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Mdou Moctar – Ilana (The Creator)

Mit Ilana (The Creator) hat Mdou Moctar große Wellen geschlagen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Musik von einem kleinen Dorf in Niger bis nach Europa und die USA gelangt, war denkbar gering. Doch der charakteristische Sound aus Psychedelic Rock, bluesigen Gitarreneinwürfen, subsaharischen Musikeinflüssen und dem traditionell anmutenden Gesang von Moctar in der Sprache der Tuareg ist so besonders, dass er nach Internationalität schreit. Jetzt ist der Musiker in den USA auf Tour – doch sein Weg dorthin war voller Hürden.

Mdou Moctar - Ilana (The Creator)

Seine erste Gitarre, die er sich aus Holz und Fahrradbremsen zusammenzimmerte, wurde von seinem Vater verbrannt. Die Konflikte zwischen Tradition, der islamischen Religion und einem Musiker-Leben erschienen dem konservativen Vater unüberwindbar. Moctar machte jedoch weiter und spielte zuerst auf Hochzeiten, bis er seine Lieder mit dem Handy aufnehmen konnte. Die Songs verbreiteten sich in der Region und gelangten an den Amerikaner Christopher Kirkley. Dieser war in der Wüstenregion unterwegs, um für sein Label „Sahel Sounds“ Musiker zu entdecken.

Ilana (The Creator) ist die erste große Studioproduktion, die Moctar herausbringt. Die Grooves darauf sind lebendig, mysteriös und am Ende hört man oft fulminante E-Gitarren-Soli. Auf Asshet Akal, dem zweiten Song, erkennt man Moctars Faible für große Rock-Hymnen. Seine verzerrte Gitarre bekommt hier durchgehend eine laute Stimme – sei es im Wechsel mit dem Gesang in der Strophe oder im letzten, instrumentalen Teil des Liedes, das mit Rhythmusveränderung in ein bissiges Solo übergeht. Das Album offenbart noch viele weitere Höhepunkte. Moctar ist eine Entdeckung und in seiner Heimat wird er besonders für seine poetischen Texte über Ungleichheit, das harte Leben der jugendlichen Tuareg und die Perspektive der Wüstenregion geschätzt. Wenn man die Worte selbst auch nicht verstehen kann – seine Musik spricht ohne Übersetzung Bände.

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Pink Shabab – Ema by the Sea

Pink Shabab – Ema by the Sea

Das Album Ema by the Sea könnte man als Joseph Carvells Ablenkung von seinen zahlreichen Band-Projekten wie Malphino und Batsch bezeichnen. Hinter dem Künstlernamen Pink Shabab versteckt sich nämlich einer der begehrtesten Bassisten aus der Avantgarde-Pop-Rock-Welt. Doch damit wird man seinem großartigen Solo-Debüt nicht gerecht. Obwohl es wohl zuhause entstand – während Zeiten, in denen er mal nicht auf der Bühne stand oder Jazz-Nächte mit Freunden verbrachte –, ist nebenbei ein interessanter Mix aus Disco und spannungsgeladenem Pop entstanden. Bei den Genres darf es natürlich nicht an Synthesizern fehlen – die sind auf dem Album dominant und erzeugen samt elektronischer Drums das Grundgerüst der Songs.

Das Album beginnt mit einem funky Beat, der mit einem Synthie-Teppich und markantem Basslauf von alleine funktioniert. Pink Shabab redet im Sprechgesang über die Musik, aber lässt mit langen Pausen so viel Platz, dass man die Instrumente genau vernehmen kann. If Only I Could Hold You One More Time ist ein herrlich komplexes Gewebe, das der Musiker immer vielseitiger mit neuen Instrumentenspuren anreichert. Mit plötzlichen Lücken bricht der Sound widerholt auf und man hört nur eine einzige Spur. Beim Zurückkehren in das Stück erzeugen die Dissonanzen zwischen den verschiedenen Instrumenten eine mystische Grundstimmung.

Diese Atmosphäre wird auch im nächsten Lied Cry Every Night aufrechterhalten. Hier erzählt Pink Shabab singend von einer Trennung, aber lässt offen, warum er jede Nacht weinen muss. Synthesizer wiederholen seine Gesangsmelodie, die mit hohen Tönen beginnt und sich in tiefe Lagen bewegt. In den instrumentellen Passagen spielen sie, als jammerten sie im Hintergrund über die Misere. Während dieser instrumentellen Parts zeigt sich über das gesamte Album hinweg Pink Shababs Können. Der Musiker lässt hier Klangwelten zusammenkommen, führt einzelne Tonspuren weiter aus, sodass sie sich komplementieren und bringt neue Instrumente hinzu. Die gesangslosen Passagen scheinen häufig mehr auszusagen als die minimalistischen Texte. Pink Shabab erzählt die eigentlichen Geschichten mit seiner Musik – zwar wird die ähnlich wie die Songtexte nie konkret, aber in ihr spiegelt sich Bedrücktheit, unterschwellige Trauer, Ironie und Freude.

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Kat Frankie – Bodies

Kat Frankie – Bodies

Bodies, die neue EP der australischen Musikerin Kat Frankie ist ein Bühnenstück, das auf bereits vorhandenen Songs aufbaut und auf Platte gepresst wurde. Im Januar führte die seit 2004 in Berlin lebende Frankie die poppigen, nachdenklichen und energetisch gefühlvollen Stücke mit sechs SängerInnen auf den Bühnen Deutschlands auf. Als eigentliche Solo-Künstlerin war es nicht das erste Mal, dass Frankie die intensive Zusammenarbeit suchte. Seitdem sie in Berlin ist, spielte sie bereits Gitarre in der Band von Olli Schulz oder nahm gemeinsam mit Clueso ein Duett auf. Die Unterstützung ihrer Kolleginnen auf der Bühne war diesmal absolut notwendig. Denn alle Musik auf der neuen EP entstehen nur durch die Körper der Performerinnen. Der Fokus aller Stücke von Bodies liegt dabei ganz klar auf dem Gesang, der jedes der vier Stücke trägt und von Klatschen und weiteren körperlichen Rhythmussounds begleitet wird.

Versailles klingt am melancholischsten und fällt durch seinen tragenden Rhythmus auf. Die Sängerinnen halten sich teilweise zurück und lassen Raum für Solo-Passagen von Frankie. Von der Stimmung her ähnelt die A-Capella-Version dem Original-Song, der 2018 auf Frankies Bad Behaviour Album erschien. Doch die natürlichen Sounds auf Bodies lassen ihn noch schwerer klingen. Andere Songs, die für Frankies Bodies-Tour neu eingesungen und verändert wurden, sprühen vor Energie. Das ist etwa bei Headed for the Reaper der Fall. Hier klingt der Gesang etwas bluesiger als im Original. Die Power des Songs wird durch das schnelle Schnipsen und Klatschen erzeugt. Beim poppigen Hit Bad Behaviour wurde die markante Gitarrenspur gegen eine neue Gesangsmelodie ausgetauscht, die ein zwar anderes, aber ebenbürtiges poppiges Klangbett für Frankies Stimme kreiert. Dabei sticht die nachdenkliche Note aus dem Songtext auch musikalisch durch, was das Stück bereichert. Das kann man auch über die ganze EP sagen. Sie ist nicht nur ein einfacher A-Capella-Abklatsch von Frankies vorhandenen Songs – die Musikerin schafft es, den Charakter jedes Stückes auf der EP subtil hervorzuheben.

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