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Arcams Solo Music im Soundcheck

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Arcams Solo Music im Soundcheck

Vielleicht eines vorweg: Ja, ich habe positive Effekte durch Einspielvorgänge nicht nur bei Audiogeräten mit mechanischen Bauteilen erkennen können, sondern auch bei anderen, darunter besonders bei Verstärkern aller Art. Der Arcam Solo Music allerdings hat sich klanglich auch durch langen Betrieb nicht sonderlich bewegt, zumindest ist mir trotz unveränderten Set-ups – und natürlich identischen Materials – nichts aufgefallen. Das war prinzipiell auch gar nicht nötig, denn schon „out of the box“ hat der Arcam seine Eigenschaften preisgegeben.

Arcams Solo Musik im Hörraum

Song of the Marching Children (auf Amazon hören) der Niederländer Earth & Fire durfte den Einstand geben und wurde auch im weiteren Testverlauf häufig über die Arcam gehört, aus unterschiedlichsten Quellen. Das Progressive-Album, das anderen Großwerken wie etwa jenen von King Crimson in nichts, aber auch gar nichts Song of the Marching Children nachsteht, liefert dicht verklebte Mellotron-Stücke, breite Gitarren, aber eben auch eine symphonisch-glockige Stimme. Der Langspieler liefert feine, transparente und dynamische Passagen, was ihn neben seiner kompositorischen und interpretatorischen Genialität auch klanglich passendes Ausgangsmaterial für eine Vielzahl von klanglichen Überprüfungen sein lässt.

Arcam Solo Music

Während des Tests musste sich der arme Arcam Solo Music auf die Walz begeben, um während seiner Wanderschaft immer wieder reihum mit verschiedenen Lautsprechern in unterschiedlichen Räumen zu spielen. Ganz dicke Pötte hatte er dabei bestimmungsgemäß nicht zu bewegen. Erstaunlich unprätentiös zeigte sich das All-in-one-Gerät und spielte sowohl mit den Säulenlautsprechern Piega Tmicro5, dem Vogel-Custom-System „Blue“ (ein hervorragendes DIY-System) und den Wandlautsprechern „White“ gleichermaßen problemlos. Alle diese Speaker, sämtlich Zweiwegesysteme mit Bassreflexgehäusen und Kalottenhochtönern, zeigten die Klangeigenschaften des Arcam Solo auf, von denen ich gleich noch ausführlicher berichte. Und auch an ein, zwei Nummern kleineren Boxen ließen sich die Charakterzüge noch gut ablesen, namentlich mit JBLs „Love-or-hate-them“-Lautsprechern Control 1C und den nicht minder polarisierenden Tonstudio-Klassikern von Auratone, den Breitbändern 5 C.

Ghost Dog: The Way Of The SamuraiSo, nach diesem kleinen Schlenker nun zum Nukleus dieses Textes: Arcams Solo Music gefällt mir äußerst gut, und das hat natürlich Gründe. Da wäre zunächst einmal der beachtenswerte Bassbereich. Beachtenswert ist dieser nicht etwa deshalb, weil er besonders ausgeprägt ist, sondern weil er konkret und straff zu Werke geht. Der feste, neutrale und immer trockene Bass/Grundton macht das Gerät zu einem guten Partner für unterschiedliche Musik. So tut die Arcam-Verstärkung den rauen, ungeschönten, streckenweise enorm tiefen Bässen aus Samples und von Synthesizern auf dem Soundtrack zu Ghost Dog: The Way Of The Samurai (auf Amazon hören), an dem Wu-Tang-Größe RZA maßgeblich beteiligt war, genauso gut wie den Schwingungen von Arto Noras‘ Cello auf der Aufnahme von Aulis Sallinens „Elegy for Sebastian Knight op. 10“ (2005 auf dem Album Chamber Musics III, IV, V auf dem cpo-Label erschienen, auf Amazon hören). Und die anschließenden Piano- Chamber Musics III, IV Vund Streicher-Metamorphosen des Stückes sind ein gut geeignetes Beispiel, um den Mittenbereich einschätzen zu können. Mit allen Abhören zeigte sich, dass auch in den Mitten knackig zu Werke gegangen wird. Der regelmäßig im Vergleich gehörte Vollverstärker Rega Mira 3 gibt sich jedenfalls mit etwas geringer ausgeprägtem Präsenzbereich zu erkennen und wirkt tendenziell weicher. In den unteren Höhen spielt der Rega einfach etwas runder, sanfter. Der Arcam besitzt im direkten Vergleich dazu eine ganz leichte Tendenz zur „Kantigkeit“ – was viele Nutzer durchaus freuen wird, denn genau das kann der Behäbigkeit mancher Lautsprecher gut entgegenwirken.

Mit tendenziell aggressiveren Hochton-Treibern würde ich den Arcam eher nicht betreiben, die Silk Domes meiner Vogel-Boxen passen hingegen perfekt – der Rega spielt an diesen demgegenüber fast schon zu freundlich. Im Vergleich zu einem Class-D-Modul ist zu hören, dass der Arcam zwar detailliert spielt, aber weniger anstrengend und reibend als das Hypex-Modul. Das „Luftband“, also der höchste wahrnehmbare Frequenzbereich, wirkt weder gehypt noch unterrepräsentiert.

Arcam Solo Music

Earth & Fire zeigen, wie natürlich die Wiedergabe von Transienten funktioniert. Der Arcam Solo Music spielt hier weder zu behäbig noch zu nervös, wenngleich er im Zweifel eher auf der impulsiven denn auf der „fließenden“ Seite zu Hause ist. Ich habe versucht, negative Eigenschaften der Class-G-Endstufe zu finden, die schließlich bei kräftigeren Pegeln auf eine höhere Versorgungsspannung „umschaltet“, um optimal verstärken zu können. Ich kenne das Grundprinzip beispielsweise von den High-End-Mikrofon-A/D-Wandlern „Truematch“ der Berliner Broadcast-Company Salzbrenner Stagetech, wo das ebenfalls problemlos funktioniert. Ich frage mich: Wieso gibt es dieses Prinzip nicht häufiger? Doch zurück zum Arcam: Sowohl makro- als auch mikrodynamisch arbeitet der Solo – eingedenk seines Preisschildes – hervorragend, bei sehr hohen, sehr geringen und eben auch ständig wechselnden Pegeln wie bei wenig komprimierter Musik gibt es keinerlei Probleme. Die Wiedergabe ist rauscharm, Verzerrungs- und Verdichtungsartefakte gibt es erst sehr nah an der oberen Leistungsgrenze.

Arcam Solo Music

Seine klanglichen Eigenschaften helfen dem Arcam, auf der Stereobühne gut zu agieren. Sowohl die Ortungsschärfe ist hervorragend als auch die Tiefenwirkung, die einen von der Grundlinie der Lautsprecher aus weit in den dargestellten Raum einer Produktion hineinhören lässt. Besonders eindrucksvoll ist das bei der Kaada & Patton Bacteria Cult (auf Amazon hören), dem zweiten Album, Kaada & Patton Bacteria Cultauf dem der norwegische Musiker und Komponist John Erik Kaada und der freakige Faith-No-More-/Phantômas-/Mr.-Bungle-Frontmann kooperieren. Durch das Eintauchen in die tiefe und breite Bühne des Klanggeschehens des hervorragend produzierten Albums kann man auch einfacher über die stellenweise leider etwas simplen Phrasierungen und kindlich-repetitiven Melodien hinweghören.

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