzt nämlich seit einiger Zeit ein Pärchen SuperHL5, was mir einerseits die Gelegenheit gab, diese mal wieder in einem anderen Raum und an einer anderen Kette zu hören, und andererseits einen direkten Vergleich zwischen der SuperHL5 Plus und ihrer Vorgängerin anzustellen. Dabei zeigte sich mal wieder, dass das Zusammenspiel zwischen Raum und Bass ungemein wichtig ist und am Ausprobieren von Boxen in den eigenen vier Wänden nach wie vor kein Weg vorbei führt. Helmut kann seine SuperHL5 nämlich erheblich weiter von der Rückwand entfernt aufstellen, als ich das im alten Raum konnte, ungefähr 1,5 m statt 1 m. In seinem Raum ist der Bass der SuperHL5 immer noch nicht der knackigste, aber ohne lästige Aufdickungen und mit einer angenehm sonoren Fülle. Bei ihm klingt sie klar besser als sie bei mir klang. Und wie schlug sich nun die Plus-Version gegen ihre Vorgängerin?

Angefangen haben wir mit Helmuts langjährigem Lieblingssänger, Bob Dylan, und dem Stück „Someday Baby“ von der CD Tell Tale Signs. Nachdem wir das Stück zunächst auf der SuperHL5 gehört hatten, war Helmuts erster Kommentar zur SuperHL5 Plus: Bob Dylan„Besser, aber ich muss meine jetzt nicht wegschmeißen.“ Das war dann das Leitmotiv für unseren Vergleich.

Der nächste Kommentar war dann, dass Dylans Stimme über die SuperHL5 Plus ganz anders klinge als über seine Harbeth; dass der Hochtöner etwas mehr Pegel hat als bisher macht sich in der Tat bei den Obertönen von Stimmen bemerkbar, diese kommen jetzt in natürlicherer Relation zum Grundton. Wo Gesang vorher einen Hauch belegt klingen konnten, klang er jetzt offener und, ich wiederhole mich, natürlicher. Zu Dylans Gitarre meinte Helmut, sie wirke konturierter, im positiven Sinne schärfer, lebendiger, anspringender, ohne deshalb aufdringlich zu sein. Und der Bass? Klarer, knackiger, konturierter, schneller, bei unverändertem Tiefgang.

Johnny Cashs „Solitary Man“ von American Recordings IIIBeim nächsten Stück, Johnny Cashs „Solitary Man“ von American Recordings III, fand Helmut die Gitarre über die SuperHL5 Plus zunächst packender, griffiger und substanzieller. Nach zwei Mal hin- und herstöpseln fing er an zu überlegen, ob sie ihm nicht auch ein bisschen auf den Keks gehe. Cashs Stimme kam über die neue Harbeth dagegen unzweideutig besser: klarer, kehliger und mit ein klein wenig mehr Live-Charakter, fand Helmut. Keine Welten, aber doch eindeutig nachvollziehbar.

Harbeth Super HL5 - neue und alte Version im Vergleich

Ähnliche Überlegungen kamen für ihn beim Stück „Alma de Mujer“ von Chano Domiguez‘ CD Hecho a Mano auf. Über die Harbeth SuperHL5 Plus spielte Dominguez‘ Klavier unzweideutig weiter vorne als über die Vorgängerversion, es klang eindringlich, für Helmut zunächst aber schon fast aufdringlich. Nachdem er sich Chano Domiguez' CD Hecho a Manoein paar Minuten an die andere Präsentation der Plus-Version gewöhnt hatte, fand er sie aber letztlich besser als die seine. Und in Sachen musikalischer Ausdruck fand ich die Plus-Variante ohnehin das entscheidende Bisschen besser, rhythmische Feinheiten wurden klarer herausgearbeitet und die oberen Lagen des Klaviers klangen schlicht natürlicher.

Die etwas andere räumliche Präsentation war auch bei einem Linn-Download mit 24 Bit/192 kHz – Hector Berlioz, L’Enfance du Christ, mit dem Schwedischen Radiosinfonieorchester und Chor Hector Berlioz, L'Enfance du Christunter Robin Ticciati – als einer der Hauptunterschiede zwischen den beiden Schwestermodellen auszumachen: Bei beiden Lautsprechern löste sich die Wiedergabe vorbildlich von den Lautsprechern zugunsten einer breiten und auch an den äußeren Enden der Bühne tiefen Raumabbildung. Die alte Version betonte aber die Tiefe, der Chor schien so weit entfernt, dass die Stimmen etwas ineinanderflossen. Über das neue Modell kamen insbesondere Chor und Streicher näher auf den Hörer zu, zeigten mehr Kontur und klangen präsenter und differenzierter.

Der Vergleich zeigte also, dass Alan Shaws Befürchtung, die Aufgabe der Präsenz-Zurückhaltung könne für die angestammte SuperHL5-Kundschaft eine Hürde sein, durchaus nicht ganz ohne Anlass war. Wer die Präsentation der alten Version liebt, muss sich ein bisschen umgewöhnen. Letztlich war mein Freund jedoch von der Plus-Version doch so angetan, dass er seit unserem Hörabend ernsthaft darüber nachdenkt, seine alte Harbeth gegen eine „Plus“ in Zahlung zu geben.

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Test: Harbeth Super HL 5 Plus | Kompaktlautsprecher

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