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Ob ich den neuen Turbo ausprobieren möchte? Welche Frage, der Ikone des deutschen Sportwagenbaus gibt man doch keinen Korb. Wer ist nochmal am anderen Ende der Leitung, ach so, die lieben Redaktionskollegen aus Berlin … Und flugs hat sich jeder Gedanke daran, mit forschem Bleifuß über Bundesautobahnen zu jagen, auch schon wieder pulverisiert. Aber gemächlich über die Rillen meiner geliebten Platten zu gleiten, hat ja auch was, zumal ich da deutlich energiesparender und ökologischer unterwegs bin. Flux statt flugs heißt es also, denn der Turbo, um den es im Folgenden gehen soll, ist der Flux-Hifi Turbo 2.0 – ein in Deutschland entwickelter und hergestellter Schallplatten-Staubsauger (299 Euro | https://www.flux-hifi.de).
Die im baden-württembergischen Schwetzingen ansässige Firma Flux-Hifi hat uns schon ein ums andere Mal mit innovativem und nützlichem Hifi-Zubehör überrascht. Etwa dem elektronischen Nadelreiniger Sonic oder kürzlich der Vinylbrush und den praktischen Plattenhüllen Sleeves. Jetzt also der Turbo 2.0. Was der kann? Nun, Flux-Hifis Turbo saugt Staub aus Plattenrillen. Hatten wir doch schon, hör ich Sie monieren. Doch halt, bevor Sie jetzt weiterklicken: Ja, es stimmt, vor gut vier Jahren hatten wir den Vinyl-Turbo von Flux-Hifi genauer unter die Lupe genommen, immerhin ein prächtig funktionierender Staubsauger für empfindliches Vinyl. Da sich weder Design noch Handhabung geändert haben, erspare ich Ihnen an dieser Stelle etwaige Wiederholungen und verweise stattdessen auf unseren Bericht aus 2017 zum Vinyl-Turbo.
Allerdings sind vier Jahre selbst im gar nicht mal so übermäßig schnelllebigen Alltag des Hifi-Business durchaus schon eine kleine Weile. Und dann scheint mir Flux-Hifi-Chef Dr. Marius Gartner, ein promovierter Ingenieur, auch zu den Entwicklern zu gehören, die Dinge ständig hinterfragen, um sie vielleicht doch noch ein wenig besser zu machen. Logisch, dass es da irgendwann auch den Vinyl-Turbo erwischen musste. Allerdings hatte ich dem Elektrosauger seinerzeit bereits volle Alltagstauglichkeit attestiert. Keineswegs sicher also, ob sich hinter dem funktionalen Äußeren des Turbos überhaupt noch nennenswertes Potenzial zur weiteren Optimierung verbirgt.
Motortuning
In Schwetzingen ist man offenbar fündig geworden. Flux-Hifi hat in erster Linie an der Saugleistung geschraubt und diese erhöht, selbstverständlich ohne, dass Schallplatten am Turbosauger kleben bleiben. Dazu wurde nicht nur so lange am Design der Saugkanäle gefeilt, bis sich die Sogwirkung vollkommen gleichmäßig über die Breite des Einlasses verteilt, auch die Drehzahl des Elektromotors, bislang immerhin 20000 U/min, erfuhr eine Steigerung um fünfzig Prozent auf 30000 U/min. Unter der Last des Lüfterrads gemessen resultiert daraus eine reale Drehzahl von gut 27000 U/min.
Im Ergebnis habe sich die Saugkraft des Turbo 2.0 gegenüber dem Urmodel dadurch glatt verdoppelt, sagt Flux-Hifi. Auf dem hauseigenen Prüfstand gemessen, baut das aktuelle Modell nun einen Unterdruck von durchschnittlich – 4 mbar und darüber auf. Gute Exemplare des Vorgängers mussten sich da noch mit – 2 mbar bescheiden.
Führt man den Flux Turbo 2.0 bestimmungsgemäß über das zu reinigende Vinyl, spürt man von dieser Power gleichwohl nur wenig. In den Fingerspitzen künden lediglich sanfte Vibrationen vom Gebrauchszustand. Allerdings, so erläutert mir Dr. Gartner, sollen sich nun auch jene besonders feinen Staubpartikel dem Saugstrom nicht mehr entziehen, die bis dato sehr tief unten in den Rillen festgesessen und üblichen Reinigungsversuchen getrotzt hätten. Störenfriede, die höhere Rauschpegel verursachen können. Im Gegensatz zum typischen Knistern schlecht gereinigter LPs komme einem dieses Problem zwar unterschwelliger zu Ohren, führe letztlich aber zu hörbar schlechterer Wiedergabequalität.
Unter normalen Umständen würde ich hinter solchen Äußerungen einen guten Teil üblicher Hifi-PR vermuten. Doch dem Flux-Hifi-Chef scheint es mit dem Turbo 2.0 durchaus ernst zu sein. Wie ich darauf komme? Nun, zum einen hat sich das gute Stück bisher recht gut verkauft, was eine Wiederbelebung nicht zwingend erfordert hätte, zum anderen ist die Preiserhöhung von 279 Euro auf nunmehr 299 Euro eher moderat ausgefallen. Schlussendlich folgte auch noch die Info, dass allen Besitzern eines alten Flux-Hifi Turbos die Möglichkeit geboten wird, diesen für 149 Euro gegen einen aktuellen Turbo 2.0 einzutauschen.
Made in Baden-Württemberg
Wenn man bedenkt, dass der Flux-Hifi Turbo 2.0 bis auf wenige zugelieferte Bauteile ein rein inländisches Produkt ist, welches im nicht gerade als Billiglohnland bekannten Baden-Württemberg gefertigt wird, steht zu vermuten, dass ohne eine gehörige Portion Idealismus und Liebe zur analogen Sache der Turbo-Sauger 2.0 sicher nicht das Licht der Welt erblickt hätte.
Auch wenn sich an der Bedienung und Form des Turbos wenig ändert, fällt bereits vor Inbetriebnahme auf, dass statt glatten Kunststoffs nun eine etwas rauere, griffigere Ausführung gewählt wurde. Befürchtungen, das Gerät könne an heißen Sommertagen beim Saugen aus den flutschigen Fingern rutschen und womöglich eine unersetzliche LP beschädigen, dürften nun endgültig der Vergangenheit angehören. Ansonsten läuft alles ebenso smooth ab wie zuvor. Das Knöpfchen gedrückt halten, den Turbo über die Schallplatte nach außen ziehen – und der fiese Staub ist Geschichte.
Und was empfiehlt Dr. Gartner, der im Turbosauger keinen Ersatz, sondern die perfekte Ergänzung zur Plattenwaschmaschine sieht? Sein Rat lautet, Schallplatten nach initialer Reinigung auf einer Plattenwaschmaschine vor jedem Abspielen einer Behandlung mit dem Turbo-2.0-Sauger zu unterziehen. So bleibt das geschätzte Vinyl staub- und fusselfrei und kann sein wahres klangliches Potential zur Geltung bringen.
Schallplatten-Sauger Flux-Hifi Turbo 2.0: Die Testfahrt …
Also gut, machen wir die Probe aufs Exempel. Mein Exemplar von Still Live mit dem Keith Jarrett Trio könnte mal wieder etwas Aufmerksamkeit in Sachen Hygiene gebrauchen. Loser Staub und einige Fingerabdrücke haben auf Scheibe 1 des Doppelalbums sicher nichts verloren. Ein Job für meine Plattenwaschmaschine Nessie-Vinylmaster, die wie gewohnt gründlich und leise zu Werk geht. Danach glänzt alles wieder wie neu. Anschließend abgespielt, klingen „My funny Valentine“ und „Autum leaves“ frisch und sehr nebengeräuscharm.
Ich kann verstehen, warum einige Hard-Core-Analogis es vorziehen, ihre Platten vor wirklich jedem Abspielen maschinell zu waschen. Selber will ich einen solchen Aufwand dann aber doch nicht regelmäßig treiben müssen. Also rein mit der Platte in die Hülle und einige Tage gewartet. Dann wieder auf den Plattenteller gelegt, und ja, ein paar Staubpartikel habe es tatsächlich wieder geschafft, sich auf der Scheibe niederzulassen. Es folgt der Auftritt des Flux Turbo 2.0, nach dessen Einsatz augenscheinlich wieder porentiefe Reinheit herrscht. Und auch klanglich kann ich keinen entscheidenden Unterschied zur Performance direkt nach der Nasswäsche feststellen. So geht es einige Wochen zu. Wochen, in denen ich parallel auch Seite 3 mit „Come rain or come shine“ und „Late lament“ bemühe, diese aber lediglich mit der praktischen Vinylbrush der Schwetzinger bearbeite.
Schlussendlich schaut die mit dem Turbosauger behandelte Schallplatte auch weiterhin genauso wie nach der Nassreinigung aus, die lediglich abgebürstete Scheibe hingegen halt so, wie man es von seinen Platten im Normalfall kennt: Ein paar Fusselchen und Staubkörnchen in den Rillen lassen sich eben auch bei sorgsamstem Umgang nicht völlig vermeiden.
Beim Abspielen machen die nicht nur mit gelegentlichem Knacksen auf sich aufmerksam, was natürlich ebenso für Partikel gilt, die sich während des Abspielvorgangs aus der Luft auf der Plattenoberfläche absetzen. Mit etwas Konzentration vernehme ich zudem, vor allem in ruhigen Passagen, tatsächlich ein geringfügig lauteres Rauschen als bei den turbogesaugten Plattenseiten. Subtil, aber immerhin. Weniger Feindynamik? Vielleicht.
Schon klar, dies ist alles andere als eine wissenschaftliche Untersuchung, sondern subjektiver Höreindruck. Wobei allerdings nicht nur Keith Jarrett, Gary Peacock und Jack DeJohnette einer eingehenden Observation unterzogen wurden, sondern dutzende LPs in den Genuss der entsprechenden Behandlung gekommen sind. Den Flux-Hifi Turbo 2.0 werde ich jedenfalls nicht wieder zurückschicken, auf seine Dienste in den Intervallen zwischen zwei Nassreinigungen möchte ich nicht verzichten.
Und jetzt würden Sie sicher gerne wissen, wie viel besser der neue Turbo im Vergleich zu seinem Vorgänger ist? Nun, erinnern wir uns dazu noch einmal an die einleitenden Sätze: Jedes Mal, wenn die Zuffenhausener Autobauer einen neuen Turbo auf den Rundkurs schicken, kann der seinem Vorgänger ein paar Zehntelsekunden abnehmen. Kein Riesending für die einen, doch für wahre Enthusiasten macht genau das den Neuen stets zum besten Turbo aller Zeiten. In diesem Sinne …
Fakten:
- Produkt: Flux-Hifi Turbo 2.0
- Kategorie: Plattenbürste mit elektrischer Absaugung
- Preis: 299 Euro (Ersatzkufe 19,90 Euro, 2 x Ersatzluftfilter 29,90 Euro)
- Maße & Gewicht: 125 x 122 x 64 mm (HxBxT), 265 g (ohne Batterien)
- Farbe: Schwarz
- Sonstiges: inklusive Batterien
- Garantie: 3 Jahre
- weitere technische Informationen im Onlineshop des Herstellers
Hersteller und Vertrieb:
FLUX-Hifi GmbH & Co. KG
Robert-Bosch-Straße 3-5 | 68723 Schwetzingen
Telefon: 49 (0)6202-9508 904
E-Mail: info@flux-hifi.de
Web: https://www.flux-hifi.de/
Test: Flux-Hifi Turbo 2.0 | Schallplatten-Sauger